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Wochenblatt fm WNM 3. Beilage zu Nr. 146. Sonnabend, 17. Dezember 1916. Das ArteU. ES hatten einstmals sich die Jahreszeiten Entzweit — ein' jede wollt' die schönste sein, ES pries der Frühling seine Herrlichkeiten, Der Sommer seine Pracht, der Herbst den Weis Und seiner Gaben üpp'ge Füllenretche. Der Winter schwieg und strich den weißen Bart. Man wundert sich und frug, warum er schweige, — Gar mürrisch ist er, schlecht gelaunt und hart — So schwirrten ringsherum die Redensarten, Der Winter schwieg und ließ sie lange warten. Dann sprach er gütig und mit leisem Lachen Im Tonfall: „Liebe Brüder, hört mich an!" Ich will dem üblen Streit ein Ende machen, Raft einen Menschen zur Entscheidung an. Ein Kind. — Ringsum herrscht darob großes Staunen, Man tuschelt lange und geheimnisvoll. Man einigt sich und eS verstummt da« Raunen, Man gibt Befehl, daß man das Kindchen hol'. ES wird gebracht, und kindlich, schlicht und leise Verkündets U teil es dem hehrem Kreise, Die schönste Zeit ist's, wenn auf leichten Schwingen Das liebe Christkind hi« zur Erde schwebt. Der Christbaum flammt, die Weihnachtsglockcn klingen, Die üetl'ge Nacht mit Zauber uns umwebt. Dann ist es schö»! Die schönste Zeit auf Erden, Kein Zweifel istS, das muß der Winter sein! Ein Schweigen rings — ein Hüsteln, und eS leerten Die drei Gesellen rasch den Becher Wein Und gingen foit- D^r Winter schmunzelt leise Und pseitt vergnüglich lächelnd seine Weise Vor vierzig Jahren. Das Gefecht bei Meurrg am 7. Dezember. Schlacht bei Beauge«cy Cravant am 8, 9. und 10. Dezember. Verfolgung der Franzosen. So befand sich also in Orleans wieder wie vor vier Wochen eine deutsche Besatzung. Die Hoffnung der Bayern, daß sie sich in Orleans erholen und kräftigen könnten, erlitt eine bittere Täuschung. Chanzy war noch sicht ganz geschlagen. Da die Franzose», um nicht durcheikasder geworfen zu werden, nach drei Richtungen abzogm, so mußten ihnen die deutschen Truppen auch »ach drei Rich tungen folgen. Schon am frühen Morgen des 5. Dezbr. erteilte Prinz Friedrich Carl den Befehl, daß die Armee abteilung des Grobherzogs sich Loire abwärts bis Beaugency, das 8- Korps Loire aufwälts bis St. Denis de l'Hotel und das 19. südlich Orleans bis an des Loiret vorzu- schieben habe. Wer geglaubt hatte, daß die Loirearmee nach den Tagen von Orleans in voller Deroute sei, hatte sich sehr geirrt. Schon am 6. stießen die Blücherhusaren in Meung auf die von Gendarmen zu Fuß gebildete französische ArriLre- garde, die nach kurzer Gegenwehr zurückgeworfen wurde. So schwach der Widerstand deS Feindes gestern, so stark war er am 7. und 8. Dezember. Es war am 7, morgens zwischen 10 und 11 Uhr, als die Avantgarde der 17. ^Division, gebildet aus dem 76. Reaimeut, den Hanseaten WMM^O. Regiment, den Mecklenburger», und geführt voWNverst von Manteuffel, gleich hinter der Stadt von französischem Artillerie- und Kleingewchrfeuer empfange» wurde. Der Glaube, daß man eS nur mit Mobilgarden zu tun habe, bestätigte sich leider nicht. Der Feind ent wickelte immer größere Massen, und zwar war eS, wie man später von den Gefangenen erfuhr, ei« auf dem Vor marsch begriffenes noch ganz intaktes Armeekorps, das uns hier zum erstenmale entgegentrat. Der Kampf zog sich recht» Lou der Chaussee. Die Unsere» drangen anfangs trotz des bedeutenden feindlichen FeuerS siegreich vor, sahen sich jedoch bald von einer großen Uebermacht umringt. Die Fahne der 90er schwebte mehr den» einmal in Gefahr, wurde jedoch stet« wieder herausgehauen. Beide Regi- menter, die Hanseaten wie die Mecklenburger, leisteten Unglaubliches; sie wurden von der Artillerie wirksam unterstützt, und es war vor allem die leichte Batterie Frese, die dem Feinde große Verluste beibrachte. Zwischen Meung und LanglochsreS aufgepfla»zt, stand sie, ohne zu wanken und zu weichen. Bis auf 500 Schritte kamen die Fran zose» heran, die Protzen wurden zerschösse», Pferde wurden getötet und die Bedienungsmannschaft stark gelichtet, aber bis zum letzten Augenblick tat ste ihre Schuldigkeit, sodaß sich der Großhcrzog veranlaßt sah, am Abend vor der Batterie heranzureite», um zu erklären, daß er vor ihr den H^L ziehe Trotz aller Tapferkeit und Tüchtigkeit würde es wahrscheinlich schlimm ausgegangen sein, wenn nicht die Bayern zur rechten Zeit in den Kampf eingegriffen hätten. Zwischen 3 und 4 Uhr träfe» ste auf dem rechten Flügel ein. Der Art, wie ste dem Feind enlgegengegangen, wurde von allen Seiten das größte Lob gezollt. „Wie bei einer Parade", sagte ei» preußischer Ulanenrittmeister, llingen.ste vor. Vor ihnen standen dichte feindliche Truppen- maste», die bisher regungslos gewesen, jetzt aber ein mörderisches Feuer eröffneten. Die Bayern ließen sich dadurch nicht irre mach»«, und als die Feinde ihnen ent- segenrückten, beeilten sie nur ihre Schritte. Vor unseren Augen wurden ste handgemein. Eine große Uebermacht umringte die Bayer», aber ste schlugen sich durch, und beim letzten Tagesschimmer sahen wir die Franzosen den Rückzug antretes. Das Resultat deS Gefechte« war die Zurückdrängung deS Gegners, der 6 Geschütze und 1000 Gefangene in den Händen der Sieger ließ. Nach dem siegreiche« Gefechte am 7. Dezember setzte die 17. und 22. Diviston mit dem 1. bayrische» Korps am 8. den Vormarsch gegen Beaugency fort. Der Feind entwickelte zwischen diesem Ort und dem Walde von Marchenoir, außer den am erste» Tage engagiert ge wesenen Truppen, mindestens noch zwei Armeekorps der «ach divergierende« Richtungen von Orleans zurückge wichenen Loire-Armee, und suchte mit allen Krä'ten das Vordringen unserer Truppen aufzuhalten. Nichtdesto- weniger gewänne« diese stetig Terrain und nahmen succesfive die Orte Cravant, Beaumont, Mrssas und zu nächst auch Beaugevcy. General Chanzy und Gambetta mußten schweren Herzens dem Drucke der Verhältnisse uachgeben und ersterer ordnete den Rückzug gegen den Loir an. Das 16. und 17. Korps umgingen den Wald von Marchänotr südlich, daS 21. nahm seinen Weg durch denselben Am 13 Dezbr. begann die Verfolgung. Es war Tauwetter eingctreten. Die Straßen befanden sich in einem unbeschreibbarem Zustand. Leichen von Menschen und Pferden lagen un- becrdigt herum uud bildete« die schaurigsten Spuren des französischen Rückzuges. Am 13. Dezember abends war das 10. Armeekorps auf dem rechte» Ufer in Blois angc- kommen, während sich auf dem linken daS 9. einfand. Das 3. Armeekorps staub in Meung, Beaugency und Cravant. Die Armeeabteilung des Großherzozs hatte MaveS und Jones und mit der 4. Kavallerie-Diviston die Gegend nördlich deS Waldes von Marchänoir erreicht. Am 14. Dezember war das Wetter womöglich noch schlechter alS bisher. Daß die zurückmarschierenden Franzosen dies in weit höherem Maße noch als die Deutschen empfanden, zeigte sich auch darin, daß allein die 17. Division au diesem Tage 2160 Gefangene ohne große Schwierigkeiten rinbrachte. Auch die 22. Diviston brachte viele derselben ein. Bet Moräe und Fiätcval fanden am 15. Dezember Gefechte statt. Diesseitiger Verlust: 1 Offizier, 22 Mann tot, 4 Osfiziere, 82 Mann verwundet. Die Vorhut des 3. und 10. Armeekorps von der Loire-Armee stieß am 15. Dezember mittags 2 Uhr bei Vesdöme auf den Feind; seine Stärke ward auf 60000 Mann geschätzt. Da bereits um 5 Uhr totale Finsternis etntrat, mußte das Gefecht ohne Resultat abgebrochen werden. Am 16. Dezember nahm daS 10. Armeekorps bei dem Gefechte, durch welches es in den Besitz von Ven- döme gelaugte, sechs Geschütze und eine Mitrailleuse. — Die Tete der von Chartres aus gegen den Feind diri giertes Kolonnen hatte bei DrouS (bei Brou) ein sieg- reiches Gefecht gegen sechs Bataillone; der Gegner verlor hier über 1000 Tote, mehrere Provtantwagen und einen Viehtrausport. Diesseitiger Verlust 1 Offizier, 35 Mann, meist leicht verwundet. Am 17 Dezember wurde von Täten deS den Feind verfolgten Korps Eplüsay »sch leichten Gefecht besetzt und 230 Gefangene gemacht. AufgefüKZM DtenMapi^ von dem nördlich der Loire kommandierenden Generäl Chancy konstatieren das Zusammenschmelzen der feindlichen Truppenstäike auf die Hälfte. Von feiten deS 10- Korps wurde am 18. die Verfolgung über Epuisay fortgesetzt. Franktireurs pefangrn und eine Fahne erbeutet. — Andere Abteilungen halten am 17. bei le PoMay und la Fonte- nelle Gefecht gegen einen etwa 10000 Mann starken Feind, der in der Richtung auf Le Ma«8 verfolgt wird. Die Kolonnen deS linke« Flügels waren am 19. im Marsch auf ChLteau-Reuault. Am 14 Dezember kapitulierte die Festung Moutmädy. 65 Geschütze genommen, 3000 Gefangene gemacht, 237 deutsche Gefangene befreit, darunter 4 Offiziere Diesseitiger Verlust während deS Bombardements geriag. Ars» Stadt «Kd Land. Mttteilsugeo auS dem Leserkreise sür diese Rodrik oehmeu wir jederzeit drolbar eotzege». Wilsdruff, den 16. Dezember. (Fortsetzung auS dem Hauptblatte.) — La«despe«sionSverba«d für Gemeinde- heamte Sachfens. Eine größere Anzahl von Gemeinden und Gemeindcverbändrv, zurzeit 110, hat sich zwecks ge meinsamer Tragung der Lasten, welche ihnen aus der Pensionierung ihrer berufsmäßigen Beamten und aus der Unterstützung der Hinterlaffenen dieser Beamten erwachse», zu einem Gemeindeverbande zusammengeschlossen, der de» Namen Landespenstonsverband für Gemeindebeamte SachsenS führt und seinen Sitz in Dresden hat- Aus der Verbandssatzung ist folgendes bekannt zu geben: Der Beitritt zu dem Verbände steht allen Gemeinden und Gemeindeverbäuden Sachsens frei, die berufsmäßige Be amte angestellt uud die Pensionsberechtigung dieser Beamten und ihrer Hinterlaffenen nach einem gewissen Mindestmaße ortsgesetzlich geregelt haben. Der Verband gewährt seinen Mitglieder« die Mittel zur Zahlung der Pensionen und Unterstützungen innerhalb bestimmter, in der Satzung gezogener Grenzen. Die Verpflichtungen des Verbandes erstrecken sich nicht auf bereits laufende Pensionen und Unterstützungen und auf Wartegelder; für Penstone« u«d Unterstützungen as nicht wiedergewählte Bürgermeister, Stadträte und Gemetndevorstände und a« deren Hinter lassene gelten weitgehende Beschränkungen. Die erforder lichen Mittel «erde« hauptsächlich durch Beiträge der Verbandsgemeinden beschafft. Diese Beiträge werde» zur Hälfte nach dem Verhältnisse der gesamte« penstons- berechtigten Dienstbezüge der Beamten jedes VerbasdS- Mitglieds und zur Hälfte nach dem Verhältnisse der ge- samten bei einem Mitgliede erfüllten penstonSberechtigten Dienstjahre umgelegt. Die Vcrbaudsmitglirder leisten bei ihrem Eintritte zur Bestreitung der laufenden Be dürfnisse einen unverzinslichen Vorschuß von 10 v. H. der jährlichen Dienstbezüge ihrer Beamten. Der Austritt auS dem Verbände ist von zweijähriger, an de» JahrcSschluß gebundener Kündigung abhäagig. — Dte Gründung eines Detaillistenbnndes für Sachse« ist bekanntlich auf dem letzten sächsischen MittelstanMag ivS Auge gefaßt worden. Die erforderliche» Vorarbeiten sind, wie man de« „L. N. N." schreibt, schon so weit gediehen, daß es nächsten Monat wahrscheinlich schon zur Gründung einer Ortsgruppe Leipzig kommen wird. Es ist zu diesem Zwecke eine große Versammlung, die vos der Mittelstandsvereinigung eiuberufen werde» wird, geplant. Bei der Durchführung legt man besonderen Wert darauf, daß der gesamte sächsische Detaillistenstand sich an dem Bunde beteiligt, mit Ausnahme der Waren häuser und Konsumvereine. Unterschiede zwischen kleinen, mittleren und großen Geschäften sollen dabei nicht ge macht werden. — Keine Reform im Esperanto. Der seit 1907 bestehende Verband Deutscher Esperantisten bittet uns mitzutetleu, daß dte jüngst verbreiteten Gerüchte, der V. D. E. beabsichtigte Reformen inS Esperanto einzuführe», jeder tatsächlichen Grundlage entbehren. Der V. D. E. steht vielmehr wie die anderen 2000 Esperantoveretne der Welt auf dem Standpunkte, daß im Esperanto Reformen weder nötig, noch wünschenswert find. Daß der V. D. E. nicht reformieren will, muß doch schon aus der Tatsache hervorgehen, daß seine Geschäftsstelle in Leipzig, Kochstr. 61 nach wie vor angewiesen ist, gegen Einsendung von 15 Pfg. ei» Esperanto-Lehrbuch mit aufkläreuden Schriften porto frei zu versenden, und daß weder in seinem Verbands- organe, noch in seine» Sitzungen usw. je vo» Reformen die Rede gewesen ist. — Ein einfaches Mittel gegen daS Gefriere« u«d Beschlage« der Schaufensterscheiden dürfte sicherlich alle« Ladeninhabern erwünscht sein, zumal durch daS Gefrieren und spätere Zerspringen großer Spiegelscheiben den Geschäftsinhabern auch Schade» erwachsen kann. In „Der Srei« der Weise«" findet sich folgendes Mittel au- gegeben: „55 Gramm Glyzerin werden in 1 Liter 63 pro- zrntige» Spiritus aufgelöst, dem man, um eine« angenehmen Geruch zu erzielen, etwas Bcrnsteinöl zufügt. Sobald die Mischung wasscrklar erscheint, wird dte innere Fläche der Schaufenster mittels eines Fensterleders oder Lein- wandlappevS damit abgeritben, wodurch nicht nur das Gefrieren, sondern auch daS Beschlagen oder Schwitzen M-ÄiE^vermieden werden kann." jubelnde Kinderschare« bald wieder a« allen Orten singen, wo man daS Kiudlein von Bethlehem ke»»t und liebt. „An das Christkind i« Bethlehem" schrieben im vorigen Jahr zwei Kinder als Adresse auf eine« Brief, der ihre Weihnachtswünsche enthielt; und der Postbote i« der fernen Stadt, der mit der Adresse nichts a«zufange» wußte, schrieb kurz entschlossen dahinter; „bei Pastor von Bodelschaiugh in Bielefeld". Ec meinte wohl, daß da« Christkind nirgends soviel zu tu« habe und darum an keinem Ort so sicher zu finden sei, als in Bethel. D«rt» hatte der Man« sicher recht, daß nicht leicht an einem anderen Ort der Erde so viele H:imatlose, Verlassene und Kranke aller Art auf Wethaachten sich freue«. Freilich wird sich diesmal in ihre Freude die Trauer um unser« Heimgegangenen Anstaltsvater mischen, der 37 Jahre daS WeihnachtSfest mit ihnen gefeiert hat als der Fröhlichste vo» alle«. Für ihn ist nun die Zeit der großen ewigen W-ihnochtSfreude angebrochen. Wir aber, die seine Arbeit fortzuführen haben, bitte» seine Freunde auch die unsrige» werden und bleibe« zu wolle« und uns zu helfen, de« mehr als 3500 Pflegebefohlenen von Bethel, Sarepta, Nazareth und Wilhelmsdorf die Weihnachtstische zu decken. Dafür ist unS jede kleinste Gabe willkommes, besonders auch Spielsachen, Wäsche, Kleider uud alles, was die Herze» vo» großen oder kleinen Kindern erfreut. Bethel bei Bielefeld, Weihnachten 1810. F. v. Bodclschwingh, Pastor. — Grotzrei«em»che«. Wenn ia den bevorstehenden Festtagen alle Familienmitglieder, von jeder Berufsarbeit befreit, in festlicher Stimmung daheim um den christbaum- geschmückten Tisch versammelt sein werde«, dann hebt eine peinlich saubere und schon in ihrem Aeußeren der Feierlagsstimmung angepaßte Wohnung die gute Laune und das frohe Behagen der Familie ganz bedeutend. Unsere braven Hausmütterchcn habe» dies seit Jahren