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Ottendorfer Zeitung : 26.02.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190902261
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19090226
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19090226
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-02
- Tag 1909-02-26
-
Monat
1909-02
-
Jahr
1909
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 26.02.1909
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keichs« ionale iandwiri« hführung erzeitigen weitere General« »er Aus« zelstaaten seine in« und den rben voll orm an« tabe del besonder« die vor« Hafts« rles aus sbegriffs, des und »egen die c früher« ski das cm. Sie ber das Aber die >ie Axl an c wollen r müssen ) in der otwendig, chaft egen die men, die iesamiheü r werden, sür n«»r« msre An; jodbietski Eine Gedächtnisfeier für die Opfer -es Orkans von Apia. Am 16. März d. stid zwanzig Jahre verflossen, daß der ver heerende Orkan in Apia der deutschen Marine jo schwere Verluste an Menschenleben und » Schiffen brachte. Der Erinnerung dieses s Tages und dem Gedenken der in jenem Orkan s mrnnkenen Kameraden, sowie derer, die in dem blutigen Eelecht bei Veilele am 18. Dezember 1888 zur Ehre des Vaterlandes den Heldentod narben, toll eine Feier gelten, die am 16. März in Kie< siattfinden wird. Alle noch am Leben dcünd.ichen ehema igeg Zugehörigen der Be satzungen von S. Dl. S. „Olga", „Adler" und Fber", die in den Jahren 1888 89 auf diesen Skiffen dienien, werden sich an dieser Ge- däannidseier beteiligen. Es ist Vorsorge ge trogen, daß allen Teilnehmern, die nicht in der bagt sind, aus eigenen Mitteln die Reise, Logis und Verpsleguugskosten tragen zu können, kosten lose Beförderung usw. zuteil wird. S „Kaiscrlöhnun,;". Der letzte Sonntag dar mr den Soldaten ein besonders freudereicher Tag, denn da bezog er „Kaiserlöhnung". Das Mitar bekommt seine Löhnung bekanntlich am 1., 11. und am 21. jeden Monats für die folgenden zehn Tage (Dekade) ausgezahlt. Trotzdem nun der Monat Februar nur 28 Tage ha«, erhält der Soldat doch die volle Zehntage- iöhnunn, die Militärverwaltung schenkt ihm also die Löhnung sür die fehlenden beiden Tage. Der Soldat nennt diese Löhnung kurzweg Faiserlöhnung". Die Sonderausgabe für die beiden Tage macht für das deutsche Heer die ) niedliche Summe von etwa 200 000 Mark aus. Fünf Menschen bei einem Brande um- «ekommtn. Wie aus Mühlhausen (Thüringen) »mchie« wird, wurde bei einem Brande, der in bei Nacht zum Sonntag die Dorfschenke von Weider auf dem Eichsfelde einäscherte, durch ^nflürzen der Decke des Torweges fünf Menschen geiöiet, darunter drei Famüienväler. Reichstag« engewicht " erklärt« ber unz«- Reformc» ne Macht über diese hinaus, nzugstag« herunter« rllgemein« Warnung v. Pod« ; für di« s in die istrie >he nur dann schatt ge« aber einer ren Glk<k »e sich be« «eschlosstu. NN. Observa« Für die leriffa hat Haus zur t. Durch daß oi« des P>c »lken als« ch an den »en durch ann. Tas von Ha>N« > Siuoien« sterer aus« slau wird der Opitz' Kwit cka, chen Vor« chiebungs« en Bundes' g für das, Ich hob«, ht, um b im Begriü e sich zuj» igen Hains t mich free l und mich War das komme dl« 4." Arm des -> ließ sich ebäude w» md Gänge» nach und m stand e« en heutige» , glückliche» isturm übel r. Er ris äumen und s Somnick» ückgebliebe» hloßartig«» t um seiner en Ruk '» Landschaft Ein eigenartiger Eifenbahnunfall hat "en Personenzug Hof—München betroffen. Von einem dreiachsigen Personenwagen dritter Klasse Ang unterwegs ein Rad verloren, das samt Bandage und Speichen zersprang. Trümmer »es Rades drangen mit großer Gewalt durch »«n Fußboden des Personenwagens, verletzten »ber glücklicherweise niemand. Ein andrer Teil »es RadeS war fast ein Dieter tief in die Erde schlagen. Der mit fünf Rädern noch auf der »Wen Station ankommende Wagen wurde dort ausrangierr. Ei», aufsehenerregender Prozeh wird demnächst das Wiener Schwurgericht beschäf- »öen. Leopold Wölfling, der frühere öster- seichjschx Erzherzog, hat die Redaktion eines Eolalblaties wegen schwerer Angriffe' verklagt. 'M wll der ganze Eheroman des ehemaligen ^»Herzogs vor Gericht zur Verhandlung wmmea. Seine Schwester, die frühere Kron prinzessin von Sachsen, und seine geschiedene ,Mlnn Adamowitsch werden als Zeugen ange- Men, ebenso hochgestellte Persönlichkeiten aus "'len und Salzburg. gDe Grubenkatastrophe bei West- ^an ey (England) Hal 156 Todesopfer ge federt. Es wurde amtlich feftgestellt, daß sich Ar Zeit der Explosion 189 Personen in der Mbe befanden. Von diesen wurden 3t lebend Minge gefördert, doch starb eine Person an den Svenen Verletzungen. Daß noch Lebende in "»r Grude weilen, ist ausgeschlossen. OOr 000 Frank geraubt. Als dieser die Rentiere Philippson auf dem Bahnhof »Lyon gerade den Luxuszug nach Cannes Gielgen wollte, drängte sich eine Perlon hinzu, » chr mit kurzem Griff die Handtasche aus »r Hand riß. Trotzdem die Bestohlene sofort Hilfe ries, gelang es auf dem vollbesetzten ^Mhof nicht, des Täters habhaft zu werden, sll die Rentiere keine Beichreibung desselben U«n konnte. Die Handtasche barg die gesamten ^muägegenstände der Bestohlenen, Juwelen ,s». Etzerle von ölt 000 Frank. Trotz des Ver- fetzte Frau Philippson ihre Reise fort, M sie die Hoffnung aufgegeben hat, daß sie ? ZlUveten jemals wieüerwhen wird. H Der Wiederaufbau MeftmaS. Der dreier ber Firma Thomas Hawtins in diesem unwirtlichen Tage trostlos, grau und M aus. Schwer und tief hingen die hastig Menden Wolken zur Erde nieder, schwarz und Mzlos lag der Spiegel des kleinen Sees unter ^ finsteren Himmel da, und der prächtige Forst, m weüem Bogen das Bild umgrenzte, war AM« nur eine düstere, formlose Masse, die keinen Mündlichen Farbenton in das einförmig melancho- Me Gemälde brachte. . Es war jene schwermütige Stimmung, in U die ganze Natur sich auf den langen Anterschlaf vorbereitet, der schon vor der Tür Mßund in der auch durch das Herz des Menschen Teilen etwas wie ein Erschauern banger Todes- ^ung geht. .Die Gräfin Raffaella Hohenstein saß an der Fenster im ersten Stockwerk des ^«nhauses. Das Buch, in dem sie eine kleine Mang mehr geblättert als gelesen hatte, lag M auf ihrem Schoße, und ihre Augen ruhten »»Mensch ernst auf den dichten dunklen Wald- ^»ei, am Horizont. s emigen Monaten waltete sie als Herrin A Schloß Gerdauen. Graf Adelhard hatte ausgedehnte Besitzung erworben, weil er A »ach einer bestimmten Tätigkeit sehnte, und UM die Arzte zur Kräftigung seiner an- ^,w»nen Gesundheit das Landleben dringend ^fohlen hasten. Raffaella freilich hatte ihn ! ^.^^dacht, daß er selber nicht ohne ent- ^menden Einfluß auf dieses ärztliche Gut- i» i? gewesen sei, um damit einen langen und lewem Ausgange jedenfalls ungewissen Kampf »>eich Gattin aus die bequemste Ari auszu- Pondon ist aus Rom mit einem Kontrakt für den Bau von taufend proviwrischen Häusern, die dicht bei Mejsi.na und Reggio errichtet werden sollen, Heimgekehrt. Dieie Häuser sollen aus Zement-Fundamciuen und aus Eisen und Holz erbaut werden unk> müssen innerhalb dreier Moncne fertig sein. Hawkins' Firma wurde allen italienischen, belgischen, französischen und dänischen Milbewerbern vorgezogen, nur von einer deuttchen Firma wurden ebenfalls einige hundert Häuser bestellt. Die italienische Negie rung hat alle ArbeUen innerhalb der Ruinen- städle für die nächsten sechs Monate untersagt. Messina ist mit einer Lage von 10 000 Tonnen Katk bedeckt worben. Zum M. Geburtstage -es Held- malschaüs Zrhrn. v. Nante M. Der preußische Geueralfeldmarschall Edwln Fryr. v. Manteuffel, dessen 100. Geburtstag aus den 24. Februar dieses Jahres fäll«, stammte aus einem allen preußischen Geschlecht. Seit 1827 ge hörte er der Armee an; 1857 hatte er es zum Chef des Miiitärkabinetts gebracht. In dieser Stellung bereitete er die großen Kämpfe von 1864, 1866 und 1870 vor, in denen er auch au der Spitze der Armeen tätigen An teil hatte. Nicht minder große Verdienste erwarb er sich als Militärkommandant von Schles- W.g-Holüeiu und später ats Statthalter der Neichs- laude. Der Sieger von Amiens, der seit dem Jahre 1873 den Tiie! eines Geueraifeld Marschalls trug, narb im Jahre 1885 in Karlsbad. Der durch «eine Klugheit und Geschicklichkeit, durch Mut und Festig keit hochbedeutende Feidberr und Diplomat war einer der hervorragendsten Mitarbeiter an dem Werke der deutschen Einheit. Eine schreckensvolle Ltrastenbahnfahrt. Ein vom Rennplätze in Cassano (Neapel) zurück kehrender Straßenbahnwagen, der mit Fayr- gästen übersüllt war, sauste plötzlich mit unge heurer Schnelligkeit die steil abfallende Straße hinunter. Da die Bremsen vermglen, überschlug sich der Wagen au einer Kurve. Durch den Sturz wurden drei Personen getötet und etwa 40 verwundet. Die Aufregung unter den Fahr gästen war unbeschreiblich. Erdbeben in Spanien. Ju Elche, einer Stadt an der Murcia mit Alicante wrbmdenden Eisenbahnlinie, sind mehrere Erdstöße verspürt worden. Sonntag morgen fand zunächst ein schwacher Erdstoß statt. Vier Stunden später folgte eine sehr heftige Erdbewegung, die die Möbel in den Häusern von Elch durcheinander warf, so daß die Bewohner Hals über Kops hinaussiürzien: auch die Kirchenbesucher wurden von furchtbarem Schrecken ergriffen. Viele stolperien bei der wahnsinnigen Eile der Flucht und trugen schwere Verletzungen davon. Ein verhängnisvoller Schiffsunter gang hat sich an der Ostküste von Patagonien ereignet. Der Fracht- und Passagierdampfec „Presidenle Roca" ist aus der Fahrt von Süd- Argentinien zwischen San Antonio und Puerw Madrin bei ber Halbinsel Valdez in Brand ge- raien und umergegangen. Man glaubt, daß alle Passagiere und die Besatzung, zusammen zweihundert Personen, ums Leben gekommen ! sind. Gericktskalle. Breslau. Ein Arbeiter halte sich wegen schweren Embruchdiebstahls im Wiederholungs fälle zu verantworten. Nach mehrstündiger Ver handlung, während welcher der Angeklagte ein reumütiges Geständnis adlegte, verurteilte ihn das Gericht zu einem Jahr Zuchthaus und den üblichen Nebenstrafen. Magdeburg. Das Kriegsgericht sprach einen Leutnant, oer unter der Anlage der Be leidigung und vorschriftswidrigen Behandlung von Untergebenen unter Anklage stand, frei. Der Offizier war seinerzeit zur Beobachtung seines Geisteszustandes im Lazarett interniert. Schleswig. Der Vorsitzende E. eines j Gewcrkichaftskartells hatte vor einiger Zeil bei der Polizeibehörde die Erlaubnis für einen Umzug der Mitglieder des Gewerlfchastskanells durch die Stadt ! nach einem Vergnügungsiokai nachgcsucht und er hallen. Als aber durch Plakate bekannt gemacht ! worden war, daß an dem Festzuge auch Gäste der j Kartellmitglieder teilnehmen dürfen, nahm die » Polizeibehörde die erteilte Genehmigung zurück, weil » zu be ürckten fei, daß durch die Vermehrung der Teilnehmer an dem Umzuge die öffenUiche Sicherheit gefährdet werde. Nach erfolgloser Beschwerde erhob E. Klage gegen den Regierungspräsidenten zu Schleswig und siellte in Abrede, das; durch die Teilnahme von Gästen am Umzuge die öffentliche Sicherheit gefährdet werde. Das Obcrverwaltungs- gericht hob auch die polizeiliche Verfügung nebst dem Bescheide des Regierungspräsidenten au! und führte u. a. aus: Kommen nur erhebliche Tatlachen in Betracht, so sei die Polizeibehörde allerdings befugt, die früher erteilte Genehmigung zurückzunehmen. Eine wesentliche Veränderung sei aber nicht anzu nehmen, wenn an dem Aufzuge Gäste der Kartell mitglieder teilnehmen, unter diesen Umständen könne aber nicht angenommen werden, daß durch die Teil nahme der Gäste am Umzüge die öffentliche Sicher heit gefährdet werde., R tterlmer Junior vor Gerickt. Der venetarischc und der animalische Jung geselle. „Ick versuche in mein' janzen Leben nich mehr eenen zu bekehren I Man hat bloß Unan- nehmlichkeeien davon. Man kann sich sojar, wie Fijura zeijt, deswejen eene Anklage wejen Be- leivigung zuzieh'n. Undank ist der Weit Lohn, det is wirklich een wahret Sprichwort . . . ." so grollte Herr Lüdke, eine korpulente Erscheinung mit blaurotem Gesicht, als er den Saal des Schöffen gerichts betrat. Sein Gegner, ein überjchlanker Herr, schoß einen halb verächtlichen, baib zornigen Blick aus Lüdke und kehrte ihm dann den Rücken zu. — Vor«.: Herr Lüdke, Sie sind mit Herrn Sommer in Streit geraten und aus diesem ist dann die heutige Beleidigungsklage und Widerklage ent standen. Wer von Ihnen beiden hat denn ange fangen? — Lüdke: Selbstverständlich der andre. — Vors.: Das erscheint doch nicht so leibstverständlich, wenn man in Betracht zieht, daß Sie wegen Beleidigung schon einmal vorbestraft woroen sind. Sie haben, wie ich aus den Akten ersehen habe, mit Sommer in einem Zimmer zusammen ge wohnt. — Lüdke: Jawoll. Det heeßt, ick wohnte schon bei meine Wirtin, als Sommer hinzooch. Der Mann is Vejetarler. Ick konnte in seine Jcgenwart keen Siückskcn Wurscht essen, ohne det er sich über meine ekUje Ernährungsweise uffbielt. Eenet Sonn- tachs morsens, als >ck eenen jediejenen Kater hatte, weii ick am Abend zuvor mir 'n bitzken beschmetlert hatte, setzt Somner sich uff meinen Bettrand und macht an mir so 'ne Art Behrungs- versuch: Ick sollte doch uffhoren, een Alles fresser zu sind, denn damit chänge ooch die Trunksucht zusammen, die meine Jesundhee! untcrjrabe usw. Mr machte die Sache Spaß und als er mir inlud, mal in seinen Restorang probe weise Miltach zu essen, jab ick meine Einwillijung mit die Bedingung, det er nachher ooch mal mit in meine Stammkneipe käme. Er wollte anfangs durchaus nich, aber fchließiich versprach er'l mir, l im Interesse von die jute Sache, wie er sich aus- ! drücke. Also ick aß an diesen Dage vejetarischen i Mutachsdisch und abends war Sommer mein Jan. ! Mein Fieund Emil, oer eene stanzende ttbcrredungs- i tunst besitzen dut, brachte et ferlij, det Sommer seine ununterbrochene Zitroneniimonade untreu wurde und j sich zu een kleenet Ilas Wein verleiten ließ. — Sommer > (empört unterbrechend): Man hatte fchändlicherweijc j meine Willenskraft geschwächt, indem man mir henn- ! lich Schnaps IN die Kanonade jotz I — Vor«.: Seien Sie still. Sie kommen nachher zum Wort. — Lüdke: Aus de! eene Ilas Wein wurden fünfe, ick jloobe, man bat ihm ooch noch Konjack mang je- jossen, kurz und jut, er hatte eenen jediejenen Affen zu sitzen, als ick mit ihn nach Hause zu türmte. An den. Kater, der aus den Affen entstand, wär' er beinahe jestorben. Sowie er wieder tebeniähig Ivar, machte er mir eenen fürchterlichen Krack. Uff eene von mir jemachte Zwischenbemerkung fühlte er sich beleidijt un verklagte mir. Da blieb mir natierlick weiter nischt üdrij, als mir ebenfalls beicidiji zu fühlen un Widerklage zu erheben. — Sommer bestätigte mit kleinen Ab weichungen die Schilderung »eines Widersachers und betonte besonders, daß Lüdke ihm durch den Streich gesundheitlichen Schaden zugesügt habe. Aus Vor schlag des Vorsitzenden kam es trotzdem zu einem Vergleich. Beide Parteien "trugen je die Hälfte der Kosten. Ais die Unterschrift vollzogen war, faßte Lüdke Herrn Sommer unter den Arm und sagte: „Komm' Se, wir drinken jetzt eenen Versöhnungs topp!" — Sommer riß sich enlrüstet los mit den Worten: „Ick soll Sic woll nochmal verklagen!" Vie Guillotine im Lasehaus. 00? Erst durch das Verbot des Polizei« Präfekten zu Paris wurde die Bevölkerung der französischen Hauptstadt davon in Kenntnis gesetzt, daß es neben der erst kürzlich wieder holt hervorgeholten Guillotine noch eine zweite gab, die täglich ihres traurigen Amies waltete, und die schon Hunderte Opfer gefordert halte. Der Besitzer eines bekannien Kaffeehauses, oas hauptsächlich von den Arbeitern einer in der Nähe gelegenen Papierfabrik besucht wird, hatte nämlich eine Zugkraft für sein Etablisse ment nötig. Er bestellte sich daher eine ver- klinerte Nachbildung der Staatsguillotine. Dieses Musterwerk eines Automaten war 1 Meier hoch und 60 Zentimeter breit, glich auf das Haar der größeren Schwester, auch die Person des gewisse Berühmtheit genießenden Scharfrichters Deibler fehlte nicht. Nach Einwurf eines Nickels setzt sich der Automat in Bewegung. Vom Geist lichen geführt, erscheint der Hinzurichlende, er wird gefesselt, auf den Nichlblock gelegt, der Scharfrichter richtet das Beil und fein Haupt fällt in den bereilgestellten Korb. Nach Angaben des Cafötiers Hal sich sein Geschäft durch diese Neuerung kolossal gehoben. Einige Hundert Male habe die Guillotine täglich ihres Amtes zu wällen, sodaß er ursprünglich geplant habe, zur Entlastung noch eine zweite Guillotine anzu schaffen. Da kam aber die Polizei und verbot die weiteren Vorführungen. Nicht etwa, weil irgend ein öffentliches Gefühl durch die Auf führungen verletzt wurde, sondern weil Herr Derbler, der bei allen Exekutionen naturgetreu mitwirkte, sich die „Bloßstellung" seiner Person verbeten hatte. Als der Polizeibeamte dem Cafötier die Verbotsurkunde überreichte, schloß gerade die eingangs erwähnte Papierfabrik «hren Arbeitstag. Zahlreiche Arbeiter stürmten in das Lokal mit den Rufen: „Jetzt joll die Guillotine arbeiten!" Der Caf üer konnte ihnen jedoch nur entgegenhalten, daß die Todes strafe bei ihm jetzt abgeichafft fei, was die Arbeiter zu Verwünschungen gegen das Verbot veranlaßte. Ein Zeichen dafür, daß die in Frankreich vor der breiten Öffentlichkeit vor geführten Hinrichtungen verurteilter Verbrecher verrohend auf die Menschen wirken. Dies hat sich schon bei den letzten Enthauptungen ge zeigt, trüt aber noch viel mehr zu Tage, wenn man hört, welches Interesse ein Automat er weckt, der diese Hinrichtungen nachahmt. Kuntes Allerlei. 002 Allerlei Wissenswertes. König Alfons von Spanien ist der einzige Herrscher, der die Slaaisdotumeme nicht mit seinem Namen unterzeichnet. Seine Signatur ist ein fach: ..n s« Key gleich: „Ich, der König." — Die englische Sprache umfaßt ungefähr i 100 000 Worte. Davon sind etwa 60c»00 ! deutschen Ursprungs, 30 000 lassen sich auf Lateinisch und Griechisch zurückjühren und 10 000 sind andern Sprachen entnommen. — An der Ostküste Irlands regnet es im Jahre l an durchschnittlich 208 Tagen; in England selbst » dagegen an 159 Tagen. """ """" Denn sie selbst verlangte es nach freier Bewegung in der großen Welt — nach all' den Vergnügungen, Aufregungen und Nerven reizen, die diese allein ihr zu bieten ver mochte. Sie hatte sich nicht ohne weiteres da mit zufrieden gegeben, als Graf Adelhard ihr in der fchonendslen Form, die er dafür finden konnte, angedeutet, daß sie sich nach den Auf sehen erregenden Ereignissen, von denen ihre Verbindung begleitet gewesen war, für einige Zeit am besten in Stille und Verborgenheit zu rückzögen. Sie war der Meinung, daß man recht gut in Wien oder Paris leben könne, wenn man in Berlin wirklich vorübergehend un möglich geworden sei, und es hatte schließlich einige recht erregte Auftritte gegeben, bis Graf Adelhard auf ein Auskunstsmittel verfallen war, gegen das Raffaella keine Einwendungen mehr zu erheben vermochte und das ihm alles weitere Kriegführen ersparte. Anfänglich hatte sogar der Reiz der Neuheit, mit welchem die Stellung einer Gutsherrin und Schloßfrau für sie umgeben war, der jungen Frau ganz erträglich über die Erinnerungen an all' die Herrlichkeiten hinweggeholfen, auf die sie hatte Verzicht leisten müssen. Aber das Ver gnügen an den ungewohnten Beschäftigungen und den bis dahin ungekannten Verhältnissen, war doch nur von iurzer Dauer gewesen. Für Tätig wil irgend welcher Art war sie nun ein malnichtgeschaffen. DerWechsel und die Erregung, daran es während ihrer Bühnenlaufbahn nie mals gefehlt hatte, waren ihr Lebensbedürfnis geworden, und von Tag zu Tag senkte sich die bleierne Langeweile schwer und schwerer auf sie herab. Adelhard hatte es nicht an rechtschaffenem! Bemühen fehlen lassen, sie zu zerstreuen. Sie hatten Besuche bei allen Gutsnachbarn gemacht, und die Gastlichkeit, die auf Schloß Gerdauen geübt wurde, hatte bald eine gewisse Berühmt heit erlangt. Abcr unter den Leuten, mit denen sie da in Berührung kam, waren nur wenige, die Raffaella ein flüchtiges Wohlgefallen abge wann; die meisten waren ihr in hohem Grade unsympathisch, und der Umgangston, der zwischen ihnen herrschte, verursachte ihr zuweilen geradezu ein körperliches Unbehagen. Die Festlichkeiten und Ausflüge, die Jagden und Pikniks waren ihr bald so geisttötend und abgeschmackt er schienen, daß sie sich eines Tages ihrem Gatten gegenüber rundweg geweigert hatte, dieses Treiben fortzusetzen und daß sie erklärt hatte, sich tausend mal lieber in die tiefste Ein»'amkeit einspinnen, als mit diesen ostpreußischen Junkern und ihren engherzigen, klatschsüchtigen Frauen noch weiter aus dem Fuße einer widerwärtigen Vertraulich- lichkeit verkehren zu wollen. Adelhard fand ihr Urteil über den neuen Bekannten (reis zwar höchst ungerecht, denn er selber hatte sich mit manchen seiner Guts nachbarn schon recht intim befreundet; aber er war um so eher genötigt, ihrem Willen nach- zngeben, als ihr körperlicher Zustand besondere Rücksichtnahme und Schonung erheischte. Die ! junge Gräfin sah der Geburt eines )lindes ertt- gegen, und dieser Umstand gewährte ihrem ! Galten zugleich die Möglichkeit, die plötzliche Einschränkung des geselligen Verkehrs den Nach barn und Bekannien gegenüber zu entschuldigen. Er selber dachte freilich nicht daran, diesen Ver ¬ kehr ganz aufzugeben; er nahm nach wie vor alle Einladungen zu Jagden und Herrenessen an, und viel häufiger als in der ersten Zeit ihrer Ehe war Raffaella während dieser letzten Wochen ganz sich selbst überlassen. Sie klagte nicht darüber, aber sie war sehr ost traurig und niedergeschlagen, wenn sie sich auch stets be mühte, die Spuren ihrer Tränen vor Adelhard zu verbergen. Was ihre Gedanken beschäftigte und ihre Stimmung verdarb, war offenbar nicht diese Vereinsamung allein, zu der sie sich ja teilweise selbst verurteilt hatte. In ihren Gesprächen mit dem Grafen ließ sie manchmal durchblicken, daß sein Verhalten dem Fürsten Chlovwig gegen über durchaus nicht ihren Beifall habe, und daß sie von Herzen wünsche, er möge wenigstens den Versuch einer freundlichen Annäherung machen. Doch Adelhard war in diesem einen Punkte völlig unzugänglich, sowohl für ihre » Bitten als für ihre Vorwürfe. Der Fürst hatte ihn tödlich beleidigt, und eine Versöhnung war nach seinen Ehrbegriffen völlig unmöglich. Die Zurückweisung, die er Raffaellas Überredungs- Versuchen zu teil werden ließ, war so bestimmt und unzweideutig, daß sie bald nicht mehr wagte, dieselben zu wiederholen. Aber sie faßte den Entschluß, hinter dem Rücken ihres Gatten auf eigene Verantwortung zu handeln, und schrieb einen langen Brief an die Komcffe Herta, in welchem sie die Tochter des Fücüen unter vielen Versicherungen ihrer Freun .ft nnd Zuneigung ziemlich unverblümt -um .hre ! Vermittelung Vai. i KL »L «Fonseyung wist.»
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