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sie fort mW bringt eine vollständige Auflösung des Gesteins zu stände, so daß aus ihm zuletzt eine mehlige Masse wird. Dabei geht auch die verschiedenartige Färbung des Gesteins verloren/ die aufgelöste Masse ist in jedem Falle ein weißes Mehl Auf diese Weise ist der in der Nähe von Löthain gar nicht tief unter der Erdoberfläche liegende Pechstein zersetzt und in Porzellanerde verwandelt worden. Die Porzellanerde — Gruben liegen an der nach Nosser führenden Straße nicht weit von der Löthainer Ziegelei; man erkennt diese Gruben von weitem schon an den daneben aufgeschütteten Haufen von weißgrauer Porzellanerde. Den Zersetzungsprozeß des Pechsteins kann man am besten am Götterselsen beobachten. Es war nämlich früher angefangen worden, an der Triebischtalstraße unterhalb des Kreuzes auf dem Götterfelsen Pechstein zu brechen. Dann ist aber der Bruch verlassen worden, jedenfalls aus dem Grunde mit, weil dadurch der Teil des Götterfelsens, welcher das Kreuz trägt, stark gefährdet war. In diesem kleinen ver lassenen Bruche sieht man in einiger Höhe eine weißliche, mehlartige Masse liegen, die aus lauter kleinen Körnchen besteht. Soweit hat sich das frei an der Luft liegende Gestein hier bereits aufgelöst, und wenn darüber noch weitere Jahre vergangen sein werden, dann ist die Zersetzung der körnigen Masse soweit vorgeschritten, daß eine mehlige Por zellanerde daraus entstanden sein wird. — Der Pechstein ist daher nicht blos an sich, sondern auch als Ursprungs material der Porzellanerde ein Naturprodukt von außer ordentlichem Werte. (Körniger Pechstein vom Götterfelsen und Porzellanerde von Löthain befinden sich in der Heimat sammlung.) E. Werner. Flurnamen. Nachdruck verboten. VI. Mohorn bringt 15 Namen: Blumengrund, Pfarrbusch, Gakenhübel, Kegelplan, Gemeindeteich, Goldgrund, Vieh wegslinden, Erlichtwiesen, Heidelberg, Herrenwiese, Huthen knochen, Erzengel Michael, Semmelsberg, Siegenbach, Eich lers Zeche. Erlichtwiese: nach Riemann wird die Endung ig (icht) gern Pflanzen- und Baumnamen angehängt zur Bezeichnung eines Ortes, wo die betr. Pflanzen sich in Menge finden. Ob in Heidelberg die Heidelbeere oder das Heide kraut namengebend gewirkt hat, ist nicht ersichtlich, nach heutigem Bestand wohl die erstere. — Huthenknochen, einer der merkwürdigsten heimatlichen Flurnamen. Der erste Teil kann von Hutung — Viehtrift oder vom Huthaus (Bergwerk) stammen. Mir erscheint die erste Annahme richtig. Nach Weinhold bedeutet „Knochen" einen steilen, hüftknochenartig ausstrebenden Abhang. So gibt es in Grünhain einen „Viehknochen", in Geyer einen „Peters- knochen". — Siegenbach: Nach Dr. Julius Miedel (Ober schwäbische Orts- und Flurnamen) kommt der Name von sIZe, mke — Wasseransammlung, wo es „sickert". Nach Dr. Stehle ist sick niederdeutsch, siecl, oberdeutsch. Siegen bach also der Bach aus dem Sumpfland. Bemerkenswert ist die Betonung des Bergbaues in den Flurnamen (Gold grund u. s. f.) Klein-Hpitz lieferte mir die Namen: Galgenfeld, Kälbersack, Kiefernstück, Kochstück, Tännichtmühle, Dorfbreite, Egerstück, Jagdsäulenstück, Laken, Quändel, Schäfereistück' Schletta, Heine und große Weinberge. — Kälbersack: Dr. C. Müller führt in einem Aufsatz, Hirt und Hutung in der Oberlausitz (Bunte Bilder aus dem Sachsenlande lV) für Kälberschwanz den Namen Kälberzagel an. Warum sollte er dem Flurnamen nicht zu Grunde liegen? Der Volks mund paßte ihn der Zunge an. Es ist also ein Viebig mit Bezeichnung einer besondern Tiersorte, der Kälber. Sicher haben damals die entsprechenden Namen bestanden: Schüfcm'ftiick 7c. — Im „Kochsüick" mag Krause wiederum vorbe/fchießen, wenn er au das keltische coiclm — Berg erinnert. Wenn nicht ein Besitzername vorliegt, so könnte man an ein Kochen der Hirten denken, wie auch Riemann S. 66 anführt „auf die Lagerstätte der Hirten, wo sie ihre Mahlzeit bereiteten, deutet der Flurname „die Küche" hin. — Jagdsäulenstück — die Umgebung einer Jagdsäule. Sie zeigte zwei gekreuzte Kurschwerter, hielt an zwei Seiten ein Wildgatter und trennte das kurfürstliche vom herrschaft lichen Jagdgebiet. Sie ist mit ihren Schwestern längst zu Mauersteinen verwendet worden. — „Laken" — Lache — Wasseransammlung. — Der „Quändel" heißt auf der Oederschen Karte „Quenen Grund". Seine Bedeutung kenne ich nicht. Schletta bei Tharandt deutet Hey als Äetova — Dorf des Äet — Fliegersheim. Doppelt in teressant in der Zeit der Aviatiker. Ich denke an das alt hochdeutsche 8lita — Abhang. — Die Weinberge mögen die Erinnerung an die ehemaligen zahlreichen Weiubauversuche wachhalten. Pohrsdorf weist einen Aschenhügel, Mühlweg, Kirch weg auf. Inwieweit der Aschenhügel in den Eruptionen des Landbergs inbegriffen gewesen ist, ist Sache meines Freundes Vohlandt. Sachsdorf bietet Kühbüsche (s. Klipphausen) und einen Länggrund. Kühne. Heimatliche Sagen. Nachdruck verboten. Blankenstein. Im Schloßberg soll ein großer Schatz verborgen liegen, den ein Schloßherr zu Kriegszeiten dort vergraben hat. Schon oft haben Leute nachgegraben, haben aber noch nie etwas gefunden. Hier erscheint ein Mann in Jägerkleidung ohne Kopf. Ein Holzfäller wollte den Stock einer großen Eiche ausroden. Da klang es unter seiner Hacke hohl. Zugleich hörte er eine Stimme: „Errette mich!" Er schlug zum zweiten Male auf die Stelle, da wurden ihm beide Daumen steif. Da überkam ihn die Angst, er nahm seine Hacke und lief eilends nach Hause. Er konnte seine Daumen zwei Tage lang nicht bewegen. Unterhalb des Schloßbergs fischten zwei junge Leute aus Neukirchen. Der Abend kam; einer von ihnen hatte Glück, der andere fing nicht einen Fisch. Deshalb ging er ver drießlich nach Hause. Der vom Glück begünstigte fischte weiter und war so vertieft, daß er die Zeit ganz vergaß. Da schlug es Mitternacht, und alsbald erschien eine schöne weiße Frau, die ihm winkte. Der Fischer stand starr. Dann packte er seine Geräte und eilte nach Hause. Er war längere Zeit krank. Man sagte ihm, er hätte die Gestalt fragen sollen, sie sei ein verbannter Geist gewesen, der erlöst werden wollte. Kühne. Der Nachdruck des Inhaltes dieses Blattes ist nur mit genauer Quellenangabe „Heimatbeilage zum Wochenblatt sür Wilsdruff" gestattet. Artikel mit dem Vermerk „Nachdruck verboten" sind vom Nachdruck überhaupt ausgeschlossen, auch auszugsweise. Alle Beiträge und Zuschriften sind zu richten ,,An die Nedaktion des Wochenblatt sür Wilsdruff". Schriftleitung, unter Mitwirkung des Vereins für Naturkunde, Sektion Wilsdruff, Druck und Verlag von Arthur Zschunke, Wilsdruff. des- H. Zieschang. der „Mancher thut für mich sorgen Und thut mir weder leihen noch borgen. Ich wolde das er sein Sorgen lisse Und ihm der Hund ..." Die meisten Inschriften nehmen naturgemäß Bezug auf stattgehabte Brände. Die ganze Stadt war nicht selten ein Raub der Flammen, ich erinnere an die Jahre 1447, 1450, 1584, 1634, 1686 und 1714. Diese Stadtbrände sind zu erklären aus der leichten Bauart der Häuser, den engen Gassen und der Unzulänglichkeit der Feuerlöschvorrichtungen. Auf den letzten großen Brand weist die zuerst mitgeteilte Inschrift hin. Von einem Dorfbrande im heimischen Gau August. Schwül steigt empor der Erde warmer Odem, Im Sonnenschein des Schnitters Sense blinkt, 8er Schwaden fällt vom scharfen Streich ;n Kode», 8er Erntewagen schwere Lasten bringt. Schon türmen ans Gewitter — Wolkenwände, 8er Sturm hebt an, des Himmels Klau entschwand, 8er Donner rollt, aus dunklem Firmamente Zuckt Wih aus Slih. — Der Degen tränkt das Land. Unsere älteste heimische Inschrift vom Jahre 1670 — jetzt leider auch beseitigt, durch Herrn Zieschang-Kaufbach aber unserer Heimatsammlung erhalten — fand sich in Unkersdorf. Sie bringt in derber Weise den Unwillen über Nachbarn Splitterrichterei zum Ausdruck: Der Krieg war vor der Thür und ich lag fast 5 Jahr, Da noch zu meinem Bau kein Stein geleget war. Bis eines Fremdlings Hand das Werk hat unternommen, Daß durch des Höchsten Hüls' ich soweit bin gekommen. Dahero sei gepreist, o Herr für deine Güte, Für Unglück und für Noth uns fernerhin behüte. 1749. Im Anschluß daran will ich auch einer Grabinschrift gedenken, die man früher auf dem Kesselsdorstr Friedhof lesen konnte. Da stand: „Allhier ruht in seiner Kammer nach des großen Krieges Jammer. . . ." Aber noch in anderer Beziehung sind diese Inschriften wertvoll: Man kann in ihnen tiefe Blicke in die Volksseele tun, in das religiöse Empfinden unserer Vorfahren, in ihr gegenseitiges Zusammenleben, das sich in Hilfsbereitschaft sowohl, als auch im üblen Klatschen äußerte u. s. f. Es ist jedenfalls zu bedauern, daß diese Inschriften immer mehr verschwinden. Wie gern bleibt man in den Alpen an den Marterln stehen! Vor Bodenmais im Böhmerwald fand ich an die 25 Totenbretter am Eingänge des Ortes, ein jedes mit einer gereimten Inschrift versehen. In unsern Dörfern muß man schon ganz gewaltig suchen nach diesen Inschriften, und man muß außerdem vom Glück begünstigt sein; denn die wenigen vorhandenen Sprüche sind nicht immer leicht zu finden. Hausinfchriften. Nachdruck verboten. Dr. P. Zink-Leipzig schreibt im Erzgebirgskalender 1908: „Inschriften sind historische Denkmäler, auch die Inschriften an und im schlichten Bauernhaus." Beim Klange des Wörtchens „historisch" denken wir natürlich sofort an die großen weltgeschichtlichen Ereignisse, die ihre Wellen ja auch bis in das entlegenste Dorf geschlagen haben Nun, unter den heimischen Hausinschriften ist nur eine, die auf einen Krieg, nämlich auf die Schlacht bei Kesselsdorf am 15. Dez. 1745 Bezug nimmt: Wilsdruff, Freibergerstr. Nr. 106. „Die große Feuersbrunst, so in der Stadt entstand, Die legte auch mich hin in Asche, Staub und Sand. Ur. 1ü. Leilage jum „Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend". Angnst 1910.