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^ü^a^llü*as^llsxiLxisxlsx^aa^lüXls*ls>isxi^2s*a^a^ü Weil i m < 11s v^v^Lv^v^.L^rL^vv^vv^vv^ixr^xrrxri^vo^L^L^'-^^^V femälicke Vettern. Kriminal-Roman von W. Harb. (Fortsetzung.) ° ch werde alles tun, Ihr Renommee unter meinen Freunden zu verbrei- ten und ihnen mitteilen, das; ich das Vergnügen gehabt habe, die Reise mit der schon rühmlichst bekannten Diva, dem ausgehenden Stern am Bühnen himmel Europas" — ich sah sie fragend an — „zusammen zurückgelegt hahe." „Feodora Jordan," ergänzte sie wohl gelaunt. Natürlich mußte ich nun auch meinen Namen nennen. „Ewald Meister, ReferendariuS." „Ach — ich dachte, Sie seien Offizier." „Wenigstens der Reserve, meine Gnädige. Waren Sie schon in H.?" „Noch nie. Aber ich hörte davon. Es soll sehr amüsant sein." „Sehr. Das heißt — es kommt darauf an." Sie verstand sehr gut. „Sie treffen dort internationales Publi kum. Geldaristokratie aller Länder, von der Themse bis zur Südspitze Griechenlands." „Nächste Woche ist Rennen um den grunä prlL Toilettenluxus wie in Paris." Fräulein Feodoras Augen glänzten. „Vielleicht tue ich gut, mein Kostüm noch zu ergänzen. Heutzutage ist das Aeußere auf der Bühne alles. Man kann singen und spielen wie ein Engel, — die Damen — und besonders die Herren — fragen doch nur danach: was hat sie an?" „Sehr richtig, mein Fräulein, wenigstens in gewissen Kreisen." Hu diesen gewissen Kreisen gehörte ich im Grunde gar nicht, aber das Fräulein machte mir Spaß, und ich ging auf ihre Ideen ein. „Sie werden Furore machen," sagte ich mit Nachdruck. Rauchend und schwatzend gelangten wir unserem Ziele näher. Fräulein Jordan öff nete ihr zierliches gelbes Lederköfferchen und zeigte mir eine Unmenge Photographien, auf denen sie in allen möglichen Kostümrollen und in den imposantesten Stellungen abge bildet war. . Wirklich, als Zigeunerin im kurzen bun ten Rock, mit dem blitzenden Geschmeide, sah sie verführerisch genug aus. Wir fuhren durch Villen, malerisch am Abhang gelegen, an großen Hotels und in modernstem Stil aufgeführten Prachtbauten vorüber und hielten endlich auf dem am wenigsten luxuriös ausgestatteten Bahnhof still. Dann half ich Fräulein Jordan beim Aussteigen und rief einen Träger herbei, der ihr die tausend Sachen ins Hotel schaffen sollte. „Wo logieren Sie?" fragt« ich meine Reisebekanntschaft. Zum ersten Mal gewahrte ich auf ihrem pikanten Gesichtchen eine gewisse Verlegen heit. Ihre Augen flogen suchend umher, als erwarte sie irmand. Richtig! ein mit grandiosem Schwung einherschreitender Herr, auf den ersten Blick als Theaterdirektor kenntlich, trat auf uns zu und lüstet« seinen Schlapphut mit theatralischer Geberd« vom Jupiterlockenkops. DI« von der Zunft er kannten sich auf den ersten Blick. „Direktor Muffling," sagt« er mit sono rer Bühnenstimm«. „Habe ich die Ehre, Fräulein Jordan —?" „<N«wiß," versetzte die Schöne mit Augenklimvern. „Reizend, daß Sie mich abholen, Herr Direktor." Er sah sie mit großem Wohlgefallen an. „BrillantI" setzte er sein kluges Urteil zu sammen und trällerte: „die Sonn' erwacht'" aus Preziosa." „Sie finden alles bereit, mein Fräulein. Quartier ist besorgt, nicht weit vom Kunst- tempel. Sie werden zufrieden sein. Und Sie, mein Herr," wandte er sich an mich, „ich gehe wohl nicht irre, wenn ich in Ihnen den Baßbuffo Herrn Sander aus L. ver mut«. Bitte, Herr Kollege —" Ich mußte ihm beinahe ins Gesicht la chen. Fräulein Feodor« kicherte und klärte den Irrtum auf. „Also kein Kollege," erwiderte der Wür dige und Gestrenge, keineswegs aus der Fassung gebracht. „Aber hoffentlich ein Kunstliebhaber — ein Gönner unserer Sache." „Selbstverständlich," bemerkte ich, und seine nächste Verbeugung fiel um ein Erkleckliches tiefer aus. „Wir sind gezwungen, vorläufig unter etwas bedrängten Umständen zu spielen," sagte er mit ausdrucksvollem Mienenspiel. Fräulein Feodora Jordan machte ein ängst liches Gesicht. „Erst in nächster Woche kön nen wir in den großen Theaterfaal über siedeln'." Fräulein Feodora atmete wieder auf. „Wir Pflegen das Lustspiel und die Operette. Die ersten Kräfte —" Ich hielt es an der Zeit, mich zu emp fehlen. Der Herr Direktor Muffling ver abschiedet« sich wie ein spanischer Grande. Das Fräulein reichte mir die behandschuhten Fingerspitzen und rief mir mit einem feu rigen Blick ein gefühlvoller „Auf Wieder sehn I" zu. Dann'schritt ich, den beiden vor aus, durch die Empfangszimmer auf die Straße. Ich wußte in H. gut Bescheid und kannte auch das Hotel, wo mein guter Hans von Hollern abgestiegen war. Es war mittags zehn Uhr, und deshalb wohl noch etwas früh, um den Damen meine Aufwartung zu machen. Auch meines Freundes Familie war mir von früheren Besuchen her wohl bekannt. So schlenderte ich, mein.. geringes Gepäck zunächst im Bahnhof zurücklassend, durch die herbstlick)«» Anlagen und sauberen großstädtischen Straßen aufs geradewohl in die Welt hinein und kehrte nach einem er quickenden Spaziergang zu dem betreffenden Hotel zurück. Freund Hans traf ich zuerst, und er führte mich, ehrlich erfreut über mein Wort halten, zu den Seinen. Ich fand die Fa milie unten im allgemeinen Berkehrssalon bei einander. Sein Vater, Georg von Hollern war der Typus eines pommerschen Gutsbesitzers, be häbig, etwas bequem, und zu einem guten Spaß immer aufgelegt. Die Mutter war eine fein« und hochgebildete Frau mit weißem Haar, aber noch rosigen, frischen Gesichts- zügen. ", Auch Fräulein Adelaide, Hansens Schwe ster. begrüßt« mich als alten B kannten. Als ich die hochgewachsene schlanke Erscheinung zuletzt sah, trug sie den breiten Goldreif noch nickt am Finger. Sie erwartete ihren Bräutigam in wenigen Tagen. Herr von Dittmar war Kavallerieoffizier und beab sichtigte, das große Rennen mitzuveiten. Dann stellt« mich Hans noch einem jun gen Wesen vor, das auf mich sofort einen außerordentlichen Eindruck machte. Sie war zwanzig Jahre alt und Adelaides Freundin, hieß Leonore Renz und war die Tochter des verstorbenen Landrats aus dem Kreise, in dem Herr von Hollern ansässig war. Ein lebensfrisches und natürliches Mädchen, mit einer Portion Keckheit und Mutterwitz aus gestaltet und so lieblich anzusehen, daß mein Referendarherz in einem beschleunigteren Tempo anzuschlagen fing. Natürlich lebte ich mit Familie von Hol lem im engsten Anschluß und erlebte gleich am ersten Tage mit Fräulein Renz sehr an genehme Stunden. Hans und ich nahmen sie in unsere Mitte, aber von dem guten Jungen hatte ich glücklicherwecje kein« Kon kurrenz zu fürchten. Ich wußte wohl, wo der sein Herz gelassen hatte. Am Abend saßen wir im Wintergarten, zwischen leise rauschenden Springbrunnen, von Palmengrün rings umgeben. Wie es ja nicht anders sein konnte, kam das Gespräch auch auf den Giftmord. Und da erfuhr ich nun allerlei Neues, was mich nicht wenig interessierte. Fräulein Renz, die in manchen Kreisen verkehrt harr« und das Berliner Pflaster gut kannte, war be freundet mit Amalie von Hartegg, deren Namen ich in letzter Zeit häufig hatte aus sprechen hören. Amalie von Hartegg sollte ja so gut wie verlobt sein mit Herrn von Klöwer. Auch Eberhard von Güldenberg sollte bei ihr angcklopft, fick jedoch mit einem Korb zurückgezogen haben. „Weshalb hat sie Herrn von Klöwer vorgezogen?" fragte ich. „Herr von Güldenberg ist arg verschul det," antwortete Leonore Renz. „Er hat fein Vermögen in allzu vertrauensseliger, man möchte sagen, in beinahe leichtsinniger Weise aufs Spiel gesetzt. Amalies Vater soll ihn brüsk zurückgewiesen haben." „Und Fräulein Amalie — liebt« die chn nicht?" Sie guckte mich sinnig und schelmisch an. „In manchen Kreisen kommt die sogenannte Liebe erst in zweiter Linie in Betracht, Hsul Referendar, ivenn es sich um eine io wichtige Sache wie di« Ehe hanvekt Die großen reichen Häuser denken zuerst daran, ihre Töchter gut zu plazieren." „Sehr praktisch," erwiderte ich, „aber ein wenig prosaisch und hausbacken. Und Sie, Fräulein Leonore, denken also vermutlich auch so. Die „sogenannte" Liebe kommt bei Ihnen wohl auch nicht in erster Reihe." „Ich?" lachte Leonore. „Das ist eine Ge wissensfrage, Herr Referendar. Unsere Be kanntschaft währt noch nicht lange genug, um sie Ihnen schon beantworten zu können." Der alte Herr von Hollern, der in der Nähe gestanden hatte, trat zu uns. „Sie müssen, Herr Referendar, um etwa,, gen Irrtümern vorzubeugen, doch wissen, wie Herr von Güldenberg um sein Geld kam. Er ist dabei wie ich bestimmt ver sichern kann, so gut Wit unschuldig. Man hat ihn durch raffinierten Betrug und schänd liche Vorspiegelungen um das Seinige ge bracht. Fräulein Renz scheint hier doch nicht hinreichend unterrichtet zu sein." „Ich wäre Ihnen sehr verbunden," er klärte ich, „Wenn Sie mir den Sachverhalt mitteilten. Ich nehme großen Anteil an dem Schicksal Güldenbergs und kann trotz der schwerwiegenden Schuldbeweise, die man gegen ihn vorgebracht hat, doch nicht recht glauben, daß er der Täter sein soll. Bedenken Sie — aus purer Habsucht den eigenen Onkel umbringen — solch ein Ver worfener kann er nicht sein." Herr von Hollern nickte. „Mein Sohn kennt ihn genauer. Für mich besteht lein Zweifel daß ein dunkles Verhängnis über dem allen lastet. Die Fäden sind so ver schlungen, daß eine Meisterhand dazu ge hört, sie zu entwirren. Aber ich will er- . zählen.