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s Der Wert der Schulsvarkaffen wird treffend illustriert durch die Beteiligung der Schüler an der Schulfparkasse des Kreise? Ost- havelland. Dort bestehen 13 derartige Spar kassen. Im abgelaufenen Jahre wurden sie von 1802 Kindern benutzt, die nicht weniger als 26 542 Mt. einzahlten. Während ihres fünf jährigen Bestehens haben diese Schulsparkassen insgesamt 117 548 Mk. eingenommen. Waffendlsbstähle in schlesische« Gar nisonen. Nachdem bei der ersten Eskadron des 2. Ulanen - Regiments in Gleiwitz zwei Karabiner (Modell 98) abhanden gekommen sind, ohne daß es bisher gelungen wäre, über ihren Verbleib irgend etwas zu erfahren, ist der .Schlesischen Zeitung' zufolge auch bei der in Dietz garnisonierenden zweiten Eskadron des Regiments das Schloß eines Karabiners ge stohlen worden. Alle Ermittelungen nach dem Verbleib des Schlosses waren erfolglos. Man glaubt, daß es von einem Spion entwendet worden ist. Infolge dieses Diebstahls sind verschärfte Sicherhsitsmaßregeln angeordnet worden. Alle Karabiner werden unter Verschluß gehalten und den Mannschaften nur zum dienst lichen Gebrauch herausgegeben. Zivilpersonen dürfen nur nach eingeholter Genehmigung die Kaserne betreten. X Answandererslsnd. Der dieser Tage von Südamerika nach Hamburg zurückgekehrte Hamburger Dampfer „Rhaethia" bat eine größere Anzahl von allen Mittel» ent blößten Deutschen hcimgebracht, die trotz aller behördlichen Warnungen beim Bau einer Eisen bahn in dem verpesteten Klima der Urwälder Nordbrasiliens goldene Schätze zu heben hofften. Ihre Hoffnungen sind gänzlich zuschanden ge- worden, auch ihre Gesundheit haben sie drüben eingebüßt. Als kräftige, gesunde Männer ver ließen sie hoffnuugssreudig das-Vaterland, um jetzt als vollständig verkommene, kranke Menschen, bis zum Skelett abgemagert, wieder zurückzukehren. Ein Teil der Rückwanderer mußte sofort nach der Landung in Hamburg wegen schwerer Ficbwerlranküng dem dortigen Tropenkrankenhause zuaesührl werden, die übrigen wurden in den Krankenhäusern zu St. Georg und Eppendorf untergebracht. Ein Spion? In einem Hotel in Mainz wurde, dem ,B. T.' zufolge, unter dem Ver dacht der Spionage ein ehemaliger französischer Unteroffizier namens Labourdette verhaftet, der aus Frankreich flüchtete, in Luxemburg große Unterschlagungen verübte und in verschiedenen Städten am Rhein auf großem Fuße lebte. In seinem Besitz fand man Festungspläne und Notizen, aus denen heroorging, daß Labourdette mit höheren französischen Offizieren in Ver- binüuug stand. X Das Ende der Mainzer Familten- tragüdie. Das Verfahren gegen den Studen ten Joseph Racke in Mainz, der während des Weihnachtsfestes 1908 seinen Vater und seine drei Schwestern in bestialischer Weise ermordete, ist nunmehr endgültig eingestellt, nachdem die Verhandlungen mit dem Kreisamt zwecks Über führung des gemeingefährlichen Geisteskranken in eine Irrenanstalt zu Ende geführt waren. Racke ist auf Lebenszeit der Provinzial-Heil- anstalt in Alzey überwiesen und am Weihnachts- Heiligabend dorthin gebracht worden. Wieder ei» Attentat auf einen Gisen- bahnzug. Bei Duisburg wurde abermals auf einen Eisenbahnzug ein scharfer Schuß abgege ben. Die Fenster eines Abteils wurden durch- schofsen; verletzt wurde niemand. Unglücklicher Schütze. Als in Bonni (Rheinprov.) ein Büchsenmacher ein Gewehr ausgebessert hatte, wollte er es in einem Neben raum erproben und lud es. Auf dem Wege dorthin entlud sich die Waffe und die Ladung drang dem Büchsenmacher in den Leib. Der Unglückliche ist den Verletzungen erlegen. x Ein Postdirektor unter den Rädern eines Postwagens. Als sich der Postdirektor Frömsvors in Insterburg nach Beendigung eines i Revisionsbesuches auf dem dortigen Bahnpost- s amt auf dem Heimwege befano, wurde er von - dem Bubainer Postwagen, der Pakete zur Bahn befördern sollte und besten Bespannung sichrer- ! los war, überfahren und schwer-verletzt. Herr Frömsdorf erlitt eine Gehirnerschütterung und trug außerdem Verletzungen am Hinterkopf, im Gesicht und an den Füßen davon. Er mußte mittels Droschke nach seiner Wohnung geschafft werden. x DaS Strafverfahren gegen Fran Major v. Schönebeck. Gegen Frau Toni v. Schönebeck, Gattin des vor zwei Jahren vom Hauptmann v. Gäben ermordeten Majors von Schönebeck, schwebt bei der Staatsanwaltschaft in Allenftein noch immer das Verfahren wegen Anstiftung zum Morde. Dieses Verfahren konnte bisher nicht zu Ende geführt werden, da Frau v. Schönebeck wegen vermutlicher Geisteskrankheit sich in Heilanstalten und Sana- vinz Reggio di Calabria ein Gebiet von nahe zu vier Millionen Quadratmetern. Es wurden 50 Kilometer Straßen gebaut, die Wasser leitungen von Reggio und Messina sind wieder in Betrieb gesetzt. Im vornehmsten Hotel Roms fand eine Gedenkfeier statt, der die Königin beiwohnte. Fünfzig Jahre im Zuchthaus. Dem Ausschuß für Begnadigungen des Staates Connecticut ist ein Gesuch zugegangen, den Gattenmörder John P. Harren zu begnadigen, der seit 50 Jahren im Gefängnis sitzt. Harren, der jetzt über 70 Jahre alt ist, wurde im Jahre 1859 wegen Ermordung seiner Frau zum Tode verurteilt, die Strafe wurde jedoch in lebens längliche Zuchthausstrafe umgewandelt. Harren DZs bilenbLknunglück bei ParäubitL (Bödmen). Der furchtbare Zusammenstoß in der Station Uhersko bei Pardubitz ereignete sich durch das Verschulden des Stationsbeamten Zeis, der den Schnellzug Wien—Berlin einfahren hieß, obwohl er einen auf demselben Gleis fahrenden Güter zug nicht abgefertigt hatte. Die beiden Lokomo tiven, vier Wagen des Schnellzuges und fünf Wagen des Güterzuges wurden zertrümmert, ein Wagen geriet in Brand. Auch der Oberbau des Bahnkörpers wurde zerstört. Das herbcieilende Stationspersonal zog 16 Leichen und 21 schwer Ver letzte aus den Trümmern. Viele der andern Passa giere erlitten leichtere Verletzungen, viele wurden von Nervenkrisen und Weinkrämpfcn befallen. torieu befunden hat. Sie wurde auch von den Ärzten dieser Anstalten für unzurechnungs fähig erklärt. Das eingeholte Obergutachten stellt sich indessen auf einen andern Standpunkt und hält Frau v. Schönebeck nicht für so krank, daß sie nicht verhandlungsfähig sei. Die Sache ist, wie die ,Elbmger Zeitung' zu berichten weiß, jetzt spruchreif geworden und dürste voraussicht lich in der im März 1910 beim Landgericht Allenstein stattfindenden Schwurgerichtsperiode zur Verhandlung kommen. Vier Menschenleben gerettet. In Spalt in Mittelsranlen hat Ler Distriktsstraßen wärter Beckenbauer drei Fabrikarbeiterinnen und einen Arbeiter, die an einer breiten, tiefen Stelle der Rezat eingebrochen waren, unter eigener Lebensgefahr nacheinander gerettet. Gnadenakt des französischen Präsi denten. Präsident Falliöres hat dem Kaffee hauskellner Mathis, der am 24. Juli 1909 wegen Gewalttätigkeiten gegen die Person des Staatsoberhauptes verurteilt war, den Rest der Strafe erlassen. Der Jahrestag des Erdbebens von Messina, Die römischen Blätter widmen ihre Leitartikel den Opfern des Erdbebens von Messina und Kalabrien, dessen Jahrestag am 28. Dezember war. ,Triöuna' zählt auf, was für die zerstörten Städte bisher getan wurde. Die Eisenbahnverwaltung lieferte aus ihren Magazinen bis Juni für 35 Mill. Lira Material, darunter 9000 Baracken. Im ganzen wurden 30 000 Baracken fertiggestellt. 4000 sind im Bau. Sie bedecken in Messina und der Pro ¬ hat längere Zeit im Gefängnis zugebracht, als irgend ein Verbrecher in den Ver. Staaten, oder einem Lande in Europa. GericktsdaUe. X Gera. Wegen versuchter Erpressung halte sich der Kaufmann Max Salomon vor der Strafkammer zu verantworten. Der Angeklagte unterhielt mit einer hiesigen Verkäuferin, deren Vetter er ist, ein Verhältnis. Vor einiger Zeit richtete er an die Verkäuferin einen Brief ohne seine Unterschrift, worin er die Adressatin auf forderte, ihm sofort 250 Mk. zu senden, widrigenfalls er nachteilige Dinge über sie der Öffentlichkeit übergeben werde. Die Bedrohte erstattete bei der Staatsanwaltschaft Anzeige. In der Verhandlung wurde sestgestellt, daß sich Salomon inzwischen mit dem Mädchen verlobt hat, so daß dieses die Aussage verweigern konnte. Das Gericht nahm nur versuchte Nötigung an und verurteilte den Angeklagten zn einer Geldstrafe von 60 Mk. bezw. 20 Tagen Gefängnis, die durch die Untersuchungshaft als verbüßt erachtet wurden. X Liegnitz. Mit einer seltenen Anklage hatte sich dieser Tage das hiesige Schöffen gericht zu beschäftigen. Das hier in Stellung befindliche 20 Jahre alte Dienstmädchen Anna Scheer war wegen beharrlichen Ungehorsams mit einem polizeilichen Strafbefehl über sechs Mark bedacht worden und haue dagegen Ein spruch erhoben. Es wurde ihr zur Last gelegt, trotz mehrfacher Verwarnungen seitens der Dienstherrschaft, die Kartoffeln nicht aögewaschen zu haben, als sie zum Viehfutter gedämpft werden sollten, weshalb die Schweine das Futter nicht fressen mochten. Die Kartoffeln hatten vielen Bodenamatz. Das Schöffen gericht verwarf den Einspruch der Angeklagten und verurteilte sie kostenpflichtig ebenfalls zu sechs Mark Geldstrafe bezw. zwei Tagen Haft. Kn -le Ermenthglschen » VanknotensalfchMgen erinnert ein neuerdings veröffentlichter Bericht der Reichsbank. Nach diesem Berichte sind im letzten Geschäftsjahre in Berlin und an den verschiedenen Nebenstellen der Reichsbank im Reiche nicht weniger wie 170000 Mk. in Tausendmarkscheinen eingelaufen, die auf Ver lustkonto gesetzt werden mußten. Alle diese hübschen, grauen Scheine waren sogenannte „Grünenthaler" und wurden, wie wohl noch er innerlich, vor etwa 10 Jahren durch den früheren Oberfaktor der Reichsdruckerei, Paul Grünenthal, gefälscht und in den Verkehr ge bracht. Die ursprüngliche Annahme, daß es sich wohl um höchstens 300 Stück derartiger „Grünenthaler" handeln werde, ist im Laufe der Jahre weit in den Schatten gestellt worden. Der Verlust, der durch die Fälschungen der Reichsbank erwachsen ist, beziffert sich heute auf einige Millionen Mark. Dabei rechnet man damit, daß noch immer weitere „Grünenthaler" zum Vorschein kommen werden, die heute noch wohlderpackt in irgend einem Portefeuille oder Tresor ruhen. Bekanntlich erweckte Mitte der neunziger Jahre Oberiaktor Grünenthal den Anschein, daß er durch Spekulationen in hoch gestiegenen Papieren ein reicher Mann geworden sei. In Wirklichkeit aber kaufte er Papiere zu sehr hohen Werten, die er durch Bezahlung mit falschen Tausendmarkscheinen erstand. Hieraus erklärt sich auch die ungeheure Summe, mit der die Reichsbank dem geriebenen „Finanzier" nachtrauert. Grünenthal, dem in seiner Eigen schaft als Oberfaktor auch die geheimsten Vor richtungen des Betriebes der Reichsdruckerei zu gänglich waren, hatte bekanntlich fehlerhafte, zur Vernichtung bestimmte, unnumerierte Tausend marlscheine eigenmächtig mit Nnmmern versehen f und diese an und für sich eigentlich echten f Scheine in den Verkehr gebracht. Außer der > Spekulation huldigte er auch dem Sport und dem Spiele. Im Moabiter Untersuchungs- gesängnis endigte er durch Selbstmord. Gemeinnütziges. <2 Zwischen Kleider, die längere Zeit eingepackt werden sollen, lege man einige frische Holzkohlen. Diese verhindern den muffigen Ge ruch, den die Kleider meist mm eh men. Zum Vertreiben von Regenwürmern hat sich das Übergießen der betreffenden Beete mit Schweinejauche sehr gut bewährt. Kuntes Allerlei. Klagen über die neuen Postscheck formulare. In der letzten Zeit werden im Postscheckverfahren neue Anweisungsformulare verwendet, die von den Konto-Inhabern zu be nutzen sind, um an eine bestimmte Adresse einen Betrag zu überweisen, im gewöhnlichen Verkehr also die Postanweisung ersetzen. Diese neuen Formulare haben nun in Beamtenkreisen und im Publikum eine sehr abfällige Kritik erfahren, weil sie die Abfertigung erheblich erschweren. Während früher die Adreßteile alle Bestim mungen über die Zahlung (ähnlich wie bei der Postanweisung) enthielt und die Rückseite nur für die Quittung und Dienstvermerk reserviert blieb, muß jetzt die Anweifungskarte doppelt beschrieben werden. Vorn enthält sie dis Adresse und auf der Rück.eite die Höhe der Zahlung und den Aufgeber. Die Quittung befindet sich jetzt vorn und nimmt einen winzigen Naum m j Anspruch, auf dem es kaum möglich ist, eine längere Unterschrift zu leisten. Bel der Aus- . zahlung mutz der Beamte jede einzelne Karte ! nochmals wenden, um die Üvereinsümmung zu Machen würde. Jedenfalls würde es genügen, um Gabriele einzuschüchern, dachte er. Vielleicht könne er aber sogar noch weiter gehen, die ver lassene Waise festhalten. Verlockend war der Gedanke, dies stolze, spröde Mädchen zu ge winnen ; zwar war er kühl von Natur und Ge fühle kannte er kaum, aber er war doch nicht unempfindlich gegen die Schönhüt dieses jungen Weibes. Das wirksamste Mittel, .um Gabrie les Widerstand zu brechen, war ihm zwar jetzt entzogen, sie hatte es nicht mehr nölig, sich für den Vater zu opfern, und daß sie um jeden Preis sich von ihm würde befreien wollen, war klar. Wer weiß aber, ob es nicht doch gelingen könnte, sie zu zwingen, die Abmachung einzu halten. Je mehr er darüber nachsann, desto mehr Reiz fand er darin, Pläne wuchsen in seinem Kopfe und als er sich vom Frühstück er hob, stand auch der Entschluß fest, um jeden Preis und mit allen Mitteln Gabriele in seine Gewalt zu bringen. Hafte noch am Morgen, als die Blätter die Kunde von dem plötzlichen Tode des Jnstizats auch weiteren Kreisen brachten, mm: allgemein den „Verlust des trefflichen Mannes" beklagt, so war um Mittag schon die Stimmung um geschlagen. Gerüchte durchschwirrten die Stadt, Man wußte nicht, woher sie gekommen waren; Sber um so rascher fanden sie ihren Weg in die Ohren der Leichtgläubigen. Von einem Selbst mord sprach man, von Verbrechen im Amie, und immer schlimmer und ungeheuerlicher wurden die Erzählungen, die einer dem andern Pl^ug. Am Abend aber brachten bereits die Blätter, dir noch vor zwölf Stunden dem Toten ehrende Worte gewidmet hatten, Andeutungen, daß die schlimmen Gerüchte nicht ganz grundlos wären. Der vom Gericht entsandte Kommissar hatte noch im Laufe des Tages feftstellen können, daß in der Kanzlei zwar alles in Ordnung sei, aber die Kasse einen Fehlbetrag aufweise, und Dr. Band anvertraute Gelder unterschlagen habe. Die eigenen Aufzeichnungen des Ver storbenen lieferten dafür untrüglichen Beweis. Mit tiefer Entrüstung wurde diese Enthüllung ausgenommen, am ärgsten zeterten jene, die früher den Justizrat am meisten gepriesen hatten, sie empfanden die Enttäuschung ihres Vertrauens als eine persönliche Beleidigung und büßen mußte dafür die unschuldige Tochter. Vor mittags waren ihr noch zahlreiche Bezeugungen des Beileids und der Teilnahme zugekommen, nachmittags versiegten diese und um nächsten Tage war sie gemieden und verfehmt. Nur wenige hatten den Mut, den Toten zu be dauern und zu entschuldigen, Gabriele in Schutz zu nehmen; sie hatten die ganze große Masse gegen sich und mußten froh sein, wenn man ihr Eintreten nicht mit Verdächtigungen lohnte. Der Gerichtskommissar war nicht wenig er schüttert gewesen, als er die Sachlage erkannte und nun auch die Pflicht an ihn herantrat, so gut es ging, für Sicherstellung der Hinterlassen schaft zugunsten der Beschädigten zu sorgen. as Peinlichste daran war für ihn, daß er mit Gabriele über diese Angelegenheit sprechen sollte und erst nach langem Zögern entschloß er sich, das Fräulein um eine Unterredung bitten zu lassen. Zu seiner Überraschung, ja Bestürzung, fing Gabriele selbst von der Sache an, als er mit verlegenen Worten und mit Umschweifen sein Erscheinen rechtfertigen wollte. „Sie wissen das, mein Fräulein?" hatte er verblüfft gefragt. „Ich weiß es, mein unglücklicher Vater hat mir alles gestanden, ehe er starb. Ich habe keinen andern Wunsch, als daß aller Schaden gutgemacht werde, so weit es noch geht. Ver fügen Sie über alles, was Sie hier im Hause finden." „Sie erleichtern mir die Ausübung meiner Pflicht sehr, mein Fräulein, und ich danke Ihnen dafür. Selbstverständlich wird Ihr persönliches Eigentum —" „Ich habe keines und will keines haben. Nur das Nötigste will ich mitnehmen, wenn ich das Haus verlasse." „Das letztere wird vorläufig noch nicht nötig sein, mein Fräulein," bemerkte der Beamte, „wohin wollten Sie sich denn wenden?" „Ich hoffe bei Freunden eine Stätte zu finden bis — nun bis ich meine Gedanken so weit gesammelt habe, um über meine Zukunft einen Entschluß zu fassen." Gabriele war in der Tat entschlossen, das Vaterhaus, das ihr jetzt Grauen erregen mußt«, zu verlassen. Am Morgen war Elsa dagewesen und hatte ihr angeboten, in ihrer Familie Zu flucht zu suchen, und Gabriele war gesonnen, darauf einzugehen. Abends erschien Elsa wieder, von Ihrem Bräutigam, dem Maler Man, begleitet und warf sich mit Tränen in den Augen der Freundin au die Brust. „Arme, arme Gaariele," schluchzte das Mädchen und Man trug eine sehr bekümmerte Miene zur Schau. Gabriele erriet, daß die beiden bereits etwas von der Wahrheit erfahren haben mochten. „Ihr wißt schon, was mein Vater getan hat?" fragte sie. „So schnell ist dies herum gekommen ?" „Leider Gottes läßt sich nichts mehr machen," erwiderte Man, „die Geschichte ist nun einmal bekannt und wird sich nicht mehr vertuschen lassen. Wenn ich und andre Freunde Ihres Vaters darum gewußt hätten, wir hätten vielleicht helfen können —" „Nein!" unterbrach ihn Gabriele mit rauher Stimme. „Es war nicht mehr zu helfen." Sie seufzte tief auf bei dem Gedanken, daß ja das Schlimmste von allem noch ihr Ge heimnis sei, das auch noch ans Licht werde treten müssen. „Du mußt schrecklich leiden, Gabriele," sagte Elsa leise. „Ja, es ist entsetzlich, was ich durchlebt habe. Behüte Gott dich und jeden vor solchen Erfahrungen. — Ich danke dir, liebe Elsa, daß du so treu zu mir hältst und noch gekommen bist." „Ich wollte dich noch einmal sehen und — ich bin — ganz heimlich gekommen." „Heimlich?" Gabriels sah auf Elsa, dann auf Man, der verlegen zur Seite blickte. „Ja, Papa und Mama haben —" weiter kam Elsa nicht, laut aufschluchzend umschlang sie wieder di« Freundin. »S »4 (Fortsetzung folgt.)