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M 84, 5. Juli. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 1193 Berichtigung. In der Vorrede des Herrn 0r. Otto Fiebig zu seinem Kanavi 6s Is corrsspondanss eommersisle franyaiss a I'ussKS dos librsiros (l,pr§., k. Kisrisvli) ist mir eine unverdiente Ehre wiederfahrcn, indcrn ich darin neben Fr- Perthes als Urheber der Idee zu Gründung der Unterrichtsanstalt für Buchhändlcrlehrlinge in Leipzig genannt bin. Gerade dies war aber einer der wenigen Punkte, in denen ich anderer Ansicht war, als mein väterlicher Freund. Ich glaubte nicht, daß cs gut sei, durch eine solche Anstalt noch mehr Lehrlinge in die Leipziger Commissionsgeschäfte zu ziehen, daß überhaupt wahrend der Lehre der Principal ganz freie Verfügung über die Lehrlinge ha ben müsse (was den Besuch von Privatstundcn nach Maaßgabe des specicllen Bedürfnisses für den einzelnen Lehrling nicht ausschließt); daß man vielmehr darauf halten solle, Nur genügend vorgebildcte Lehrlinge anzunchmcn. Trotzdem freue ich mich über den bisherigen guten Erfolg der Leipziger Bildungsanstalt und die Leistungen ihrer Zöglinge. Ich bleibe aber dabeb, daß cs sehr wünschenswert!) wäre, wenn die große Anzahl der in Leipzig conditionirenden Gehilfen dort Gelegenheit hatte, ihren Bedürfnissen angemessene Vorlesungen zu hören und auf andere geeignete Weise ihre Kenntnisse in Sprachen und Realien zu erweitern. Was nun das erwähnte Kanus! selbst betrifft, so ist es gewiß ein glücklicher Gedanke, wirkliche Buchhändlerbriefc darin aufzu- nchmen, weil so schon durch den Inhalt das Interesse derer ange regt wird, die daraus lernen, und — soweit ich das Sprachliche be- urthcilen kann — ist auch dieses zu empfehlen; wenigstens kann man von keinem deutschen Buchhändler verlangen, daß er besseres Französisch schreibe, als die Pariser und Brüsseler. Aber die Brüs seler Eorrespondenz enthält doch manches, was ich auch als bloßes Muster des Briefstyls aus dem Buche wcgwünschte, z. B. S. 86. das Anerbieten, die sdition de kruxsllos svso tilrs 6e Paris zu liefern. Daneben hat der im Allgemeinen sehr löbliche Grundsatz, nur Ori ginalbriese zu liefern, den Uebelstand nach sich gezogen, daß wir nur solche aus Paris und Brüssel finden, nicht auch die Antworten aus Deutschland, die doch m praxi gerade fast allein Vorkommen. Bei spiele von Briefen an Privatkunden fehlew gänzlich. Ein einiger maßen gewandter Mensch wird übrigens auch seine Eorrespondenz genugsam bilden können, und überhaupt das Büchelchcn nicht nur seinen Zweck, beim öffentlichen und Privatunterricht an jungtz Buch händler zu dienen, besser als alle bisherigen blos kaufmännischen Briefsteller erfüllen, sondern gelegentlich auch manchem ältcrn Buch händler, der nur dann und wann einmal einen französischen Brief zu schreiben hat, ganz gute Dienste leisten. Fr. I. Frommann. Miscellen. Leipzig, 2. Juli- In Nr. 82. d. Bl. glaubt Hr. Hofbuch- druckcr Haspcr in Earlsruhe sich zu der offenen Frage veranlaßt, ob ich dazu berechtigt war, mich mit fremden Federn zu schmücken, in dem ich auf die Rückseite eines von mir gedruckten neuen Umschlags und Titels zu einer in seiner Officin gefertigten Druckschrift mein Impressum gesetzt hätte. Soweit diese Frage die absichtliche An eignung fremden Verdienstes anlangte, so könnte deren Beant wortung einem Zweifel nicht unterliegen; die bezüchtigte Nennung meiner Druckerfirma aber hat ihren einfachen Grund in der Bestim mung des sächsischen Prcßgcsetzes, welche verschreibt, auf jedem im Königreiche Sachsen hergestcllten Prcßerzcugnisse die Anstalt, aus welcher dasselbe hervorgegangen ist, namhaft zu machen. Dem zufolge und in weiterer Anordnung meines Auftraggebers, der in Ermangelung einer anderweitigen Druckersirma die Schrift sonst nicht ausgebcn konnte, hatte ich mein Impressum bcizusetzen, in dem ich es gleichfalls lediglich der Bestimmung desselben überlassen mußte, wie weit er eS dabei für geeignet halte, die Anrechte der Hasper'schen Officin zu berücksichtigen. Ebenso wenig gerechtfertigt ist unter allen Umständen der beiläufige Vorwurf der Jncorreclheit, und ich muß daher die Auslassung des Hrn. Haspec hiemit als völlig unbegründet und anmaßend zurückweisen. I. S. Wassermann, Buchdiuckcrcibcsitzer. AuS Dresden. — Die Petzholdt'schc „vibiiollisss biblis- Krepkioa," deren Erscheinen im Verlage von Engclmann in Leipzig auf nächste Michaelis bestimmt war, wird erst zu Michaelis 1859 beendigt werden können. Man war von verschiedenen Seiten so gütig gewesen, dem Herausgeber Unterstützung bei der Arbeit zuzu- sagcn, hat aber bis jetzt mehrentheils die Zusagen nicht erfüllt, so daß die Arbeit nicht so schnell hat vorschreiten können, als der Her ausgeber in Aussicht auf die Unterstützung seiner literarischen Freunde geglaubt hatte. (N. Anz. s. Bibliogr. ic.) Wien, 25. Juni. Wie wir aus guter Quelle erfahren, be absichtigt man in Folge der gemachten Erfahrungen denZeitungs- stempel wieder herabzusetzen. Mit der Einführung der neuen Währung soll der Stempel auf einen Neukreuzcr festgesetzt werden. Der Jnsertionsstempel wird dagegen 27 Neukrcuzer, also um U Neu- .«kreuzcr mehr als bisher betragen. Vorläufig findet bei den hiesigen größern Journalen, um die Herstellungskosten zu vermindern, eine ' bedeutende Reduction des Personals statt. (Dtsch. Allg. Ztg.) Frankfurt a. M., 30. Juni. In der gestrigen Sitzung un- sccdk Gesetzgebenden Versammlung ist die Frage des internatio nalen Vertrags mit Frankreich endlich zur Entscheidung ge kommen. Nachdem die Debatten darüber durch zwei Sitzungsperio den hindurch den Zeitraum eines Jahres bei weitem überschritten, wurden sämmtlichcVerhandlungen darüber, in einem umfangreichen Hefte vereint gedruckt, an die Mitglieder der Versammlung zur Ori- entirung vertheilt und darauf hin die Mehrheits- und Minderheits- Anträge in gestriger Sitzung discutirl. Die Erstere, mit ihrem Be richterstatter Herrn Jos. Rütten an der Spitze, beantragte die Ablehnung des Vertrags unter dem Ansuchen an den Senat, dahin zu wirken, daß ein für ganz Deutschland gültiger Gesammtvertrag in dem von ihr motivirten Sinne zu Stande gebracht werde, welcher Antrag mit großer Majorität angenommen wurde. Sind auch die diesem Ziele zur Zeit noch cntgegenstehcndcn Schwierigkeiten nicht zu verkennen, so haben die soeben hier stattgesundenen Verhand lungen dieselben doch um ein Bedeutendes gemindert, da die letzteren in ihrer Alles erschöpfenden Fassung jedenfalls einen sichern Leitfa den darbieten, den angestrebten Zweck zu erreichen und den vielsei tigen Anforderungen gerecht zu werden. Unscrm verehrten Eollcgcn Jos. Rütten gebührt vor Allem die Ehre, den Gegenstand mit seltener Klarheit behandelt und seine Ueberzeugung in glanzvollster ! Weise verfochten zu haben. Der große Katalog der Bibliothek des britischen Museums ist jetzt bis zum Buchstaben ll gediehen und umfaßt be reits 623 Foliobändc, so daß auf das ganze Alphabet gegen 2000 Bände kommen dürften. Sie enthalten nur die gedruckten Bücher, indem alle Manuskripte, Karten, Journale u. s. w. eigene Kataloge haben. Nach den bisherigen Fortschritten zu uctheilen, wird man der Vollendung des Hauptkatalogs binnen etwa zehn Jahren ent gegensetzen können; daß alljährlich Nachträge nöthig sein werden, versteht sich von selbst. Briefwechsel. Herrn !*, — Anonym eingesandte Beiträge können nach den Vorschriften d des Börsenblattes keine Aufnahme finden. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 165