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weiß die Geschichte nichts, liegen doch die Gütet auch be deutend weiter entferne als die Hänser der Stadt Dafür aber ist in den Hausinschriften vom Blitzschlag die Rede. Kaufbach Nr. 26. „Am 27. Mai bräunt' durch des Blitzschlags wilde Glut mir diese teure Wohuuug nieder. Doch mit Gott, getrosten Bluths baut' ich diese neue wieder. Blog ein langer Lauf vou Jahren mich und sie der Herr bewahren ", Kaufbach Str. 25. „Des Blitzes wilde Glut riß mir diese Gabe nieder. Durch Gottes Hilf und Kraft, bau ich dieses neue wieder." Das Feuer konnte auch durch Unvorsichtigkeit entstehen, so am 21. August 1584 mittags zwischen 11 und 12 Uhr. Ler Schmied Peter Dittrich auf der Zelle hatte seine mit Rub gefüllte Esse „schlecht verwahret", und so brannte binnen 1 Stunde das ganze Städtchen mit 78 Häusern darnieder. Auch des böswilligeu Feueranlegens tun die Haus inschriften Erwähnung. Oberwartha Nr. 23. „Durch eines Frevlers Hand vrannt' mir das Haus darnieder, Mit Gottes Güt und Gnad Hab ichs gebauet wieder." Weistropp-Nußhof. „Durch eines Frevlers Hand ward mir dies Gut verbrannt. Durch Gottes Hilf und Kraft Hab wieder ichs geschafft." Nach einer anderen Mitteilung gedenkt der Spruch noch der Hilfsbereitschaft, mit der die Nachbarn dem durch Brand geschädigten beistanden (Laufuhren rc.) Dr. P. Zink sieht hierin wie in der Hilfe bei Todesfällen und Leichenbegäng nissen einen Rest der alten sippen- oder genossenschaftlichen Zusammenhänge. Die Zuschrift lautet: „Durch eines bösen Frevlers Hand geriet das vorige Gut in Brand Durch Menschenhilf und Gottesmacht wurde der neue Bau vollbracht." Ju all diesen Inschriften kommt die Liebe zur heimischen Scholle zum Ausdruck: Das neue Gut wird auf der Stelle des alten wieder aufgebaut. Und dann tritt daraus hervor: Ein in Gottes Fügung ergebnes Gemüt. „Gott hat zur Strafe wohl Unglück geschickt; er hat aber auch seine Gnade walten lassen, daß das Heim wieder neu aufgerichtet werden konnte. Er, der mit strafender Hand den Blitz schleuderte, er ist es, den man auch als den Gnädigen anruft, dessen Schutz man das neue Haus empfiehlt" Dieses Vertrauen kommt in den meisten Inschriften schön und stark zum Ausdruck: Gauernitz Nr. 29. „Bis hierher hat Gott geholfen, er hilft noch und wird weiterhelfen." Unkersdorf Nr. 34b. „Gott schütze dieses Haus." Niederwartha Nr. 2. Christus spricht: „Verflucht ist der Manu, der sich auf Menschen verläßt und mit seinem Herzen von dem Herrn weicht." 1838. Wilsdruff, Rosenstraße Nr. 93. „Ein feste Burg ist unser Gott eine gute Wehr und Waffen." Grumbach Nr. 92. „Was Gott thut, das ist wohlgethan." Klipphausen, Schloß. „Klipphausen heiße ich, in Gottes Hand stehe ich, wer mich haßt, der meide mich." Wilsdruff, Freibergerstraße Nr. 1. „Niemand ist stärker denn Gott . Darum laß uns auf Ihn bauen Und in aller unser Noth Ihm -allein vertrauen." 1745. Wilsdruff, Gezinge Nr. 20. „Eins ist noth, ach Herr, dies Eine lehre mich erkennen doch!" Wilsdruff, Dresdnerstraße Nr. 236. „Gott der Herr ist Sonne und Schild." Wilsdruff, Meißnerstraße Nr. 260. „An Gottes Segen ist alles gelegen." Wilsdruff, Markt. Oloria in Uxcelsis veo! (Ehre sei Gott in der Höhe!) Wilsdruff, Rosenstraße Nr. 76 8oli Oeo (Norm, Ora Ul Oakora! (Ehre dem Einigen Gott! Bete und arbeite!) Der Blütenbaum der heimischen Landschaft schimmert in folgendem Spruche durch: Niederwartha Nr. 2. „Wohl dem Menschen, der nicht wandelt in gottloser Leute Rat. Wohl dem, der nicht unrecht handelt, noch betritt der Sünder Pfad. Dessen Segen wächst und blüht wie ein Fruchtbaum, den man sieht." I. Michael Große 1838. Hin und wieder trifft man auch auf ein Stück Lebens- Philosophie, so im „Gasthaus Edle Krone" b.Tharandt: Viel betrachten, wenig sagen, Seine Not nicht jedem klagen, Viel anhören, nichts antworten, Bescheiden sein an allen Orten, Sich in Glück und Unglück schicken Ist eins der größten Meisterstücken." Auch der alte deutsche Zug der Gastfreundschaft tritt auf: Weistropp', Nußhof. „Mit Gottes Hilfe bauten wir dies Haus, Gott segne, die da gehen ein und aus." Ein etwas schwer verständlicher Spruch findet sich in Oberhermsdorf Nr. 9. „Dies Haus ist mein und doch nicht mein, der nach mir kommt, dem wirds ri cht sein, der vor mir war, dem ist's gewesen, so stehts im Hebräerbrief zu lesen." Am Schluffe will ich noch unserer idyllischen Mühlen gedenken. Lampersdorf Nr. 1.' „Giebt Gott mir Waitz und Korn, Mahlgast und Fluth die Fülle, so ist sein Segen da und steht die Mühl nie stille." Schiebocksmühle. „Wos Feuer Flammen feilen und fernichten vermag des Hegsten Hand nun Heide wieter auf zu richten abgebrent den 1. Nov. Anno 1793, Erbauet den 1. März Anno 1794. Der Zimmer Meister Michael Hörnig zu Wildberg, der bau Herr Meister Traugott Lebrecht Bitner." Auch die Klippermühle in Tharandt besitzt eine alte Inschrift, die mir aber wörtlich nicht vorliegt. Ich wollte mit diesen LLorten alten Kulturgutes ge denken, auf daß es nicht verloren gehe. Jedermann in Stadt und Land, dem derartige Inschriften bekannt sind, wird herzlich gebeten, sie an unsere Heimatsammlung abzugeben. Das bauende Geschlecht aber möge unsrer Väter Sitte ein gedenk sein: Ein Spruch über Balken und Tür! Kühne. Der GLMerfelsen bei Wergen. i. Nachdem die Kleinbahn Wilsdruff—Meißen erbaut ist, kann man nun für wenig Geld in kurzer Zeit von Wils druff und den benachbarten Ortschaften nach Meißen ge langen. Gar vieles gibt es da vom Bahnwagen aus zu sehen. Das ist ja gerade ein Vorzug der Kleinbahn, daß der Zug auf derselben nicht mit Eilzugsgeschwindigkeit dahiurast, sondern daß die Fahrt gestattet, die Gegend dabei genügend anzusehen. Darum wird sich gewiß jeder an den schönen, grünen Fluren erfreuen, durch welche die Bahn von Wilsdruff bis Taubenheim fährt, und er wird dann weiterhin auch an dem lieblichen Tale der kleinen Triebisch und später der eigentlichen Triebisch sein Wohl gefallen haben, wenn der Zng an einsamen Mühlen und an belebten Dörfern, an üppigen Wiesen und rauschenden Wassern, an bewaldeten Berghängen und steilen Felsen vorüberführt Unter diesen letzteren wird aber jedem Rei senden ein Felsen besonders auffallen, weil derselbe deutlich hervortritt und mit einem stattlichen Kreuze auf seiner Höhe geschmückt ist. Das ist der Götterfelsen. Aber sicher werden Viele sich nicht nur mit dem bloßen Ansehen desselben begnügen, sondern ich denke, es werden Erwach sene und Kinder auch heraussteigen auf seine Höhe, um einmal zu erfahren, wie es eigentlich dort oben aussieht. Da will ich mich nun als Führer anbieten und auf ver schiedenes Interessante des Felsens aufmerksam machen. 1. Der Götterfelseu ist eine eigenartige, merkwürdige Felsenbildung. Doch ist es bei ihm weniger die Gestalt oder Form, welche unsere Beachtung verdient, sondern viel mehr die Steinmasse selbst, aus welcher er ausgebaut ist. Die Steinart des Götterfelsens ist Pechstein. Man nennt ihn auch Glas st ein. Dieser Name ist ganz richtig, denn man sieht auf den ersten Blick, wenn man ein frisch zerbrochenes Stück betrachtet, daß das Ganze eine glasige Masse ist. Das ist nun hier das Merkwürdige, daß die Natur selbst das Glas gebildet und hervorgebracht hat, während inan es sonst immer als eine Erfindung der Menschen bezeichnet, die, wie gewöhnlich erzählt wird, da mals gemacht wurde, als die Phönizier beim Kochen ihres Essens anr Meeresstrande den Kessel zwischen Salpetersteine setzten und dann auf dem sandigen Boden ein kräftiges Feuer anzündeten, wodurch nicht blos das Essen kochte, sondern auch der Salpeter und Sand zu Glas zusammen schmolzen. In der Gegend des Götterfelsens befinden wir uns in der Werkstatt der Natur, wo vor unendlich vielen Jahren dieser Prozeß auch vor sich gegangen ist und wo aus dem Zusammenschmelzen der Gesteine ein Glas hervorgebracht worden ist. Die Farbe dieses Glas- oder Pechsteines ist sehr ver schieden, denn man findet schwarzen, braunen, roten, gelblichen und grünen Pechstein. Als sich dieses Ge steinsglas bildete, sind winzig kleine Teile von verschiedenen Metallen mit darein verschmolzen worden, wodurch die mannigfache Färbung entstanden ist. Wenn gar keine metallischen Stoffe beim Zusammenschmelzen sich darunter gemischt haben, so hat der Pechstein eine grünliche Farbe, ganz so, wie auch das künstlich erzeugte Glas diese besitzt. In dem schwärzlichen Pechstein des Götterfelsens sind nach mikroskopischen Untersuchungen mehrerer Gelehrter ganz kleine Eisenteilchen enthalten, wovon die dunkle Färbung herrührt. Der Pechstein ist ein auf unserer Erde selten vor kommendes Mineral. Außerhalb Sachsens kennt man bis jetzt nur drei Orte, wo er sich vorsindet. In Sachsen allein aber gibt es drei Gegenden, wo der Pechstein auf tritt, und unter diesen ist die Meißner Gegend wieder die wichtigste, weil hier der Pechstein in gewaltiger Masse vor handen ist und sich bergartig aus der Erde emporgehoben hat, so daß er hier viel leichter als an den anderen Orten zu erlangen ist. Nicht blos der Götterfelsen besteht aus Pechstein. Es tritt dieser an verschiedenen anderen Orten des Triebisch- tales zutage. Auf den Korbitzer Schanzen ist er zu sehen an zwei Stellen, wo er sich durch den sogenannten Dobritzer Porphyr an die Erdoberfläche hindurchgedrängt Hat. Hier ist er von roter Farbe. Sodann kommt er dem Götterfelsen gegenüber, am Galgenberg, zum Vor scheine, und von verschiedenen Punkten des Triebischtales aus kann man den dort entstandenen Steinbruch oberhalb der Buschmühle sehen. Beim Bau der Kleinbahn nach Garse bach-Wilsdruff ist der Clausmühle gegenüber ein Felsen abgetrieben worden, der auch aus lauter Pechstein besteht. In ganz großartiger Weise zeigt er sich weiterhin vor Garsebach, wo die Felsen links der Triebisch lauter Pech stein sind, deren eigentümliche Gestaltung der Gegend den Namen der „Garsebacher Schweiz" verschafft hat. Ein mächtiges Lager des Pechsteins befindet sich hernach auf der rechten llferseite der Triebisch und bildet einen lang gestreckten Höhenrücken, auf welchem das ganze obere Semmelsberg steht. Dieses Lager erstreckt sich noch weiter nach Niederpolenz hin, wo in der neueren Zeit auf dem Gebiete des dasigen Rittergutes, ganz nahe am oberen Semmelsberg, ein Steinbruch aufgetan worden ist, der auch garnicht weit von der Preiskermühle entfernt liegt. Endlich ist auch in der Gegend von Dobritz und Garsebach nach Löthain hinüber tiefer in der Erde ein mächtiges Lager von Pechstein. Hieraus ist zu ersehen, daß der Pechstein über eine weite Landfläche verbreitet ist. Schon am Götterfelsen, aber w^it mehr noch bei Garse bach, sieht man, wie das Gestein in starken Platten über einander sich aufgetürmt hat. Da die Ränder derselben durch die Witterungseinflüsse abgerundet worden sind, so liegen die dicken Platten ähnlich wie Mehlsäcke aufeinander. Das gibt den Felsen ihr eigentümliches Ansehen und ver leiht der Gegend einen besonderen interessanten Anblick. Weil der Pechstein eine wirkliche Glasmasse ist, so wird er auch von der Industrie benutzt. An mehreren Stellen wird er deshalb gebrochen und mit der Eisenbahn weithin in Fabriken geschafft, wo er besonders zm Herstellung der dunkel grünen Flaschen verwendet wird. Die große Siemens'sche Glasfabrik in Dresden besitzt einen solchen Bruch in Garse bacher Flur dicht an der Triebischtalstraße. Auch am Götter selsen, und zwar an dessen nördlicher Seite, wird in einem mächtigen Bruche der Glasstein gewonnen und mit der Eisenbahn nach Berlin und Hamburg verfrachtet. Es ist eigentlich zu verwundern, daß noch nicht in nächster Nähe dieses unerschöpflichen Steinlagers eine Fabrik entstanden ist, die den Stein zur Verarbeitung benutzt. (Eine kleine Sammlung von verschiedenfarbigen Pechsteinen ist in der Heimatsammlung zu sehen). 2. Wenn in den Pechstein fortgesetzt Wasser eindringt und versickert, so wird das Gestein zersetzt und aufgelöst und in Porzellanerde verwandelt. Die Kohlensäure, welche in dem Wasser ent halten ist, zerfrißt oder zerbeitzt die feste, glasartige Blasse, nimmt aus ihr verschiedene chemische Stoffe hinweg, führt