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Ottendorfer Zeitung : 31.03.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190903317
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19090331
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19090331
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-03
- Tag 1909-03-31
-
Monat
1909-03
-
Jahr
1909
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 31.03.1909
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Abdankung der Kronprinzen Georg von Serbien. Kronprinz Georg von Serbien hat in einem Schreiben an den Ministerpräsidenten auf die Thronfolgeverzichtet, über die Gründe zu diesem Schritt wird bekannt, daß der Kron prinz durch die heftigen Angriffe einiger ser bischen Blätter gegen seine Person wegen des Todes seines Dieners Kolakowitsch sich ver anlaßt sah, durch diese Verzichtleistung die Regie rung von jeder Rücksichtnahme auf seine Person zu entbinden. Der Kronprinz richtete folgendes Schreiben an den Präsidenten der Skupschtina, Nowakowitsch: „Herr Präsident! Durch und durch erregt wegen der ungerechtfertigten und unge rechten Angriffe, die ein unglücklicher Zufall in gewissen Kreisen unsrer öffentlichen Meinung her vorrief, beehre ich mich, Ihnen in Verteidigung meiner bisher durch nichts befleckten Ehre aus voll kommen reiner, ruhiger Seele folgende Er klärung abzugeben: Aufs tiefste durchdrungen von den unbeugsamen Pflichten, die mir mein Gewissen in diesem Augenblicks im Interesse des Vaterlandes auferlegt, Verzichts ich auf alle Rechte, die mir nach der Verfassung zu kommen. Dieser mein Entschluß ist unwider ruflich. Deshalb bitte ich Sie, Herr Präsident, Ihres Amtes zu walten und zu veranlassen, daß er die höchste Genehmigung bekomme. Indem ich für immer allen Thronrechten, welche mir nach der Landesverfassung zukommen, ent sage, werde ich dennoch stets bereit sein, als Serbe und Soldat mein Leben dem König und dem Vaterlande zur Verfügung zu siellen. Ge nehmigen Sie, Herr Präsident, die Versicherung meiner unwandelbaren Achtung." Der Tod des Dieners, um dessentwillen die Presse gegen den Kronprinzen ihre Angriffe richtete, spielte sich folgendermaßen ab: Kronprinz Georg befahl ihm am Morgen, er möge ihm seine Garderobe bringen. Der Diener tat dies, stellte die Stiefel vor den Sessel und legte die Beinkleider seitwärts davon. Aus Zerstreuung zog aber Georg erst die Stiefel an, und der Ad jutant, der in diesem Augenblick in das Zimmer trat, machte den Kronprinzen auf seinen Irrtum aufmerksam. Darob wurde dieser derart zornig, daß er, fürchterliche Schimpfworte gebrauchend, sich auf den Diener stürzte, ihm mit der Faust mehrere Male inS Gesicht hieb, ihn zu Boden warf und mit dem gespornten Stiefel gegen den Unterleib stieß. Der Diener blieb bewußtlos am Boden liegen. Dann wurde er ins Spital übergeführt, wo sein gefährlicher Zustand sofort erkannt wurde. Der König wurde von dem Vorfall verständigt. Nach andern Nachrichten soll die Verzicht leistung des Kronprinzen nicht mit der Miß handlung des Dieners zusammenhängen, son dern die Folge der Entdeckung einer mili tärischen Verschwörung gegen den König sein, an deren Spitze der Kronprinz stand. Wieder eine andre Meldung behauptet, man habe den Kronprinzen beseitigen wollen, um dem Kriege auszuweichen. Der Stupschtina- Präsident habe die Sache mit dem Briefe er funden. In Belgrad herrscht ungeheure Auf regung. Alles handelt sich im Augenblick darum, die Ruhe im Lande aufrecht zu erhallen. Eine der gefährlichsten Schwierigkeiten für die Dynastie König Peters dürfte sich ergeben, wenn der Bruder Georgs, Alexander, sich tatsächlich, wie aus Belgrad gemeldet wird, weigern sollte, Thronfolger zu werden. Prinz Alexander, der zweiie Königssohn, hat ausdrücklich erklärt, die Thronfolge nicht annehmen zu wollen. Nach dem Bekanntwetden der Verzichtleistung begaben sich viele angesehene Leute und Offiziere zum Kronprinzen. Man verurteilt die kriegsfeindliche Partei, und die Abdankung des Thronfolgers dürfte, wie verlautet, nicht glatt ablaufen. Die Kriegspartsi, an deren Spitze Kronprinz Georg stand, ist überaus unzufrieden. Die Aufregung in Belgrad ist so groß, daß mau in gewissen Kreisen Unruhen, ja sogar eine Revolution befürchtet. Die Kriegspartei wendet sich gegen die Verschwörerpartei, der sie eS zu- schretdt, die Abdankung herbeigeführt zu haben, damit König Peter länger auf dem Throne bleibe und um sich auch ihres größten Gegners zu entledigen. Die Belgrader Garnison rst in voller Bereitschaft, um etwa auSbrechende Un ruhen zu unterdrücken. * * * Eine neue amtliche Erklärung der ser bischen Regierung stellt den Tod des kronprinzlichen Dieners Kolakowitsch als Folge eines unglücklichen Zufalles dar. poliMcke Kunälckau. Deutschland. * Für die Mittelmeerreise des Kaiserpaares, die nach neuerer Be stimmung statt am 13. April erst am 16. April in Venedig angetrsten wird, sind vier Wochen in Aussicht genommen. Nach einem Aufenthalt von 2'/- Wochen auf Korfu folgt vom 4. bis 14. Mai die Kreuztour, auf der unter andern Häfen auch Messina besucht werden soll. *Die kritische Zuspitzuna der innerpolitischen Lage hat der Regierung Veranlassung gegeben, ihren Standpunkt in der Frage der Reichs- finanzreform noch einmal klarzustellen. Die ,Nordd. Allgem. Zig/ bringt demgemäß eine halbamtliche Erklärung: „Die Presse ergeht sich in Vermutungen über die Stellung der Verbündeten Regierungen zu den die Reichs finanzreform betreffenden Beschlüssen der Reichs tagskommission. Hierzu bemerken wir folgendes: Die Regierungen halten daran fest, daß der Bedarf an neuen Einnahmen nicht nur durch die Besteuerung von Genußmitteln, die dem Massenverbrauch unterliegen, sondern auch durch eine allgemeine Belastung des Besitzes aufgebracht werde. Sie lehnen es ab, diese Besitzbelastung in der Hauptsache durch Matrikularbeiträge oder sonst in einer Weise geschehen zu lassen, welche die für die eigenen Aufgaben der Bundesstaaten unentbehrlichen Steuerquellen (Einkommensteuer, Vermögens steuer) angreift. In der Erweiterung der Erbschaftssteuer erblicken sie nach wie vor die zweckmäßigste Form der Bssitzbelastung. Sie vertrauen darauf, daß es gelingen wird, auf der Grundlage ihres Programms in ge meinsamer Arbeit mit dem Reichstage der Finanznot des Reiches ohne Zeitverlust Abhilfe zu schaffen." *Der Bundesrat hat dem Entwurf eines Weingesetzes in der vom Reichstage beschlossenen Fassung zugestimmt. Osterreich-Ungar«. * Kaiser Franz I o s eph hat den deutschen Militärattache Grafen v. Kageneck in beson derer Audienz empfangen. Graf v. Kageneck überbrachte als Geschenk des deutschen Kaisers ein Album mit Aufnahmen von der auS Anlaß des Jubiläums des Kaiser-Franz-Garde-Grena- dier-Regiments veranstalteten Feierlichkeiten. England. *König Eduard beabsichtigt, nach Be endigung seiner Kur in Biarritz eine Kreuz fahrt im Mittelländischen Meere zu unternehmen, auf der ihn die Königin be gleiten wird. Die königliche Jacht soll England am 1. April verlaffen und den König in Mar seille aufnehmen. Die Kreuzfahrt dürste Mitte April beginnen. Balkanstaate«. * Wahrscheinlich infolge der Abdankung des serbischen Kronprinzen hat man sich in Wien nochmals zu einem Aufschub der Antwort an Serbien entschlossen. Der russische Gesandte äußerte in einer Unterredung, daß die Mög lichkeit eines friedlichen Ausgleichs ihm noch nicht ausgeschlossen erscheine. Keine der Großmächte wolle den Krieg, die russische Regierung bemühe sich unausgesetzt, den Frieden aufrechtzuerhalten. Auch Österreich zeige Mäßigung und Vorsicht in der Behand lung der Krise. Man nimmt allgemein an, daß Serbien die Verzichtleistung des Kron prinzen Georg benutzen wird, um Österreich gegenüber einen Rückzug anzutreten. Die Lösung der Krise ist erleichtert, da auch Ruß land sich entschlossen hat, die Angliederung Bosniens und der Herzegowina bedingungslos anzuerkennen. Oeutlcber Keicbstag. Am 26. d. wird die Etatsberatung fortgesetzt. Vom Et a t des R e i ch s a m t s de s I n n crn, dem Militär etat und dem Postetat werden einige Kapitel, die an die Budgetkommisfion zurück gewiesen worden waren, nach unwesentlicher Debatte genehmigt. Es folgt der Etat des allgemeinen Penstonsfonds. Abg. Erzberger (Zentr.) weist hin auf da? abnorme Anwachsen des Pensionsetats. Die Kom mission habe deshalb an die Regierung und speziell Kronprinz Georg von Serbien. die Staatsverwaltung das Ersuchen gestellt, künftig eine Mittellinie bei den Pensionierungen einzuhalten zwischen den Rücksichten auf die Erfordernisse des Heeres und denen auf die finanzielle Lage des Reiches. Dankenswert sei das Zugeständnis, daß fortan den Kapitulanten unter den Mannschaften, di« auf 18 Jahre kapituliert hätten, die Militär pension unverkürzt neben der Zivilpension ausge- zahlt werde, sofern die Summe beider Pensionen 2000 Mark nicht überschreite. Zu bemängeln fei es, wenn Beamte „zur Disposition gestellt" würden, bloß um ihnen die Pension in Höhe ihres Gehalts zu sichern, wie das namentlich oft beim Auswärtigen Amt geschehe. Beamte, von denen ausgeschlossen erscheine, daß sie wieder aktiv würden, müssen pensioniert und nicht bloß, um sie im Genuß ihres Gehalts zu belassen, zur Disposition gestellt werden. Arbeitsbedingungen sorgen, auch undurchführbar. Wen Von Der Er krankhett e sitäis-Äuaew l teill in der —>enn ein Automobil unter- Wegs ist, sollen da etwa Chauffeur und Besitzer ab' steigen, wenn etwa die achtstündige Arbeitszeit gerade hin, welche vorteilhafte Einwirkung die Einrichters der Feldwebel-Leutnants auf den PenfionSst^ haben würde. Leutnants würben nicht selten bl«! Schulden halber pensioniert, oder weil sie das tM liche Gut übernehmen wollen. ES wäre Zeit, d» man in diesem Punkte auch beim Militär dieselbe Grundsätze zur Anwendung brächte, wie bei Tebcütelos wird noch eilte, von der KommisD vorgcschlagene Resolution angenommen, bctr.. legung eines Gesetzentwurfs behufs wesentlicher Ltp billigung der Verwaltung des JovalidenfondS.. Es folgt der Kammiisionsbericht über die vom Bundesräte festgestellten Grundsätze für A"' vorüber ist? Nachdem auch Abg. v. Oertzen ffreikoirs.) Undurchführbarkeit beS Antrages nachgewiesen, wird der Antrag abgelehnt. Die VerkehrsvorfcbrM werden unverändert genehmigt in der Kommission^ faffung. Dann wird über die Haftpflicht - ParagrbpW beraten, 88 1 bis 1 a. Abg. Stolle (soz.) befürwortet eine Reih« sozialdemokratischer Anträge, zunächst auf StxelchuN- des 8 2, denrzusolge die Haftpflicht nach 8 1 nicht ein» treten soll, wenn der bei einem Automobilunfall ÄrAchlt (oder die beschädigte Sache) selber durch das AM» be fördert wurde oder beim Betriebe des Fahrzeugts töe'S war. Zweitens auch dann nicht, wenn das üetr. Fahr zeug nur zur Beförderung von Lasten dient und ans ebener Bahn nur eine Höchstgeschwindigkeit von 20 Kilometer in der Stunde besitzt. Der Redner fordert weiter die Streichung des 8 6, der die Eni- fchädigungssumme nach oben begrenzt. Schließlich verlangt er noch für die Automobilbflitzer eine Hast- Pflicht-Zwangsgenossenschaft. Nach kurzer weiterer Debatte werden die Äom- missionsbeschlüsse unter Ablehnung der soziatolmo- kratischen Anträge angenommen. Abg. Graf Oriola bestätigt noch, als Refew- daß in letzterer Hinsicht in bezug auf Vomd setzungen für die Zur-Disposition-Stellung von ?' amten des Auswärtigen Amtes, der Schotzsckw- bereits befriedigende Zusicherungen abgegeben Abg. Goth rin (frs. Vgg.) weist noch dar^ stellung von M i l it är a n w ärter n Reichs-, Staals- und Kommuraldlenm Die i Mission beantragt zwei Resolution betr. Ergäis zung dieser Grundsätze nach verschiedenen Nichol Zivilbeamten. Generalleutnant v. Vallet desBarres«^ der Auffassung entgegen, als sei die Summe dd Pensionen für Offiziere so außergewöhnlich gcstieg» Seit 20 Jahren betrage die Steigerung der Pension^ aukgaben für Offiziere nur 90 Prozent, für Ma»" schalten 124 Prozent, für Hinterbliebene 225 Prozeß für Offiziere sei sie also ani kleinsten. Vergesse» 'M man aucv nicht, daß, mit jeder Heeresvermehrussg Pensionsfond doch steigen müsse. Es sei übcrdi« nicht richtig, daß alle Leutnants mit Pension Veres schiedet würden! Nach Bemerkungen des Abg. Goer cks (nat -li^ über die Art der Bekanntmachungen des invalidcnsondS werden der Etat des Pensionsiond- und auch gleich der des Jnvalidenfonds genehm^ Chauffeure. Avg. Prinz Sch önaich-Carolath (nat.-kib)' Der Antrag ist unnötig, denn jeher Äuiomobiloesik^ wird schon in seinem eigenen Interesse für änstaMt Der Antrag ist aber V Die Gemeind "achahmensw M auf d Mdel und Aeuslosigkl MtSiose ? jungen vi ^deii, die eMieiiunleri Uiiierflüt ^ra-gb. ^.Deu Ba ?sTcaulenal Nnnns Zj 71 jäh- Vertrink, das Han ^-LhauL, n j ^aLklü, Werden Siglen A ^graphendi «Menieitunt Nidegien d des l Knd des ^-hkMten. LNorel o schufst mit, i gelungen sei, rung der lleire, rund! siimmtheil al Die Befunde schliß! piord sich immer Fällen Si einer Zsit^. l Rede sein ia nachweisbar, der Ge-vsbe, und .'MHäll 'Für -cn Harden wn Epril»Hr! ns anke au.nt r in« wesentlich Verjährung^ durch eine d ding schützen Zur Verband zuM Fürst uch'eu der iulüLude ist, riner längere Die Hi deutschen Fli ^erhälinism! Nachrichten t MLgano bei Muen), du der bis 'nah Angeli sin^ delle.vlötz ^um eine E MrHea. "ereitgehaltsr Zuflüsse richt »n- Bei Nr dem Plelefü Diesen meil Erhalt bjs Yasser über Glogau der Tammbri A neues l Gewinnung i ^ung sehr e Mb fort, l "ersitz fertig Sandsäck gen bin. .'si Abg. Nacken (Zentr.) begrüßt den Entwurf u"- empfiehlt ihn zur Annahme. Generalleutnant von Ballet de s Barr«> erklärt, daß auch die Militärverwaltung der Frag* lebhaftes Interesse entgegen bringe. Man sei bemüht die Lage der Militäranwärter in jeder Weise bessern. Damit schließt die Diskussion. Die GrundÄ> werden genehmigt, die Resolutionen angenommen. Es folgt die zweite Lesung des Automobil' gesetzes. Zunächst wird verhandelt über die Pare' grapben betr. die Verkehrsvorschriften. Abg. Prinz Schönaich-Carolath snal- lib.): Die neuen Vorschriften sind Fortschritte gege»' über dem bisherigen Zustande, so besonders in beM auf Prüfung der Chauffeure. Über die Fahr' gefchwindigkcit ist keine Bestimmung getroffen, st säht sich aber auch nicht gesetzlich feststellen, den" unter Umständen kann die größte Geschwindigkeit ungesährlich, eine geringe dagegen gefährlich M Hauptsache wird immer sein die tüchtige Ausbildung der Chauffeure. Abg. Graf Carmer-Ziescrwitz (koerfft Hoffentlich wird durch die neuen Vorschriften M großer Teil der jetzigen Unzuträglichkeiten beseitigt werden. Bei dem Chauffeur-Examew muß nicht aus die technische Fertigkeit, sondern auch auf die moralische Geeignetheit gesehen werden. Abg. Stadthagen (soz.) beantrggt Je- stimmungen über die Arbeitszeit und Ruhezeit der O Om eine fürftenkrone. Roman von Reinhold Ortmann. lForiseyuigN Mau war durch das Gewitter und durch die Feuersbrunst nun doch einmal um seine Nachtruhe gekommen und man hatte einander überdies so viel zu erzählen, daß sich keiner ein Gewissen daraus machte, einmal ausnahms weise vor Tagesanbruch ein Schnäpschen zu trinken oder einen Schoppen zu leeren. Der Lärm und das Gläserklappern würde Mehrungen vielleicht auch unter andern Umständen verscheucht haben; in seiner gegenwärtigen Stimmung aber »ach den Erlebnissen dieser Nacht waren sie ihm vollends unerträglich und nach einem langen Blick auf die Tür des Wohnzimurers schritt er nach der Hinteren Sette des Hauses, wo es jetzt wieder ganz All ge worden war. Das Gewitter war in der Tat vorüber. Nur tief am Horizont zuckte es noch zuweilen auf, und leicht grollte der Donner in der Ferne. Auch der Regen hatte nachgelassen, und durch die ganze Natur ging jenes erfrischend«, wohlige Aufatmen, das die Stunde nach einem starken und ausgiebigen Gewitter zu einer so köstlichen zu machen pflegt. Hermann Mohrungen lehnte sich an den Pfosten des Torweges und sah hinüber nach Osten, wo in grauem Zwielicht der junge Tag aufzudämmern begann. Selten nur hatte er eine so wohltuende Empfindung des tiefsten Friedens gehabt, als in diesem Augenblick. Er wähnte zwar, daß seine eigene Stimmung nur ein Reflex der Stimmung sei, die rings umher über der ganzen Natur zu liegen schien. Aber er war dabei nicht ganz ehrlich gegen sich selbst; denn er hätte sich sonst wohl gestehen müssen, daß seine Gedanken viel weniger bei dem waren, was er vor sich sah, als drinnen in der Wohn stube des Wirtes. „Herta!" sagte er einmal halblaut vor sich hin und dann lächelte er über seine eigene Torheit; aber es war ein Lächeln, wie es seit vielen Monaten nicht mehr auf seinen Lippen gewesen war. Da gab es hinter seinem Rücken ein leises Geräusch. Mohrungen wandte sich um und blickte in das Antlitz derjenigen, mit welcher all' sein Denken sich eben beschäftigt hatte. Der Landauer, dessen durchnäßte Pferde nicht ohne Not ftillstehen sollten, fuhr Himer dem Gasthofe langsam auf und nieder, und wohl nur, um dem Kutscher einen Befehl zu erteilen, war die junge Komtesse aus dem Hause getreten. Sie erschrak nicht über das abermalige Zusammen treffen mit dem Rechtsanwalt, und sie schlug auch vor seinem Blick nicht die Augen nieder. Ihre natürliche Vornehmheit bedurfte des kleinen Rüstzeugs einer falschen Zimperlichkeit nicht. „Ihre Schützlinge sind gut aufgehoben, Herr Donor," sagte sie, ihm freundlich die Verlegen heit der ersten Anrede ersparend. „Aber Sie selbst haben sich noch immer nicht umgekleidet — das sollten Sie vor allem nachholen, denn Sie müssen ganz durchnäßt sein, und der Morgen ist empfindlich kühl." Der Rechtsanwalt schüttelte lächelnd den Kopf. „Ich bin Soldat gewesen, Komtesse, und habe schon schlimmere Strapazen ohne Schaden ertragen. Aber ist es nicht seltsam, daß wir Uns zweimal im Leben unter Verhältnissen be gegnen mußten, die einander so ähnlich sind? Oder erinnern Sie sich jenes ersten Zusammen treffens in Berlin nicht mehr? Es wäre kaum zu verwundern, wenn es mittlerweile aus Ihrem Gedächtnis entschwunden wäre." „O, ich ermnere mich dessen sehr Wohl; denn ich habe mir manches von dem, was Sie sagten, zur Beherzigung ganz besonders eingeprägt. Es ist der armen Frau besser ergangen, wie ich mit großer Freude auf meine (Erkundigungen hörte." „Sind Sie ihrer also eingedenk geblieben?" fragte Mohrungen angenehm überrascht. „Wahr haftig, Komtesse, die Leute haben recht, welche in Ihnen so etwas wie eine hilfreiche Fee er blicken." Herta sah ihn an, und ihr Blick mahnte ihn daran, daß er seinen Empfindungen wohl einen allzu freimütigen und vertraulichen Ausdruck gegeben habe. Mt liebenswürdiger Offenheit fügte er denn auch sogleich hinzu: „Ich bitte um Verzeihung, wenn ich damit etwas Ungeschicktes gesagt habe; aber es war sicherlich nicht böse gemeint." Herta konnte sich nicht enthalten, zu lächeln, und nun sprachen sie wieder ganz unbefangen von andern Dingen, wie sie ihnen durch die Lage, in der sie sich befanden, eben nahe gelegt wurden. Und während sie noch miteinander plauderten, ernsthaft und eifrig wie alle Be kannte, begannen sich die kleinen Wölkchen über ihren Häuptern mit rosigen Rändern zu säumen; das fahle unbestimmte Grau des Himmels nah« mehr und mehr eine gelbliche Farbe an und ein breiter purpurner Streifen erschien am öst lichen Horizont. „Sonnenaufgang nach einer Gewitleruacht," sagte Herta, sich plötzlich unterbrechend,. indÄ sie ihr schönes, junges Antlitz der kommende« Königin des neuen Tages zuwandte. „Man hat selten Gelegenheit, ihn zu beobachten; aber man sollte diese Gelegenheit niemals versäum««» denn es ist etwas wunderbar Erhebendes ich möchte fast sagen: Trostvolles in diesem Siege des Lichtes und der Schönheit über Finsternis und Grausen." Mohrungen antwortete ihr nicht; denn «S war ihm, als müßte jedes laute Wort auS seinen: Munde den verklärenden Zauber zer stören, von welchem er ihr feines Köpfchen und ihre schlanke, jungfräuliche Gestalt in diesem goldigen Frührotscheiue umflossen sah. Aber ivährend Hertas Blick unverwandt auf die herrlich emporsteigende Sonne gerichtet war, deren Widerschein als ein leuchtendes Feuer fünkchen in ihren Augen glänzte, sah der junge Rechtsanwalt von dem großartigen Bilde, das sich da wie unter dem Stabe eines wunder tätigen Zauberers vor ihnen ausrollte, nicht- andres als sie. Sie kamen nicht mehr dazu, ihr Gespräch fortzusetzen, denn die Baronin, tue sehr ermüdet und übernächtig aussah, gesellte sich zu ihnen und auf einen Wink der Komtesse fuhr der Landauer vor. Nachdem die Damen Platz ge nommen, reichte ihm Herta zum Abschied di« Hand. irgen sei, d< ^.Euteu 2 wollte LA Stü die verstui U den Bai h-w/ di« U gereicht HZ ne die. °d"e sie: h, sivn den ^>d und si , blickte
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