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Ottendorfer Zeitung Anzeigenpreis: Für die klein-spaltige Korpus-Zeile oder deren Raum 10 Pfg. — Jin Reklameteil für die kleinspaltige Petit-Zeile 25 Pfg. Anzeigenannahme bis 12 Uhr mittags Beilagegebühr nach Vereinbarung. des Gemeinderates und Gemeindevorstandes zu Ottendorf-Moritzdorf. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode" Druck u. Verlag der Fa. H Rühle, Inh. R. ätorch in Groß-Okrilla. Für die Redaktion verantwortlich R. Storch in Groß-Mkrilla. I ) M Amts s S Bezugspreis: vierteljährlich 1.20 Mk. frei ins Haus. In der Geschäftsstelle abgcholt viertel jährlich 1.—. Einzelne Nummer 10 Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Abend. Nummer 2. Mittwoch, den 4. Januar 1911 10. Jahrgang. Amtlicher Teil. Vas NoklaAS» von 150 obw steinen soll LonotaZ, äsn 8. Fannsr 1911, nnedmittLAS 2 Ubr an die Mnäestkoräernäen vergeben werden. Ottenäork-LloritLäorL, den 2. Januar 1911. Der Gemeinderat. Vas Neueste kü» eilige Leier. Von dem am Donnerstag in Schmargen dorf bei Berlin nufgestiegenen Ballon Hildebrand waren bis gestern abend keine Nachrichten eingetroffen. Die ehemalige Ballettänzerin Lehrmanow wurde in Pictrow in Polen von einer ihrer Doggen zu Tode gebissen. Die Leiche war furchtbar verstümmelt. Auf der Station Bludenz der Arlberg bahn entgleiste eine Lokomotive mit einem Schneepflug. Dabei wurden drei Arbeiter getötet, mehrere andere schwer verletzt. Der französische Dampfer Norme ist wahr scheinlich mit Mann und MauS untergc- gangen, da man an der Küste von Algier etn Trümmerstück sand, das zu diesem Dampfer gehört. In dem Kohlenbergwerke Red Jacke! bei Bluefirld in West-Virginia wurden infolge des Nachstürzens von Kohlen acht Bergleute getötet. Oertliches und Sächsisches. wahrhett-getteue MMeUunzen Nid der Redaktion stets willkommen VttenSorf-Dkrilla, z. Januar —* Der landwirtschaftliche Verein für Ottendorf-Okrilla und Umgegend hielt am Frei tag seine Schlußversammlung für 1910 ab. Nach der üblichen Begrüßung der zahlreich erschienenen Mitglieder und Gäste seitens des Vorsitzenden, Herrn Gutsbesitzer Beck und einer Neuaufnahme aus Cunnersdorf schritt man zur Tagesordnung. Man beschloß wieder gemein sam Dünge« und Futtermittel einzukausen, debattierte über einschlägige Fragen und nahm Einsicht in die vom Vorsitzenden gesammelten Schriften. Mitte Februar soll wieder ein Wintervergnügen abgehalten werden und wird der nächsten Versammlung die nähere Beschluß fassung darüber Vorbehalten bleiben. Herr G-ameister Haase erläuterte die neuen JnstallationS-B-dingungen des Gaswerks und Aach dem üblichen Meinungs-Austausch wurde die Versammlung geschlossen. (V) —* Tin Automobilunglück passierte am Neujahrs-Sonntag in Hermsdorf an der ab schüssigen Stelle vor dem Park. In rasend schnellster Fahrt kam ein mit zwei Mann be setztes Auto von Ottendorf den Berg herunter Und fuhr in den Graben. Die Insassen kamen unter das sich umschlagende Auto zu liegen, wurden aber durch den Umstand, daß eine Dornhecke die Hauptlast trug, nur leicht ver letzt. Fast wäre durch das unsinnige Fohren «in Kind, das Schlitten fuhr überfahren worden. Nur dadurch, daß dieses rasch vom Schlitten sprang blieb es verschont, der Schlitten wurde Zertrümmert. Die hilfsbereiten Einwohner sanden leider recht undankbare Leute. Ohne sich irgendwie erkenntlich gezeigt zu haben, fuhr man ab. —* Deutscher Turntug 1911. Der lammende deutsche Turntag, der mit Rücksicht Aus die internationale Hygiene-Ausstellung in Dresden abgehalten wird, ist für den 27. und 28. Juli 1911 einberufen. Klotzsche. Weil er seine Kündigung er halten hatte, ließ sich in dec Silvesternacht ein hiesiger 21 Jahre alter Handlungsgehilfe vom Görlitzer Zuge bei Klotzsche überfahren. Der Leichnam war gräßlich verstümmelt. Dresden. Die Jahreswende ist hier wie vlljährllch von Glockengeläut, Gesang und Mu ¬ sik begleitet gewesen. Im Zentrum der Stadt herrschte ein sehr starker Verkehr, der sich um Vie Mitternachtsstunde hauptsächlich auf dem Altmarkte konzentrierte. Es ging auch dies mal wieder recht laut zu, doch hielt das Publi kum sich vor größeren Ruhestörungen zurück. Die Polizei mußte zwar wiederholt einschreiten, eS fand aber kein- einzige Festnahme statt. — Ein heftiger Zusammenstoß zwischen einem Motorwagen der Straßenbahn und einem Bierwagen fand dieser Tage im Plauenschen Grunde statt. Der Anprall war so heftig, daß der Motorwagen die eiserne Schutzwehr der Weiseritz durchbrach und knapp am Ufer des Baches erst zum Halten kam. Ein Passa gier wurde so erheblich verletzt, daß er vom Platze geschafft werden mußte. Auch der Motorführer erlitt innere Verletzungen. — Die Leiche des vor zwei Jahren in einem hiesigen Sanatorium verstorbenen Fürsten Oginsky soll exhumier! werden, um festzustellen, ob der Fürst, wie angenommen wird, keines natürlichen Todes starb. Die Erben sind um di- viele Millionen betragende Erbschaft in Streit geraten. -- Dir Firma Hermann Herzfeld hat das hinter ihrem Geschästslokal gelegene, den von Carlowitzschen Erben gehörige Grundstück Schösiergaffe 4, Ecke Fcauenstraße, käuflich er worben und beabsichtigt, nach Ablauf der dort lastenden Mietsverträge es abbrechen, neu auf zubauen und ihrem alten Geschäftslokal anzu- gliedern. — Am Silvesterabend brach im Stall- g-bäude des Osterberges bei Cossebaude ein Brand aus, der st o sehr rasch über die Wagenremise, das Schuppengebäude, sowie über die umfänglichen Markisen und Veranden ausbreitete. Bereits halb 10 Uhr loderte eine gewaltige Feuersäule zum Abendhimmel. Glutrot wölbte sich über Cossebaude-Ober wartha der Abendhimmel. In den Markisen boten etwa 1300 Stühle, mehrere hundert Tische usw. dem Feuer reiche Nahrung. Weiter verbrannte eine große Anzahl Geflügel. Der Wirtschaftsbetrieb ist durch das Schaden feuer nicht beeinträchtigt worden. Die Brand stelle bildete am Sonntag das Ziel vieler Ausflügler. Drei heitre Tage erleben, so bemühen Sie sich nach dem Gasthof Cunnersdorf. Dort gastiert Freitag, Sonnabend und Sonntag ein heiteres Damen- und Herren-Ensemble! Tharandt. Am Neujahlsmorgen gegen 5 Uhr erlitt beim Rangieren aus dem Bahn hof Tharandt der verheiratete frühere Berg arbeiter Schmiedgen aus Langenau eine schwere Fersenverletzung, die seine Ueberführung in ein Dresdner Krankenhaus nötig machte. Kamenz. Ein gewaltiger Steinriese, ein Granitblock von 12 Meter Länge, 6 Meter Breite und 2 einhald Meter Stärke, wurde dieser Tage im Steinbruch dec Firma Julius Gierisch-Kamenz aus Wiesaer Flur, genannt das große Loch, gesprengt. Der Block hat un gefähr 180 Kubikmeter Inhalt; er bedeutet eine große Seltenheit, denn schon seit langen Jahren ist ein solcher Riese nicht mehr gesprengt worden. Leipzig. Im Dezember des Vorjahres sind im hiesigen Stadtgebiete 11 Selbstmorde, 16 Selbstmordversuche und 4 Unglücksfälle mit tödlichem Ausgange zu verzeichnen gewesen, während sich im Monat November 1910 9 Selbstmorde, 15 Selbstmordversuche und 4 Unglöcksfälle mit tödlichem AuSgange ereignet hatten. Wahren. Schwere Verbrennungen erlitt der hier Königstraße 24 wohnhafte, 34 Jahre alte Markthelfer Richard Lüttig. Ec hatte sich gestern Abend, da ihn Zahnschmerzen quälten am Ofen niedsrgesetzt. Währendem platzte plötzlich eine in dor Ofenröhre stehende kupferne Wärmflasche, die man, ohne sie zu öffnen, gefüllt dorthin gestellt hatte. Durch das mit voller Wucht herauögeschleuderte kochende Waffer wurde L. an der ganzen rechten Körperhälfte derart schwer verbrüht, daß er mittels Krankenwagens sofort in das Leipziger Krankenhaus gebracht werden mußte. OuaSlitz. Schwere Verbrennungen am Rücken erlitt das 5 Jahre alte Söhnchen eines hiesigen Gastwirts dadurch, daß, als es sich mit dem Rücken gegen den geheizten Ofen stellte, das Hemdchen des armen Kindes in Brand geriet. Plauen. Ein schweres Automobilunglück ereignete sich beim „Römischen Hof" in der Nähe von Elsterberg. Das Automobil der Firma Lucke und Hanotdt, in dem 4 Plauener Herren saßen, fuhr infolge Achsenbruches die fünf Meter hohe Böschung hinab, wodurch alle Insassen herausgeschleudert wurden. Einer davon, der Fabrikant Rosenmüller, wurde gegen einen Baum geschleudert und schwer verletzt. Er erlitt Kopfverletzungen. Rippen brüche und andere innere Verletzungen. Ein anderer Insasse erlitt auch schwere Verletzun gen am Kopfe. Mit dem Stadlkrankenwagen wurden die Verunglückten in ihre Wohnungen gefahren, O e l s n i tz. Hier starb der GutsauSzügler Karl Diener, bekannt als der reichste Bauern knecht Sachsens. Trotzdem er — durch den Verkauf großer Steinkohlenfelder — ungewöhn lich begütert war, lebte und arbeitete er tat sächlich wie ein Knecht und ging noch in den Schlachtvieh -Preise. Dresden, 2. Januar. Preise in Mark. Lg. --- Lebendgewicht. Schg. — Schlachtgewicht. Zum Auftrieb waren gekommen: 248 Ochsen, 244 Kalben und Kühe, 218 Bullen, 221 Kälber, 704 Schafe u 1628 Schweins, zus. 3716 Stücke. Es erzielten für 50 Kilo Ochsen Lg. 30-52 Schg. 64-90 Kalben u. Kühe Lg. 25-46, Schg. 54-78, Bullen Lg. 35-48, Schg. 66—81 Kälber Lg. 44-57, Schg. 74-87, Schafe Lg. 38-47, Schg. 98-90, Schwein« Lg. 45-53, 62-69. Schg. Prvduktenprrife. Dresden, den 2. Januar. Preise in Mark Die eingekl. () Ziff. bedeuten pro lrA, n — nette Dr. M. — Dresdner Marken. I. An der Börse. Weiz. (lOOOn) weiß. 190-196, braun. (74-78) 198-202, feucht. (70-74) 190-192, rus. rot 220- 234, Kansas 000-000, Argent. 225-230,Amerika weiß 000-000, Roggen, (1000 u) sächs. (70-74) 146-152. rus. 164-166. Gerste (1000 n) sächs. 160-170 schles. 180-195, pos. 175-190, böhm. 205-218. Futtergerste 116-124. Hafer (4000 u sächs. 165-172. Mais (1000 n) Cinquantine alle. 176-182, neuer 000-000, Laplata gelber alter 146-148, Rundmais, gelb. alt. 145-152, neu. feucht. 000-000. Erbsen (1000 u) Futterwar 160-180, Wicken,(1000 u) sächs. 168-180, Buch, weizen, (1000u) inländ. u. fremd. 180-185. Lein, saat (1000 u) feine 330 -335 mittl. 345-355. Rüdöl, (100 n) m- Faß raff, 63. Rapskuchen. (100 n) (Dresd. Marke.) lang 11,50. Leinkuch (100 n) (Dresd. Mark.), 1. 19,00, 2. 18,50. Futtermehl 13,40-13.80, Weizenkleie, (100 u) ohne Sack, (Dresd. Mark.), grobe 9,40-9,60. feine 8,80-9,20. Roggenkleie, (100 n) ohne Zack (Dreöd. Mark t 10,60 vis 10 80,. Feinste Ware über Nottz. Die für Artikel pro 400 lrZ notierten Preise verstehen sich für Geschäfte unter 5000 Lg letzten Wochen rüstig als Fuhrmann neben dem schwerbeladenen Wagen einher. Der Mann erreichte das hohe Alter von 87 Jahren. Mancherlei' —* Eine schöne Sitte, das „Neujahrs« ansingen", hat sich in Wittichenau noch er halten. In der letzten Stunde des alten Jahres versammeln sich die Burschen auf dem Marktplatze, um der ersten Stunde des neuen Jahres zu harren. Sobald der letzte Glocken schlag 12 vom nahen Kirchturm verklungen, stimmt der ganze Chor folgenden Neujahrs gesang an: „Ein glückseliges neues Jahr, ohne Pest, Hungers- und Kriegsgefahr, hat Leid; sehnsuchtsvoll wünscht heute unser Chor!" In eine andere Melodie übergehend, wird so dann. nachdem man vor ein Haus geht, in welchem ein junges Mädchen wohnt, folgender Vers gesungen: Laßt uns uns're Stimm' er« klingen, da wir jetzt so fröhlich singen: Der ehr- und tugendsame Junggeselle N. N. von uns genannt, mit der ehr- und tugendsame» Jungfrau N. N. wohlbekannt. Der Herr mög sie wohlbehüten, auf allen Wegen und Stegen. Prosit Neujahrl" Daran schließt sich der Gesang eines Volksliedes. Weiter geht es nun vor das Haus eines andern Mädchen bis man vor allen Häusern der Bräute oder „heimlichen Auserwählten" der miisingenden Burschen gewesen und den Neu jahrsgruß gesungen hat. Gespannt wird beim Neujahrsgesang jedesmal auf die Nennung der Namen gelauscht, und am Neujahrstag kann man oft ein heimliches Flüstern der Orts- jugend beobachten, denn die Nennung in der Neujahksnacht ist gewissermaßen eine Ver« lobungSanzeige, der die wirkliche Verlobung nach Holung des „Jawortes" zu Ostern folgt. —* „Päppeln" der Kinder. In diesen Tagen sind zwei Todesfälle von Kindern durch Erstickung vorgekommen, die als Warnung dienen sollten. In dem einem Falle handelte es sich um einen zweijährigen Knaben, der beim Verspeisen eines Apfels erstickte, und in dem andern fütterte eine Mutter ihr andert halbjähriges Mädchen mit Kuchen zu Todei Letzteres Kind war stark verschnupft, die Atmung durch die Nase infolgedessen unmöglich. Die Mutter hatte nun der Kleinen ein größeres Stück Kuchen in den Mund gestopft, und da die Nase vollständig verschleimt war, so muß das Kind gerade in dem Moment ein geatmet haben, als das Stück Kuchen in den Mund gestopft wurde. Durch den Kuchen wurde die Luftröhre versetzt und die unglückliche Mutter sah das Kind in ihren Armen ersticken, ohne helfen zu können. — Zeitweilige Vielweiberei in Deutschland. Nachdem der dreißigjährige Krieg beendet war, konnten die Regierungen in Deutschland über blicken, daß in den deutschen Landen ein sehr großer Teil der Bevölkerung umgekommen war. Damit sich die Bevölkerung wieder rasch vermehren.sollte, gaben die Regierungen die Erlaubnis daß die Bauern mehrere Frauen heiraten konnten, und in manchen Gegenden soll sogar ein gewisser Druck ausgeübt worden sein, daß sich die Bauern mindestens zwei Frauen nahmen. So bestand in Deutschland für einige Jahrzehnte die Vielweiberei. Die meisten Männer, denen auf diese Weise zwei oder noch mehr Frauen aufgezwungen wurden, waren damit sehr unzufrieden, ja, es soll so gar unverbesserliche Männer gegeben haben, die sich lieber noch einen Krieg gewünscht haben, wenn sie nur dabei ihre Frauen los würden. müssen Sie bei solchem Schneewetter das heimatliche Lokalblatt lesen, denn nur ein solches belichtet Ihnen, was im Orte und in der Welt passiert, ohne daß Sie Ihre warme Stube verlassen müssen.