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Ottendorfer Zeitung : 07.04.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190904075
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19090407
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19090407
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-04
- Tag 1909-04-07
-
Monat
1909-04
-
Jahr
1909
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 07.04.1909
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handelte sich um einen fast über das ganz« Deutsche Reich verbreiteten Schwindel mir Pferdewurst. Das Urteil lautete wegen Be truges und wissentlichen Vergehens gegen das Nahrungsmittelgesetz gegen Karl Behnke aus 7 Monate Gefängnis und 1000 Mk. Geld strafe, gegen Frau Behnke auf 2 Monate Ge fängnis und 500 Mk. Geldstrafe, gegen Kaulich auf 1 Monat Gefängnis und 300 Mk. Geld strafe, gegen Fettig auf 300 Mk. Geldstrafe, gegen Gustav Krüger auf 9 Monate Gefängnis, 1000 Mk. Geldstrafe und 1 Jahr Ehrverlust und gegen Schroller auf 1 Monat Gefängnis und 500 Mk. Geldstrafe. Die an den Straf taten unbeteiligte Frau Berta Krüger wurde als nicht schuldig freigesprochen. Hamburg. In der Berufungssverhand» lung wurde Kapitänleutnant Liersemann auS Schöneberg, der wegen Beleidigung des Neger prinzen Akwa zu 30 Mk. Geldstrafe verurteilt war, wurde freigesprochen. i "S-i—— Oer Keilepräsiclent. A Die Freunde Tafts, die lächelnd be haupteten, mit dem Amtsantritt des neue« Staatsoberhauptes werde die Union ihre« ersten „Reisepräsidenten" haben, wird durch di» jüngsten Pläne des neuen Präsidenten bereits bestätigt. Tast hat eine Einladung des Gou verneurs Hughes zu einer offiziellen Festlichkeit am Lake Champlain angenommen und jetzt wird halboffiziell angekündigt, daß Tast noch im Laufe dieses Sommers eine Reise nach Alaska unternehmen wird. Den Senatoren Smoot und Sutherland aus Utah hat der Präsident außerdem erzählt, daß er eine Reise nach dem Westen unternehmen will und dabei auch, wenn möglich, am Salzsee Station machen wird. Er will Denver und andre Städte des Westens besuchen und dann der Pacifischen Küste bis nach Seattle folgen, um hier die Alaska-Jukon- Pacific-Ausstellung zu besuchen, die im Juni eröffnet wird. Außerdem will Taft während seiner Präsidentenzeit zahlreiche Ausflüge nach den südlichen Staaten unternehmen; er hat versprochen, alle Südstaaten zu besuchen und wird mit diesen Reisen bereits im Herbst be ginnen. Diese Reiselust steht völlig im Einklang mit der jüngsten Vergangenheit des neuen Präsidenten, der in den letzten neun Jahren als höherer Beamter mehr gereist ist, als je ein Staatsoberhaupt der Vergangenheit oder Gegen wart; in den neun Jahren hat er nach der Berechnung eines sorgsamen Statistikers weit aus über 202 000 englische Meilen zurückgelegt. Abgesehen von den zahlreichen Fahrten in Amerika, die er jetzt im Zusammenhang mit seiner Wahl aemacht hat, hat er viermal die Fahrt nach Manila zurückgelegt, einmal de« Erdball umkreist, fünfmal Panama und zweimal Kuba besucht und schließlich die Ver. Staate« nach allen Richtungen hin durchquert. Taft» Reisezeit begann mit seiner Ernennung zum Vorsitzenden der Philippinen - Kommission im Jahre 1900. Seitdem hat Tast wohl mehr als 300 Nächte im Pullman-Schlafwagen ver bracht und mehr als dreißig Wochen seines Lebens auf einem Dampfschiffe. Dabei sind die zahlreichen kleineren Reisen, die er auf den Philippinen untemehmen mußte, nicht mii- gezähli und auch nicht die größeren Abstecher, die er bei seiner Reise um die Well ge macht hat. is nickt tackrlchNm E/ ind drei ob er die A Kolonien M i handelt Uts 'N zwci Per^ n in dort Z April. nsckt . »o« it, umso»'« h Ostern-" staube, es v' 'elche Schloß ouverneur s oird, was ist. Dak 1 seien, hab^ daß die die m. Jetzig SchuybeW volle» wir^ nt GereckM ine Befüll zu DcweaBk Jedenfalls l uncr MaA ß sie nicht unter deuW ne Angabe as 19. Janua» geäußert , Erzbergers ü fleraöezu^ e MitteilBst sic deutsches an uye ausE j onic aufE drei deE 'den, »m är' crschast zu Dis da sie seines c nicht das wissens ngen Sie"' ? Ich E sagen wE an Sie vve habend mtliche üb^ A es a m ist mmen. . iolutioneu s!" die Mols' reßgescvcs ff ersichmmg ° itiou ergib- 112? niete aniE anberaust,^ »der die Abounentesf Die Mols' kommisslou l von F-W Resolution ' gchei» esselstraß- eschäMt. , WeuabiaS", es wurde.?! w GelMj rwundet i egend r a,n KS« :in Teil» dem M--L lizei und O raße 22?,^ Dem Täj Mark s, im Ass —— er vorh^ und Ra^, so "s wnen E bst bei f-H welchen- >en. in den'^ st ibn fts Attschul« zu bee^ Würfel fa^ uner am' iräfinl A mg der ist volles-j 'stenparteW KlaqcaNA Ein vird in s Gräfin, vorbeH m den r mich -st der -ine g».'- Sewißbe' A Anerk-H Herr ann ich Ku6!anc!3 ValkanpoUtik. Gelegentlich der Debatte über den Militär etat in der Reichsduma griffen Redner aller Parteien heftig die Regierung wegen ihrer schwächlichen Haltung in der Balkanftage an. Hin Vertreter der Rechten hob das Gefühl der Trauer wegen der Ereignisse der letzten Tage Hervor und sprach von nationaler Erniedrigung und von einer Schmach, die Rußland durch lebt habe. Er schob indessen die Verantwortung Är dieses zweite Tsuschima RuhlandS zum großen Teil auf die Dumamehrheit, die den mangelhaften Zustand des russischen Heeres aller Welt verkündet habe. Sodann sprach ein andrer Redner über die Germanisationsgesahr im Gouvernement Chalm. Alexander HI. hätte Gesetze dagegen erlassen, was Deutschland mit dem Gesetz über die doppelte Staatsangehörig keit beantwortete, wodurch die Deutschen die Gesetze Alexanders IN. umgehen könnten. Lodz werde in der alldeutschen Literatur die Haupt stadt Neu-Deutschlands gencknnt. Dort hätten russische Behörden deutsche Schulen erlaubt, da gegen tschechische verboten. In verschiedenen Städten Polens beständen deutsche Schützen vereine. Weiterhin berührte Redner die vreutziiche Polenpolitik und tadelte, daß die russischen Be hörden deutschen Einfluß gegen polnische Be strebungen benutzten. Schließlich erklärie er, es lei jetzt nicht an der Zeit, wegen der. Ereignisse der letzten Tage der russischen Trauer Ausdruck zu geben, sondern man müsse die Zähne zu- iammenbeißen und arbeiten; das lei die beste Antwort Rußlands an seine Feinde und Freunde. Es werde die Zeit kommen, wo Rustland Abrechnung halten «erde. Ein Redner der Sozialisten behauptete, daß die auswärtigen Staaten den Gegensatz der Regierung zum Volke kennen und deswegen das Ausland Rußland Gesetze diktiere. Nur ein Sieg des Volkes könne Rußlands Ansehen wieder aufrichten. Die Sozialisten erklärten daher, jede der jetzigen Regierung bewilligte Kopeke diene nur zur Verlängerung der gegen- «ärtigen Schmach Rustlands. Dann streifte ein Mitglied der Rechten die äußere Politik. Er nannte die Jungtürken eidbrüchige militärische Streber und kritisierte 'odann die französischen Heereszustände, die Demokratisierung des französischen Offizierkorps und das Eindringen des Judentums in das selbe, wodurch das einstmals siegreiche Napoleo nische Heer in einen Faktor verwandelt worden sei, mit dem niemand mehr rechne. Hierauf entstand allseitiger Lärm, und der Präsident Chomjakow erteilte unter stürmischen Zwischen rufen von allen Seiten des Hauses dem Redner einen Ordnungsruf, weil er die französische Armee beleidigt habe. Von unä fern. Ein Lob des Kaisers. Der Rettungs bootsmannschaft und dem Offizier des Schul schiffs „Großherzogin Elisabeth", die unter sehr schwierigen Umständen den Leichtmatrosen Fried länder aus Bromberg retteten, wurden durch den Großherzog von Oldenburg bei der Be sichtigung des Schiffes das Lob des Kaisers ausgesprochen. über I VO Jahre alt. Die Kleinbauers witwe Katharina Haindl ist in Wörth a. d. Donau im Alter von 103 Jahren gestorben. Sie war bis vor Jahresfrist noch vollkommen rüstig. Em Rhcinpfälzer Weinmuscum. Das Dorische Museum der Pfalz in Speier ver öffentlicht einen Aufruf an alle Freunde des s Wlzer Weines. Im neuerbauten Museum soll 2u«b ein Pfälzer Weinmuseum erstehen. Dieses ' wird eine in Deutschland noch nicht bestehende i Sammlung ausweisen; es soll umfassen alte s Fässer mit Schnitzwerk, alte Keltern, geschnitzte! Faßböden, alle Küfer- und Kellergerüte, Mein- I Ufäße jeder Art, Weinurkunden, Etiketten, Skulvturen, Krüge, Gläser, Humpen und der- s gleichen. t Bedeutenden Steuerunterschlagungen ist man in Pforzheim auf die Spur gekommen. Bei einem Ketten- und Bijouteriefabrikanten fand eine Untersuchung statt, bei der sich heraus stellte, daß der Fabrikant über eine Million Wertpapiere nicht versteuert hatte. Es handelt sich um einen sehr angesehenen Mann, der schon verschiedene Ehrenämter bekleidet hatte. Vor einem halben Jahre hat ein Pforzheimer Woll warenfabrikant aus ähnlichen Gründen 180 000 Mark Steuern nachbezahlen müssen. Bei einem andern Fabrikanten in Pforzheim wurde vor ganz kurzer Zeit ebenfalls eine bedeutende Steuerunterschlagung festgestellt. Bruder und Schwester tödlich ver brüht. Die beiden Kinder eines Drehers in Sachen auf die Straße gestellt, als ein großer Teil der Bevölkerung auf der Bildfläche erschien, um gegen die Exmission Protest zu erheben. Man forderte vom Vorsteher der Gemeindever tretung den Schlüssel zum Gemeindehaus, um die Sachen wieder unterzubringen. Dies ver weigerte der Vorsteher natürlich unter Hinweis auf den Beschluß der Gemeindevertretung. Nun bewaffneten sich die Bürger mit allen möglichen Verteidigungsmitteln und schritten zum Sturm auf das Gemeindehaus über. Fenster und Türen wurden zerschlagen, die Haustür ge sprengt und jeder, der sich widersetzte, unschädlich gemacht. Das Ende der Rauferei, an der sich auch einige Gemeindeausschußmitglieder auf feiten des Pöbels befanden, war die Wieder- Zkizze zur Fahrt -es „Zeppelin I" bis zur Zwischenlandung. Linden-Hannover waren in der Waschküche auf eine Bank geklettert, um nach den Tauben aus zuschauen, die auf dem Hofe umherliefen. Als der kleine Junge eine Handbewegung machte, stürzte er von der Bank und riß sein Schwesterchen mir. Beide Kinder stürzten in das heiße Wasser eines Waschkübels und ver brühten sich derartig, daß sie ihren Verletzungen erlegen sind. Entsetzlicher Ungliicksfall. Der Frau deS Fabrikarbeiters Schrewen in Duisburg fiel die brennende Hängelampe auf den Kopf. Das ausfließende Petroleum entzündete sich und die Frau erlitt lebensgefährliche Brandwunden. Tödlicher Kampf «m ein Mädchen. In dem westfälischen Orte Haid gerieten wegen eines Mädchens mehrere Burschen in Streit, bei dem einer tot auf dem Platze blieb, während sein Nebenbuhler tödlich verletzt ins Hospital geschafft werden mußte. Mehrere andre junge Burschen, die an dem Streit beteiligt waren, wurden verhaftet. OOs Revolte in Krähwinkel. Recht er bauliche Zustände müssen im deutschböhmischen DorfeWurzmes Henschen. Die Gemeinde hatte vor zwei Jahren einen Gemeindediener angestellt, der als Gemeindebote, Nachtwächter, Flmheger, Kirchendiener usw. so eine Art Universalbeamter war. Es ist denn auch nicht zu verwundern, daß er diesen umfangreichen Pflichten nicht mit der Pünktlichkeit nachkommen konnte, als es die Gemeinde gern gesehen hätte, er bekam also seine Stellung gekündigt. Da er im Gemeindehause wohnte, wurde ihm laut Beschluß der Ge meindevertretung vom 15. November die Wohnung aufgesagt, wobei ihm jedoch eine drei monatige Räumungsfrist eingeräumt wurde. Die Zeit rückte immer näher, aber unser Ge- meindediener machte keinerlei Miene, sein altes Logis zu verlassen. Es wurde ihm alio vom Gericht ein Näumungstermm aufgegeben, den er ebensowenig beachtete. Es blieb dem Gemeinde- ausschuß also nichts andres übrig, als den seßhaften Beamten zu exmittieren, was denn auch geschah. Atan hatte gerade seine paar einräumung der Sachen des Exgemeindedieners. Was jetzt werden wird, das weiß in Wurzmes niemand. Eine Weiberrevolte in einer Zwangs arbeitsanstalt. In der Zwangsarbeftsanstalt Laukowitz bei Graz wurden die weiblichen Zög linge aufsässig. Sie brachen aus, zertrümmerten die Möbel und warfen alles, selbst die Fenster kreuze ans den Fenstern auf die Straße. Das Aufsichtspersonal war zu schwach, die Gen darmerie aus der Umgebung mußte gerufen werden. Der Grund der Revolte soll schlechte Verpflegung sein. Exvlosionsungliick auf einem französi schen Segelschiff. An Bord des Dreimasters „Jules Henri", der Petroleum von Philadelphia nach Celte transportierte, ereignete sich in Marseille eine Explosion. Sechs Arbeiter wur den dabei getötet, zehn schwer verletzt. Da das Schiff Petroleum nicht mehr an Bord hatte, wird angenommen, daß Petroleumgase, die noch im Raum voroanden waren, sich entzündeten, als ein Sachverständiger das Schiff untersuchte und dabei eine Lampe gebrauchte. Zurzeit der Explosion waren an Bord zwanzig Arbeiter be schäftigt. Brand eines Militärgefängniffes. In Leavenworth in Kansas (Ver. Staaten) ist das Militärgefängnis niedergebrannt. Soldaten zogen einen Kordon um die Gebäude und drohten den Gefangenen, sie würden niedergeschossen werden, falls sie einen Fluchtversuch unternähmen. Dann s wurden die Türen der Zellen geöffnet, und die f Gefangenen sahen sich den Mündungen der Ge- l wehre gegenüber. Sie marschierten denn auch! ruhig nach einer Einfriedigung, wo sie scharf j 'bewacht wurden. Man nimmt an, daß keiner, der Gefangene» verbrannt oder entkommen ist. ! Seriebrskalle. Berlin. In dem Pferdewurftschwindel- l Prozeß Behnke und Genossen wurde nach neun- s tägiger Verhandlung das Urteil verkündet. Es i Kuntes Allerlei. OOr Allerlei Wissenswertes. I« Bristol hat ein Hundezüchter eine Dogge ge züchtet, die daraus abgerichtet ist, zu einer be stimmten Stunde des Nachts zu Kunden zu laufen, um dies« durch anhaltendes Bellen zur Arbeit» Mitnahme zu wecken. — Im „Weißen Hause" zu Washington befindet sich ein Klavier, das ganz mit massivem Golde belegt ist. — DaS höchste Telephon der Welt befindet sich auf dem Monte Rosa in den Achen. — In Frankreich werden im Jahre ungefähr 600 Duells gezählt, über 400 Duelle kommen davon auf Varis. — Deutschland verbraucht jährlich 85 000 Tonnen Tabak. —. —. — „Darin, daß Sie mir in eigener Person Mitteilung von dem Ergebnis des Verhand lungstermins machen — und zwar ohne Rücksicht darauf, von welcher Art dies Ergebnis ist. Ich möchte auch eine vernichtende Kunde von keinem andern empfangen, als von Ihnen." Solcher Bitte mit einem Nein zu begegnen, war völlig unmöglich, und als Raffaella den Rechtsanwalt verließ, hatte sie sein Versprechen, daß er sich unmittelbar aus dem Gerichts- Mbäude zu ihr begeben würde. Er würde dieses Versprechen unter allen Umständen halten, dessen war sie gewiß, und sie Haire zugleich die volle Gewißheit, daß sich in dieser Stunde mich der stille Kampf entscheiden müsse, den sie wm schon seit Monaten miteinander führten — «n Kampf, der nicht anders enden durste als vm ihrem Siege, wenn sie nicht für den ganzen Rest ihres Lebens alles Vertrauen in die Macht ihrer Schönheit und ihres Liebreizes unwieder- drmglich verlieren sollte. Jedenfalls hatte dieser Besuch, zu dem sie sich nur so schwer entschlossen, ihre Stimmung Viel'eher verschlechtert, als daß er sie zu einer zuversichtlicheren und hoffnnngssreudigeren ge macht hätte. Sie war der Meinung gewesen, daß es nur noch daraus ankommen würde, das iu der Erinnerung bereits erblassende Bild ihrer Feindin aus Mohrungens Herzen zu ver drängen ; nun aber trat diese Feindin von neuem zwischen sie und ihn, und all' die entsagungs volle Zurückhaltung, die sich Raffaella zu ihrer eigenen Qual während der letzten Wochen auf- erlegt hatte, war völlig umsonst gewesen. s Doch wie auch immer das Ende sein mochte, ! i das eine wenigstens stand mit unverrückbarer! ! Sicherheit in der Seele der ehemaligen Sängerin ' fest: nicht ungestraft sollte diese Komtesse mit j den unschuldigen Kinderaugen ihr all' diese Pein s bereitet haben. Gab ihr nicht der Ausgang s ihres Prozesses die Mittel in die Hand, Ver- i geltung zu üben, so mußte sie andre Waffen für die Befriedigung ihres Rachegelüstes suchen und sie war nicht im Zweifel, daß es ihr ge lingen würde, sie zu finden. "Eben war Raffaella im Begriff, eine offene Droschke zu besteigen, als sie durch jene eigen tümliche und unerklärliche Empfindung, die uns unter dem Blick eines anderen zuweilen über kommt, noch ehe wir etwas von seinem Dasein wissen, veranlaßt wurde, den Kopf rückwärts zu wenden. Sie sah gerade in die heißen, un natürlich großen Augen des Schauspielers Paul Wismar, der kaum drei Schritte von ihr entfernt an einer Straßenlaterne lehnte und nun, da er ihr Gesicht auf sich gerichtet sah, mit einer mecha nischen Bewegung seinen Hut zog. Nicht nur in seinem körperlichem Befinden schien er während der letzten Monate noch mehr heruntergekommen, sondern auch seine schäbige Kleidung gab Kunde § davon, daß er sich auf einem rasch abwärts i führenden Wege befinden müsse. Paul Wismar machte keinen Versuch, sich Raffaella zu nähern; sie aber zog, vielleicht in einer Regung des Mitieids, vielleicht auch unter dem Einflüsse eines andern, m nder edlen Emp- ! findens, ihren Fuß^von dem Wagentritl zurück i und machte einen «schritt aui ihn zu. ' „Wie geht es Ihnen?" fragte sie halblaut, ! um nicht von den Vorübergehenden verstanden ! zu werden. „Es tut mir leid, Sie so wieder- zufinden, denn ich kann Ihnen nicht verhehlen, ! daß Sie sehr schlecht aussehen." Ein bitteres Lächeln huschte um seine Lippen. „Wirklich? Tut es Ihnen leid, Frau Gräfin? Aber ich versichere Sie, mir geht es so gut, als es den Umständen nach nur immer möglich ist. Das einzige, was mir bisher viel leicht noch fehlte, war die Gewißheit Ihrer Teilnahme, und nachdem ich auch diese habe erfahren dürfen —" „Nein, nein! Sprechen Sie nicht in diesem höhnischen Tone zu mir. Ich habe ihn nicht verlnem. Wenn es jemals den Anschein ge winnen konnte, als ob ich unsre alte Freund schaft ganz vergessen habe, !o trugen Sie allein die Schuld daran, weil Ihr unbedachtes Be nehmen mich zu schroff abweisender Haltung zwang. In Wahrheit ist mein Gedächtnis keineswegs so schlecht, und wenn Sie mir ver sprechen können, daß Sie inzwischen genug ver nünftig geworden sind, um wenigstens nicht das Unmögliche von mir zu begehren, so werde ich gerne bereit sein. Ihnen wie einem guten alten Kameraden zu begegnen." Bei ihren ersten Worten war wohl noch der alte sarkastische Ausdruck auf seinem verfallenen Gesicht gewesen, aber er war bald einem andern gewichen — einer zwischen Hoffnung und Unglauben schwankenden Mene des Zwei fels, die gerade auf diesem von Elend und i Verzweiflung so deutlich gezeichneten Antlitz - etwas Rührendes' und Erschütterndes batte. ' Als sie ihn mit ihren herrlichen dunklen Augen Antwort heischend ansah, wandte er den Kopf ab und stieß in hastigen Worten hervor: „Laß mich, Raffaella! Du siehst mir's wohl an, daß ich als Spielzeug nicht mehr gut zu brauchen bin. Ich bin zu sehr abgenutzt, und in dem Uhrwerk da drinnen sind ein paar Räder zerbrochen. Es verlohnt sich nicht mehr, es noch einmal ausziehen zu wollen." „Aber ich will nicht, daß du auf diese Weise zugrunde gehen sollst," beharrte sie, sich zum ersten Male wieder, wenn auch im leisesten Flüsterton, ebenfalls der vertraulichen Anrebe vedienend. „Ich will wieder einen tüchtigen und brauchbaren Menschen aus dir machen, ich will mein Gewissen von dem Vorwurf ent lasten, daß ich mitschuldig sei an deinem Ver derben." Er machte eine verneinde Bewegung, aber das süßklingende „Du" aus ihrem Munbe schien die Kraft seines Widerstandes doch gewaltig er schüttert zu haben. „Laß mich!" wiederholte er noch einmal mit schwacher Stimme. „Mir ist ja doch nicht mehr zu Hellen." „Wir können uns darüber auf offener Straße freilich nicht unterhalten. Willst du aber an - einem der nächsten Nachmittage zu mir kommen, willst du dich wie ein Mann von gmer Er ziehung bei mir anmelden lassen und bei allem, was du sagst und tust, eingedenk bleiben, daß es zwischen uns nicht mehr sein kann, wie es ehedem war, so sollst du keinen Grund ! haben, dich über mich zu beklagen. — Es ist aufrichtig gemeint, Paul! — Wirst du komme»?" ' F« A tForgetzung jotgt.,
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