Volltext Seite (XML)
514 PAPIER-ZEITUNG N. 82 Amerikanische Papier - Fabrikation. {Fortsetzung aus No. 26.) Glätten des Papiers. Da man bis jetzt nicht im Stande gewesen ist, das Satiniren zwischen Zink- und Kupfer platten durch entsprechende Einrichtungen au der Papiermaschine überflüssig zu machen, so mussten noch besondere Roll kalander zum Ersatz desselben geschaffen werden. In einigen deutschen und öster reichischen Fabriken glaubte man Grosses erreicht zu haben, als es anfangs des gegen wärtigen Jahrzehnts gelungen war, Papier vollkommen zu glätten, indem man es durch Kalander gehen liess, die oben und unten berücksichtigt würden, als ob man sich für die dortige Industrie gar nicht interessirte. In einer anderen Fabrik hatte man, der vorher erwähnten gegenüber, einen grossen Vorsprung gewonnen, man schnitt das Papier nicht mehr in Bogen, sondern rollte und führte es in endloser Bahn durch einen aus 3 Walzen bestehenden Kalander. Auch die grossen breiten Kalander aus Manchester hatten angefangen, Eingang zu finden und es war uns gelungen, alle diese sonst streng geheim gehaltenen Herrlichkeiten in Augenschein nehmen zu dürfen. In der Fabrik von Canson & Montgolfier in Vida- Ion-les-Annonay fanden wir einen unge heuren achtwalzigen Rollkalander, der nie in Gang gesetzt worden war, es war, wie Herr de M. sagte: „une machine magnifique — mais eile ne marche pas.^ Wir em- Papier von einem Mädchen oben einge schoben und mechanisch unten abgelegt wird. Auf ihrem Wege durch die Walzen werden die Bogen von mitlaufenden Bändern geführt, sie gehen also ohne menschliche Beihilfe durch. Die Walzen aller solcher Kalander sind stets entweder 30 oder 36 Zoll, seltener 40 Zoll englisch breit. Diese Maasse haben sich als Normalmaasse eingeführt und ge nügen allen Erfordernissen. Sollte einmal ein Format vorkommen, für welches der Kalander nicht breit genug ist, so kann man es auf dem wohl überall noch vor handenen Platten-Satinirwerk glätten. Je schmäler oder kürzer die Walzen sind, desto besser werden sie glätten. Breite Walzen laufen stets Gefahr, in Folge des auf beide Zapfen geübten Druckes zu federn eine"? Hartwalze und zwischen diesen eine Papierwalze enthielten. Da das Papier bei den meisten in Bogen von Hand eingeführt und wieder abgenommen wurde, so waren zur Bedienung eines jeden solchen Kalan ders 2—4 Mädchen nöthig. Als wir 1873 direkt von Amerika gekommen waren und in einer unserer bedeutendsten Fabriken eine grosse Zahl solcher Kalander sahen, die als ein grosser Fortschritt geheim ge halten wurden, konnten wir uns eines Lächelns nicht erwehren. Wie war es zu erklären, wie war es möglich, dass man in Deutschland nicht wusste, wie weit es die Amerikaner bereits im Kalandern ge bracht hatten? Oder, wenn man es wusste, wie kam es, dass man von ihren Erfahrungen keinen Gebrauch machte? Es mag unseren Lesern zum Tröste gereichen, dass die englischen und französischen Fabrikanten gerade so blind gewesen waren, es schien, als ob die Vereinigten Staaten gar nicht pfählen einige Aenderungen und erfuhren nach einigen Monaten von den Besitzern, dass der Kalander mit Hilfe derselben in Betrieb gekommen sei und gut arbeite. Wir haben in Hofmann’s Practicdl Trea- tise on the manufacture of Paper, Phila delphia 1873, in dem Praktischen Hand buch der Papierfabrikation, Berlin 1875 und in Traite pratique de la fabrication du papier, Paris 1877 die amerikanischen Kalander ausführlich beschrieben und können uns desshalb hier kurz fassen. Papiere, die in der Masse (mit Harz) geleimt sind, werden stets der Länge nach auf der Maschine geschnitten, aufgerollt und in Kalandern von 7—9 Walzen geglättet. Thierisch geleimte Papiere werden in Amerika meistens an der Papiermaschine in Bogen geschnitten, dann zum Trocknen aufgehängt und müssen daher bogenweise I geglättet werden. Hierzu dienen meistens Kalander von 5 Walzen, bei denen das I und eine Erhöhung in der Mitte, wenn sie auch mit blossem Auge nicht wahrgenommen wird, muss ungleiche Glätte, vielleicht so gar „in Falten laufen“ veranlassen. Da die meisten Papiere schmäler als die Walzen sind, so werden die Enden wenig abgenützt und müssen, je breiter der Kalander ist, um so häufiger und in um so grösserer Fläche abgeschliffen werden. Bei den bis jetzt von Amerika nach Eurepa gebrachten Kalandern hat man die Erfahrung gemacht, dass die Fabrikanten aus allzu grösser Vor sicht stets zu grosse Breite vorgeschrieben hatten. In den meisten Fällen werden 30 Zoll schon genügen und, falls dies nicht für alle Formate ausreicht, kann man den meistens bald nachfolgenden zweiten Ka lander breiter nehmen. Wie sehr die Rollkalander sich in den amerikanischen Fabriken eingebürgert haben, wie sehr die alten Satinirwerke ver schwunden sind, wird man nur gewahr,