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die körperliche Ausbildung der Jugend verwendet werden. Endlich ist es wünschenswert, daß ernst zu nehmende Reformvorschläge auf ihre Tauglichkeit hin in Versuchs- klassen geprüft werden. Arrrze Lhrswik. Der Schnee. Im ganzen Riesengebirge herrschen Schneestürme. Der Schnee liegt stellenweise über einen Meter hoch. — Starker Schneefall ist besonders auch im Wuppertal und im Bergischen Lande eingetreten. — Aus Venedig wird gemeldet: Hier schneit es unaufhörlich. Auch in den Alpen herrscht großes Unwetter, so daß die Flüsse der Poebrne anschwellen und teilweise bereits ihre Ufer verlassen. In der Umgegend von Mailand droht Hochwassergefahr. Die Bahnverbindung ist vielerorten gestört. Schreckliche Folgen des Alkohols. In Hohen warte, einem Elbdorf bei Magdeburg, war die Frau des Gutsbesitzers Wartenberg mit mehreren Mägden im Kuhstall beschäftigt, als der bei Wartenberg bedienstete Stallschweizer angetrunken hinzukam und mit den Mägden Streit begann. Diese flohen, um den Herrn zu holen, und währenddessen griff der Schweizer die Frau an. Als der Gutsbesitzer erschien, ging der Wütende auch auf diesen los. Um die beiden zu trennen, ergriff die Frau angsterfüllt einen Melkschemel und schlug damit nach dem Rasenden, den sie so unglücklich an der linken Schläfe traf, daß er alsbald zusammenbrach und verschied. Eine Untersuchung ist eingeleitet. Für 80VV Mark Juwelen gestohlen. In der Goldwarenhandluug von Hoppe, Berlin, Kommandanten straße 38, sind nachts Juwelen im Werte von 8000 Mk gestohlen worden. Zwei Kinder erstickt. Am Dienstag mittag sind tn der Kantstraße Nr. 61 in Charlottenburg bei einem Küchenbrande in der Wohnung des Elektrizitäts arbeiters Pagel zwei Kinder erstickt. Als die Mutter Lon einer Aufwartestelle nach Hause zurückkehrte, fand sie die Kinder in der verqualmten Küche im Bett liegend tot vor. Zwei Kinder erstickt. In der Wohnung des Lagerhalters Siebert in Erfurt spielten am Dienstag nachmittag, während der Abwesenheit der Eltern drei Kinder mit Streichhölzern und steckten die Betten in Brand. Als die Mutier nach Huufe kam, fand sie zwei Kinder erstickt vor, das dritte war bewußtlos geworden und gab noch Lebenszeichen von sich. Ob es aber mit Lem Leben davonkommen wird, ist zweifelhaft. Ein Dampferzusammenstotz auf dem Rhein. Aus Basel wird gemeldet: Am Sonntag abend stieß aus dem Rhein der Dampfer „Egon" mit dem Dampfer «Nordkap" zusammen. „Egon" wurde wenig beschädigt, «Nordkap" sank sofort. Die beiden Söhne d<s Kapitäns im Alter von acht und zwanzig Jahren ertranken vor den Au-en der Eltern. Die Frau des Kapitäns erlitt einen Beinbruch. Ein deutsches Kriegerdenkmal in Frank reich zerstört. Unbekannte Strolche zerbrachen in der Nacht zum Montag auf dem Gerardfelde bei Dijon das Eisengitter des Denkmals deutscher 51., die nach helden haftem Kampfe gegen Franktireurs und Giribaldiner ihre Fahne unter dem Leichenhaufen ließen. Die Widmungs tafel des Denkmäler wurde durch Revolverschüsse zerstört. Von ten Tätern fehlt jede Spur. Ein Zug in die Tiefe gestürzt. Auf der Strecke der Warschau-Wiener Eisenbahn ist eine Brücke in dem Moment eingestürzt, als sie von einem Güterzug passiert wurde. Vier Waggons stürzten in die Tiefe, drei Kondukteure fanden bei dem Unglück ihren Tod. Verhaftetes Erpresserehepaar. Aus Budapest wird gemeldet: Die Polizei verhaftete wegen Erpressung von ungefähr 120000 Mk. den früheren Ooerleutnant der Infanterie namens Geza Bedoe sowie dessen Frau, die eine Liaison mit einem Berliner Fabrikanten hatte, dessen Bekanntschaft das Ehepaar in einem deutschen Seebade gemacht hatte. Als das Ehepaar letzthin auf brieflichem Wege versuchte, weitere 200000 Mk. zu er pressen, erstattete der Fabrikant Anzeige, worauf das Ehepaar verhaftet wurde. Etwa 100000 Mk., die man bet ihnen vorfand, wurden beschlagnahmt. Die Cholera in Konstantinopel. Am Sonn tag sind 30 Erkrankungen an Cholera und 22 Todesfälle zur Anzeige gebracht worden. Eine folgenschwere Explosion infolge -er Schneefälle. In Livet bei Grenoble ist in einer chemischen Fabrik eine infolge der Schneefälle feucht ge wordene Ladung Karbid explodiert. Fünf Arbeiter wurden verwundet, unter ihnen drei tödlich. U-ber tausend Menschen umgekomme«. Heftige Regengüsse gingen, wie aus Saigon gemeldet wird, i« der Provinz Quang-ngai (Anam) nieder und richteten große Verheerungen au. Mehr als tausend Menschen sind umgekommen und 400 Barken verloren. Schneestürme im Eismeer. Aus Vardoe (Norwegen) wird gemeldet: Im Eismeer längs der ganzen Murmanküste auf der Halbinsel Kola wüteten in den letzten Tagen furchtbare Schneestürme. Ein großer Dampfer sowie acht kleinere Fahrzeuge sind gescheitert. Die Zahl der Toten wird auf ungefähr hundert geschätzt. Viele Leichen sind bereits an Land getrieben. Rätsel-Ecke. Skataufga-e. (a b c a die vier Farben; Aß; X König; O Dame, Ober; L Bube, Wenzel, Unter; V IA » die drei Spieler.) Ist auf nachstehende Karle Grand in Vorhand bei richtigem Spiel vcrlierbar, wie auch immer die Karten stehe« mögen? L b c 68; X; b^, X; c^, X. Wie hoch können die Gegner im günstigsten Fall kommen? Wik muß dann die Kactenverteilunz und der Gang des Spieles jein? Silbenrätsel. Aus folgenden 34 Silben: a ckel 6er 6o§ 6ro ei Lei §22 ^e Kid kor kü i i le ms nso ne oe nos o pkrir ree ra re ri ss sa see strauck tau te les tow sind 15 Wörter zu bilden mit nachstehender Bedeutung: 1. Werkzeug. 2. Schweizerischer Badeort. 3. Deutscher Fluß. 4. Fuhcmaunsausdruck. 5. Russische Stadt. 6. WMicher Vorname. 7. Mineral. 8. Stadt tn Frank, reich. 9. Alpensee. 10. Persischer und indischer Titel. 11. Deutscher Gebirgszug. 12. Hundeart. 13 Baumfrucht. 14. Gewächs. 15. Weiblicher Vorname. Die Ansanzs- und Endbuchstaben ergeben im Zusammenhamg eine« Sianspruch. Ergän;u«gsrS1sel. P... l' n .. h. . .u .e, .0. .e. . i.1 D..s.. .d.. d.s ..h t.nl .ch..t.. d..h ..s ..r..u ..t.l, .a.e a.., .a. t.. .ch .u.I Lösungen in nächster Nummer. Auflösungen der Rätsel aus voriger Nummer. Quadraträtsel: Q x 8 x o 8 x H. 8 1 I 8 X I I, Bilderrätsel: Laß dich nie vom Zorn beraten. Marktberichte. Dresdner Produktenbörse am 21. Novrmber 1910. Wetter: Trübe. Stimmung: Ruhig. Preise in Mark. Um 2 Uhr Ivurde amtlich notiert: Weizen, weißer —. brauner, alter <74—78 Kilo) - , do. neuer (7d—78 Kilo) 188—194, do. feuchter (73—74 Kilo) 182—185, russischer rot 210—224, do. russischer weiß —,—, Kansas —, Argentinier 218—221, Australischer —,—, Manitoba 224—230. Roggen, sächsischer aller (70—73 Kilo) —,—, do. neuer (70 bis 73 Kilo) 144—1L0, do. feuchter ,88-69 Kilo) 138—141, preußischer 152—156, russischer 158—160. Gerste, sächsische 165—180, schlesische 185—200, Posener 175—190, böhmische 205—220, Futtergerste 119 bis 127. Hafer, sächsischer 167—172, do neuer 159—1v5, beregneter 146—158, schlesischer 162—168, russischer loco 160—165. Mais, Cin- quanttue 174—180, alter —,—, Rundmais, gelb 138—141, aMerik. Mixed-Mais —.—, Laplata gelb 138—141, do. neu seucht —,—. Erbsen 160—180. Wicken 168—180. Buchweizen, inländischer 180 bis 185, do fremder 180—185. Oeljaaten, Winlerraps, scharf trocken —, do. trocken —, —, do. feucht —,—. Leinsaat, seine 385—395, mittlere 360—375, Laplata 380—385, Bombay 415. Rüböt raffiniert 62. Rapskuchen (Dresdner Marken) lange 11,50, runde—,—. Leinkuchen (Dresdner Marken) I 20.00, I119,50. Malz 28,00—32,00. Weizenmehle (Dresdner Marken): Kaijerauszug 35,00—35,50, Wrießler- auszug 34,00—34,50, Semmelmehl 32,50—33,00, Bäckermundmehl 31,00—31,50, Grteßlermundmehl 23,00-24,00, Pohlmehl 17,50 bis 19,00. Roggenmehle (Dresdner Marken): Nr. 0 24,00—24,50, Nr. 0/1 23,00—23,50, Nr. 1 22.00- 22,50, Nr. 2 19,50—20,50, Nr. 3 15,50 bis 16,50, Futtermehl 13,20—13,60. Weizenkleie (Dresdner Marken) grobe 9,60—9,80, feine 8,80—9,20. Roggenkleie «Dresdner Marken) 10,80—11,00. Marktpreise am 18. November: Kartoffeln 50 Kilogramm 3,— bis 3,50, Heu im Gebund 50 Kilogramm 3,30—3,bO, Roggenstroh (Ficgeldrusch) Schock 34,00 bis 36,00. Dresdner Schlachtviehmarkt am 2k November 1910. Auftrieb: 198 Ochsen, 210 Kalben und Kühe, 195 Bullen, 273 Kälber, 920 Schafe und 2120 Schweine, zusammen 3916 Stück. Die Preise für 50 Kilogramm Lebend- resp. Schlachtgewicht waren in Mark nachstehend verzeichnete: Ochsen: 1. ») vollfleischige, ausgemästete höchsten Schlachlwerles bis zu 6 Jahren 46—50 resp. 84 —88, b) Oesterrcicher desgleichen 50—53 resp. 88—92, 2. junge fleischige, nicht ausgemästete, ältere ausgemästete 42—41 resp. 79 - 83, 3. mäßig genährte junge, gut genährte ältere 36—41 resp. 73—78 und 4. gering genährte jeden Alters 31—35 resp. 65—72. Kalben und Kühe: 1. vollfleischige ausgemästete Kalben höchsten Schlachtwertes 44—47 resp. 76—79, 2. vollfleischige ausgemästete Kühe höchsten Schlachtwertes bis zu 7 Jahren 40—43 resp. 72—75, 3. ältere ausgemästelc Kühe und wenig gut. entwickelte jüngere Kühe und Kalben 36—39 resp. 67—70, 4. mäßig genährte Kühe und Kalben 30—35 resp. 60—66 und 5. gering genährte Kühe und Kalben 26—29 resp. 55—59. Bullen: 1. vollfleischige höchsten Schlachtwertes 47—51 resp. 79—84, 2. mäßig genährte jüngere und gut genährte ältere 42—46 resp. 73—78 und 3. gering genährte 37-41 resp. 68—72. Kälber: 1. feinste Mast- (Vollmilchmast-) und beste Saug- käiber 58—62 resp. 88—92, 2. mittlere Mast- und gute Saugkälber 54—57 resp. 84—87 und 3. geringe Saugkälber 48 -53 resp. 78—83. Schafe: 1. Mastlämmer 45—47 resp. 88—90, 2. jüngere Masthammel 42—44 resp. 83—86 und 3. ältere Masthammcl 37—41 resp. 77—82 und 4. mäßig ernährte Hammel und Schafe (Merz'chaje) 30—34 resv. 65—72. Schweine: 1. s) vollfleischige der seinercn Nassen und deren Kreuzungen im Alter bis zu 1^ Jahren 53—55 resp. 69—71, b) Fetljchweine 55 bis 56 >cfp. 71—72, 2. fleischige 50—52 resp. 66—68 und 3. gering entwickelte, sowie Sauen 47—49 resp. 63—65. Unter dem Auftrieb bcfiud.n sich 20 Rinder und — Schafe vsterreichijch-ungarifcher Herkunft. Geschäftsgang: Ochsen, Kalben, Kühe, Bullen, desgleichen in Kälbern, Schafen und Schweine durchweg langsam. Uebcrständer: 12 Ochse», 5 Kalben und Kühe, 11 Bullen, 71 Schafe sowie 82 Schweine. Dampfschiff-Fahrplan vom 23. November 1S1V bis auf weiteres. 7,35 8,30 8,35 8,4b 8,55 9,00 9,15 9 20 9,3b 11,20 11,15 12.10 12,15 12,25 12,35 12.40 l2 55 1,00 130 3,15 * Nur b 2,00 -ib Dresden 5.45 r a« Riesa an ab 2,55 3,00 3,10 3,20 3,25 3 40 3 45 4,00 Kötzschenbroda Nrocrwartha Gauernitz Scharfenberg Sörnewitz Spaar Meißen 's an 9.40 /k V t/ ee ab an ab 8,20 8,10 7,50 7,35 7 30 7,05 7,00 12,50 11,30 11,20 11,00 10,45 10,40 10,15 10.10 1000 7,15^ 610 4,50 4,40 4,20 4,05 4,00 3,35 3,30 3,20 12,40 8 mit 1., si nur bis mit 2. Januar 1911. Kei Sormemmtergarrg. Littauischer Roman von M. von Wehren. 21) (Nachdruck verboten.) Mamsell Wilmsen sah ebenso erstaunt diese seelische Veränderung ihres Lieblings, wie Roses plötzliche körperliche Entwickelung, die sie erscheinen lieb wie von einem Sonnen strahl beleuchtet, der alles an jihr vergoldete. Nicht Minnien konnte sie sonst bei einer Handarbeit anshalten, und nun vertiefte sie sich förmlich in sie. Daun die vielen Bücher, welche Herr Romberg kommen lieb, darin sie so viel las und lernte! Und die Sprachstunden bei ihm, die das Kind mit Hellem Jubel begrüßte! — „Ob das mau gut wird, Mamsell!" meinte eines Tages die alte, dem Hause schon viele Jahre dienende Köchin, als das junge Mädchen wie ausgetauscht studierte und ihrer Um- gebung nicht die geringste Beachtung schenkte. Mamsell Rose ist ganz bleich von all dem Sitzen und Bücherzeug: das welsche Sprechen mit dem Herrn, wohin wird das führen? Unser junger Herr kann es nicht brauchen, der liebt sie auch ohne das Lernen schon genug. Wenn er sich nur nicht immer so fürchtete, es ihr zu sagen." „Ja, Du hast recht, Suse; es wäre gewiß besser, Karl hätte sich mit ihr verlobt. Mir paßt das mich nicht mit dem öltesten Herrn und was fange ich mit dem Jungen au, wenn der Fremde ihm seinen Liebling fortnimmt?" „Er wird doch nicht?" meinte Suse ganz verstört, „eS ist ja so ein gesetzter, anständiger Herr." „Gewiß ist er das, aber ich kann bei aller Frende, welche der Besuch uns macht, eine unbestimmte Angst nicht unterdrücken. Deshalb habe ich schon an meinen Neffen ge schrieben und ihm ans Herz gelegt, sowie die nötigsten Herbst arbeiten beendet sind, wenigstens für einige Tage Urlaub zu nehmen, um zu Rosens Geburtstag hier zu sein. Dann muß er sich ihr erklären und wir können an dem Tage Rie Verlobung feiern." „Wenn sie ihn will, Mamsell!" „Ach, warum nicht, Suk? Sie hat ihn ja immer so gern gehabt!" „Gernhaben und einen lieben bis in den Tod ist ein gewaltiger Unterfchied, Mamsellchen. Denken Sie an Ihre Großmutter? Was hat die ausgLmlien, wie sich gesträubt, ehe sie ihren Liebsten aufgab und den anderen heiratete, weil ihr Vater es durchaus haben wollte. Ist sie nicht mitten in der Nacht, nachdem sie schon verheiratet war, aus ihrem Bett gesprungen, immer über den Söller gelaufen, nach dem zu scheu, der nicht wiederkommen konnte, denn er war tot? Und hat sie nicht schließlich, nachdem das Kind geboren, ein so trauriges Ende gefunden? Man sagt, es sei Kiudbettfieber gewesen, aber meine Großmutter selig bat mir erzählt, daß sie ihr Kind nicht hat sehen mögen und im Gram um ihren toten Geliebten sich das Leben genommen hat. Wie Sie unser Röschen in dem Unglücksbett schlafen lassen können, begreife ich nicht." „Ach, Suje, rede nicht dumm! Was kann der alte Bett kasten dafür, daß seine Herrin darin unglücklich war? Sei nicht so abergläubisch — wir wollen uns nicht unnütz ängstigen. Gott weiß für alle Dinge Nat. Liebenswürdig sind beide Herren und ich habe sie ganz in mein Herz geschloffen. Wie könnte durch sie ein Unglück in unser Hans kommen?" „Nun, ich sage ja nur so — die alte Köchin sieht immer Gespenster in den Augen der Herrschaft. Gott verhüte, daß ich recht behalte." Brummend verließ sie das Zimmer. Die Tante aber blieb in tiefen Gedanken sitzen und mir einmal sprach sie so verloren vor sich hin: „Ich hätte nicht nachgeben sollen, es war nicht gut nein, es war ein großer Fehler — und doch ist er ein zn anständiger Mensch, um einen solchen Sturm an unserem Lebensabend herausznbeschwören — Die Herren brachten täglich verschiedene Stunden in den Wäldern zu, die Umgegeud uach allen Richtungen durchstreifend und vou Mühlfriede begleitet, den ihnen Herr Wilmsen als Führer mitgegeben hatte: der alte Mann war hier geboren, kannte genau des Waldes versteckteste Winkel, den kleinsten Heckenweg. Anfangs war er wortkarg und finster, in kurzer Zeit doch hatte Georg Romberg es verstanden, durch sein freundliches, leutseliges Wesen ihn ganz umzustimmen. Sichtlich machte es ihm jetzt Spaß, den Herren die Wege zu zeigen» welche er einst an der Seite seines Vaters gewandert. Die wildesten Plätze im Holz, wo man vor Gestrüpp kaum vorwärts konnte, ging der Alte mit ihnen und führte sie auf kleine Schleichwege, welche die Beiden nie allein gefunden hätten. Müblfriedens Vater war, wie jeder wußte, ein berüchtigter Schmuggler gewesen und hatte auch seinen Jungen zu diesem Gewerbe erzogen. Leider nahm der Mann einschreckliches Ende. Schwer verstümmelt wurde er im Wald aufgefunden, schon besinnungslos, und sein Kind über ihm. in verzweifelten Tönen um Hilfe rufend. Nie hatte der Knabe etwas Näheres über das Ende seines Vaters erzählt; in der Mühle, wo er ausgenommen nud bis heute geblieben, war er ein treuer, tüchtiger Mensch, der sich säst Frenndesrechte erworben. Auf kurzen Streiszügen in der Nachbarschaft begleitete das junge Mädchen zuweilen die Fremden, nnd waren dies für alle genußreiche Stunden, da besonders Romberg viel mit ihr plauderte und nie müde wurde, ihre Fragen zu beantworten. Einige Eßvorräte führte Mühlfriede im Jagd ranzen immer bei sich; dafür sorgten die Tante und Suse. Manch schöner Platz im Walde wnrde aufgefunden und jubelnd der Frühstückstisch gedeckt: die Herren nahmen dann ihre Skizzenbücher vor und zeichneten, während Rose still-fittig mit einer Handarbeit dabei saß. Anfangs war der alte Mühl- knapve wenig erfreut über die Anwesenheit seiner jungen Herrin, als er aber sah, wie väterlich Romberg für seinen Liebling sorgte — der andere wäre verlobt, hatte Platte gesagt —, änderte er sein Wesen und taute auf: daun erzählte er. während die Herren beschäftigt waren, Rose die schönsten Gruselgeschichten aus seiner Kinderzeit. (Fortsetzung folgt.)