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ns ! »Ul. 'ors. Ottendorfer Zeitung M. g Bezugspreis: vierteljährlich 1.20 Mk. frei ins Laus. In der Geschäftsstelle abgcholt viertel jährlich 1.—. Einzelne Nummer 10 Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Abend. o 8 Matt — y Anzeigenpreis: Für die kleinspaltige Korpus-Zeile oder deren Raum 10 Pfg. — Im Reklamoteil für die kleinsxaltige Petit-Zeile 2b Pfg. Anzeigenannahme bis 12 Uhr mittags Beilagegebühr nach Vereinbarung. des Gemeinderates und Gemeindevorstandes zu Ottendorf-Moritzdorf. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel^ ,,^eld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode" Druck u. Verlag -er Fa. H. Rühle, Inh. R. Storch in Groß-Vkrilla. Lür die Redaktion verantwortlich R. Storch in Groß-Dkrilla. Nummer 18. Freitag, den 10. Februar1911 ' 10. Jahrgang Ein Frankfurter Blatt erhielt den Brief einer Mutter, in dem vorgeschlagen wird, die noch auf der Seereise befindlichen I500 Chinaersatz- Mannschaften wegen der Pest in Ostasien zurück» kehren zu lassen, da doch auch der Kronprinz der Seuche au» dem Weg« gehe. Der Brief ist rührend in der mütterlichen Sorge um den Sohn in .der Ferne. Die Frau vergißt aber, daß die deutschen Soldaten nach Tsingtau (Kiautschau) gehen, das bis jetzt ungefährdet erscheint. Der Kronprinz aber wollte Peking besuchen, in dem Pestfälle vorgekommen find. Unvergessen. Gar seltsam ist's, wie manche Stunden Fortleben in der Menschen Brust l Bald bluten heimlich alle Wunden, Bald lodert auf vergang'ne Lust; Und durch die Seele zitternd schwanken, Von fernem Geisterhauch bewegt, Gleich Traumesbildern die Gedanken, Wenn uns Erinn'rung rückwärts trägt. Lang ist cs her — mir war versunken Für alle Zeil der Heimat Stern, Ich stand, von junger Freiheit trunken, Doch allen, die mich liebten, fern; Im Herzen fühlt ich Zweifel brennen, Es hob der Kampf ums Dasein an, Di« Stunde — o, ich darfs bekennen, Daß ich sie nicht vergessen kann. In einem stillen, grünen Tale, Hart an der grauen Felsenwand, Geschah es, daß zum ersten Male An mich geschmiegt die Liebt stand. Die Blumen blühten in der Runde, Die Sonne schien in» Herz hinein, Und diese einzig schöne Stunde, Sie könnt« je vergeßen sein? Und wie an meines Kinde» Leiche Ich tiefgebeugt und trostlos rang, Wie ich das Angesicht, das bleicht, Mit meinen Händen heiß umschlang; Wie ich in Jammer unermessen Geküßt die Stirne weiß und kalt — Auch das kann nimmer ich vergessen, Und würd ich hundert Jahre alt. — Ja, Stunden gibt'» im Menschenleben Von einem wundersamen Bann, Du fühlst die Seele dir erbeben, Nach Jahren noch, denkst du daran; Den treuen Geistern gleich begleiten Sie bi» an'» Ende deinen Pfad; Doch kann ich jenen nicht beneiden, Der kein« solche Stunden hat. Vas Neueste kür eilige Leier. Der König von Sachsen Iras gestern vor mittag an Bord des LloydampserS „Großer Kurfürst" in Port Sudan ein. Die Weiter- reise nach Chartum war auf 2 Uhr nach mittag» festgesetzt. In Zarskoje Sselo ist der Separat-Bahn- Hof de» Zaren niedergebrannt. Auf dem schwarzen Meer« tobte gestern ein furchtbarer Sturm. Ein russischer Tranöportdampfer mit über vierzig Mann Besatzung ist untergegangen. Der Brand aus der hohen Pforte ist nach den Ergebnissen der Untersuchung von ver brecherischer Hand angelegt worden. Oertliches und Sächsisch es. wahrheil,getreue Mitteilungen lind der Redaktion stets willkommen Gitendorf-Vkrilla, 9. Februar 19p, —* Etwas 00m OrtSverein. Allüberall dort, wo man erkannt hat, daß ver Einzelne, selbst Mit dem besten Wollen und Können doch nur wenig erreichen kann, Hai man Vereinigungen gegründet, die dem Allgemeinwohl dienen. Und neben solchen, deren Zweck es ist, wohl zutun und Not zu lindern, gibt es heute selbst in kleinen Gemeinden einen OrtSversin. Dieser hat sich die Bessergestaltung unschöner Verhältnisse, die Erleichterung der Einführung in neuzeitliche Verhältnisse, Schaffung von Annehmlichkeiten im Gemeindewesen, Ver schönerung des Ortes u. v. a. zum Zweck der Vereinsbestrebungen gemacht. Kurz, alles Dinge, die jedem Gemeindemitglied doppelt zu gute kommen Zunächst einmal jedem Einzelnen persönlich und dann erneut al» Mitglied eines solchen Gemeindcwesens, dem ein OrtSverein diese Dinge schafft. Beispiele sind nicht nötig, denn die Tätigkeit der Ortsoereine M eine »fsensichtliche. So gibt unser OrtSverein jährlich Mehrere Hundert Mark für diese dem Großen, Tanzen dienenden Zwecke aus. Aber selbst trotz guter pekuniärer Unterstützung und sehr ver ständigem Entgegenkommen aus allen Kreisen Und insonderheit helfende Unterstützung und Anerkennung in den Gemeindevertretungen kann nicht überall Wandel geschaffen werden, denn dazu gehör«n bedeutende Mittel. Um nun wenigsten» dringend gebotene Aenderungen schaffen zu können, hat unser OrtSverein einen eigenen Plan gefaßt. Bekanntlich sind wir Menschen dann, wenn uns «twa» recht erfreut hat, zum Geben leichter bereit. Auf dieser Grundlage beschloß man nun, einmal recht viel Freude zu schaffen. Und in weisem Er wägen de» Umstandes, daß nichts ansteckender ist, als Freude, will man im Gasthof zum Hirsch einen großen „Ansteckungsherd" schaffen Männlein und Weiblein sollen zu recht großem Erfreuen gebracht werden. Ein großes Humor fest wird geschaffen. Aber nicht nur für einen Teil unserer Einwohnerschaft ist dieses bestimmt, es sollen Alle kommen! Der ganze Hirsch sieht zur Verfügung und ein Komitee arbeitet gegenwärtig an der Gestaltung des Festes. soll das Best« geboten werden. Aber noch hat man bedacht, daß man in dieser Zeit der Veranstaltungen und Feste, in der man bekanntlich recht gut einschlasen, aber nie aus- schlasen kann, mit einer „Festmüdigkeit" und Naturgemäßen „Geldlosigkeit" rechnen muß. Aber trotzdem hofft man, daß ein Verein, der nur Einmal im Jahr zu einem Feste einladet, um Gutes für Alle schaffen zu können, auch Alle iU Gaste sieht. —* Viehmarkt findet am Dienstag, den t4 Februar in Pulsnitz statt. Die Urspcungs- jeugnisse sind mitzubringen. Radeberg Von religiösem Wahnsinn befallen wurde der etwa 20 Jahre alte Kauf mann Richter in dem Kontor der Firma Eschebach. Der junge Mann, Sohn eines dricsträg rs, mußte nach dem Krankenhaus gebracht werden. Von dem Direktor verlangte er dir llnkrschreibung «ine» Liebesbriefes, Er hatte lebhaft die Gottesdienste und Veran staltungen der Heilsarmee besucht. Lange brück. Die diamantene Hochzeit feiert heute Donnerstag Herr Schlachtsteuer- Einnrhmrr Stichler und Gattin. Dresden. In der vorgestrigen Nummer der B. Z. a. M. ist die offizielle Aus schreibung der Direktion für da» Sechslagr rennen enthalten. In den Zeit vom 1. März abends 11 Uhr bis 7. März abends 11 Uh> wird auf der im alten Schlachthof zu errichtenden 100 Meter langen und 4,5 Meter breiten Bahn, das Rennen ausgefahren. Die Kuroen- höhe beträgt 3,S Meter. Der erste Preis be trägt 3000 Mark, der zweite 2000 Mark, der dritte 1000 Mark und der vierte 500 Mark Das Rennen wird nach den Satzungen des Verbandes deutscher Radrennbahnen gefahren. Mit dem Bau der Bahn ist bereits begonnen worden. — In der Pirnaischcn Vorstadt suchte sich gestern früh ein 24 Jahre alter Schuioikar mittelst Revolver zu erschießen. Ec wurde schwerverletzt dem Krankenhaus« zureföhrt. Oschatz. Eine r-cht spaßhafte Geschich - hat sich in einer dec Nachbargemeinden zu geiragen. Dort ward am Sonntag bei einem Bockbierfest einem Herrn eine Einladung zu einem Stelldichein in der Wohnung einer Dame zuteil. Sei e» nun, daß die Verab redung überhaupt nicht ernst gemeint war, sei «S, daß der liebenswürdige Ritter in der Dunkelheit an die falsche Tür geriet: es wurde ihm eben nicht ausgemacht. Darob war er sehr erbost, denn er hielt sich für gefoppt und in seinem Unwillen pol erte er recht vernehmlich an die Tür. Die Bewohner deS Hauses glaubten, Einbrecher hätten ihren Spuk ge trieben und am Montag früh fuhr man eiligst mit einem Auto nach Meißen, um den viel- gerühmt«n,sagenumsponnenenPolizeihundHarraS herbeizuholen. Harras kam, man ließ ihn Witterung nehmen, und flugs eilte das kluge Tier nach der Wohnung des Herrn, der in der Nacht vergeblich Einlaß begehrt hatte. Dieser schlummerte noch sanft und ruhte von den An strengungen des vergangenen Abends aus. Er war natürlich nicht wenig erstaunt, als ihn der wackere Harras als „Einbrecher" verbellte. Da Harra» nicht locker ließ, hieß es Farbe be kennen und nun löste sich natürlich alles in Heiterkeit und Wohlgefallen auf. Und die Moral von der Geschicht': Zu Schäferstündchen gehe nicht! Leipzig, Vorgestrrn Abend in der elften Stunde sand am Rathaulrtng ein Zusammenstoß zwischen einem Motorwagen der großen Leipziger Straßenbahn und einem zwei- spännigen Pofigeschirr statt. Am Postwagen wurde eine Seitenwand eingedrückt. Auf dem Straßenbahnwagen wurden einige Fensterscheiben zertrümmert. Der Kutscher des Postwagens erlitt durch Sturz vom Wagen ein« leichte Verletzung, ebenso der Führer des Motor wagens. — Eine Million künstlicher Marguritten hat das Komitee sür den am Sonnabend statt- findenden „Marguritenlag" zum Besten des Heims für gebrechliche Kinder und des Kinder- Krankenhauses angeschafft. Der Mindestpreis beträgt 10 Psg, aber die reizenden Damen aller Stände, die die Blumen verkaufen sollen, schlagen sicher mehr als diesen Preis heraus. Eine Unzahl anderer Veranstalmngen in Er- holgungs- und VsrkaujSetabliffements werd- den finanziellen Ertrag, den man auf zirka 100000 Mark taxiert, sicher erhöhen. Burgstädt. Wie ein Hanoschuhfabrikant das Opfer Berliner GeschäftSkniffe wurde, da rüber erzählt man sich hier: Es handelte sich um einen Handschuhposten im Werte von 5000 Mark, der nach Berlin geliefert wurde. Durch raffinierte Bedingungen und Schikane kam es so weit, daß der in hiesiger Gcge.'-d wohnhafte Fabri ant die Ware schließlich u rücknrhmen mußte »der vielmehr es vorzog.j I»r »ui 20 Körne« Zie i« Ye» rms«t»edt^erg!i!iM luden: Wrert Identer turne« Heizen SeMz jtnmrktkcde Me Unre kr«;;e jlonisr-?snt«ini«e ;»I«n- «nil Isrknmzik <sn 1 spellen! Wrtmlerei jtimrirtircde Jeklsnutione» Knrre VerliMz reirenöer 8egen;tL«iIe prsedMIer jtnnptzevin«! sie zurückzunehmen. Nun lag der ansehnliche Posten da. Jedoch nach nicht langer Zeit er- schien der „Ramscher". Er hatte gehört, daß usw. und ob nicht zu machen wäre ein Ge schäftchen. Der Handel ging hin und her, schließlich wählte der Verkäufer das kleinere Uebel und verschleuderte die Handschuhe sür 3000 Mark. Doch welch eigentümlicher Zu fall! Der „Ramscher" bezahlte sofort mit einem Scheck jener Berliner Firma, die die Ware beanstandet hatte. Sieht das nicht einer sein angelegten Gaunerei ähnlich? Wahrschein lich ist da» Manöver schon öfter versucht worden und auch geglückt. Groitzsch. Die ausständigen Schuhfabrik arbeiter und -arbeiterinnen der Firma Götze und Fischer haben die Arbeit nach dreitägiger Unterbrechung wieder ausgenommen, nachdem eine Einigung wegen geforderter Lohnzuschläge erzielt worden ist. Ehemnitz. Unter dem Verdacht, ihre eigene Tochter, die mit 20000 Mark in der Lebensversicherung war, vergiftet zu haben, ist von der hiesigen Staatsanwaltschaft eine im hiesigen Kaßbergviertel wohnhafte Logishälterin verhaftet worden. Zwickau. Der Rat der Stadt hat dem Beschlusse de» Stadtverordneten - Kollegiums das Gutachten zweier Sachverständiger über die Folgen des Abbaues des Kohlenunterirdischen unter der Stadt einzuholen, die Zustimmung versagt. Schedewitz. In der hiesigen Kamm garnspinnerei geriet der Arbeiter Zimmermann in eine Maschine, und wurde schwer verletzt. Ein Arm wurde ihm herausgerissen. Um den Unglücklichen befreien zu können, mußte die Maschine auseinandergenommen werden. Plauen. Gestern abend brach im Hause Dobenerstraße 13 ein Brand aus, der nur mit Mühe von der Feuerwehr gelöscht werden konnte. Der 52 Jahre alte Christian Hermann Weichelt wurde von dem Feuer überrascht und erlitt so schwere Brandwunden am ganzen Körper, daß an seinem Auskommen gezweifelt wi:d. Der Verunglückte wurde ins Kranken haus gebracht. —* Di« deutschen Soldaten in Ostasien. Siantler-nmnachrlchten für Monat Januar. Geburten. Am 7. dem Arbeiter P. R. Wenzel ein S., am 4. dem Schuhmacher K. H. Kluge ein 8., am S. dem Maurer E. A. Weser ein S., am 15. dem Maurer E. M. Stölzer eine T., am 17. dem Fleischer G. E. M. Wirth 1 S., am 18. dem Maurer M. M. Vetters ein S., am 19. dem C-mentsteinfabrikant K. A. Freuden berg ein S., am 23. dem Glasarbeiter H. C. G. Dietrich -in S-, dem Maurer I. E. Bi-cop ein S., am 31. dem Fabrikbesitzer B. Schiff! ein S., außerdem ein uneheliche« Mädchen. Eheschließungen. Am 7. der Tischler A. A. Schönfuß mit M. H. Thalheim, am 8. der Kutscher M. R. Kühne mit M. B. Leuthold, am 14. der Bahnaebeiter R. O. Beier mit M. M- Schulze, am 21. der Tischler G. I. Kalke, mit M. I. Partzsch. Sterbefälle. Am 1. die Maurers Ehesrau A. W. Lide, 68 Jahre alt, am 4. der Glasmacherssohn E, H. Diebel, S Tage alt-