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Papier-Zeitung % - V FACHBLATT # ■ Bei - Bei 2 Bei Redaction und Selbstverlag von t° —4 13 maliger Wiederholung 2 25 Procent weniger. 26 maliger Wiederholung 35 Procent weniger. 52 maliger Wiederholung > 50 Procent weniger. Preis der Anzeigen: der Raum einer dreigespaltenen Petitzeile 25 Pfennig. ? Preis, hei der Postanstalt ? 3 abgenommen, oder vomVerleger 3 s frei unter Kreuzband für Deutschland und Oesterr.-Ungarn ? vierteljährlich 21/2 Mark. r für alle anderen Länder 23/4 Mk. ' — 4 Erscheint jeden Donnerstag. Bestellungen werden angenommen: von jeder Postanstalt des In- und Auslandes von jeder Buchhandlung und vom Verleger. für 2,, 2, Papier- u. Scbreibwaaren-Handel n. -Fabrikation sowie für alle verwandten und Hilfs ■ Geschäft 63 (Pappwaaren- Spielkarten- Tapeten- Maschinen- chemische Fabriken etc.) CARL HOFMANN Berlin S.W., Charlotten-Strasse No. 82. Für freie Beförderung von Chiffre - Briefen wird 1 Mark berechnet. Vorausbezalung andenVerleger ’ Organ des Vereins deutscher Buntpapier-Fabrikanten (Laut § 3 der Satzungen). II. Jahrgang. Berlin, Donnerstag den 1. März 1877. No. 9. Einfluss der Patentgesetzgebung. Der Brief eines rheinischen Papierfabri kanten enthält die Worte: „Ihre Selbstbinder sind wirklich schön und praktisch.“ Ein Abonnent in Magdeburg schreibt uns: „Der von Ihnen für die Papier-Zeitung bezogene Selbstbinder ist so praktisch, dass wir uns die Anfrage erlauben, ob Sie sol chen nicht auch für andere Formate liefern. In diesem Falle würden wir eine Anzahl weiterer Exemplare beziehen.“ Die Beantwortung dieser Anfrage fällt mit der Erörterung der gewiss von Vielen an gestellten Betrachtung zusammen: Warum haben wir solche Dinge nicht auch hier? Sobald sich in Amerika das Bedürfniss nach irgend einem Gegenstände bemerkbar macht oder sobald ein neuer Artikel ein Bedürfniss schafft, fallen eine Unzahl er finderischer Köpfe darüber her und suchen etwas Neues zu schaffen, womit sie das Bestehende überbieten können. Sie thun dies, weil sie den gefundenen Gedanken mit dem geringen Kostenaufwand von 150 Mark auf 17 Jahre durch ein Patent schützen können und weil sie wissen, dass viele andere auf diesem Wege Reichthum erlangt haben. In den amerikanischen Patentlisten kann man hunderte von Pa tenten auf Selbstbinder und viele andere Dinge finden, die hier kaum dem Namen nach bekannt sind. Die Erfinder nehmen I entweder selbst, oder im Verein mit einem Fabrikanten, die Anfertigung in die Hand, und so haben sich Tausende von Spezial- Industrieen herausgebildet, die nur unter dem Schutze eines so weit gehenden Patent gesetzes gedeihen können. Die Artikel, welche auf diese Weise entstehen, packen | das Publikum meistens durch den darin entwickelten äusserst praktischen Sinn, und sie kommen längst schon so massenhaft zu Tage, dass sich besondere grosse Geschäfte für ihren Vertrieb gebildet haben. In sol chen Geschäften werden viele mit dem grossen Sammelnamen „Yankee notions“ bezeichnet, was sich wohl mit „Yankee-Ein fällen“ oder „Yankee-Ideen“ übersetzen lässt. England hat zwar ein Patent-Gesetz, doch ist der für ein Patent auf 14 Jahre, zu theuer, um auf sogenannte kleine Erfindungen angewandt zu werden. Die erwähnte, in Amerika sehr ausgebreitete Spezial-Industrie kleiner Artikel ist desshalb in Gross britannien nicht zu finden, und auch die jetzt vorgeschlagene Verlängerung des britischen Erfindungsschutzes auf 20 Jahre kann sie, wenn die Taxen nicht wesentlich ermässigt werden, nicht ins Leben rufen. Wer wird sich bei uns die Mühe geben, durch zeitraubendes anstrengendes Nach denken und viele kostspielige Versuche . Dinge zu erfinden, die Jeder leicht und ungestraft nachmachen kann? Nur Wenige wollen sich für’s allgemeine Wohl opfern, und vom geschäftlichen Standpunkte aus müssten wir den für unklug halten, der seine Erfindungen preisgäbe, anstatt sie in Ländern zu verwerthen, die ihm gegen mässige Entschädigung den nöthigen Schutz gewähren. Desshalb sehen wir auch so : viele ausländische Erfindungen, die von Leuten deutscher Herkunft gemacht sind. In Folge dieses Zustandes herrscht im praktischen Erfindungswesen bei uns eine tödtliche Stille und es ist nicht ohne Be rechtigung, dass wir im Auslande als Er-1 findungs-Räuber und Nachahmer verrufen sind. Die Grundsätze theoretischer Volkswirth- schäft, welche den Erfindungsschutz ver werfen und durch ihre Anwendung auf unsere Gesetzgebung, besonders aber auf die Zölle, die gegenwärtige Noth zum grossen Theil mit verschuldet haben, sind noch immer in Regierungs- und Reichstagskreisen mass gebend. Wir dürfen uns desshalb nicht wundern, wenn England, der Urquell all dieser theoretischen Weisheit, auch für die wichtigsten Abschnitte des Patentgesetzes als Vorbild dienen wird. Der von uns schon in No. 4 besprochene Entwurf eines Patentgesetzes macht den Eindruck, als wolle man dem Verlangen nach einem Patentgesetz entsprechen, es aber so gestalten, dass es nur für soge nannte grosse Erfindungen praktischen Werth haben kann. Es würde selbst beim besten Patentgesetz viele Jahre dauern, bis das selbe gewissermassen in Fleisch und Blut und Erfindungsschutz, M. 3500 der Bevölkerung übergegangen wäre den eingeschlafenen Erfindungsgeist wieder geweckt hätte. Bei einer Taxe von 5000 M. für 15jährigen Schutz, wie im Entwurf vor geschlagen, werden sich jedoch seine Segnun gen niemals auf den Arbeiter und Hand werker erstrecken, und so lange diesnichtge- schieht, ist der Nutzen eines Patentgesetzes verhältnissmässig gering. Je kleiner die Taxe bemessen wird, in desto tiefere Volks schichten wird das Patentwesen dringen und die in ihnen schlummernde Intelligenz zu Tage fördern. Wir wiederholen dies in der Hoffnung, dass unsere schwache Stimme noch, ehe es zu spät ist, von einigen massgebenden Persönlichkeiten vernommen werden möge. Unser geehrter Magdeburger Abonnent wird sich nach vorstehender Erklärung kaum wundern, dass die Selbstbinder hier eine Neuheit sind und dass noch Niemand deren Anfertigung in verschiedenen Formaten und in grossen Mengen unternommen hat. Wir lassen dieselben ausschliesslich im Format der Papier-Zeitung anfertigen und wollen bei dieser Gelegenheit bemerken, dass diese Art sich nur für solche Drucksachen eignet, die in ziemlich starken Heften erscheinen, weil für jedes einzelne Heft, sei es auch nur einen halben Bogen stark, ein Draht nöthig ist. Für lose Blätter und Bogen giebt es andere, dafür besser geeignete Construktionen, mit denen wir uns jedoch nicht befassen. Die Redaction. Für Dr. Strousberg, der noch in Moskau festsitzt, ist in der Keith-Strasse hier ein Haus gemiethet und eingerichtet worden. Wie sehr sich der arme, verkannte Wohl- thäter der Menschheit behelfen muss, lässt sich daraus abnehmen, dass das Haus 4000 Mark jährlicher Miethe kostet und dass es bereits mit dem Inhalt 16 grosser Möbel packwagen versehen ist.