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778 PAPIER-ZEITUNG. N: 48 Fabrikation von Treibriemen in Amerika. Die Häute werden speziell für diesen Zweck ausgesucht und in grossartigen, eigenen Gerbereien mittelst Eichenlohe gegerbt. In Amerika werden zwei Sorten Riemen fabrizirt, nämlich erstens mit kurzen Bahnen und kurzen Ansätzen, und zweitens mit längeren Bahnen, die abwechselnd einen kurzen und einen langen Ansatz haben. Nachstehende Zeichnungen werden dies veranschau lichen. Fig. 1 zeigt die Haut mit den Abtheilungen, wie sie zur Anfertigung der beiden Sorten Riemen verwandt werden. Das kleinere Quadrat ergiebt Kernleder-Riemen mit kurzen Bahnen und kurzen Ansätzen (siehe Fig. 2); aus dem grösseren punktirten Quadrat werden Riemen mit längeren Bahnen, die abwechselnd einen kurzen und einen langen Ansatz haben, gefertigt (siehe Fig. 3). Es liegt auf der Hand, dass sich letztere Sorte im Preise bedeutend billiger stellt, in der Haltbarkeit aber entschieden nachsteht, weil äusser dem Kern des Leders auch Theile der Schulter verwandt sind. Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Die Verbindung wird mittelst eines besonderen Kittes und patentirter Nieten hergestellt und zwar so sauber, dass der Riemen überall von gleicher Dicke ist und weder an der Innen- noch an der Aussenseite Vorsprünge zeigt. Aus diesem Grunde können amerikanische Riemen sowohl mit der Fleischseite als auch mit der Haarseite auf der Scheibe laufen. Es ist jedoch zu empfehlen, dieselben mit der Haarseite, oder glatten Seite, auf der Scheibe laufen zu lassen, weil dadurch nicht allein der Reibungs-Coefficient, sondern auch die Haltbarkeit des Riemens bedeutend erhöht wird. Um dies zu constatiren, haben J. B. Hoyt & Co. Versuche gemacht mit Scheiben, die mit Leder bekleidet waren, mit polirten eisernen Scheiben, mit rauhen eisernen Scheiben und mit glatten Mahagoni-Scheiben, alle von gleicher Grösse und auf derselben Welle. Zu diesem Zwecke wurden die Riemen derart auf die Scheiben gelegt, dass ein Ende befestigt war, während das andere Ende mit 1 Pfund Gewicht per Quadratzoll Berührungsfläche belastet wurde. Die nachstehende Tabelle zeigt die Anzahl Pfunde, welche erforderlich waren, um 1. die Riemen fast gleiten zu machen, 2. sie zeitweilig gleiten zu machen, 3. sie fortgesetzt gleiten zu machen. Haarseite gegen Scheibe Fleischseite gegen Scheibe Relativer Werth 1 2 3 1 2 3 der Scheiben Relativer Werth der Riemen 451/4 331/2 Scheibe mit Leder bekleidet . 6 21/2 10 31/2 21/4 7 311/4 Polirte eiserne Scheibe . . . 11/2 1 9 l'/4 % 61/2 20 Rauhe eiserne Scheibe . . 11/2 % 3 11/2 3/4 21/4 93/ Glatte Mahagoni-Scheibe . . 33/4 2%4 4 6 3 31/ 17% Aus dieser Tabelle geht hervor, dass, wenn die Scheibe mit Leder überzogen ist und die Haarseite des Riemens auf.der Scheibe läuft, derselbe 50% mehr Widerstand gegen Gleiten bietet, als wenn die Scheibe nicht bekleidet ist. Es kann daher nicht genug empfohlen werden, die Riemscheiben mit Leder zu überziehen. Mit 3 und 4 Zoll breiten Riemen kann jede Scheibe in kürzester Frist bekleidet werden, indem man bei schmäleren obige Breiten zerschneidet, bei breiteren mehrere nebeneinander legt. Riemen, die mit der Haarseite auf der Scheibe laufen, leisten nicht nur mehr, sie halten auch länger. Die Fasern der Haarseite sind compacter und daher ist die Berührungsfläche zwischen Riemen und Scheibe grösser als bei der Fleischseite. .Man sollte stets dahin streben, Riemen wie Scheibe möglichst glatt zu machen, damit der Anschluss ein thunlichst vollständiger sei. Im anderen Falle wird der Riemen nicht auf seine wirkliche Fläche ausgenutzt und muss durch grössere Span nung am Gleiten verhindert werden. Bei jeder Biegung wird die äussere Schicht des Leders ausgedehnt, die innere aber zusammen gedrückt. Läuft nun der Riemen mit der Haarseite auf der Scheibe, so kann ein Brechen nicht stattfinden, weil die Fleischseite hierzu nicht geneigt ist.