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Ottendorfer Zeitung : 19.05.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190905195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19090519
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19090519
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-05
- Tag 1909-05-19
-
Monat
1909-05
-
Jahr
1909
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 19.05.1909
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Der Umserhesuch in Wien. Mit ungewöhnlicher Herzlichkeit bespricht die Wiener Presse den Besuch des deutschen Kaiserpaares in Wien. So schreibt die ,Wiener Abendpost': „Mit inniger Freude und mit verehrungs vollen Empfindungen sieht die Bevölkerung Wiens den Herrscher des mächtigen Deutschen Reiches und seine erlauchte Gemahlin in den Mauern der alten Kaiserstadt. Die Bürgerschaft erblickt in dem Besuche des deutschen Kaiser- paareS die erneme und höchst eindrucksvolle Kundgebung jener treuen und innigen Freund- schait, die die beiden Herrscherhäuser und die verbündeten Reiche vereint. Wärmer denn je find die Empfindungen, die heute den hochver- ehrren kaiserlichen Gästen hier und im ganzen Reiche entgegenschlagen, nachdem in der letzten bewegten Epoche der internationalen Politik das Bündnis mit dem Deutschen Reiche sich als kostbare Friedensbüvgschaft, als Segen des Weltteiles bewährt hat. Die Völker der habsburgischen Monarchie würdigen auch mit freudigem Danke jene persönlichen Empfindungen, die der Deutsche Kaiser unserm erhabenen Herrscher entgegen- bringt, und denen Kaiser Wilhelm bei der Begrüßung der deutschen Bundesfürsten im Jubeljahre so herzbewegten Ausdruck ver liehen hat." Und die ,P. C/ schreibt: „Dem Besuch des Kaisers Wilhelm beim Kaiser Franz Joseph wohnt eine politische Bedeutung inne, die die aller früheren Begegnungen der beiden Mon archen überragt. Jede dieier Zusammenkünfte war ein Sinnbild des Österreich-Ungarn mit Deutschland seit Jahrzehnten verknüpfenden Bünd nisses. Jeder kam im Lichte der jeweiligen Welt lage ihr besonderer Sinn und ihre besondere Wichtigkeit zu. Ein unvergleichlicher Glanz lag auf dem Maitage des vergangenen Jahres, an dem Kaiser Wilhelm sich mit den andern Bundes- sürsten des Deutschen Reiches in Schönbrunn ver einigte, um dem Kaiser Franz Joseph aus An laß seines sechzigjährigen RegierungLjubiläums eine für immer denkwürdige Huldigung darzu bringen. Kein früheres Erscheinen des Deutschen Kaisers in Wien hat aber hier einen so politischen Eindruck hervorbringen können, wie das jetzige, das auf die Epoche einer internationalen Spannung erfolgte, wie sie Europa seit langem nicht be herrscht hatte. Durch die Haltung, welche Deutschland während der Ereignisse einnahm, die sich seit dem vergangenen Herbste bis zum Anbruch dieses Frühsahrs abspielten, wurde dis Balkankrise aus einer Angelegenheit Öster reich - Ungarns zu einem gemeimamen Erlebnis ! der Donau - Monarchie und des Deutsch?!! s Reiches sowie zu einer höchst lehrreichen Er fahrung für die gesamte politische Welt. Den Empfang, der dem Kaiser Wilhelm und der Kaiserin Auguste Viktoria von unserm Kaiser und den Mitgliedern des Kaiserhauses bereitet wird, begleiten die aufrichtigen warmen Mll- kommensgrüße, die ganz Osterreich-Ungarn dem neuen Verbündeten und unentwegten Freunds entbietet." Politilcke Kunälckau. Deutschland. / * Bei dem Galadiner, daS aus Anlaß des Besuches des deutschen Kaiserpaares bei Kaiser Franz Joseph in der Wiener Hoiburg stattfand, brachte Kaiser Franz Joseph unter Betonung der Bundestreue des Deutschen Reiches einen herzlichen Trinlspruch auf den Deutschen Kaiser aus, der in warmen Worten erwiderte. — Zwischen Kaiser FranzJosepH, Kaster Wilhelm und dem Könige von Italien fand ein freundschaftlicher Tele- grammwechsel statt. * Wie verlautet, wird der Rücktritt des preußischen Kultusministers Dr. Holle nun mehr in kurzer Zeit erfolgen. Der Minister Hai in Godesberg am Rhein eine Villa zunächst auf die Dauer von drei Jahren gemietet, sich aber das Vorkaufsrecht Vorbehalten. Die Über ¬ siedelung des Ministers soll Anfang Juni statt finden. * Der Bundesrat hat den Handelsver trag mit Portugal genehmigt, der dem Reichstage alsbald vorgelegt werden soll. *Die Budgetkommission des Reichstages hat einstimmig den Gesetzentwurf über die Ge währung von Beihilfen an Kriegsteil nehmer angenommen. *Bei. der Reichstagsersatzwahl für den Wahlkreis Belkum—Lüdinghausen siegte der Herzog v. Arenberg (Ztr.) mit 14800 Stimmen; Westhoff erhielt 3800, Eiler (soz.) 1100 Stimmen. Frankreich. *Jn der Kammer kam es aus Anlaß des Poststreiks zu überaus stürmischen Debatten, sodaß die Sitzung zeitweise unter brochen werden mußte. Trotzdem die Regie rungsgegner (vor allem die Sozialisten Sembat und Jaurös) das Kabinett heftig angriffen und öfter den Beifall der Mehrheit hatten, endete die Sitzung mit einem Siege der Regierung, denn nach sechsstündiger Debatte nahm die Kammer eine Tagesordnung an, deren erster Teil sich gegen den Po st streik wendet und deren zweiter Teil ein Vertrauens votum sür die Regierung ausspricht. Für den ersten Teil stimmten 455 gegen 69, für den zweiten Teil 365 gegen 159 Abgeordnete. — Obwohl die verhältnismäßig kleine Anzahl der Streikenden von den Führern immer wieder ermutigt wird, kann behauptet werden, daß die Darstellung der Negierung, wonach der Streik gefcheitert sei, den Tatsachen entspricht. Das zeigt sich am besten daran, daß der Post- und Telegraphenverkehr in Frankreich wenig und nach dem Arslans fast garnicht gestört ist. Ob sich aber Herr Clemenceau dieses Sieges freuen darf, ist eine andre Frage. Rustland. * Nach dreitägiger Verhandlung ist in Peters burg das Urteil gegen den ehemaligen Direktor des Polizeidepartements, Staatsrat Lopuchin, gesprochen worden. Ter Ange klagte wurde der Teilnahme an geheimen revolutionären Verbindungen für schuldig erklärt und zu fünf Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Man ist allgemein der Ansicht, daß der Z ar von seinem Begnadigungsrecht Gebrauch machen wird. Balkanstaaten. *Jm Gegensatz zu russischen Meldungen wird in unterrichteien serbischen Kreisen als fest stehend erklärt, daß König Peter, einer Ein ladung des Zaren folgend, demnächst in Petersburg emlrrffen wird. Durch diese Reise soll das Ansehen Rußlands aus dem Balkan wieder gehoben werden. äem Keickstage. Der Reichstag beschädigte sich am Donnerstag zunächst mit der Berner UrheberreLtSkonvention, tue im Nooember vorigen Jahres m Berlin abge- sch offen worden sti. Staatssekretär v. Schoen leitete die Beratung mit einer kut,en Rede ein, in der er mit Genugtuung über den befrr lügenden Verlaus der Konvention berichtete. Die Redner aller Pa teien begrüßten die Konvention mü Freuden. Das Übereinkommen wurde in erster und zweiter Lelung angenommen, ebenso das Patentabkommen mit Nordamerika, das beslevende Ungleichheiten unter den Angehörigen beider Länder ausgleicht. Auch das neue Münzgesetz gelangte nach unwesentlicher Debatte unverändert zur Annahme Zu längeren Debatten kam es bei dar zweiten Lesung des Bank gesetzes, zu der ein Antrag Raab (wirtsch. Bgg.) vorlag, der forderte, datz die Dividende der Anteils eigner der Reichsbank im Höchstfälle nur 6 Prozent betragen dürfe, und daß von dem Reingewinn den Anteilseignern nur 1ö Proz. statt der vorgesehenen 25 Proz. zukommen sollen. Die Redner der Linken und auch das Zentrum wandün sich gegen den An trag, worauf die Weiterderatung vertagt wurde. Am 14. d. stetzt auf der Tagesordnung die Weiterberatung der Bankgesetz-Novelle. Dieselbe beginnt mit der namentlichen Abstimmung über den Antrag Raab (wirtsch. Vgg.), wonach von dem nach Abzug der Zf/zprozentigen Präzipuast Dividende der Retchsbank-Anteilseigner verbleibenden Rest des Reingewinnes die Anteilseigner nur 15 Pro zent (ualt 25 Prozent) erhalten sollen. Auch soll die Gelamtdividende der Anteilseigner im Höchstfälle nur 6 Prozent betragen dürfen. Die Abstimmung ergibt Ablehnung des ersten Teiles des Antrages Raab mit 177 gegen 142 Stimmen. In seinem zweiten Teil (Höchstgrenze der Gesamtdividende) wird der Antrag, ebenfalls namentlich, mit 249 gegen 74 Stimmen abgeiebnt. Sodann wird der hiernach unverändert gebliebene Artikel 1 — Verteilung des Reingewinns der Reichs bank — angenommen. Artikel 2, der das steuerfreie ungedeckte Noten kontingent der Reichsbank auf 550 Mill. Mk. fest setzt und im zweiten Absatz dieses steuerfreie Noten kontingent für die Quartalstermine um 200 Mill., also auf 750 Mill., erhöht, wird nach Bemerkungen der Abgeordneten Arendt (freikons.), Weber (nat.-lib.), des Reichsbankpräsidenten Havenstein und des Abg. Raab (wirtsch. Vgg.) unter Auf rechterhaltung des zweiten Absatzes unverändert an genommen. Artikel 3, der den Reichsbanknoten den Charakter als gesetzliches Zahlungsmittel verleiht, wird nach kurzer weiterer Debatte unverändert genehmigt. Der Rest des Gesetzes wird ohne Beratung ge nehmigt. Eine Resolution auf Vorlegung eines Ge setzentwurfs zur Bekämpfung der Gefahren, die dem Publikum durch Banken und Bankiers erwachten, die zur Ansage von Depositen oder Spargeldern durch öffentliche oder schriftliche Auf forderungen oder durch Agenten anreizen, wird gleichfalls widerspruchslos angenommen. Es folgt die zweite Lesung des Viehseuchen gesetzes. Beim 8 1 erklärt auf Beschwerden des Abg. Lebmann- Jena (nat.-lib.) , Staatssekretär v. Bethmann-Hollweg: Dev Vorredner begreift nicht unser Verhalten zu der Frage der Heranziehung von Laien. Aber eine Sachverständigen - Kommission garantiert doch viel mehr eine rasche Erleoigung von Be schwerden. Über eine Anhörung Beteiligter über all gemeine Grundsätze habe ich mich schon mit den Einzelrcgierungen in Verbindung gesetzt, und damit werden Sie sich, wie ich hoffe, wohl zufrieden geben können. Was die Maßnahmen zur Abwehr von Seuchen-Einschleppungen aus dem Auslande an langt, so werden diese Maßnahmen gar nicht in der Hand untergeordneter Personen liegen. Es ist also auch der Verdacht ausgeschlossen, daß der Handel durch unzweckmäßige Maßnahmen unnötig eingeengt werden könnte. Auch ich glaube, Sie nur bitten zu können, das Gesetz in vorliegender Fassung anzu nehmen. Adg. Scheidemann (soz.): Dieses Gesetz enthält Bestimmungen, die ihm eigentlich den Charakter eines gemeingefährlichen Gesetzes gegen die Einfuhren aus dem Auslande, eines Ge setzes gegen die Volksernährung verleihen. Gesundes Fleiich wollen auch wr haben. Wir wollten durch Lawn-Heranziehung die Tierhalter gegen schikanöse Behandlung geschützt und eine solche Laicn-KoImmission in das Gesetz eingesügt sehen. Avg. Freiherr v. Psett e n lZentr.) wendet sich ! gegen diese sozialdemokratischen Überweidungen. Abg. Hahn lkons.s: Unsre Viehzucht ist der wichtigste Erwerbszweig, den es in Deutschland gibt. Unsere Viehzucht hat außerordentliche Fortschritte gemacht, ebenso die Zahi der darin beschäftiglen Perso en. Unsere Pol tik gegen die Eimchttppung von Seuchen aus dem Aus and hat vorzugsweLio dazu beigetragen. Ter GeundHeiszustand in unserm Tiervestand ist w senttich besser geworden, . dank auch dem früheren Minister v. Podöielski. Preuß. Landw.-Mimncr v. Arnim: Es ist er freulich,- daß die Kommission zu einer Einigung ge kommen ist. Was die Ausbringung der Kosten anlangt, so kann ich namens aller verbündeten Regierungen erklären, daß sie das bestehende Auf- brmgungsverfahren nirgends zuungunsten der Tierhalter abändern werden, auch dann nicht, wenn erhebliche Mehrkosten in Betracht kommen sollten. Abg. Erzberger (Zentr.) empfiehlt das Gesetz unverändert zur Annahme. Die Einführung von Laien-Kommissionen sei bedenklich. Am besten wäre es, man faßte das Gesetz in zwei Para graphen: 8 1, die Polizei kann machen was sie will; 8 2, der Stactt zahlt allen Schaden, den die Polizei anrichtet I Minister v. Arnim: Ich kann nur sagen, daß ein Gesetz so, wie der Vorredner es wünscht, daß ! den Einzelstaaten alle Lasten auferlegt werden, die - ' Zustimmung der preußischen Regierung nicht finden würde. Was würden dann dem Staate für Apo theker-Rechnungen vorgelegt werden! Abg. Roesicke (B. d. L.): Die Worte des Herrn Erzberger sind uns aus der Seele gesprochen. (Heiterkeit links.) Ja, weshalb lachen Sie?. Das ist doch nichts Humoristisches. Wir sind in der Kommission nur sehr ungern zurückgewichen. Nur wegen des „Unannehmbar!". Es ist ungerecht, sür Maßregeln im Interesse der Allgemeinheit die Landwirtschaft die Kosten tragen zu lassen. Cm Konflikt in äer Aeicbsfm LNLkommiMon. Die Sitzung der Reichsfinanzkommisston am 13. d., in der nach Übereinkunft aller Parteien die Regierungsvorlage betr. Erhöhung der Tabaksteuer zur Beratung stand, endete mit einem Konflikt zwischen dem Vorfitzenden Dr. Paasche und der Mehrheit der Kommission. Dr. Paasche legte den Borfitz nieder, den der bisherige stellvertretende Vorsitzende Abg. Dr. Spahn, der Führer des Zentrums, übernahm. Die Beratung, die eine so un erwartete Wendung nahm, hatte folgenden Verlauf: Nachdem der Regierungsvertreter für die Banderolensteuer eingetreten war, beantragten die Konservativen die Abstimmung über den einschlägigen § 2 des Regierungsentwurfs aus zusetzen und in die Beratung der übrigen Para graphen einzutreten unter Verwendung der neuen Vorschläge des Zentrums. Die National- liberalen und Freisinnigen wünschten demgegen über, diese letzteren der zweiten Lesung vorzu behalten und zunächst über die Banderole allein abzusümmen, damit nicht zwei Entwürfe als Ergebnis aus der ersten Lesung hervorgehen. Die Hauptsache sei, eine Entscheidung über die Banderole herbeizuführen. Der Vorsitzende hielt die Beratung eines zweiten Entwurfs gsschästsordnungsmäßig in dieser Lesung nicht für zulässig, es könne höchstens die Porlage eines weiteren Entwurfs, für die zweite Lesung beschlossen werden. Ein Antrag des Vorsitzenden Dr. Paasche, nunmehr die ausgesetzte Abstimmung über den Entwurf der Unlerkommission vorzunehmen, wurde gegen die Stimmen der Nationalliberalen, Frei sinnigen und Sozialdemokraten abgelehnt und mit den Stimmen der Konservativen, der Reichs partei und des Zentrums ein andrer Antrag angenommen, die Beratung der Banderole- Vorlage fortzusetzen. Dieses Verfahren erklärte der Vorsitzende Dr. Paasche für geschäftsordnungswidrig. Abg. Paasche legte darauf, den Vorsitz nieder, den der stellvertretende Vorsitzende Dr. Spahn übernahm. Namens der national- liberalen Mitglieder der Kommission erklärte darauf Abg. Dr. Weber, seine Parteifreunde könmen unter diesen Umständen an den weiteren Beratungen der Banderole-Vorlage sich nicht mehr beteiligen. Die gleiche Erklärung gaben Frei sinnige und Sozialdemokraten ab. Als die Nationalliberalen sich darauf anschicklen, daS Kommissionszimmer zu verlassen, wurde von den Zmückbleibeuden Veriagung beschlossen. 3» den Kreisen der nationalliberalen Fraktion be- lrachlet man mit diesen Vorgängen den Bruch innerhalb der Blockparteien sür endgültig. Ein Mitglied der nationalliberalen Reichs- tagssraktion erklärte einem Mitarbeiter des ,B. L.-A/ in bezug auf diese neueste Krist, daß sich die Tragweite dieses Vorkommnisses noch gar nicht übersehen lasse. Die Stellung des Reichskanzlers zur Krise- Es dürste am Reichskanzler sein, emicheweude Schritte zu mn, um die nebelhafte Lage aus- zuheUen. Welchen Weg er wählt, ob den des eigenen Abganges, oder den der in den letzien Tagen in der Öffentlichkeit besprochenen -Id- dankung des Reichsschatzsekretärs Herrn Sydow, oder aber den Weg der Vermittelung, läßl sich heute noch nicht übersehen. Eisenbahn Katastrophe im Odereisatz. Auf der Sirecke Mülhamen—Kolmar i. 6. hat sich in der Nähe der Station Herlisheim em folgenschweres Eisenbahnunglück ereiguei. Em Güterzug geriet infolge Explosion der Lokomo tive in Brand und eulgieiste. Der n-M Basel-Amsteroam fuhr auf den brennenden Güterzug auf, geriet in Flammen und stürzte die Böschung hinab. Fünf Perfonen wuroen getötet nnv zahlreiche Passagiere schwer vertttzt- Dw meisten Fahrgäste stürzten mit dem ro-Zug in einen Sumpf. O Alanälungen äes Glückes. 9j Roman von Luise Voigt. Foruetzung.l Unwillkürlich ruhten alle Fedem und eine tiefe Stille herrschte im Kontor, so daß man genau die scharfe Stimme Bauers unterscheiden konnte: „Tun Sie jetzt, was Sie wollen, Herr Warnfeld, es war meine heiligste Pflicht, Sie aufmerksam zu machen, — ich habe dieselbe zur Genüge erfüllt; von heute ab sage ich kein Wort mehr." „Um so angenehmer wird es mir sein," entgegnete spöttisch der Großhändler, dann hatte sich die Tür geöffnet, und der Buchhalter war herausgetreten. Dunkle Röte der Aufregung lag auf seinem Antlitz, — schweigend war er zu seinem Pult getreten, schweigend hatte er die Bücher in die Kane gelegt und dieselbe verschlossen, dann aber nach Hut und Stock gelangt und war, ob gleich noch viel Zeit bis zum Bureauschluß fehlte, mit kurzem Gruße aus dem Gemach ge schritten. Verwundert waren ihm damals die Blicke der jungen Leute gefolgt, denn es war noch nie vorgekommen, daß Herr Bauer zu ungewöhn licher Siunde seinen Platz am Schreibtisch ver lassen hatte, war er doch gewöhnlich der Erste, der kam, und der Letzte, der ging. Heute mußte e>was ganz Besonderes vorgefallen sein, was üu! veraul'ßle, seiner jahrelangen Gewohnheit er gegen zu handeln. Leise Bemerkungen u nren deshalb auch von Pult zu Pult ge flogen. Jeder wußte, daß etwas in der Lust lag, aber niemand wußte, was es war. Kurze Zeit darauf kam Herr Warnfeld ans seinem Zimmer heraus, machte mit scharf ver weisenden Worten einen jungen Kontoristen auf einen von ihm gemachten Fehler aufmerksam und wandte sich schließlich auch an die übrigen anwesenden Beamten, indem er tadelnd sagte: „Ich muß leider bemerken, meine Herren, daß ich mit den allgemeinen Leistungen jetzt viel weniger zufrieden bin, als dies in früherer Zeit der Fall war. Ich finde, daß mehrere unter Ihnen sich zu viel um Dinge kümmern, die Sie durchaus nichts angehen und darüber Ihre Arbeiten gänzlich vernachlässigen. Ich will heute noch keine Namen nennen, sollte ich aber später abermals Ursache zur Klage finden, so müßte ich durchgreifende Veränderungen im Kontor vornehmen. — Merken Sie sich meine Worte und teilen Sie dieselben auch den übrigen, hier nicht anwesen den Herren mit." Ein scharfer Blick des Großhändlers hatte bei dieser Rede den leeren Schreibtisch Bauers gestreift, danu stellte er noch einige geschäft liche Fragen und kehrte in sein Arbeitszimmer zurück. Kaum hatte er die Tür geschloffen, so sprach sich das allgemeine Erstaunen in leisem Flüster töne aus: „Was hat nur der Alte, was geht da vor? Was hat es mit Bauer gegeben?" so fragte nian von Pult zu Pult. Jeder fühlte, daß die schlechte Laune Warnfetds nur einy Folge seiner Unterredung mit dem Oberbuchhalter war, und daß viele Worte nur direkt für denselben be stimmt waren. Als am nächsten Morgen Herr Bauer wieder ruhig an seinem Schreibtisch saß, hatte keiner der übrigen Herren den Mut, eine Frage an ihn zu richten, man begnügte sich einfach damit, ihm zu erzählen, wie wild gestern abend „der Alte" gewesen war. Mit geninzelter Stirn hörte der Oberbuchhalter zu, dann aber sagte er nach einer Paust ganz ruhig: „Nun, Herr Warnfeld mag vielleicht Ursache haben, mit irgend etwas unzustieden zu sein, ich weiß übrigens von der ganzen Sache nichts und kümmere mich auch nicht darum." Damit war die Sache erledigt; keiner oer Beamten machte weiter eine Bemerkung, und alles-nahm wieder seinen gewohnten Lauf. Auch Herr Warnfeld schien das Vorge fallene vergessen zu haben, im Gegenteil, war er gegen seinen Buchhalter von besonderer Liebenswürdigkeit. Dieser blieb sich immer gleich und saß nach wie vor ruhig an seinem Schreibtisch. In das Arbeitszimmer seines Chefs war er aber seit jenem Tage nicht mehr gegangen Auch heute schien er in seine Briefe und Rechnungen ganz vertieft und bemerkte den Ein tritt Leo Waknfelds erst, als der junge Mann bereits an seiner Seite stand und freundlich grüßend ihm die Hand entgegenstreckte. Jetzt erhob er sich rasch von seinem Sitz, schüttelte mit sichtbarem Vergnügen die dar gereichte Rechte, indem er rief: „Nun, das ist schön von Ihnen, junger Herr, daß Sie wieder einmal nach Hause kommen, aber nicht wahr, jetzt bleiben Sie schon ganz da und treten als Teilnehmer in die Firma?" Ein düsterer Schatten überflog bei diesen Worten des Buchhalters das Antlitz Leos: „Leider bin ich abermals nur für wenige Tage hier," entgegnete er ernst, „und von einem Eintritt in die Firma ist vorderhand keine Rede; Papa wünscht, daß ich noch längere Zeit in London bleibe. Auch ich selbst fühle mich in meiner dortigen Stellung so zufrieden, daß ich sobald keine Änderung herbeisehne. Sie wissen doch, Herr Bauer, daß ich seit einem Iakre aufgehört habe, Volontär bei den Gebrüdern James zu sein und daß ich als angestellter Beamter bei Ihnen arbeite?" „Das wußte ich allerdings bis heute noch nicht," antwortete staunend der Buchhalter, „der Herr Vater erwähnte nie etwas davon." „Das glaube ich gerne," entgegnete lächelnd der junge Mann, „denn er selbst hat es erst vor kurzer Zeit erfahren. Mir war unangenehm, mich als Volontär nur wie ein überflüssiges Objekt behandelt zu sehen. 3ü sehnte mich nach einer festgeregelten BeM- tigung, und die Herren James kamen mrmen Wünschen entgegen, indem sie, wie sie sag^:, meine Arbeitskraft so gut verwenden titt daß es ihnen "widerstrebe, mich länger unn'- geltlich für sich arbeiten zu lassen. Da ich«'.?- wußte, daß Papa sicher damit einverstanden wäre, mich in fremden Diensten zu sehen, § teilie ich ihm erst vor kurzem die bereits lanK vollzogene Tatsache mit. Nun konnte er mcW mehr daran ändern, und ich war endlich Von ler Zma hr Zusammi choheupllern" M „Nembo' Wisi ohne ! VU Post an ,'dtzde nieman stri andern Grund ^bewußt ^'r ken k^chast st N daß '(tt "Wan rr äuße Buch Me mei abei Km bemei 1 rum S: fester zr Endlich Monals iilder N Mttläter V""»rsich cs b« s ^°wat de durch gett Lei h M. N IV u ! Ne Sohn dich Ein Prin Mcr. Prii einem St ^GWnffun Ai abgewgh ^wiönnilche ' .Rutsche ^bebens i, Austräger b Wm, d.m k - ee Hilstkoni die S< b !ö Mist stiue web veranlassi ?des am 1 Anlage i mit de trauen, i M und bst jungen zu aas den ? Bstmarckb t^sffchiingsb ^stmigsbei . X Ein dr> wum drei diestr T Bahnreiü ?babenkmub ^war sthr »'der Wust N'riel-Nngal L"Enich ü A Hanau—! , "'"de mohlc H »o er am °us d "d^rg x>enoi .''st whr s-.""mchneidei ^wohnte, Ä^en U Mk. »"Teil ! dmvieb » hin „irrt: den Tc de'- ü ' beim Z gist! ''lende ebens li-l in tz" wurden Die lu Mukberr °"n Wege tz^durg in Mc einen Zn tmn
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