Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 10.11.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190911100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19091110
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19091110
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-11
- Tag 1909-11-10
-
Monat
1909-11
-
Jahr
1909
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 10.11.1909
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Staatssekretär vernburg in England. Der Staatssekretär des Reichskolonialamts Dernburg hat aut der Rückreise aus den Ver. Staaten, wo er längere Zeit zum Studium der Baumwollenkultur weilte, einige Tage in London Aufenthalt genommen, um mit den maß gebenden Persönlichkeiten der englischen Kolonial verwaltung abermals in einen unmittelbaren Gedankenaustausch einrutreten und bei dieser Gelegenheit dem englischen Publikum auch in zwei Vorträgen seine Beobachtungen und Ec- sahrunoen auf dem weitverzweigten Gebiete 'einer Tätigkeit vorzulegen. Wohl um den Ein druck dieser Reden nicht durch vorzeitige Ver öffentlichung abzuschwächen, hat Staatssekretär Dernburg es beharrlich vermieden, sich durch Ver treter der Londoner Presse über die Ergebnisse seiner Studienreise sowie über seine Pläne und Abfichten ausfragen zu lasten. Nun ist es einem Pressevertreter dennoch gelungen, mit dem Staatssekretär über diese Fragen zu sprechen. Ein Redakteur der ,Daily News' hatte mit dem Leiter der deutschen .Kolonialpolitik eine längere Unterredung. Be merkenswert ist, daß er sich anerkennend über Herrn Dernburg aussvricht und ihn weit über die englischen Minister erhebt. „Herr Dernburg ist," heißt es in dem Blatte, „in der Tat, ganz wie Chamberlain, (der frühere englische Kolonialminister) des Reiches Kauf mann, eine Persönlichkeit, die man unwillkürlich mit dem Bankwesen in Verbindung bringt, aus dem er hervorgegangen ist. Ganz anders ge artet als der Durchschnittsminister in England, studiert der deutsche Minister seine Probleme an Ort und Stelle". Es wird dann weiter behauptet, Herr Dern burg habe sich wenig hoffnungsvoll über die Kolonisierung Deutsch-OstafrikaS ausgesprochen. In dieser deutschen Kolonie hätten sich höchstens hundert weiße Familien niedergelassen, und von einer Vermehrung merke man durchaus nichts. „Mit Kanada (der eng lischen Kolonie in Nordamerika) liegt die Sache anders," hat Dernburg gesagt, „wie überhaupt in den englischen Kolonien, denn der Engländer ist vorzüglich zur Kolonisation geeignet." Diesen Umstand führt Herr Dernburg auf die fleißige Sportübung in England zurück und er hat des halb darauf gedrungen, daß auf der deutschen Kolonialschule in Hamburg der Sport eifrig be trieben wird. Weiter äußerte Dernburg über den Arbeitermangcl in Südafrika, daß man den Eingeborenen nicht zur Arbeit zwingen könne, mm müsse es ihm der Mühe wert machen, indem man ihn anständig bezahlt. — Mit Bezug auf die Besteuerung der Ein geborenen äußerte der Minister, daß nur an den Seeufern namhafte Beträge durch die so genannten Hüttensteuern einkamen. Anderswo lohnt es sich nicht, die Steuern einzutreiben. Es sei bekannt, daß der Weiße in den Kolonien noch immer danach strebe, den Neger auszu nutzen, und er habe demgegenüber die schärfsten Maßnahmen getroffen. Von der Entdeckung von Diamanten in Deutsch-Südwestafrika erzählte Dernburg folgendes: „Als vor zwei Jahren die große Krise in Amerika eintrat, machte sich das alsbald auch auf dem Diamanten markt bemerkbar, dessen bester Kunde Amerika ist. Infolgedessen wurden eine Anzahl Arbeiter in Kimberley (Oransestaat) beschäftigungslos, von denen einige nach Deutsch - Südwest zogen. Einer dieser früheren Diamantengräber, ein Neger, fand Arbeit beim Straßenbau. Eines Tages, als er seinen Karren mit frisch aufgebrochener Erde belud, bückte er sich, nahm eine Hand voll auf und wies sie dem Wegmeister mit den Worten: „Das ist die Sorte Schmutz, in der wir in Kimberley die Edelsteine finden." Der Wegmeister steckte sofort sein Diamantenfeld aus und kam um die Schürferlaubnis ein. Er ist heute ein Millionär." Im Anschluß daran bemerkte Herr Dernburg, daß der glückliche Finder in Südafrika nicht alles behalten dürfe, der Staat ziehe ein Drittel von den Ergebnissen, das sei eine Besteuerungsmethode selbsterwachsene» Wertes, an der England sich ein Beispiel nehmen könne. — Die Veröffentlichung des englischen Blattes wird ohne Zweifel eine Richtigstellung von deutscher Seite erfahren; denn es ist nicht anzu nehmen, daß der deutsche Staatssekretär sich so wenig hoffnungsvoll über die Kolonisation unsrer afrikanischen Kolonie ausgesprochen haben sollte. Im Deutschen Reichstag sagte er einst anders. Dann aber ist auch seltsam, daß Herr Dernburg die Diamantenbesteuerung für England emp fohlen haben sollte. Er weiß viel zu gut, daß man im Londoner Kolonialamt die Wege kennt, um aus den Kolonien Nutzen zu ziehen. Politische Kunäschau. Deutschland. *Der Kronprinz und die Kron prinzessin von Griechenland sind als Gäste Kaiser Wilhelms in Potsdam ein getroffen und haben im Neuen Palais Wohnung genommen. * Die Einberufung des Reichstag 8 auf den 30. d. ist jetzt durch amtliche Veröffent lichung einer Verordnung Kaiser Wilhelms bekanntgegeben worden. * Der Bundesrat hat den Entwurf einer neuen Fernsprechgebührenordnung, wonach die fetzigen Sätze erhöht werden sollen, einem Ausschuß zur Beratung überwiesen. * Nachdem nun in Berlin auch die Er gänzungswahlen zur Stadtverordnete n- Versammlung in der ersten Abteilung statt gefunden haben, stellt sich das Ergebnis folgender maßen : Es wurden gewählt in der dritten Abtei lung 1 Liberaler, 14 Sozialdemokraten; in der zweiten Abteilung 16 Liberale, in der ersten Abteilung 17 Liberale, zusammen 34 Liberale, 14 Sozialdemokraten. Außerdem hat noch in der dritten Abteilung eine Stichwahl zwischen dem freisinnigen und dem demokratischen Kandi daten stattzufinden. Die Sozialdemokraten haben einen Zuwachs von drei Mandaten zu verzeichnen. *Nach dem Ergebnis der letzten Stich wahlen in Sachsen besteht die neue sächsische Zweite Kammer aus 30 Konservativen, 28 Nationalliberalen, 8 Freifinnigen und 25 Sozialdemokraten. *Die bayrische Kammer der Ab geordneten hat mit 130 gegen 20 Stimmen das Einkommensteuergesetz angenommen, durch das eine allgemeine steigende Einkom mensteuer im Königreich Bayern eingeführt wird. Frankreich. *Jn Paris stehen zwei Monarchenbesuche bevor. Zunächst wird König Ferdinand von Bulgarien erwartet, der aller Wahr scheinlichkeit nach persönlich Anleiheverhandlungen einleiten will. Sodann rechnet man mit einem längeren Besuche König Manuels von Portugal, der dem Präsidenten Fälliges aut der Heimfahrt von England einen Besuch abstatten wird. *Die internationale Kommission zur Aus arbeitung eines Vertrages betr. den Minen bau in' Marokko ist in Paris zusammen getreten. Es nahmen Vertreter Deutschlands, Frankreichs, Spaniens, Englands und ein Ver treter des Sultans daran teil. Italien. *Der in Rom weilende serbische Minister Milowanowitsch erklärte in einer Unter redung, da die Balkanstaaten weder von Italien noch von Rußland etwas verlangten oder er warteten, könne die Zarenreise nur der Er haltung des Friedens gegolten haben. Balkanstaaten. * Der Anstifter der Marine-Meuterei in Griechenland, Leutnant Typaldos, ist mit einem Freunde in dem Augenblick ver haftet worden, als sie sich in Bauernkleidung nach Athen begeben wollten. Damit hat die Regierung die Marineverschwörung endgültig niedergeschlagen. Vie dnterlckleife auf äer Xieier Merkt. Am vierten Verhandlungstage in dem Prozeß wegen der Unterschleife aus der Kieler Werft wird zunächst der Angeklagte Siegfried Jacob sohn jun. vernommen, der sich ebenfalls für nichtschuldig erklärt. Er habe zwar auch mit Altmaterialien gehandelt, für seine Person aber nichts mit den Geschäften seines Vaters und Frankenthals zu tun gehabt. Der Vorsitzende stellt dann fest, daß ans den Kopier büchern der Angeklagten Seiten fehlen, darunter Briefe an Frankenthal. — Angekl.: Das kann ganz harmlos sein, vielleicht war auf die be treffenden Seiten Tinte gegossen. — Es werden dann dem Angeklagten zwei Zettel vorgelegt, auf denen die Paragraphen des Strafgesetzbuches notiert sind, die sich auf Hehlerei, Beamtenbestechung usw. beziehen. Der Vorsitzende fragt den Angeklagten, warum er sich diese Paragraphen ausgeschrieben habe. — Angekl.: Ich habe das nur getan, weil gegen meinen Vater ein Haftbefehl erlassen war. — Es wird dann der Angekl. Kaufmann Brakel (Hamburgs vernommen, der sich ebenfalls für nichtschuldig erklärt. Wenn er etwas versehen habe, so sei es nur das, daß er seinen früheren Sozius Jacobsohn nicht genügend kontrolliert habe. Er sei bei der Associierung 23 Jahre, Frankenthal 44 Jahre alt gewesen. Jacobsohn war ein gewiegter Kaufmann und besaß infolge dessen ein großes Übergewicht über mich. — Vors.: Als Sie verhaftet wurden, waren eine Menge Schriftstücke aus den Büchern entfernt, die fich auf das Geschäft mit Frankenthal be zogen. — Angekl.: Das mag sein, ist aber ohne mein Wissen geschehen. — Vors.: Das soll Ihr Schwager getan haben. — Damit ist die Ver nehmung der Angeklagten beendet. Verwal tungssekretär Müller (Kiel) erklärt als Sach verständiger: Auch wenn die Bücher richtig ge führt sind und alles stimmt, so können immer noch mehr Quantitäten herauskommen, von denen man nicht weiß, wo sie her find. Es ist vorge kommen, daß bis zu 100 000 Kilo mehr Alt material da war, als hätte da sein sollen. Der Sachverständige gibt an, daß im Laufe der letzten Jahre von Direktor Heinrich, der dafür verant wortlich war, wiederholt mehr Quanten ge meldet worden find, als nach den Büchern vorhanden sein sollten. — Nun verlas der Ver teidiger I. R. Schirren ein Schreiben des Staatssekretärs des Reichsmarineamts, in dem dieser die Beschwerde des Verteidigers gegen die Versagung der Genehmigung zur Aussage mehrerer Werstbeamten durch die Werst verwaltung als unbegründet zurückweist. — Hierauf wurde die Sitzung im Gerichts gebäude abgebrochen, und die Prozeßbeteiligten begaben sich auf das Gelände der Kaiserlichen Werft. Unter der neugierigen Anteilnahme der Kieler Bevölkerung gingen der Gerichtshof, die Angeklagten in Begleitung von sechs unifor mierten Kriminalbeamten, sämtliche Geschworene und Ersatzgeschworene, drei Mitglieder der Staatsanwaltschaft, die Verteidiger und die Ver treter der Presse zunächst nach dem Hafen, wo ein Sonderdampfer auf sie wartete. Sie fuhren dann an der Kruppschen Germaniawerft vorbei durch das hochflutende Leben des Kieler HafenS bis zu dem Gelände der Kaiserlichen Werft, das eingehend in Augenschein genommen wurde. Unter Führung höherer Beamter wurde zunächst die Kontrolle besichtigt, der sich am Hauptportal jedes aus- und einführende Fuhr werk sowie jeder hinein- und hinausgehende Arbeiter zu unterziehen hat. Von der Ver teidigung wurde eingewendet, daß es ganz un möglich sei, bei einer so flüchtigen Kontrolle auch genau zu untersuchen, was die gefüllten Wagen enthalten. Bei der Materialienstelle zeigte besonders der Angeklagte Frankenthal, wie völlig wertloses Zeug mit sehr wertvolle« Resten von Bronze, Kupfer und Messing gemischt sei, und daß es eben immer darauf angekommen sei, sich diese wertvollen Stücke herauszusuchen. — Es war bereits dunkel, als der Lokaltermin sein Ende erreicht hatte. Am fünften Verhandlungstuge werden die Verhandlungen zunächst im Schwurgerichtslaale fortgesetzt. Der von der Verteidigung geladene Marineoberbaurat a. D. Hoffrat bekundet, daß er längere Zeit auf der Kieler Werst tätig ge wesen sei. Wenn etwaige Gewichtsdifferenzen bei der Revision festgestellt werden, dann wird diesen energisch nachaegangen. Allerdings komme die Intendantur nicht auf die Werft, sie sehe das Material nicht, und es müsse lediglich vom grünen Tisch aus beurteilt werden. — Die tech nischen Revisionen seien nur Scheinrevisionen. Der nächste Zeuge war der frühere Bureau- gehilfe Reinkens aus Kuxhaven, der unter dem falschen Namen Breuer fich vor Jahren an den Angeklagten Frankenthal gewendet hat und ihm in einem Briefe die bevorstehende Versteigerung einer Menge Guttapercha auf dem Artillerie- depot in Kuxhaven angezeigt hat. — Bors.: Als Sie in den Saal hereintraten und vor mir standen, waren Sie sehr blaß. Ich hatte den Eindruck, daß ich einen Menschen vor mir hatte, der sich nicht sicher fühlte. Ich warne Sie dringend, vor einem falschen Eid. Es wäre eine bodenlose moralische Gemeinheit, wenn Sie einen verstorbenen Offizier hier in eine Sache hineinziehen würden und wenn das nicht wahr wäre. Sie haben auch vor dem Kriminalkom missar Wannowski in Berlin kein Wort von dem Kapitänleutnant Haase gesagt. — Zeuge: Ich bleibe bei dem, was ich gesagt habe. — Hierauf wurden die Verhandlungen im Schwurgerichtssaal abgebrochen und die Prozeß- beteiligten sowie die Pressevertreter begaben sich wiederum zum Landungsplatz im Kieler Hafen, wo ein Sonderdampfer zur Aufnahme bereit stand. — Als erster Zeuge wird dort Werfi direktor Vizeadmiral Exzellenz v. Usedom ver nommen. Er ist von der Verteidigung als Zeuge dafür benannt, daß trotz aller Mühe und Nachforschungen es nicht möglich war, festzu stellen, wieviel Mengen von der Werst ver schwunden sind. — Vors.: Exzellenz wissen, um was es sich handelt. Es sind große Mengen, die abhanden gekommen sein sollen. — Zeuge: Uber Details können wir keine Auskunft geben. Das Gerickt muß bedenken, daß 1908 vier Millionen Kilogramm Eisen- und Stahlabfälle und 400 000 Kilogramm wertvolle Abfälle auf der Kaiserlichen Werft vorhanden waren. Da können wir auf kleine Mengen nicht achten. Erster Staatsanwalt Gräfrath: Herr Franken thal hat vor einigen Tagen ausgeführt, m welch' vollkommen legaler Weise er sich mehr Vorteile bei der Kieler Werft hätte verschaffen können. Er hat in einer nach meiner Meinung übertriebenen Weise von einem Schlendrian auf der Werft gesprochen. Herr Frankenthal hat einen Fall angeführt, in dem er Leinen für 25 Pf. das Kilo von der Werft gekauft und später für 2,80 Mk. das Kilo an die Werft zurückverkaufi hat. — Zeuge Assessor Fredrich: Der Fall ist mir nicht bekannt. — Während sich über ver schiedene Nebenfragen eine lebhafte Debatte ent- spinnt, erhebt sich plötzlich Bert. R.-A. Stobbe: Ich sehe jetzt bereits zum zweitenmal, daß der Staatsanwaltschaft aus Zeugen kreisen Zettel zugesteckt werden. Ich halte das nicht für zulässig, und dies um so weniger, als auch uns von del Verteidigung verboten ist, mit den Zeugen uns in Verbindung zu setzen. Ich glaube, diese Zettel kommen von der Verwaltung der Werst oder von Assessor Fredrich. Ich bitte, das festzustellen. — Vors.: Ich habe das nicht bemerkt. Ich bitte doch, das zu unter lassen. Ich bitte, solche Zusteckereien, woher sie auch kommen mögen, nicht vorzunehmeu. -- Staatanwaltschastsrat Reils : Ich muß das Recht in Anspruch nehmen, mir Schriftstücke während der Verhandlung zukommen zu lassen. Ein Staatsanwalt ist auch während der Verhand lung nicht von der Außenwelt abgeschnitten. — Vors.: Wir sprechen von Zetteln aus den Zeugen kreisen. Ob hier im einzelnen Fall eine offizielle Zurückweisung am Platze wäre oder nicht, mag dahingestellt bleiben. Wir wollen das aber möglichst für die Zukunft unterlassen. M Entwirrte fasen. 12j Roman von Johannes Emmer. (Fortsetzung.' „Sie haben ihn so genau angesehen?" „Wozu hat man denn Augen im Kopf! Na denn nichts für ungut." Es schellte draußen. „Herr Gott, wer kommt denn noch so spät! Nicht 'nen Augenblick hat man Ruhe." Während die Frau hinausging, bereitete die Lehrerin den Tee. Das Zimmer war einfach, aber nett und reinlich gehalten, und machte bei dem Lichte der Lamve einen recht behaglichen Eindruck. Eben wollte das Fräulein fich an den Tilch setzen und griff nach einem Buche, das aufgcschlagen dalag, als Frau Fimber hastig eintrat. „'Nen Brief!" „Von Hellmut!" rief das Mädchen und sprang hastia auf. „Nee, nicht von der Voll. — So 'n Grobian hat ihn gebracht. Von 'nen Baron ist er." Erstaunt hatte Fräulein Berta den Brief ge nommen : die Handschrift auf dem Umschlag war ihr vollständig stemd und erst nach einigem Zögern öffnete fie. Neugierig beobachtete Frau Fimber das Mädchen, das jetzt, nachdem es den Brief gelesen hatte, den Kopf schüttelte, und dann schweigend das Papier in die Tasche steckte. „Von 'nen wirklichen Baron soll er sein?" bemerkte die Frau, die die Neugierde fast ver zehrte „Ein Diener hat ihn gebracht?" „I ja; sonst ein ganz netter Mensch, und der fragte, ob Sie da wohnen, und als ich sagte, es wäre schon richtig, da gab er mir das Ding da, es sei von dem Herrn Baron, aber als ich ihn nu fragte, wer der Herr Baron sei und was er wolle, da guckte er mich an und höbnte mich aus. Das brauchte ich nicht zu wissen. I so 'n Grobian." „Ich danke Ihnen, Frau Fimber!" „So, ich danke! das ist alles?" brummte die Frau. „Mm hat allo Bekanntschaften mit Baronen. Hm, das ist freilich 'was Feineres." „Ich kenne ihn nicht und habe seinen Namen nie gehört." Frau Fimber machte eine sehr ungläubige Mene. „Was will er denn?" „Ja, das weiß ich selbst nicht!" „Nu ja. ich will auch nicht Geheimnisse wissen: i Gott bewahre, ich kümmere mich nicht um fremder Leute Angelegenheiten." Mit diesen Worten schloß Frau Fimber ziemlich kräftig die Türe hinter sich und schoß murrend in ihre Küche zurück. Jbr Vertrauen in die Mieterin war gründlich erschüttert, und Frau Fimber war in diesem Augenblicke vollständig davon überzeugt, daß die Welt grundschlecht lei. Dieser Überzeugung wollte sie auch bei nächster Gelegenheit Ausdruck geben und gehörig be gründen. Das Mädchen zog jetzt, da es allein war, den Brief wieder hervor und las ihn nochmals aufmerksam durch. Das feine Papier zeigte die Freiherrnkrone; die Zeilen waren sehr unregel mäßig, die Buchstaben groß und offenbar mit züternder, schwerfälliger Hand geschrieben. „An Fräulein Berta Mathon." lautete die Aufschrift, und darunter stand: „Ein Sterbender bittet Sie dringend, ibn zu besuchen. Er hat eine für Sie wichtige Mitteilung zu machen, um sein Gewissen zu entlasten." Die Unterschrift lautete: Arnulf Freiherr von Galtür. Der Name der Straße und die Nummer des Hauses waren beigelügt. Es war begreiflich, daß dieses Schreiben dem jungen Mädchen sehr rätselhaft erschien, hatte sie ja wirklich den Namen des Freiherrn noch nicht gehört. Mas konnte dieser Mann ihr mitzuteilen haben? Für sie selbst wichtig sollte es sein, und das Gewissen eines Sterben den entlasten? Alles Nachsinnen mußte natür lich vergeblich bleiben, und die einzige Ver mutung, die ihr Halbwegs annehmbar schien, war die, daß ihr Bruder vielleicht zu dem Baron Beziehungen hatte, die vor ihr geheim gehalten worden waren. Später kam ihr der Gedanke, ob nicht das Ganze irgend ein schlechter Scherz oder noch etwas Schlimmeres lei; es war ia nicht so unmöglich, daß man sie in eine Falle locken wolle; von ähnlichen Geschichten hotte fie ja reden gehört, und in den Zeitungen las man ja auch von allerlei absonderlichen Vorlällen. Dieser Gedanke gewann allmählich die Ober hand, und als sie nach einer unruhig verbrachten Nacht am nächsten Morgen sich erhob, stand ihr Entschluß fest, vorläufig der seltsamen Einladung keine Folge zu leisten. Freilich quälte fie dann wieder der Gedanke, daß es am Ende doch die Bitte eines Sterbenden lein könne, die sie nicht erfülle, und sie war in den Lehrstunden, die sie nachmittags gab, daher sehr unruhig und zer ¬ streut. Auch das bescheidene Mittagsmahl mundete ihr nicht wie sonst, und fie war herz lich froh, daß sie an vielem Tage zuMia nach mittags nur mehr eine Stunde »u geben batte und früher nach Hanse zurückkehren konnte. Daheim wurde freilich die Sache auch nicht anders, und um ibrer Unruhs Herrin zu werden, setzte sie sich endlich hin, um einen Brief an den Bruder zu schreiben. Sie hatte ober kaum die erste Seite fertia, als Frau Fimber an der Türe pochte und dann mit den Worten eintrat: „Er ist wieder da! „Wer?" „Nun wer? Der von dem Baron! Er will heute selber mit dem gnädigen Fröulem (fie machte dabei einen spöttischen Knix) reden. „Lassen Sie ihn doch eintreten, Frau Fimber." Neugierig bettachtete Fräulein Berta den Boten, der ältliche Mann mit dem glatten, etwa« mürrischen Gefichte hatte ganz das üb liche Ausleben eines herrschaftlichen Dieners, und das beruhigte sie einigermaßen. „Der Herr Baron hatte heute vergeblich das gnädige Fräulein erwartet, und mich be- ausiragt. anzuttagen, ob es vielleicht angenehm wäre, wenn ich das gnädige Fräulein zu ihm führe" „Was wünscht der Herr Baron von mir. Ich kenne ihn fa gar nicht." Der Diener zuckte mit den Schultern. „Der Herr Baron hat darüber mit mir nicht ge sprochen." „Ihr H-rr ist schwer krank?" „Seit länger als einem Jahre; die Arzte befürchten jetzt das Schlimmste." 'Von X Revc tzerzieren. lurg a. Har; vurde plötzl >>n scharfer t ^°g dicht a Der Täter e Eer verfolgt mge in eil irs ist ein L »ahm ihm Ebenen Rev wächst in i Wer seine Wagnis ei 'inem Anfall ist verhe °chon einig «n Nähe de do er durch «ei seiner Echhaltigen Ülgeben. Aufrege M Bandit Mische S? Wuchten, v ^d hielten Mssen vom Unhof zu, Hlich, den Men, daß Das Mauen ."nssenraum! ftchbrochen. Gesucht' Ue Oberhai Festnahme > »eil er dem ^ör und W W hierdurch °er verfälscht ^d 52 leber Jahre alt Der Er siestorbe». Mnkreich ei: P für die Mnt-Mand' «er Hmgesc Schriften um Nagt, Körp Merungsruc Mimische ui Mlen. Bes Kr materie A! befürwoi Wtter und ! sicher Famil ,, ?L Wie irrt. Frän M aus der Obligation d, M mit eine Drogen wurd Mn Gewim Aenem Muv Men sich F Werden. bis eine m ihr den ^kem Reichtu spekuliere! Urzer Zeit M °°r Wille der Ä den g Mosessors" Miam Golk Res für si M Anfang x ft. Fräule Mochten, b M sie an O daß ihr „ M eingelette , kld nicht wi ftnte nichts Uem Wisse! ^be. Man l r Der Diene Freitte! D b°t sie- n^ten, dam >e, und Bi in ihre se .Ist er ick , .Ich Mb ^Waues weif , Das Mäi Ke es en Men." Sie nahm K Muff uv «Wgehen ttrt ..„Wird der Kt zu sehr , ^ge zu dem - „Seine Na ft Anfall ihn Mach ganz c v Nach etwa Haus ern ? großes ast dem Anim die stolzen ^dtburgen r Mwlichkeiten Hilden verein italienisch Un; sein z'chen und dc zü andern i
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)