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Ottendorfer Zeitung : 25.07.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190907259
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19090725
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19090725
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-07
- Tag 1909-07-25
-
Monat
1909-07
-
Jahr
1909
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 25.07.1909
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von Mklarm Er wollte in Kisten fl it sagte ml ndle sich ü« Zch bedeckte eine Beii«' inen Verwtkl e die Mit ag habe!e« ber erlasse Herr Gant« rmögen W r Geld in die en, wenn cS einem Tagt, g aufzugebe». 'er Oberpoti» Rsichspostvtt' es, daß eine timmten Tage erde und West >er bayrisäe" nerk der Na> 'erde. Gainer gefragt, wa! sei. TantS ame für eitt« norddeutsche« oman sei ui. Von f»« ame au» e hätten nicht gehabt. M ar selbst keiat da ein a«' des Herr" annehmen, n ist. - an, daß der Neichö' worden Ä München bi' ten an n abzusendcn, l Spediteuren sollten. V aosldireklione» agenmerl "E l zu beMS' h Gantei be« iersand gegen Vorkehrun» en gen zu nek' Verhandlungen hr Gutach'k" Sie stimune« ristig minder 8 5! uni'»' wdann nie » verlesen, gefühlt habe"' fern. heaufOr"" stdbei Essener schichtzwilchk" Were Schl,^' waren 'ssE zutage .6 Mann v-« viele mit sich noch lN^ ltücks ist n^ an, daß »et >. Die bis zur»"! echenplatz !' eine grE i stelle strömll' aubr man en zu könne' Querschlag töz Urbans -gegeben mer §xplosion ° chüffewM den. Jn F Tplosion n Belegs ist die °l' finde: t! so vertran^ nach, die n»" -rimsiches i" kalte sscs>. - unnaü'l^ mische Liebt' hängen, stlichen ^s< ersten Mocks -ieder la'»' ehen7 , ar immer sie gern b» ern nach bot. m geworbt"' ches Gesif' >s drückt l> ms ihr en» sein, und >" stick auf; i begegne!» n Ansdru°' ad sie aus- rollen,' s-^ hr Eva n^ ^.Mf und schwül kam der neue Tag Kein Windhauch regte sich, eine fast Hjtzx ließ Menschen und Tiere ver- Mt drückender Glut brannte die hernieder, nur drüben im Westen ballten ^Mue kleine Wölkchen zusammen und manch- ^rchzitterte ein leises Nollen und Beben Nachmittag kamen die von Hochberg Begrünung zwischen Johanna und ihren / war kalt und förmlich. geleitete das Ehevaar in das Zimmer, l er verstorbene alte Herr Holdhaus be- ch ^Ee. A Tremmingen eintrat, traf sein erster Blick in der Nähe des Fensters stand. "iE? volle Schein des Tages fiel auf ihr "E Die Jahre waren nicht spurlos an ihr s" ?gegangen. Um den hübschen Mund ernster, fester Zug, auch die Augen ij^en ftöhlichen Kinderübermut nicht mehr, H einst in ihnen wiedergespielt — die Ge- voller geworden, aber schlank und ge- geblieben — in ihrer Haltung lag ein crM Selbstbewutztsein, das ihrer Er- "inen eigenen Reiz verlieh — auch M.lMe sich von einem ähnlichen Eindruck ihre Blicke wandten sich zu ihrem sie sah eine jähe Flamme in seinen ^db^llodem — unwillkürlich packte sie ihn M beim Arm. . Msit, Ernst," flüsterte sie. sie unwillig von sich; Eva war M langsam näher getreten. Eine «nterbliebens Begegnung. Der ^„französischer Seite angeregte gemeinsame Meg des Neichsluftschiffes „Z. l" und des Wsischen Lenkballons „Ville de Nancv" ist zustande gekommen. Tas Reichslustschiff iMelin >" kreuzte -im die verabredete Zeit /e dem Grenzort Noveaut. Der französische f/iEon blieb aber aus. Gegen den Vor- M des Führers der „Ville de Nancy", , "'erer, einen gemeinsamen Ausstieg zu unter em, hatte das Regierungsblatt ,Etoile' M Stellung genommen, und in letzter Stunde Menn der Präfekt von Nancy die Mitfahrt Zeigest. Pariser Blätter hatten, wie ein ^eres Privattelegramm meldet, den sympathi- ?! Empfang des französischen Lusischiffers /'erer durch die Metzer Militärbehörden und ?Manie Begegnung „Zeppelin l" mit der Me de Nancy" als Zeichen der Annäherung Edlich besprochen. Eine Explosion auf dem Rhein- Mfer „Gutenberg" hat schwere Folgen Mt. Ein Heizer erlitt derartige Verletzungen, M im Laufe der Nacht starb. Schwer ver- M sind außerdem vier Personen. Unter Meichwerletzten befinden sich der Schiffs- Träteur nebst Frau, der Maschinist und Fahrgäste. Die Umsicht der Schiffs- Ag und der Umstand, daß das Schiff außer /fv Mar, verhinderten eine Verwirrung unter Fahrgästen. Der Oberkellner sprang in "Hein, wurde aber gerettet. Ärztliche Hilfe M'-fort zur Stelle. /Klage gegen eine» Polizeihund. M schwerer Verletzungen durch einen Polizei- M hat der Steingutdreher P. in Hamburg A die dortige Polizeibehörde eine Zivilklage ^gig gemacht. P, war vor längerer Zeit M ruhestörenden Lärms auf der Strass ^ü'iet worden, wobei er sich noch der Be- Mdeleidigung usw. schuldig machte. Auf Q Transport zur Wache wurde er von dem Mhund „Treff" durch mehrere Biffe so V'k verletzt, daß er zu seiner Heilung etwa -..Wochen im Krankenhause zubringen mußte. ^ seiner vollständigen Genesung verurteilte < bas Schöffengericht zu 14 Tagen Ge- welche Strafe in der Berufungsinstanz '0 Mk. Geldstrafe ermäßigt wurde. Jetzt gegen den Eigentümer des Polizei- das ist die Polizeibehörde, eine Zivil- »F-ingereicht, in der er Schadenersatz für :<Mch den Hund zerrissenen Kleider und Ge- iAng eines Schmerzensgeldes für die ihm pachten Verletzungen, sowie Erstattung des U isie Krankheit entgangenen Arbeitsver- fordert. Auf den Ausgang des einzig ^fMen Rechtsstreites darf man füglich sehr ^Für Jagdliebhaber! Das Polizei- /,/Altona erläßt folgende Bekanntmachung: MWsigxu Personen soll das Abschießen /,Mtten gestattet werden, die sich im Gelände des Stadtteils Ottensen in Mr. Menge eingenistet haben. Anträge auf i^Mserleilung sind im Polizeiamt anzu- Eine aus drei Mann bestehende hMvpatronille ertrunken. Gelegentlich K,Besichtigung der im Pionierdienst aus- !MN Mannschaften des in Blankenburg Ä? Mnffonierenden Infanterieregiments er- ein Unteroffizier und mehrere Mann den einen Patrouillendienst auszuführen, sie den Mönchemühlenteich zu durch- lMen hatten. Obwohl alle vollständig Hs Mündig waren, gingen der Unteroffizier h; ^si Mann in der Mitte des Teiches unter ^.?r,ranken, trotzdem sofort zahlreiche ^.Mannschaften in Kähnen an die Unfall- ^/'beN' Die Ertrunkenen sind der Untsr- - Fischmann (6. Komp.) sowie die : Allere Weber (5. Komp.) und Banse l-i-M')' Sie waren sämtlich im Schwimmen MMet und hatten schon Proben im Msven mit voller Ausrüstung abgelegt. fM'K sind sie in Schlingpflanzen geraten, ?? Boden des Teiches wuchern, und haben deren Umschlingung nicht zu befreien A Erst nach längerer Zeit gelang es, der Verunglückten zu bergen. Ein besonders tragisches Geschick Hai die Angehörigen dos ertrunkenen Unteroffiziers Fischmann be troffen, da am gleichen Tage seine in Hadmers leben wohnende Mutter infolge eines Schlag anfalles plötzlich gestorben ist. doch hatte der Sohn von ihrem Tode noch keine Kenntnis. Eine Huldiaung für Kaiser Franz Joseph. Die Souveräne der Bodenseeufer staaten werden dem Kaiser Franz Joseph bei seiner Anwesenheit zur Vorarlberger Jahr hundertfeier in Bregenz am 30. August eine besonders Aufmerksamkeit erweisen. Der König von Württemberg, der Großhcrzog von Baden und Thronfolger Prinz Ludwig von Bayern in Vertretung seines Vaters, des Regenten, werden den Kaiser in der Vorarlberger Hauptstadt be schlagung hatte sich der Kaufmann W. vor dem Landgericht zu verantworten. Der schon mehr fach vorbestrafte Angeklagte hielt sich eines Tages Anfang Mai d. in dem Lokal des Schankwirts Schwanke in der Oppelner Straße auf und ent wendete aus dem zufällig auf dem Tisch lie genden Portenionnaie des Sch. acht Mark. Der Diebstahl wurde bald bemerkt, und da nur der Angeklagte als Täter in Frage kam, erstattete der Bestohlene gegen ihn Anzeige bei der Polizei. Um jeden Verdacht zu beseitigen, bat der Angeklagte einen Arbeiter, er solle vor Gericht aussagen, er Habs ihm an dem Tage des Diebstahls zehn Mk. geborgt. Diese ver suchte Verleitung zum Meineide kam jedoch zur Kenntnis der Polizei. Die Strafkammer er Rarte Grubenunglück auf 2ecbe jVlansfelä. grüßen: auch der schweizerische Bundesrat wird voraussichtlich einen Vertreter zu dieser Begeg nung entsenden. Graf Zeppelin hat früher schon erklärt, daß er dem Kaiser Franz Joseph sein Luftschiff bei- dieser Gelegenheit vorführen werde. Geplante Untertunnelnng des Keil- berges. Die österreichische Regierung be absichtigt die Untertunnelung des Keilbergs in Böhmen, der höchsten Erhebung des Erzgebirges. Durch diesen Tunnel wird eine direkte Bahn verbindung von Karlsbad über Chemnitz nach Nordwestdeutschland geschaffen. Die bisherigen Erhebungen sind der Verwirklichung des Pro jektes günstig gewesen. Errichtung einer Spielbank in Bel grad. Die serbische Hauptstadt ist seit einiger Zeit um einen Anziehungspunkt reicher. Im dortigen Hotel „Imperial" ist eine elegante Roulettebank nach dem Muster von Monako eingerichtet. Allabendlich finden sich viele Per sonen ein, die sich eifrig am Roulettespiel be teiligen. Man hofft in Belgrad, durch diese Einrichtung den Fremdenstrom dorthin zu lenken. Die Cholera in Petersburg. In der russischen Hauptstadt find am Montag 84 Neu erkrankungen und 36 Todesfälle an Cholera vorgekommen. Die Gesamtzahl der Kranken beträgt 845. Eine Hitzwelle in Japan. In Tokio herrschte einige Tage lang eine unerträgliche Hitze, die zahlreiche Opfer gefordert hat. Vom achten Infanterie-Regiment wurden bei einem Marsche 80 Mann vom Hitzschlag getroffen; zwei Mann starben. Vom 15. Infanterie- Regiment erkrankten bei dem Manöver bei einer Temperatur von 54,4 Grad nicht weniger als 150 Mann, von denen vier starben. Sericktskalle. Berlin. Unter der Anklage der Verleitung! zum Meineide, des Diebstahls und der Unter ¬ kannte auf eine Zuchthausstrafe von zwei Jahren und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte Ms die Dauer von fünf Jahren. Kopenhagen. Redakteur Henry Heimann, der in einem Zeitungsartikel gegen den beab sichtigten Zarenbesuch überaus scharfe Stellung genommen hatte, wurde wegen Beleidigung des Königs und des Zaren zu vier Monaten Ge fängnis verurteilt. kuMckiffer, äie äen Rana! überwanäen. A Angesichts der kühnen Versuche des Flug technikers Latham, zum erstenmal mit einer Flugmaschine von Frankreich über den Kanal nach England zu fliegen, ist es interessant, sich der Fälle zu erinnern, in denen andre Luft schiffer mit nicht lenkbaren Freiballons das kühne Wagnis unternahmen, vom Kontinent nach Eng land oder von England zurück zum Festland zu fliegen. Für die Insassen des Freiballons, so wird im,Observer' ausgeführt, ist der Flug vom Festand nach England voll Gefahr, da eine leichte Abweichung des Windes genügen würde, den der Steuerung entbehrenden Ballon von seinem Kurse abzutreiben und hinaus in den Ozean zu führen. Als vor mehreren Jahren Duruof den Plan faßte, von Calais aus nach den englischen Inseln zu fliegen, mischten sich die Behörden ein und verboten das Wagnis. Als schließlich Duruof doch abfuhr, wurde er erst nördlich, dann östlich abgetrieben und schließ lich in der Nähe von Dänemark aus dem Meere aufgefischt. Die erste Fahrt eines Freiballons vom Festland nach England erfolgte während des deutsch-französischen Krieges. Einer der iechzig Ballons, die in Paris aufgelassen wurden, ward geradenwegs nach England und Schott land getrieben; Fischersleute konnten beobachten, uns der Wind den Ballon weiter hinaus in die See führte. Die einzige Spur, die später noch gesunden wurde, bestand aus einem Sack mit Briefen, den ein Schiff cmffffchte. Der Ballon „Ls Jacguard", der ebenfalls während der Be lagerung in »Laris aufstieg, wurde in der Nähe von Plymouth gesichtet, ging aber dann in den Weiten des Ozeans rettungslos verloren. Von Calais nach Dover flog L'Hoste mit einem Freiballon im Jahre 1883. Er wiederholte daS Wagnis mehrfach; so stieg er 1886 bei Sher- bourg auf und landete in der Nähe non London. Bei einem weiteren Versuche fiel er seiner Kühn heit zum Opfer. Den Flug über die Nordsee hat im »April 1807 ein deutscher Ballon voll bracht : von Bitterfeld stiegen Kurt Wegener und A. Koch auf und landeten nach einer Fahrt von 800 englischen Meilen bei Enderby in Leicestershire. Die weniger gefährliche Fahrt von England nach dem Festland ist oft ausge- sührt worden, zuerst im Jahre 1785 von dem berühmten Luftschiffer Blanchard. Die längste Lufffahrt über dem Meere vollbrachte im Jahre 1907 ein englischer Ballon, der von Aarmouth aus in nordöstlicher Richtung über die Nordsee hinaus fuhr und nach einer Fahrt von 360 eng lischen Meilen über das R eer schließlich in Schweden landete, nachdem das nördliche Däne mark gekreuzt war. Kuntes Allerlei. pr. Die Angst des Zaren. Einer Mel dung aus Petersburg zufolge hat der Zar noch nie in einem solchen Grade von Angst ge schwebt, als jetzt vor seiner Reise nach Frank reich und England. Durch Vermittelung des Zivilkabinetts hat der Beherrscher aller Reußen- sogar schon an seine Erben in dieser ernsten Zeit gedacht, indem er seine Lebensversicherungs- Policen fast verdoppeln ließ. Nach einer glaub haften Schätzung dürfte jetzt das Leben des Zaren das höchstversicherte aller europäischen Monarchen sein, denn es steht mit 550 »Millionen Mark bei den Versicherungsgesellschaften zu Buch. Ganz uneigennützig soll der Zar diese Erhöhung jedoch nicht vorgenommen haben, man erzählt sich vielmehr, daß der Zar von der ganz logischen Berechnung ausgeht, daß die verschiedenen Gesellschaften, bei denen er riesige Prämien zahlt, ein begreifliches Interesse an seiner Er haltung haben, um daher durch eigene Beamte einen Wachdienst über den Monarchen aus zuüben, der den behördlichen gut ergänzen könnte. Man ist sich nämlich in maßgebenden russischen Kreisen klar geworden, daß die Geheim polizei kaum je den Monarchen zu schützen in der Lage sein wird, da es genügend Personen gibt, denen die Geheimbeamten trotz aller Vor sicht bekannt sind, und die gegen große Summen sich vielleicht auch nicht sträuben würden, Ver schwörern gegen diese Beamten beizustehen und sie vor ihnen zu schützen. Der Zar hat selbst bekannt, daß er sich am sichersten in Dänemark und in Deutschland befinde. xr. Messinischer Schwindel. Bekanntlich find unter den Trümmern Messinas nicht nur blühende Menschenleben in großek Zahl be graben worden, auch zahlreiche Existenzen fanden dort rasch ein wenig rühmliches 'Ende. ' Von reichen Italienern und auch vom Staate selbst sind jedoch Mittel zur Verfügung gestellt worden, um den Gewerbetreibenden, die glaub haft ein früheres Geschäft auf dem Trümmer- felde nachweisen können, nach Kräften behilflich zu sein, wieder in geordnete Verhältnisse zu kommen. Da jedoch ein großer Teil der Doku mente über die Bewohnerschaft Messinas mit verloren gegangen ist, muß mau sich in zahl reichen Fällen auf die Aussagen der Unter stützung suchenden Antragsteller verlaffen, wenn dieselben durch einen Zeugen erhärtet werden. Dies haben sich zahlreiche Elemente zunutze gemacht, um sich durch Schwindelmanöver in den Besitz der finanziellen und materiellen Ver günstigungen des Staates zu setzen. Es gilt schon jetzt als erwiesen, daß die vorliegenden Gesuche um Unterstützung bedeutend zahlreicher sind, als die Geschäfte, die in Messina verloren gegangen sind. In vielen Fällen ist es denn auch schon gelungen, den Schwindel nachzu weisen, über hundert Verhaftungen sind in dieser Angelegenheit in den verschiedenen Städten schon erfolgt. Was sie auch denken oder fühlen mochte, ihre Stirn blieb klar und ruhig, ihre Stimme klang fest, als sie in gelassenem Tone sagte: „Wir haben nns lange nicht gesehen, Mina!" „Sehr lange nicht!" bestätigte diese, indem sie die Stiefschwester mit einer kühlen, kurzen Umarmung bedachte. Dann wandte sie sich sofort an Susy, die sich an Evas Seite gestellt hatte. Sie war freundlicher zu Ottos Witwe, als sie es unter andern Umständen Wohl gewesen wäre; aber während sie einige höfliche Worte sprach, lauschte sie gespannt auf das, was Tremmingen zu Eva sagte. Sie konnte nicht alles genau hören und ver ging fast vor Eifersucht und Neugirde. Johanna wollte einige Erfrischungen bringen lassen, aber Mina lehnte lebhaft ab. „Wir können nicht lange bleiben," sagte sie, „ich fürchte, wir werden heute noch ein schweres Unwetter bekommen und da möchte ich doch am liebsten wieder daheim sein." „Ich werde euch nicht lange aufhalten," versetzte Johanna eintönig. Sie lud die Anwesenden ein, um den großen runden Tisch in der Mitte des Zimmers Platz zu nehmen — sie selbst setzte sich nicht, sondern blieb stehen. Ein — zweimal versuchte sie zu sprechen — sie brachte keinen Laut aus der Kehle — end lich, zum dritten Male, fielen die Wort kalt von ihren Lippen. „Ich habe euch alle hierhergebeten, um euch die Wahrheit zu gestehen," begann sie, „Ewald hat euch getäuscht, als er behauptete, Papa hätte nur eine unbedeutende Summe hinterlassen — es war viel mehr da, wenn man es auch kein großes Vermögen nennen kann." Sie machte eine Pause, aber niemand ant wortete ihr, so fuhr sie denn nach einer Weile mühsam atmend fort: „Ich wußte d'rum, und habe bei dieser Täuschung mitgeholfen — aber ich kann die Schuld nicht länger auf meinem Gewissen lassen — lieber will ich den Oberhof opfern, als mit so schwerer Last durchs Leben gehen. Papa hat ein Testament hinterlassen, dieses Testament haben mein Gatte und ich vernichtet. Dem Wortlaut dieses Testaments nach sollte die Summe, die Ewald dem Vater bei der Übernahme des Oberhofes noch anszählen sollte, zu gleichen Teilen zwischen Mina und Eva geteilt werden. „Dis vorhandenen Wertpapiere aber sollten unter die vier Geschwister so geteilt werden, daß Mina und Eva jede um fünfhundert Gulden noch mehr erhielt, als die Brüder. An Wert papieren fanden sich nach dem Tode des Vaters außer der Barsumme, die ich und mein Gatte als einzige Hinterlassenschaft bezeichneten, noch zwanzigtausend Gulden vor. Dieses Geld steht zu eurer Verfügung, ich schwöre euch, daß ich jetzt nichts verheimlicht habe. »Mein Unrecht ist groß, ich weiß es, ich wage es auch nicht, euch um Vergebung zu bitten, aber ich hoffe, daß ihr dem Namen eures Vaters zuliebe von einer gerichtlichen Bestrafung absehen werdet. — Ich verlasse den Oberhof, denn ich besitze nicht die Mittel, seine Verwaltung in bisheriger Weise fortzuführen. Ich will mich mit meinem Kinde nach einer kleinen Landstadt zurückziehen und > ihr sollt nie mehr von mir hören. — Das, was ! ihr die Jahre her durch Zinsenentgang verloren i habt, soll euch alles ersetzt werden, bis der Oberhof verlaust ist. — Tremmingen ist wohl so gut und prüft diese Aufzeichnungen —" sie schob ihm mit zitternden Fingern einige Blätter hin, „so, und nun ist die Last von meiner Seels genommen, ich fühle mich wieder frei." Sie richtete sich höher empor, als sei in der Tat etwas Schweres, Drückendes von ihr genommen worden. Dann aber schien es, als sei auch ihre Kraft zu Ende. Mit einem tiefen Seufzer ließ sie sich in einen Stuhl fallen und bedeckte ihr Gesicht mit beiden Händen. Der Eindruck, den Johannas Geständnis hervorgerufen hatte, äußerte sich bei allen vier in andrer Weise. Susy war erregt emporgefahren und ein leises: „Ich hatte recht" entschlüpfte ihren Lippen. Eva hatte die Brauen finster zusammenge zogen, ein Zug der Verachtung trat in ihr Gesicht. " Mina blickte mit einem Ausdruck spöttischer Überlegenheit die andern.an. Die paar tausend Gulden, die sie bekam, vermochten sie nicht aus der Fassung zu bringen — sie brauchte ja das Geld eigentlich nicht. Tremmingen hörte Johanna ruhig an, bei ihm überwog der Geschäftsmann jede andre Emp findung. Er mochte ein so offenes Geständnis nicht erwartet haben, aber er verriet keine Ver wunderung darüber. Es fiel ihm ebensowenig ein, entrüstet zu sein, oder Mitleid mit der sich selbst demütigenden Frau zu empfinden. O iL iForyeyung icUgt.-
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