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Ottendorfer Zeitung : 21.11.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-11-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190911211
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19091121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19091121
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-11
- Tag 1909-11-21
-
Monat
1909-11
-
Jahr
1909
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 21.11.1909
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Reichskanzler v. Vethmann- hollweg. G Noch haben wir einige Tage Zeit bis zur Reichstagseröffmmg, aber schon sind geschäftige Leute bei der Hand, um den neuen Reichs kanzler wenn irgend möglich auf eine Politik festzulegen. Noch immer stehen im deutschen Parteileben die Gegensätze im Vordergrund und noch immer vermißt man die Ausstellung gemein samer Gesichtspunkte, die im Interesse der nationalen Wohlfahrt läge. Noch hat der neue Reichskanzler nicht Gelegenheit genommen, sich über fein Programm zu äußern. Aber es ist auch unbegreiflich, warum man gerade von des Reiches fünftem Kanzler erwartet, was niemand seinen Vorgängern zugemutet hätte. Gelegentlich seines Besuches in Wien hat Herr v. Bethmann-Hollweg geäußert, daß Eng land in der Frage der Flottenbeschränkung aufs neue mit Deutschland in Verhandlung treten wolle, obgleich einige Tage zuvor der englische Ministerpräsident in London erklärt hatte, die englische Regierung könne in dieser Frage nicht noch einmal die Verhandlungen beginnen, da sie von Deutschland einmal abgewiesen sei. Seit dem dieser Vorgang bekannt geworden ist, zer brechen sich die zehnmal Weisen den Kopf, ob Herr v. Bethmann-Hollweg auf den Wegen seines Vorgängers im Amte weiterwandeln, oder ob er neue Wege einschlagen werde; ja, in manchen Blättern war sogar zu lesen, daß Herr v. Bethmann-Hollweg nur ein Zwischenkanzler sei und daß ihm bald ein andrer folgen werde. Der neue Kanzler hat der Versuchung wider standen, alle diese Gerüchte in der Öffentlichkeit zu widerlegen. Ec weiß wohl, daß er in dieser trotz aller äußeren Ruhe politisch sehr bewegten Zeit am besten tut, die Richtlinien seiner Politik nur vor dem Parlamente klarzuleaen; denn gerade im letzten Jahre haben ja private Unter redungen hochgestellter Personen, die auf unbe greifliche Weise den Weg in die Öffentlichkeit fanden, genug des Unfriedens und der Unruhe gestiftet. Wenn alle Äußerungen eines Privat mannes vor der strengen Kritik der Öffentlichkeit bestehen sollten, so würde ein privater Meinungs austausch bald eine Seltenheit sein. Dennoch hat Herr v. Bethmann-Hollweg es vorgezogen, nach jener Wiener Unterredung weder Bericht erstatter von Zeitungen zu empfangen, noch sich im vertrauten Kreise über die Zukunft der Reichspolitik gegenüber dem Ausland zu er klären Darum sind natürlich alle Betrach tungen über einen etwaigen neuen Kurs voll ständig müßig. Wenn hier und da behauptet wird, Herr v. Bethmann-Hollweg werde das in der Thronrede gegebene Versprechen einer Wahlreform in Preußen nicht einlösen, so ist diese Behauptung ebenso unbeweisbar als jene andre, daß der Kanzler schon im Januar den fertigen Entwurf einer solchen Wahlreform dem Preuß. Landtage vorlegen werde. Was wir wissen, ist, daß der neue Kanzler mit dem Bundesgenossen an der Donau zusammenge troffen ist und daß er mit der italienischen Regierung einen Besuch verabredet hat. Wie sich des Reiches Politik gestalten, ja ob sie überhaupt eine Änderung erfahren soll, wird sich erst zeigen, wenn im Reichstage der Etat des Äußern beraten wird. Bis dahin ist es gut, alle Erwägungen parteipolitischer Art hint anzuhalten und die Kräfte zu sammeln für die neuen nationalen Aufgaben, die das Jahr 1910 an uns stellen wird. Eine Erbschaft hat der neue Kanzler nämlich von seinem Vor gänger übernommen, die seine Kraft völlig in Anspruch nehmen wird: Die Finanzlage des Reiches ist trotz der im letzten Jahre be schlossenen Finanzreform nur unwesentlich ge bessert. Da heißt es denn beizeiten vorzu sorgen, ehe das Elend des Geldbeutels wieder alle andern Interessen zum Schweigen bringt. Hoffentlich gelingt es Herrn v. Bethmann Hollweg, das Gespenst der Geldsorge vorläufig von der Tür des Reiches zu scheuchen. K. v. Politische Kunälckau. Deutschland. UL In Wiener Kreisen heißt es, Sultan Mohammed habe an Kaiser Wilhelm ein Handschreiben gerichtet, in dem er den Kaiser bittet, bei einem späteren Besuche in Korfu einen Abstecher nach Konstantinopel zu machen, um die früher bekundete, aber aufgeschobene Absicht, Konstantinopel zu besuchen, in die Tat umzu setzen. An maßgebender türkischer Stelle wird dazu erklärt, man glaube an die Möglichkeit einer derartigen Reise, man ist jedoch der An sicht, daß es sich um eine verfrühte Nachricht handelt, die sicherlich im Anschluß an die — gleichfalls noch nicht bestätigte — Meldung von einer nächstjährigen Jerusalemreise des Deutschen Kaisers entstanden ist. X DieTral! ung des Herzogs Johann Albrecht zu Mecklenburg-Schwerin, des Regenten von Braunschweig, mit der Prinzessin Elisabeth von Stolberg- Roß l a findet neueren Bestimmungen zufolge am 12., nicht am 15. Dezember d., im Dom zu Braunschweig statt. * Nach der Durchführung der Stich wahlen für den Preuß. Landtag im 12. Berliner Wahlkreise ist die Wahl des bürger lichen Kandidaten (Pred. Runze) gegen den Sozialdemokraten Hoffmann, der bereits Mitglied des Landtags war, gesichert. * Der badische Minister des Innern erklärte am Schluß einer Besprechung über die Arbeitslosenversicherung, die Arbeiter könnten zuversichtlich hoffen, daß die Arbeitslosenversicherung kommen werde; nur sei noch nicht die geeignete Form gefunden. Sie sollten aber überzeugt sein, wenn die Ver sicherung zurzeit auf Widerstand stoße, daß dafür triftige sachliche Gründe Vorlagen. Die Vertreter der Handelskammern und der Arbeit geberverbände hatten sich entschieden ablehnend Verhalten. Der Vertreter der Landwirischafts- kammer war für eine Arbeitslosenversicherung, wenn die Kosten von den Städten getragen würden, weil man dem Lande keine neuen Be lastungen zumuten könne, die die Leutenot auf dem Lande noch vergrößern würden. Die Ver treter der Handwerkskammern waren teils für, teils gegen die Versicherung. kL In maßgebenden Kreisen verfolgt man mit Bedauern die weitere Ausbreitung der Schlafkrankheit in unsrer Kolonie O st - akrika, weil die Zahl der erkrankten Euro päer in den hauptsächlich von der Seuche be fallenen Distrikten in ständiger Zunahme be griffen ist. Die zur Bekämpfung dieses großen Feindes bisher verwandten Mittel dürsten für die Zukunft kaum genügen, um der Seuche Herr zu werden. Zum wirksamen Kampf gegen diesen Schaden der Kolonie wird es kaum ohne Bewilligung außerordentlicher Mittel abgehen, sodaß man mit einem Antrag auf Gewährung außerordentlicher Mittel im Etat ohne weiteres zu rechnen haben wird. Osterreich-Ungar«. * Die- Lösung der ungarischen Krise scheint nun doch bevorzustehen. Nach Mit teilungen, die der ungarische Ministerpräsident Wekerle nach einer Audienz beim Kaiser Franz Joseph machte, soll vor allem die Wahlreform durchgeführt und dann in der Heeres- und Bankfrage ein Ausgleich gesucht werden. Frankreich. kL Der Minister der öffentlichen Arbeiten, Millerand, hat durch Erlaß eine ständige Kommission für Lu ft s ch i f f a h rt ins Leben gerufen. Zu den Mitgliedern der Kom mission zählen die namhaftesten Verfechter und maßgebende Vertreter der Luftschiffahrtsvereine. Die neuemannte Kommission foll alle wichtigen Fragen der Lustschiffahrt vorberaten, sie soll sich nicht allein auf Frankreich beschränken, son dern auch internationale Fragen vor dem Ein- U burwirrte fääen. 17j Roman von Johannes Emmer. »Fortsetzung.! „Falls Sie die Dame nicht gleich auffinden sollten und Sie Eile haben, so bitte ich nur über mich zu verfügen,* fuhr Dr. Band fort, ich werde gern alles besorgen. Ihre Erzählung hat mein lebhaftes Interesse erweckt." Cromer begnügte sich, mit einer Verbeugung zu danken, es berührte ihn — er wußte zwar selbst nicht, warum — unangenehm, daß der Justizrat ihm seine Dienste förmlich aufdrängte. Die Unterhaltung wandte sich wieder andern Gegenständen zu und Cromer war bald in ein lebhaftes Gespräch mit Gabriele verstrickt, das ihn den ganzen Zwischenfall vergessen ließ, obgleich es gerade von diesem seinen Aus gang nahm. Gabriele bemerkte nämlich, an den Scherz Fians anknüpfend, mit neckischer Laune, daß durch einen romanfischen Zufall herbeigeführte Beziehungen sich nicht selten ganz unerwartet ausaestalten, was Cromer zwar zugab, aber auf seinen Fall nicht angewendet wissen wollte. „Doktor Matbon bat ja auch im Fluge Ihre Sympathien gewonnen," meinte fie, „das ge standen Sie selbst ein." „Ein Landsmann in der afrikanischen Steppe! Das sind doch ganz andre Verhältnisse!" „ES ist doch etwa? Merkwürdiges an diesen Sympathien. — Man kennt ost Menschen,' deren Vorzüge man würdigt, die man durchaus achten und schätzen muß und die dennoch uns gleich-! gültig, fremd bleiben, ja oft geradezu Wider willen erregen, und anderseits verzeiht man alle Fehler und Unarten solchen, die auf ganz uner klärliche Weise unsre Neigung gewannen, die der Verstand nicht billigen kann." Es wurde eben Punsch herumgereicht und Cromer hielt das heiße Glas mit der Hand umspannt. „Haben Sie nie bemerkt, daß fast alle Menschen sich scheuen, Kaltes zu berühren, während das Feuer eine magische Anziehungs kraft ausübt? Das Kind zieht schreiend sein Händchen zurück, wenn es ein Eisstück anfafsen soll und greift nach der Flamme: der kalte Hauch stößt ab, die Wärme zieht an. — Ich denke, es sind eben auch die warmherzigen Menschen, die Sympathien erregen." „Also leidenschaftliche?" „Das will ich nicht sagen, es muß nicht gerade Hellodemdes Feuer sein, das wärmt. Und dann haben auch kalte Naturen Leiden schaften, und die sind gefährlicher, da fie in Tücke und Grausamkeit sich äußern. Nicht nm Vulkane, auch Eisberge verheeren ihre Um gebung, aber die Lava wird wieder fruchtbarer Boden, der Gletscher ertötet alles Lebendige." „Was kann der Mensch für seine Anlage," warf Gabriele ein, „ich denke mir, eine solche, wie Sie sagen, kalte Natur muß sich ost sehr unglücklich fühlen, wenn sie überall abstößt, und fie würde also ein Anrecht auf Mitleid haben." „Warmherzig kann jeder sein oder werden, wenn er nur will." „S'e glauben an die Allmacht des Willens?" ' bringen derselben begutachten und zu ihnen Stellung nehmen. *Jn der Deputiertenkammer erklärte auf eine Anstaae der Kriegsminifter, er wacke mit Eifer darüber, baß bei den afrikanischen Truppen sich keine Mißhandlungen ereigneten. Merkwürdigerweise glaubte ihm die Kammer ohne weiteres und sprach ihm mit großer Mehrheit das Vertrauen aus. — Weiß der Herr Kriegs Minister nichts von den Leiden der Fremdenlegionäre? England. * Nach amtlichen Londoner Meldungen beruht das Gerücht, die Königin Wilhelmina von Holland werde dem König Eduard demnächst einen Besuch abstatten, auf Erfindung. — Der Empfang des Königs Manuel von Portugal am Londoner Hofe gestaltete sich äußerst feierlich. Schweden. * Obwohl die Einigungsverhand lungen, die auf Veranlassung des Königs zwischen Arbeitgebern und Streikenden von der Regierung unternommen wurden, gescheitert sind, deuten doch alle Anzeichen darauf hin, daß der Streik, der das Wirtschaftsleben Schwedens so empfindlich geschädigt hat, dem nächst beendet sein wird. In den meisten Be trieben ist die Arbeit bereits wieder ausge nommen worden und die übrigen werden in einigen Tagen folgen. Balkanstaate«. *Je mehr man in der Türkei an die längst geplanten Reformen geht, je deutlicher zeigt sich, wie knapp die vorhandenen Mittel sind. Erst kürzlich hat der Minister der öffentlichen Arbeiten einem Berichterstatter gegenüber erklärt, er werde der Kammer den Entwurf eines Anleihe in Löhe von elf Millionen Pfund zur Ausführung öffentlicher Bauten unter breiten. — Im ganzen wird die Türkei eine Anleihe von 70 Millionen Pfund aufnehmen, trotz der 50 Millionen Kronen, die Österreich- Ungarn als Entschädigung für Bosnien zahlt. * Seitdem die griechische Regierung vollauf zu tun hat, um mit dem Heer und der Marine in einem erträglichen Verhältnis zu bleiben, hat sie den Vorgängen in Maze donien nicht mehr wie früher ihre Aufmerk samkeit schenken können. Die Folge davon war das Wiederaufleben des kaum unterdrückten Bandenunwesens. Da Griechenland gegenwärtig außerstande ist, der Grenzräuberei wirksam entgegenzutreten, hat die Türkei geeignete Maßnahmen getroffen. Sie hat durch eine Anzahl Bataillone die griechische Grenze besetzen lassen, um den Übertritt griechischer Banden nach Mazedonien zu verhindern. * Die griechische Regierung erklärt in einer Kundgebung, daß alle Meinungsverschieden heiten zwischen dem Militärverband und der Marine beigelegt seien. Falls sich diese Nachricht bestätigt, so wäre ein feierlicher Aus gleich zwischen den Offizieren und der Regierung nicht mehr allzu schwer. Die einzig zu lösende Frage bleibt jetzt noch, woher man das Geld zur Durchführung der Reformen nehmen will. Asten. * Das neue Parlament ist im Beisein des Schahs, des Regenten, der Prinzen, Mi nister und der Vertreter der fremden Mächte eröffnet worden. Der Tag wurde im ganzen Lande festlich begangen. Man darf nun gespannt sein, ob das Parlament den Erwar tungen entspricht, die weite Kreise des Volkes hegen. Seine schwierigste Aufgabe wird ohne Zweifel sein, die Finanzen des Landes zu regeln, ohne Rußland oder England in Anspruch zu nehmen. Diese Aufgabe vermochte auch das erste persische Parlament nicht zu lösen. Der fall Steinbeil. G „Der Kampf ist aus." Wer rief dies Wort zuerst nach der Freisprechung der Madame Steinheil, die vor den Pariser Geschworenen stand unter der Anklage, ihren Galten und ihre Mutter mit Überlegung ermordet zu haben? Es war ein Jurist, einer jener Zuhörer, die zu „Ja," erwiderte ernst Cromer, „der Wille ist die Kraft, die uns gottähnlich macht." „Nur wird diese Kraft oft von Einflüssen gelenkt, die außer uns liegen. — Ist nicht auch die Sympathie, von der wir sprachen, ein solcher Einfluß?" „Dieser liegt doch in uns; es ist die nns noch unbewußte Erkenntnis, daß das Wesen, das Sympathie erregt, dem unsern harmo nisch ist." „Man sagt aber, daß Ungleichartiges sich anziehe; schon Plato behauptete, daß jede Seele ihre Ergänzung suche." „Sie meinen demnach, daß grundverschiedene Naturen am besten zueinander passen?" „Und Ihre Ansicht ist, daß nur gleichartige dauernd miteinander harmonieren können?" Cromer zuckte lächelnd mit den Schullern. „Ich habe für beide Ansichten lebendige Beweise und — Gegenbeweise gefunden; ich denke, daß dies eine Frage ist, die nicht die Philosophie, sondern nur das Leben lösen kann, und jeder muß es eben an sich selbst erfahren, was zu ihm paßt." „Wo bleibt aber da Ihre Allmacht des Willens?" „Sie birgt eben die praktische Lösung jener Frage; wenn zwei Menschen zueinander Vassen wollen, dann werden sie die Harmonie finden, ob nun ihr Wesen grundverschieden oder gleich gestimmt ist." Das Gespräch wurde unterbrochen, da ein paar ältere Herren sich erboben und Abschied nabmen. Auch der Reeder Litzner war daninter, und dieser lud Cromer ein, ihn zu bejuchen. Dutzenden an allen zehn Verhandlungstayen treulich vor den Schranken des Gerichts aus gehalten haben. Ter unbefangene Laie wird sich unwillkürlich fragen, wie eine solche Auf fassung möglich ist. Und dennoch ist sie wgar vom Staatsanwalt ausdrücklich vmreteu worden, denn in seinem Plädoyer äußerle der Ver treter der Anklage wiederhol! mit Bezug auf den Verteidiger der Angeklagten: „mein Herr Gegner". Das ist das, was über Paris hinaus die Steinheil-Affäre interessant macht für jeden, der sich für die Justiz mehr als flüchtig inter essiert. Es kommt nicht nur in Paris vor, daß Anklagebehörde und Verteidigung sich in dieser Weise gegenüber stehen. Und darum haben zwei Pariser Blätter recht, wenn sie im Fall Steinheil von einer Theaterjustiz reden. Das ist ja das Bemerkenswerte an diesem Prozeß, daß er den Kampf nm die eigene Meinung zwischen Staatsanwalt und Verteidigung allzu klar erwiesen hat, daß die Verhandlung nicht das Bestreben dieser beiden Faktoren zeigte, unbeeinflußt von Vorurteil und öffentlicher Meinung das Recht zu finden. Die Untersuchung hatte ein kärgliches Material zutage gefördert, das durch das Eingreifen einer über eifrigen und neuigkeitsdürstenden Presse noch mehr verzerrt wurde, als es ohnedies schon war. Aber der Staatsanwalt sagte sich, die Ge schworenen werden sich schon einen Vers daraus machen. Und ferner ist an diesem Prozeß die Haltung der öffentlichen Meinung und die dec Presse bemerkenswert. Als Frau Stsinheil im Anfang der Verhandlungen unausgesetzt redete und den Staatsanwalt nur selten zu Worte kommen ließ, glaubte man außerhalb des Ge richts, sie wolle ihre Schuld in einem Wort schwall ersäufen, als aber sich der Staats anwalt der Lage bemächtigte, und seine ohne hin stärkere Stellung gegenüber der Angeklagten und ihrem Verteidiger immer mehr auszunützen begann, änderte sich das Stimmungsbild, bis endlich die Freisprechung den draußen Harrenden zur gebieterischen Notwendigkeit wurde. Die Frau Steinheil wurde mit Hochrufen empfangen, als sie nach dem Spruch der Ge schworenen das Gericht verließ, ganz lo wie einst in Berlin die von der Anklage der Kindes unterschiebung freigesprochene Gräfin Kwilecka und wie Herr Maximilian Harden nach seinem üblen Moltkeprozeß. Auch in Karlsruhe mußte die Polizei ja Sicher heitsmaßregeln treffen, als der des Mordes an seiner Schwiegermutter angeklagte Rechtsanwall Hau schuldiggesprochen wurde. Je mehr sich die Staatsanwaltschaft bemüht, dem Angeklagten die Verteidigung zu erleichtern, um so mehr wird im Volke das Bewußtsein schwinden, daß die Waffen der Anklagebehörde schärfere seien, als die der Verteidigung. Und endlich noch einS- Die Pariser Presse ist nicht ganz schuldlos daran, daß die Spuren dieses Verbreckens nicht mit mehr Tatkraft und Erfolg verfolgt werden konnten. Hat doch ein Blatt der französischen Hauptstadt auf seine Kosten mehrere Haupt-, wenn auch nicht Tatzeugen, einfach wochen lang versteckt gehalten, um zu vermeiden, daß die Konkurrenz mit diesen Leuten sprechen und über die Vorgänge in den Tagen vor und nach dem Morde etwas veröffentliche« könne. Als dann der Untersuchungsrichter die Zeugen endlich vernehmen konnte, war manches aus ihnen heraus-, manches in sie hineingefragt worden, was das tatsächliche Ergebnis der Untersuchung wesentlich beeinflussen mußte. So kam es, daß Marietta Wolff, die Haushälterin der Angeklagten, die in der Untersuchung ihre Herrin schwer belastet hatte, vor Gericht ruhig sagen konnte, sie erinnere sich nicht mehr, waS sie in jenen Tagen alles den „Zeitungsmenschen" erzählt habe. Und so wurve die Erinnerungs schwäche der treuen Magd, ja ihr sörmlichet Gedächtnisschwund ein ausschlaggebender Faktor bei der Beurteilung der Schuldftage. Ein schönes Bild moderner Rechtspflege war daher der Prozeß nicht zu nennen, und die Ge schworenen haben mit voller Überlegung mangels au Beweisen einen Fcerspcnch gefällt. VVLeMer. „Wenn es meine Zeit gestattet, werde ich mit Vergnügen Ihrer Einladung Folge leisten," erwiderte Cromer. „Sie müssen unter allen Umständen kommen; Ihr Wort darauf! — Ich möchte mit Ihne« über geschäftliche Dinge sprechen. — Wenn eS Ihnen recht ist, erwarte ich Sie morgen mittag." Dem Drängen des alten Herrn nachgebend, sagte Cromer sein Erscheinen zu und gab dann seinem Freunde Fmn einen Wink, daß eS auch für fie beide jetzt Zeit sei, anszubcecken. Dr. Band wollte die Herren zwar noch zurück« halten, aber Cromer entschullugte sich damit, daß er noch von der Reise her etwas er müdet sei. „Ich hoffe, Sie bald wieder bei uns zu sehen," sagte Gabriels mit liebenswürdigem Lächeln, als Cromer sich verabschiedete. „Ich fürchte nm, daß mir nicht mehr ver gönnt sein dürfte, als ein Abschiedsbesuch. Ein unsteter Mann, wie ich, kommt nur, um wieder zu gehen." „Und die Allmacht des Willens ?" fragte mit neckendem Lächeln Gabriele. „Es liegt an Ihnen, sie zu erproben," ent gegnete er ernst und sah ihr tief in dir Augen, während er die Fingerspitzen an seinen Mund führte. * * * Heinrich Cromer hatte in fröhlicher Laune geftühstückt, dann in dem dickleibigen Adreß buchs vergeblich den Namen Berta Mathons gesucht und danach sich entschließen müssen, nach Ordentlich ^>° Exkaisei ^Spanien, Winter > «Wechten G Mben war v'n eigen Landung «7» Matho ''leibe?" ist .-Weshalb ' Wohnun .-Auß ich Mts etwa- Polizeiar ^gen. ,' auch s ?Me war darein Mag lieb« Wie. Kromer br Namen n schüttelte 'M zu f M und gi Mdene T >e der B< dann z M Schr« l die St !> sich ^hou." «M Ange , der audi °">er, setzte «ist scharf «-Es ist gi Men, der Cromer Von »Der igemlich dei en der Kr tz Oskar v »le mit dem 'n Becher Helm lll. o ^tannenen len Krone m enthält. ft faßt. U Sen Trinkae fluiift. das Maiestö lkömain mi daß die Jaadpn flaydjünasü -M Gesnr 'bdern. Fri Hen der i so ist et M zu leei M Auch ft mußten. Maer Hoff« m vor den Mspruche ^andesmut Aen erginc Mieten de der übri« ästest aus. Mrg Gute X Jo MM 'n Versieia r«e „fakst Mcher und Mliner L M Gerichts M auch in erhielten fiezustellunp deher. Da täglich M gezo^ ' die Berl DieA dehn kamei Mgen bei 'dort ein Rühmen ge MhlbUN! 7«. Die Mande. ' Mmnrlsch: ldm (Rhein filmtet v ^«lbstmor Ms. In Jimsterial Anzer in d yll nervös i Wunsch «eiche wu Mach im Eisenbahn M Jnfob 7 ein Pers Abergbahn Mir Wag« 'M tödlich Mrankun .«reife Witl M, ist au 'N Hill r ' au Schla Alter -
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