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Ottendorfer Zeitung : 30.08.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191108302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19110830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19110830
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-08
- Tag 1911-08-30
-
Monat
1911-08
-
Jahr
1911
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 30.08.1911
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Stimmungsbiläer vom Melttkerter. Die Tag« der Ruhepause, die jetzt in den Marokkoverhandlungen eingetreten ist, geben den „Freunden" Deutschlands Gelegenheit, die Stellung zu betrachten, die wir jetzt in der Welt einnehmen. Da lesen wir in unsrer alten „Freundin", der Petersburger ,Nowoje Wremja', das; „man natürlich daS russisch-deutsche Ab kommen über Persien mit Freuden begrüßen müsse, daß es aber bei weitem nicht von der Bedeutung sei, die ihm vielfach in Berlin bei gelegt werde. Unter keinen Umständen könne es jemals die Stellung des Zarenreiches zu Frankreich und zu England in einem Sinne berühren, der den Interessen der beiden Staaten zuwider laufen würde." Und die Petersburger Telearaphen-Agentur beeilt sich, hinzuzufügen, daß „die Meldung, das Abkommen habe auch den Geheimparagraphen umschlossen, keine der beiden Mächte werde sich je an einem Bündnis beteiligen, daS seine Spitze gegen die andre kehre, vollständig aus der Luft gegriffen ist." Man mag sich in Petersburg beruhigen." Der Glaube, daß wir mit Rußland ein so weitgehendes (in der äußerlich so sriedensseligen Zeit allerdings nicht außergewöhnlich erscheinendes) Abkommen ge- trossen hätten, ist hier nur bei wenigen sehr harmlosen Gemütem zu finden gewesen. Die Wachen im Lande wissen, daß wir auf keine Freundschaftsdienste rechnen können, die über das engste Interesse unsrer Vertragsteilhaber hinausreichen. Das ist gerade kein erfreuliches Bild. Aber wenn wir den Blick nach Frank reich wenden, wohin wir so oft Freundesworte «nd Liebesdienste gesandt haben, wird das Bild noch betrübender. Dort wird von einem ehemaligen Minister, der jetzt im Generalrat des Departements Puy de Dome sitzt, gesagt: „Durch die langen Jahre des Friedens ermüdet, hat Frankreich begonnen, seinen Bogen zu entspannen, dreimal in sechs Jahren ist es (im Verlauf des Marokkohandels Lurch Deutschland) brutal an die Wirklichkeit erinnert worden; dreimal hat sich Frankreich vor drohenden und unverschämten Widersachern aufgeregt, die nur zurückzuweichen schienen, um einen günstigen Augenblick abzuwarten; dadurch wurde das ganze Land aufgerüttelt. Seither ist kein Opfer gescheut worden, die Armee hat rastlos gearbeitet, um das Vaterland stolzer und stärker zu machen. Die gemeinsame Kraft anspannung des ganzen französischen Volkes hat solche Ergebnisse erreicht, daß die Regierung der Republik heute, wenn sie sich auch bemüht, zu einem ehrenvollen Abkommen für beide Länder zu gelangen, laut sprechen kann, wie jemand, den nicht mehr die herrische Stimme und der drohende Ton seines Widersachers erschreckt." — Das ist die französische Friedensschalmet. Weiß noch jemand, wie wir Künstler und Ge lehrte aus dem Lande jenseits der Vogesen auszeichneten? Ist noch bekannt, daß immer swieder, wenn auch französische Generale unver- Mümt von den Tagen der „Revanche" und von der Wiedereroberung der „verlorenen Provinzen" sprachen, hier das hohe Lied der Versöhnung gesungen ward, und ist vergessen worden, daß man hierzulande gegen die Feier des Sedan tages mit der Begründung Sturm zu laufen begonnen hat, daß sie in Frankreich das Volks empfinden verletzen müsse? Immer wieder wird uns gesagt, daß wir artig sein sollen, damit das Mißtrauen, das man uns in der Welt aus un bekannten Gründen nun einmal entgegenbringt, endlich schwinde, und immer wieder werden wir, wie Stiefkinder von einer bösen Mutter, gerade dann gestraft, wenn wir meinen, es recht gut .gemacht zu haben. Schreiben doch Londoner Blätter in diesen Tagen, wo man doch eigent lich in England genug mit sich zu tun hat, baß es keiner Macht der Erde gelingen wird, durch Hinterlist oder auf sonst eine Art Rußland von England und von Frankreich abzudrängen. Das steht zu lesen in Artikeln, die eine Kritik des russisch deutschen Abkommens enthalten. Und was haben wir getan? Selbstlos, wie es eigentlich nicht Diplomatensache sein sollte, auf die Ver tretung unsrer wirtschaftlichen Interessen in einem Lande verzichtet, dessen Entwicklungsmöglichkeiten heute noch nicht im entferntesten zu errechnen sind. Und daß man unsre Stellung in der Welt,in England und Frankreich mit hämischen Bemerkungen glossiert, das mußte passieren in den Tagen, da die Sedanfeier heraufzieht, da wir sonst uns erinnerten, daß wir am Tage von Sedan einig wurden und erstarkten, nachdem unser unversöhnlicher Widersacher.niedergeworfen war. Wir wollen so gern das Märchen vom Erbfeind verlachen lernen und werden doch immer wieder durch Frankreichs Mund daran erinnert, daß es nun einmal Wahrheit ist, deren bittere Folgerungen immer im Verhältnis der beiden Völker eine Rolle spielen werden. Damm darf der kommende Sedantag uns nicht etwa beim Glase Sekt finden, das wir der deutsch-französischen Freundschaft weihen, die Herr Cambon und Herr v. Kiderlen-Wächter besiegelt haben, weil Deutschland vielleicht endgültig auf Marokko Verzicht geleistet und Frankreich völlig freie Hand zugesichert hat. Dann würden alle Friedensfreunde Deutschland beglückwünschen und die ganze Welt würde sein ein einig Volk von Brüdern und — wir könnten getrost den nächsten Handel erwarten, den man uns zumuten würde, einem Volke, das in vierzig Jahren nahezu Wunder verrichtet hat, auf den Gebieten der Industrie, des Handels, der Technik und der Wissenschaft, das aber aus unerklärlichen Gründen im Völkerkonzert die zweite Geige spielen muß. N v. Politische Kun cl Ick au. Deutschland. *Kaiser Wilhelm wird am 31. d. Mts. den türkischen Thronfolger, der eine Reise an verschiedene europäische Fürstenhöfe macht, in Berlin empfangen. * Während es bisher hieß, als Tag für die allgemeinen Reichstagsneuwahlen sei der 15. Januar 1912, ein Montag, in Aus sicht genommen worden, wird halbamtlich erklärt, daß ein Termin für die Reichstagswahlen noch nicht festgesetzt ist. * Zurzeit schweben Erwägungen, die Luft- schiffahrt dadurch zu fördern, daß den jenigen Professoren an den technischen Hoch schulen, die heute Vorlesungen über Luftschiffahrt und verwandte Gebiete halten, vermehrte Mittel zu Versuchen und Modellen zur Verfügung gestellt werden. Gegenwärtig sind zehn Pro fessoren an technischen Hochschulen mit Fragen der Luftschiffahrt beschäftigt. Man kann an- nehmen, daß der nächste preußische Etat entsprechende Mittel für diesen Zweck anfordern wird. ?r<Zu den Erörterungen über die neuen Hundertmarkscheine wird aus halb amtlicher Quelle geschrieben: Es haben sich in letzter Zeit einige Handelskammern gefunden, die sich mit den neuen Scheinen in ablehnender Weise beschäftigten, wobei die verschiedensten Gründe angegeben wurden, die den Gebrauch der Scheine angeblich beeinträchtigen sollen. Es ist dies eine Erscheinung, die mehr oder minder stark bei der Ausgabe jeder Art neuen Papier geldes bemerkbar wird, die aber nach einiger Zeit, wenn die neue Sorte Papiergeld erst überall im Umlauf ist, ganz allein verschwindet. Wenn jetzt aber neuerdings in den Zeitungen behauptet wird, die Abneigung gegen die neuen Hundertmarkscheine ist so groß, daß der Rückfluß in die öffentlichen Kassen ein stets zunehmender wäre, so ist dies eine durchaus willkürliche Be hauptung, denn es liegt das gerade Gegenteil vor. Die Umlaufziffer der neuen Hundertmark scheine hat sich stetig gesteigert, sie erhöhte sich von 184 834 000 Mk. am 28. Februar auf 368864 000 Mk. am 31. Juli d. Js. Es liegt daher kein Grund vor und es ist auch nicht be absichtigt, die neuen Noten wieder aus dem Verkehr zu ziehen. Österreich-Ungarn. * Zwischen Österreich und Ungarn herrscht ein erbitterter Streit wegen der Einfuhr gefrorenen argentinischen Fleisches. Sieben hundert Tonnen solchen Fleisches liegen im Triester Hafen, die der Fleischnot in Österreich, besonders in Wien, wenigstens vorübergehend, abhelfen sollten. Die ungarische Regierung ge stattet aber die Einfuhr dieses Fleisches nicht, um den Viehstand des Landes gegen Ein schleppung von Seuchen zu schützen. Das wird von regierungsgegnerischer Seite als ein halt loser Vorwand bezeichnet, da gefrorenes Fleisch kaum als Träger von Seuchen angesehen werden könne. England. "Die Streikbewegung in Liver- iool, in deren Verlauf es wiederholt zu chweren Ausschreitungen gekommen ist, dürste etzt beendet sein, da die Straßenbahngesell- chaften (wahrscheinlich auf Veranlassung der Regierung) beschlossen haben, die Ausständigen wieder einzustellen. Damit wird in England die Ruhe wieder hergestellt sein, da Liverpool gewissermaßen der Mittelpunkt der ganzen Streikbewegung war. Italien. *Der Minister des Äußeren, di San Giuliano hat eine sechsmonatige Auslands reise angetreten und sich zunächst von Rom nach Wien begeben, wo er mit dem österreichi schen Ministerpräsidenten Grafen Nhrenthal und später mit dem deutschen Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg zusammentreffen wird. Angeblich soll der Minister vonKaiser Wilhelm und Kaiser Franz Joseph in Audienz empfangen werden. Balkanstaaten. * Obwohl englische Blätter bereits von einer entscheidenden Niederlage Mohammed Alis zu berichten wußten, scheint die Krise in Persien noch nicht überwunden zu sein. Denn amtliche russische Nachrichten besagen, daß der heimkehrende Schah in der Nähe der Hauptstadt Teheran einen großen Erfolg errungen habe. Denn dort ist die wichtige Stadt Ardebil mit ihrer ganzen Besatzung zu ihm übergegangen. Die Truppen des ehemaligen Schahs befinden sich hier bereits in einem Ge biet, das von russischen Konsulatstruppen besetzt ist. Es wird also schwer sein, den Vormarsch Mohammed Alis von hier aus aufzuhalten. Es sei denn, daß Verrat der Regierung zu Hilfe kommt. Vie Präsidentenwahl in Portugal. Nachdem die portugiesische National - Ver sammlung das Gehalt des zukünftigen Präsi denten auf 24 Konto Reis (rund 100 000 Mk.) festgesetzt hatte, vollzog sie als Schlußakt der gesamten Verfassungsänderung die Präsidenten wahl. Bei dieser standen sich, nachdem zwei der früher genannten Kandidaten zurückgetreten waren, nur noch der bisherige Minister des Äußeren Bernardino Machado und der Generalstaatsanwalt Manuel d'Arriaga gegen über. Der Münster Bernardino Machado er hielt 86, Manuel d'Arriaga 121 Stimmen. Dieser ist somit zum Präsidenten gewählt. Der neue Präsident ist ein Mann von 75 Jahren, der als Politiker immer für republikanische Ideale und Staatsformen gekämpft hat und im bürgerlichen Berufe meist als Rechtsanwalt tätig war. Seit dem 5. Oktober 1910 bekleidete er daS Amt eines portugiesischen Generalproku- rateurs und hat es als solcher verstanden, sich durch seine Geschäftsführung das Vertrauen weiter Kreise Portugals zu erwerben. Allerdings war für seine Wahl auch der Umstand maßgebend, daß die Mehrzahl der Abgeordneten die Wahl eines Ministers unter allen Umständen verhindert sehen wollte und deshalb seinem Mitbewerber, dem Minister Machado, ihre Stimme versagte. Manuel d'Arriaga hat sofort sein Amt an getreten, da nach erfolgter Wahl sofort die neue Verfassung in Kraft tritt. Nachdem die Wahl dem Volke durch öffentliche Anschläge bekannt gemacht worden war, leistete der neue Präsident vor der Kammer folgenden Schwur auf die Verfassung: „Ich versichere feierlich auf meine Ehre, die Verfassung der Republik mit Aufrichtigkeit uud Treue zu wahren und zu beobachten, die Gesetze zu erfüllen, das allgemeine Wohl ergehen der Natton zu fördern, die Unverletz lichkeit und Unabhängigkeit des portugiesischen Vaterlandes zu sichern und zu verteidigen." — Salven der Artillerie zu Wasser und zu Lande kündigten die Beendigung der Wahl an, während die Truppen vor dem Parlament salutierten. Der neue Mann wird nun zeigen müssen, ob er dem Lande endlich den Frieden geben kann, dessen es bedarf und den es so lange schon schmerzlich entbehrt. unä flotte. — Wie verlautet, wird die große Flotten schau am 5. September .sich nicht darauf be schränken, daß der Kaiser auf der „Hohen- zollern" die Reihen der vor Anker liegenden Schiffe absährt, sondern es wird ein großes Flottenmanöver außerhalb der Kieler Föhrde bei Gabelsflachfeuerschiff stattfinden. — Auf der Kaiserlichen Werst zu Wilhelms haven fand der Stapellauf des kleinen .Kreuzers „Ersatz Kondor" statt. Im Auftrage Kaiser Wilhelms taufte der Straßburger Bürger meister Dr. Schwander das Schiff auf den Namen „Straßburg". Die „Straßburg" ge hört zu den Städtekreuzern. Sie ist 135 Meter lang, 14 Meter breit und hat 6 Meter Tief gang. Die Wasserverdrängung beträgt etwa 5000 Tonnen. Der Kreuzer wird mit Turbinen ausgerüstet, die ihm eine Schnelligkeit von 27 Seemeilen in der Stunde geben sollen. Die „Straßburg" wurde im vorigen Sommer auf Stapel gelegt. — Die Marine-Forderungen für den Reicks etat 1912 dürften wohl ebensowenig Über raschungen bringen, wie es die gleichen Forde rungen in den letztjährigen Etats getan haben. Die Forderungen für Neubauten sind durch den Rahmen des Flottengesetzes begrenzt, die für Weiterbauten sind durch die bereits vollzogenen Neubewilligungen bestimmt. In letzterer Be ziehung handelt es sich um Schlußraten für drei Linienschiffe und einen großen Kreuzer, um dritte Raten dreier Linienschiffe und eines großen Kreuzers, um Schlußraten zweier kleinen Kreuzer, sowie um zweite Raten dreier Linien schiffe, eines großen und zwei kleiner Kreuzer. Auch eine weitere Rate für den Bau einer Torpedobootsflottille kommt in Frage. Von unä fern. Kampf zweier Schutzleute mit eine« Fürsorgezögling. Der blutige Zusammen stoß, den erst kürzlich in Berlin Schutzleute bei der Verhaftung des Fürsorgezöglings Treptow hatten und der damals zu der lebensgefähr lichen Verletzung des jungen Burschen führte, hat jetzt gelegentlich des Versuchs, den lange gesuchten Fürsorgezögling Max Eule festzl!- nehmen, ein Seitenstück gefunden. Eule trat den Beamten, die ihn verhaften wollten, mit geladenem Revolver entgegen und entkam schließlich, als das Publikum gegen die Beamten Partei nahm, trotzdem er auf seiner Flucht durch einen Schuß am Kopf nicht unerheblich verletzt wurde. Deckeneinsturz im Milmersdorfer Bis marck-Gymnasium. In der Turnhalle des Bismarck - Gymnasiums in Wilmersdorf bei Berlin stürzte am Donnerstag mittag die Decke ein, an der einige Reparaturen vorgenommen wurden. Drei Arbeiter wurden dabei ver schüttet und konnten erst nach langen Auf räumungsarbeiten durch die Feuerwehr befreit werden. Zwei Arbeiter wurden schwer, einer leicht verletzt. Die Ruhrerkrankungen im 15. Armee korps. Die Ruhr unter den Truppen auf dem Hagenauer Schießplätze machen weitere Fort schritte. Wie die ,B. Z. a. Mck aus Straß burg i. E. meldet, hat die Zahl der Erkrankten 100 überschritten. Auch aus der Garnison Bitsch werden einige Fälle von Ruhrerkrankungen gemeldet. In Straßburg selbst ist es durch umfassende Maßregeln gelungen, die Er krankungen auf die sechs bei dem 15. Ponier- balaillon und dem 10. bayrischen Infanterie- Regiment vorgekommenen Fälle zu beschränken. U 6ilela farkas. 8) Ein Künstlerroman von Egon Wächter. Fonsesung. „Wie, Herr Graf," sagte de Lanessan, jedes Wort scharf betonend, „ Sie nehmen diese Person noch in Schutz, gerade Sie? Trotzdem sie Sie aufs empfindlichste geschädigt hat, diese Skandal macherin ?" Uber Luks schöne Züge huschte ein Schatten, aber er hatte sich viel zu sehr in der Gewalt, um seinen Unmut irgendwie merken zu lassen. „Niemand weiß, Herr Baron, ob die Dame wirklich einen Skandal Hervorrufen wollte, ob nicht vielmehr der Übereifer vorlauter Zeitungs schreiber den Eklat verschuldet hat." „Meine Herrschaften," mischte sich jetzt Leonora de Lanessan in die Unterhaltung, „Baron Rotteck und ich sind übereingekommen, heute abend in das Theater zu gehen. Wir haben in einer Stunde unsern Tee beendet und dann noch genügend Zett, uns vorzubereiten. Ich bin wirklich begierig, die junge Dame kennen zu lernen, die jetzt Gegenstand der all gemeinen Aufmerksamkeit ist. Ich hoffe, Graf Hohenegg, wir dürfen auf Ihre Begleitung zählen?" Aus den Augen des schönen Mädchens traf ihn ein strahlender Blick. Luk sah sie fest an, als er antwortete: „Selbstverständlich, meine Gnädige, Sie haben nur zu befehlen." Die Gesellschaft nahm wieder eine andre Unterhaltung auf und Luk wandte sich nach einigen Worten, die er mit Leonora ge wechselt hatte, an Herm de Lanessan, den er um eine Unterredung unter vier Augen er suchte. „Herr Baron," begann er, als sie weit ent fernt von der übrigen Gesellschaft in einer lauschigen Nische saßen, „es wird Ihnen ohne Zweifel schon bekannt geworden sein, daß bei dem Klatsch, dessen Objekt leider mein Name geworden ist, auch Sie nicht unbeteiligt geblieben find." De Lanessan rührte sich nicht. Seine Hand spielte nervös mit einem silbernen Zigaretten etui, sonst aber verriet nichts seine tiefe Be wegung. Und dennoch gärte es in ihm. Vor ihm faß der Sproß eines alten Adelsgeschlechtes, den ein vorlauter Zeitungsartikel mit seiner Tochter in Verbindung gebracht hatte — und die nächste Stunde mußte über das Schicksal seines angebeteten Kindes, dem sein ganzes Leben galt, entscheiden. Luk zögerte eine Weile. Als aber Lanessan schweigend verharrte, fuhr er fort: „Sie wer den mir glauben, Herr Baron, daß ich dieser Wendung völlig femstehe. Wenn ich dennoch, wie Sie auch wohl erwartet haben, darauf zurückkomme, so geschieht es, weil in diesen Zeilen etwas ausgedrückt ist, was dem Herzens wunsch meiner Mutter entsprechen würde." Der Baron sah jetzt zum erstenmal auf. „Enn Herzenswunsch Ihrer Frau Mutter, nicht Ihrem eigenen, Herr Graf?" „Ich hatte zunächst von dem andern ge sprochen," antwortete Luk verwirrt, „weil ich an nehmen mußte, daß Sie darauf Wert legen. Daß mein eigener Herzenswunsch dabei eine hervorragende Rolle spielt, können Sie wohl kaum bezweifeln. Wenn ich heute nicht in aller Form meine Werbung vorbringe, Herr Baron, so geschieht es, west ich noch nicht Gelegenheit hatte, mich der Zuneigung Ihres gnädigen Fräu lein Tochter zu versichern. Ich werde das in den nächsten Tagen nachholen und — Ihnen dann meine Aufwartung machen." De Lanessan erhob sich. Er reichte dem jungen Manne die Hand. „Ich erwarte Sie, Herr Grat. Sie werden mir willkommen sein." Als der Baron einen Augenblick Gelegen heit fand, mit seiner Tochter allein zu iein, nahm er ihren Kopf in beide Hände, küßte sie auf die Stirn und flüsterte bewegt: „Ich gratuliere dir, Leonora." * * * Das Theater war wie immer, wenn Gisela austrat, bis auf den letzten Platz besetzt. In der Loge des Herrn de Lanessan waren noch einige weitere Stühle aufgestellt, sodaß acht Personen darin Platz gefunden hatten. Un mittelbar an der Brüstung saßen Gräfin Hohen egg mit dem Baron de Lanessan und Luk mit Leonora, deren strahlende Schönheit sich zaube risch von der goldverzierten Plüschumrahmung der Loge abhob. Hebbels Judith war angekündigt, jenes Meisterdrama des großen Dichters, dessen düstere Tragik immer wieder die Herzen in ihren Bann zwingt. Die ersten Szenen gingen wirkungslos vorüber. Als aber Gisela, die die Titelrolle gab, die Szene betrat, erhob sich ein frenetischer Jubel auf allen Seiten des Hauses, iodaß die Künstlerin vergeblich den Versuch machte zu sprechen. Sie verneigte sich mehrmals in der Hob- nung, daß der Jubel sich legen würde, — vergeb lich. Es schien fast so, als ob man sie nickt zum Sprechen kommen lassen wollte. Als ne aber endlich begann, klang Plötzlich ein Ton durch den Saal, der ihr das Blut erstarren machte. Von der Galerie, aus dem Parkett er klangen Puffe und Gezisch. Wie entgeistert starrte Gisela aut die vor ihr brandende Menschenflut. Aber mochten auch ihre Blicke entsetzt und hilfesuchend durck den Naum schweifen, der Lärm ward immer ohrenbetäubender, es war ein Skandal, wie ihn bisher kein Theater der Reichshauptstadl erlebt Halle. Nach vergeblichem Bemühen, die Ruhe s wiederherzuslellen, mußte der Vorhang endlick ! fallen. In dem Augenblick, da er sich langsam herniedersenkte, klang aus der Loge des Barons de Lanessan ein Aufschrei. Leonore hatte äM ausgestoßen, denn auf der Bühne war plötzbck Gisela, ehe ihr jemand zu Hilfe eilen konnte, niedergestürzt und hatte sich eine klaffende Wunde an der Stirn geschlagen. Luk haue sich sofort erhoben und ohne sich um jemand in der Loge zu kümmern, war er in das Konversationszimmer geeilt, wo er vor einigen Wochen Gisela vergeblich zu sprechen verfilmt hatte. Da lag sie in tiefer Ohnmacht, während der Arzt sich bemühte, , das hervorquellende Buh zu stillen. Luk brach sich Bahn durch die Menge Die Vers« Mb der „D Wes von duvre zu Pa schliche T «tereffe für ! dmd tritt, ^lt der schö M'tur anfa ich bloß r Mvogels h M alle L W, hat mo Nein wirst die Hoffnr pnen Kunst» « Jllustra chk für di Bönen Mc E die über st „FreunI M Geldpre H-fung der Benblatt ,( i in New s ^nbung eu Mgehütetei „Mona An und di M worden ? dieses Bi Analen Ml . Teraubur Mers an Ar Straß ^dler macht Anfällen ^in Antw A hat. Werte von Bureau >ng auf «deten M shine ihn > Alen heran st in eine M, die of M wurde, ^Dringfügic An sich eil des Autc AchMre Bster von B Der Lus Aatur war ist, uni ^n. Die ' Ker. Es stAhrt beab ^Ein Tei ? eine g 'S Büchen An, bei d Mündliche sAim fest ganze Ausgabe b »Kdig gsst /der M m Ken - Pat eing ? vom UI »„darauf r Schiers ! pent Nr. iSar aus p Flieger halben Sille von war. 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