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Papier-Zeitung Erscheint jeden Donnerstag. Bestellungen werden angenommen : von jeder Postanstalt des 3 In- und Auslandes von jeder Buchhandlung und vom Verleger. X Preis, bei der Postanstalt , abgenommen, oder vomVerleger ’ frei unter Kreuzband für 2 Deutschland und Oesterr.-Ungarn vierteljährlich 21/2 Mark. für alle anderen Länder 23/* Mk. ee— — * FACHBLATT für Papier- u. Schreibwaaren-Handel u. -Fabrikation sowie für alle verwandten und Hilfs-Geschäfte (Pappwaaren- Spielkarten- Tapeten- Maschinen- chemische Fabriken etc.) / ; , "N Redaction und Selbstverlag von CARL HOFMANN Berlin S.W., Charlotten-Strasse No. 82. Preis der Anzeigen: 2 der Raum einer dreigespaltenen Petitzeile 25 Pfennig. , Bei 13 maliger Wiederholung 25 Procent weniger. Bei 26 maliger Wiederholung 35 Procent weniger. ? Bei 52 maliger Wiederholung 50 Procent weniger. Für freie Beförderung von Chiffre - Briefen wird 1 Mark berechnet. VorausbezalungandenVerleger g Organ des Vereins deutscher Buntpapier-Fabrikanten (Laut §3 der Satzungen). II. Jahrgang. Berlin, Donnerstag den 8. Februar 1877. No. 6. Heute bringen wir den Anfang eines längeren Artikels über die Fabrikation von Holzzellstoff, der gewiss allen Fach leuten von Interesse sein wird. Ferner enthält diese Nummer den ersten Abschnitt von Aufsätzen über russische Verhältnisse aus der Feder eines jungen Deutschen, der sich von den geringsten Stellungen zum Direktor einer der gröss ten russischen Papierfabriken aufgeschwun gen hat. Durch langjährigen Aufenthalt im Herzen Russlands und innige Berüh rung mit der dortigen Handelswelt und Arbeiter-Bevölkerung ist er wohl im Stande ein zutreffendes Bild der dortigen Zustände zu geben. Der erste Abschnitt zeigt schon, wie unrichtig unser ungeheures Nachbar land meistens beurtheilt wird und wie sehr hi er berichtigende Aufklärung Noth thut. Es ist uns auch endlich gelungen, eine geübte und mit dem Fache vertraute Feder zu regelmässigen Berichten über die Pariser Papier-Industrie zu gewinnen und wir wollen nur hoffen, dass unser verehrter Correspondent seinen Verspre chungen pünktlich nachkommen wird. Eine Besprechung der Berliner Papier industrie und Beschreibung der Fabriken dieses Geschäftszweiges ist in Arbeit. Bei dem grossen Umfang und der Vielseitig keit dieser in Berlin hoch ausgebildeten Industrie ist es selbstverständlich, dass eine solche Besprechung sich auf viele Nummern vertheilen muss. Die Redaktion. Wiener Neuheiten. Wir verdanken den Herren Theyer & Hardtmuth Muster ihrer neuesten Schöpfun gen und Waaren, die eine Besprechung verdienen: Edelweiss-Papiei'. Wie immer bei dieser Firma ist auch bei diesem Briefpapier Alles in Einklang mit der Bezeichnung. Das nach neustem Geschmack an der schmalen Seite gefaltete Oktav-Papier ist steingrau, wir möchten sagen „alpengrau“ gefärbt und mit einer wunderschön gezeich neten Edelweissblume geziert. Damit die ziemlich grosse Blume auch auf der Klappe des Umschlags Platz findet, ist dieser dia gonal geschnitten. Die Schachtel ist mit blendend weissem, durch Golddruck gezier tem Glanzpapier beklebt und trägt die Auf schrift Theyer & Hardtmuth’s Edelweiss- Papier, Wien. Den Hauptwerth hat diese nette Brief schachtel durch die künstlerische Ausma lung (von Hand) der Edelweissblume. Briefpapier-Mappe. Vor uns liegt etwas, das wie die Oktav - Einbanddecke eines Buches aussieht. Es ist scheinbar aus hell farbiger, gepresster, sogenannter englischer Leinwand, mit dunkelm Lederbesatz ange fertigt und enthüllt, wenn man es aufschlägt, auf jeder innern Seite eine Tasche mit 12 hübschen Oktav-Monogramm-Briefbogen und zugehörigen Umschlägen. Der Artikel sieht sehr nett aus und erscheint sehr praktisch, weil er bei völlig genügender Verwahrung des Papiers, viel weniger Raum als eine Schachtel beansprucht. Da er überdies sehr billig ist, so kann es nicht befremden, dass er grossen Anklang findet. Bei genauerer Besichtigung findet man, dass das, was auf den ersten Blick wie englische Leinwand aussieht, in Wirklich keit Papier ist. Die Täuschung wird da durch hervorgebracht, dass die Oberfläche des Papiers durch Pressung die Form eines im Innern desselben befindlichen Faden gewebes angenommen hat. Der schein bare Lederbesatz ist ebensolches, nur dunkel gefärbtes Papier. — Wie wir aus englischer Quelle erfahren wird das Papier dadurch angefertigt, dass man zwischen zwei Pa pierbahnen auf der Papiermaschine das Fadengewebe einschaltet und die dreifache Bahn dann als Ganzes weiter behandelt. Um aber etwaigen Anfragen vorzubeugen, wollen wir auch zufügen, dass wir weder den Fabrikanten noch die Bezugsquelle kennen und überhaupt nichts weiter darüber wissen. Eine Neujahrskarte mit der auf Reps- Carton gross geprägten Zahl 1877, welche von einem Bande mit dem Namen der Firma Theyer & Hardtmuth Wien durchzogen ist, bildet das Feinste, was wir noch in dieser Art gesehen haben. Die bronzirte Prägung ziert die Aussenseite einer umgefalteten Karte und befindet sich in einem niedlichen Umschlag mit entsprechender Prägung. Wiener Spielkarten. Ein Spiel Tarok- | Karten aus der Fabrik von J. Glanz verdient Beachtung, weil es von den uns täglich vor die Augen tretenden Karten abweicht. Sämmtliche 22 Taroks oder Trümpfe sind nämlich mit launigen Bildern aus dem Wiener Leben geziert, so zeigt z. B. eine Karte eine Lumpensammlerin, mit der Be zeichnung „Haderlump“, — eine andere drei emsig berathende alte Frauen mit der Bezeichnung „Lotterieschwestern“, — eine dritte giebt eine hübsche von männlichen Blicken verfolgte Vertreterin der Demi- monde mit der Bezeichnung „am Graben“ , — eine vierte zeigt Strassenkehrer mit der Bezeichnung „Transport - Gesellschaft“, — Tarok XU ist ein schwerbepacktes aber offenbar leichtes Frauenzimmer mit der Be- | Zeichnung „Wäschermädl“ u. s. w. Die Bilder, König, Dame n. s. w. können zwar [ keine Scenen aus dem Strassenleben brin gen, sind aber doch nicht in der herge brachten steifen Manier gezeichnet, sondern schliessen sich dem komischen Charakter der beschriebenen Karten an. Die Könige I sind Bachus, Gambrinus, Narrenkönig, Fi- ■ nanzkönig mit Geldsack und Börsenphy siognomie, und in ähnlicher Weise vertreten die anderen Bilder verschiedene Stände. Die Ausführung der Zeichnungen ist nicht eine in’s Kleinste gehende feine, sondern mehr von der genialen Art, nach welcher die Bilder wie hastig hingeworfen aussehen. Es ist dabei offenbar auf die Gedanken und die Zeichnung mehr Werth gelegt worden, als auf die Ausstattung, und in dieser Hinsicht bekunden die Karten einen sehr erfreulichen Fortschritt. Schreibwaaren aus Weichselholz. Wir glauben, dass die Verwendung des wohl riechenden Weichselholzes zu Feder- und Bleistifthaltern ganz neu ist und müssen uns wundern, dass man nicht schon längst darauf gekommen war. Das uns vorlie gende Falzbein sowie der Feder- und Blei stifthalter sind mit Weiss - Metall hübsch geziert und verbreiten einen höchst ange nehmen Duft über unsern Schreibtisch.