Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 22.01.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191101227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19110122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19110122
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-01
- Tag 1911-01-22
-
Monat
1911-01
-
Jahr
1911
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 22.01.1911
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
borgen wersen konnten. Der Kreuzer an- griffe, die nicht geleugnet werden könnten, durch Industrie. Abg. Arendt (freikons.) erkannte den Graf Zu- herein nicht in Betracht kommen könne. Am 18. Januar eröffnet Präsident Schwerin die Sitzung mit den Worten: ist ab- Aufwcndungen für Straffenbauten und anderer Verkehrsanlagen einschließlich der Kanali sierung. Außerdem fand mau noch den Pelz und eine Pelerine des Rechtsanwalts Lr. Kohrs, eine Karte und mehrere Apparate, die indessen jümt- lich unbrauchbar waren. dann Miß Livingstone kennen, und diese Bekannt schaft schien seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Denn gleich der schönen Miß war zwar auch er in jüngeren Jahren sehr oft versiebt ge wesen und hatte mehr als eine Herzensangelegen heit gehabt, schließlich aber hatte er die Sache doch aufgegeben, weil es ja doch zu nichts führte. Jetzt aber — jetzt war's ihm, als könne er aufs neue damit beginnen. Er hatte nämlich niemals zuvor ein Weib gesehen wie Miß Livingstone. Und sein Herz, das er schon für feuersicher gehalten hatte, ging direkt mit ihm durch. Bei jedem andern hätte Miß Livingstone denn auch sofort Ver lacht geschöpft, bei ihm nicht. Denn es kam alles so urwüchsig bei ihm und so natürlich heraus, daß eS ganz anders als bei den andern klang. Und so ritt sie denn ruhig mit ihm in den Park aus, ging mit ihm, wenn sich noch andre Gesellschaft dazu fand, auch ins Theater, ja, sie hatte ihn sogar einmal bei sich zu Gaste gesehen und war nun, nach einer Bekanntschaft von einer Woche, sehr gespannt, was er ihr denn gar so Wichtiges zu sagen habe. eine Mine in Mexiko gesichert, die vielleicht auch einmal einen Wert repräsentieren konnte. Dann war er nach New Jork „zur Zivilisation" zurück gekehrt, wie er sagte, um vor seinem Tode noch ein bißchen was von seinem Leben zu haben. Und hier — trat er Miß Livingstone. Bei einem Börsenmeeting im Waldorf war er in die Gesellschaft eingesührt worden, die ihn sehr gnädig und wohlwollend ausnahm. Bei einem Diner bei den Jones-Todds lernte er Abg. Junck (nat.-lib.): Von Mißtrauen wohl nicht die Rede, nur von Vorsicht I Nach weiterer kurzer Debatte wird der 8 8» gelehnt. 8 9 wird mit einer redaktionellen Änderung genommen. erst nach viermaligem Versuch vermochte man die Leiche an Land zu bringen. Sie lag etwa 50 Meter südlich von dem Fundorte des BallonS .Hildebrandt". Herr Keidel hat anscheinend vorläufig keine Schritte unternehmen könne, da die Zusammensetzung der Häuser noch dieselbe sei wie zur Zeit der Ablehnung der ersten Vorlage. 8 10 bestimmt, was dem Erwerbspreise hinzuzu rechnen ist. Hierzu liegt eine Reihe Abänderungs- anträge vor. Abg. Dahlem (Zentr.) begründet einen Antrag, wonach die Hinzurechnung von fünf Prozent des anrechnungsfähigen Wertes zu den Aufwendungen nicht eintreten soll, wenn der Unternehmer eine Ge sellschaft im Sinne des Handelsgesetzbuches oder eine Genossenschaft ist. Untergang eines deutschen Unterseebootes mit Bemannung. Das Unterseeboot „V III" ist am Dienstag vormittag im Kieler Kriegshafen unweit des Badeortes Heikendorf auf ziemlich flachem Wasser gesunken. Von seilen der Marine wurden die Bergungsarbeiten sofort eingeleitet. Uber die Ursache des Sinkens wird an maßgebender Stelle strengstes Stillschweigen bewahrt, da eine Erklärung hierüber nicht möglich wäre, ohne die geheime Konstruktion des Bootes zu er wähnen. Man vermutet aber, daß eine GasoliuexplofiontmHinterteil des Schiffe- die Ursache war. Zurzeit der Katastrophe be fanden sich auf dem Schiffe 30 Mann, von denen sich niemand im Augenblick der Gefahr zu retten vermochte. Die Hoffnung, daß es ge lingen würde, die in dem gesunkenen Untersee boot eingeschlossenen Mannschaften zu rette», hat sich insofern erfüllt, als bei 27 Mann der Besatzung bereits am Dienstag das Befreiungs werk gelang. Schon am Nachmittag wurden zehn Mann der Mannschaft durch das vordere Torpedolaocierrohr ins Freie befördert, denen später weitere 17 Mann folgten. Als letzte verblieben auf dem Schiff der Kommandant, ein Leutnant und ein Matrose, die einige Stunden später leider nur als Leichen ge- 8s «« Haire sich beschäftigen zeichnuug sicher Leist u Rechte lehre „Augsburg" hatte sich neben die Unfallstelle gelegt und beleuchtete sie mit seinen Schein werfern, damit die Bergungsarbeiten während der Nacht keine Unterbrechung zu erleiden brauchten. Prinz Heinrich von Preußen, der eigentlich um 3 Uhr nachmittags zum Ordensseft nach Berlin abreisen wollte, weilte bis V-9 Uhr abends an der Unfallstelle. — Auf Offiziere r nächst ein schicken, die Flugkunst barer Syst einer chilen — Eine tollsühlte Tie Fliege kurzer dur landung d Courcy. S — Sei Flugs-lve Kolonialapl Madagasko Führung v stiege unte. Zwei- und Bate, erfroren, legte sich Müdigkeit Trier) in am ander« Borfi der Wohn explodierte Lampe, schwer ver Verletzten t X Bo in der He beschästiat wollte Eis gen« unt letzende W Dg der V dürfte er I gekommen Ende Der Ausst endet worl Ausnahme erfüllt hab reichen St besondere den Anteil Et» 's getötet, eines engt einen Elet einem Auf sich plötzlic sayen. Si wütende E herunter u Und benach eilte mit Elefant wl AuSbi Pest, die s wütet, deh> Regien« na aus. Wie Todesfall Weiterer sü gestellt w Einstellung Mukben. der Mand Unruhe. 5 kaum noch gierung st fischen 150 gegeben w, bewilligte! Ä Oer Raffee-Oorner. 2) Roman von Cyrus Townsend Brady. lAortsetzung.t Manchen andern, der nicht daran gewöhnt ist, hätte sier Luxus eingeschüchtert und bedrückt. EliaS D. Tillotson war aber keiner von denen, die sich einichüchtern ließen. Er war viel gereist und hatte viel gesehen, aber niemals hatte ihn irgend etwas verblüfft. Im übrigen war Mr. Tillotson, physisch gesprochen, kein großer Mann. Höchstens um zwei Zoll größer als Miß Livingstone. Und wenn diese eine hohe Frisur trug, dann waren sie wob! beide gleich groß. Dafür war er aber um volle fünfzehn Jahre älter als sie. Sein Haar und sein Schnurrbart waren schon weiß, er sah aber trotzdem blühend und gesund auS wie das Leben, und seine stahlblauen Augen zeugten von großer geistiger Frische, so lebhaft blickten sie drein. Und trotz seiner weißen Haare hatte er nicht eine Runzel in seinem jovialen Gesicht. Kurz, er war ein höchst an nehmbarer Mann, der einem ganz gut noch ge fallen konnte. So wie Miß Livingstone hatte auch Tillotson alles durchkostet, was die Welt ihm zu bieten mochte. MS junger Ingenieur war er vor etwa dreißig Jahren nach dem Westen, dann hinunter nach Mexiko und noch weiter hinab narb Brasilien gekommen, um sein Glück zu wachen. Als Eisenbahningenieur, Streckenpächter und schließlich als selbständiger Unternehmer hatte er sich ein „tteines" Vermögen von etwa fünf Millionen Dollar sowie ein Anteilsrecht auf Politische Kunäscbau. Deutschland. "Kaiser Wilhelm hat als Oberhaupt deS Ordens vom Schwarzen Adler am Mittwoch die Einführung des Reichskanzlers v. Bethmann-Hollweg in den Orden vorgenommen. "Im preußischen Abgeordneten- haute kamen zu Beginn der Etatsberatung die Moabiter Siraßenunruhen zur Sprache. Der Minister des Innern, v. Dallwitz, erklärte bei dieser Gelegenheit mit großem Nachdruck, daß die Polizei, trotz mancher offenbaren Miß- auch demjenigen, dem bei Erwerb eines Gläubiger- I rechts die Einleitung der Zwangsversteigerung nicht i bekannt war.— Ein weiterer Antrag des Abg. Cuno I verlangt auch die Hinzurechnung der Aufwendungen I für bereits beseitigte Bauten. Reichsschatzsekretär Wermuth bittet dringend, I diesen letzteren Antrag abzulehnen. Abg. Weber (nat.-lib.) spricht für seinen An- ! trag, der darauf abzielt zu verhindern, daß der Hypothekengläubiger, der ein Grundstück im Wege l der Zwangsversteigerung erwerben muß, noch eine I Zuwachssteuer zahlen muß, wenn der Wert zur Zeit - der Zwangsversteigerung gegenüber dem früheren ge- I stiegen war. Er bittet, bei der Berechnung den Wert des Grundstücks zur Zeit der Eintragung der ausgefallenen Forderung zugrunde zu legen. Im I übrigen unterstützt der Redner den Antrag der Volks partei betreffend die schon beseitigten Bauten, die andern Anträge lehnt er ab. Abg. Vogel (nat.-lib.) spricht in gleichem Sinn. Unlerstaatssekretär Kühn tritt dem Antrag Weber I entgegen. Nach kurzer weiterer Erörterung w.ird 8 10 im I wesentlichen in der Kommissionsfässung ange nommen. Damit wird die Sitzung vertagt. in dem reizenden Morgenrock, in dem sie ihm heute entgegentrat, war sie ihm noch niemals erschienen. Es lag so ein seltsamer Duft von Weiblichkeit über ihr, daß er ganz erstaunt darüber war. Es schien ihm, als ob sie mit jedem Kleide auch das Wesen ihrer Erscheinung gleichzeitig ändere und als zeige sie ihm immer neue Phasen ihres Charakters. Diesmal war es ein Bild süßester Unschuld, das ihm ent gegentrat, und keineswegs eine „gemachte" oder „gesuchte" Unschuld, nein, es war das Hervor treten der echten in ihr noch lebenden Weib lichkeit. „Guten Morgen, Miß Livingstone," sagte er, und sie ansehend, setzte er hinzu: „Nein, wissen Sie, wie Sie heute wieder aussehen k Ganz wunderbar. Ich habe Sie schon in vielen Kleidern gesehen, in so vielen, daß ich all mein Lebtag gar nicht gewußt habe, daß ein Mensch so viele Kleider zu tragen vermag. Aber das muß ich sagen, das Weiß, das steht Ihnen zu gut; bester als alles. Sie sehen aus wie . . . wie eine Rose . . . nur, daß die Rose rot ist und Sie find weiß." „Danke schön, für Ihr Kompliment," lachte Miß Livingstone. „Sie sind ja ebenso voetisch wie offen, und beides, Poesie und Offenheit, sind für New Jork etwas nanz Neues. Aber wollen Sie sich nicht setzen?" „Nein, danke, vielleicht setzen Sie sich, während ich stehe. Im Stehen fühle ich mich fester. Ich kann da den Dingen ruhiger ms Augen sehen. Ich habe nämlich ... ich ließ Ihnen sagen, daß ich etwas Wichtiges mit Ihnen zu sprechen habe." Von und feini. Die Leiche des zweiten Insassen des Ballons „Hildebrandt" gefunden. Schneller als man erwartet hatte, ist es gelungen, die Leiche deS Prokuristen Keidel, der mit dem Rechts anwalt Kohrs seinen Tod auf einer Fahrt mit dem Ballon „Hildebrandt" im Göhrensre bei Wildenbruch gefunden Hai, zu bergen. Die Bergung der Leiche gestaltete sich ziemlich schwierig, und großen moralischen Mut wie Mr. Cutter, aber er verfügte, im Gegensatz zu diesem, auch über ebensoviel persönlichen, das heißt physischen Mutt' und wäre er ein Bramarbas gewesen, so hätte er ruhig von sich behaupten können, daß er in seinem ganzen Leben das Gefühl „Furcht" noch nicht gekannt habe. Jetzt aber, in diesem prachtvollen Salon, pochte sein Herz wie das eines Schuljungen, und als er seine Hand wie prüfend ausstreckte, sah er zu seinem Staunen, daß sie zitterte. „Holla," sagte er halblaut. „Was ist denn das? Das hab' ich ja in meinem ganzen Leben noch nicht verspürt. Freilich ist's dies mal toller denn je. Und . . . neugierig bin ich, was sie dazu sagt. Der Gedanke, daß ich . . ." Nie, nie in seinem Leben noch hatte der Mut ihn verlaffen. Aber jetzt . . . „Ach was, ich tu's doch! Ich tu's. Und frage rund heraus, ob sie meine Frau werden will oder nicht?" 2. „Guten Morgen, Herr Tillotson." Die Stimme des geliebten Weibes, das eben in das Bibliotbekszimmer eintrat, weckte ihn aus all seinen Träumen. Tillotson hatte die Angebetete seines Herzens schon in einem Reitkleide gesehen, das ganz raffiniert darauf berechnet schien, ihre vollendete Figur so recht ins hellste Licht zu setzen. Er hatte sie schon in einer Demi-Toilette für Soiree wurs. Abg. Westarp (kons.) erklärte nochmals s Abg. Cuno (fortschr. Vp.) vertritt den von ihm die Zustimmung seiner Freunde zu 8 1 in der - gestellten Antrag, wonach die Hinzurechnung deS Fassung der Kommissionsbeschlüsse und betonte gegen- - nachweislichen Betrages einer ausgefallenen Forde- über dem Abg. Weber, daß als Ersatz der W:rtzu- rung zum Erwerbspreis nicht nur dem Htwolheken- wachssteuer eine Reichsvermögenssteuer von " " aus ihre Pflicht getan habe. Mit Bezug au; , Grundgedanken des Gesetzes an, konnte sich aber mit die Preußische Wahlrechtsrefo r m äußerle . vielen Einzelheiten nicht befreunden. Reichsschatz- der Minister, daß die Regierung in dieser Frage s sekretär Wermuth verteidigte nochmals den Ent- I -Ick jc Lassen Sie eilten Stuhl Mes Morg m entzück, «lud doch W lassen. i Fahren hattt Kunst der ätzten Zeit aber jetzt du fineder acwe . „Alle A narrte auf d Konzept zu „Hatten nagte mit ei Livingstone, den ihr Fuß „AVerdin Kahr, Sie k vnd ab gehe „Nicht tu »acht. . ." . „Spaß i das richtige aehen, wer siehe. Bei «was andre, nbgehen gut , „Bitte se stn. Ich b Tanz gut." „Ich Wei «eiß, daß L nächst gestatte ich mir daran zu erinnern, daß heute 40 Jahre verflossen sind, seitdem die Begründung des neuen Deutschen Reiches erfolgt ist. Leider habe ich gerade an diesem Tage Ihnen gleich eine traurige Mitteilung zu machen. Wie Sie alle wohl schon gestern erfahren haben werden, ist in der Kieler Bucht das Unterseeboot „II III" von einem Unfall betroffen worden. Bei diesem Unfall sind drei Menschenleben zu beklagen. Ich denke, der Deutsche Reichstag wird mit dem gesamten deutschen Volke diesen drei braven Männern, die in treuer Pflichterfüllung für das Vaterland ihr Leben einge- büßt haben, ein ehrenvolles Andenken bewahren, so gut als wenn sie in Feindes Land gefallen wären. (Die Abgeordneten haben sich von ihren Plätzen er hoben.) Ich stelle fest, daß Sie sich zum Zeichen dessen von den Plätzen erhoben haben. Das Haus tritt in die Tagesordnung ein und setzt die zweite Lesung des Reichswertzu wachssteuergesetzes fort. Sämtliche Abänderungsanträge werden abge lehnt, der 8 1 in der Kommissionsfassung ange nommen. Auch zum 8 4 liegt eine Reihe von Abände rungsanträgen der Freikonservativen, Nationallibera- len, Zentrum, Fortschrittler und Sozialdemokraten vor. Reichsschatzsekcetär Wermuth: Den Anträgen und Wünschen des Bergbaues ist doch in sehr hohem Maße in der Kommission Rechnung getragen. Der Antrag Weber geht über die Beschlüsse der Kom mission ganz erheblich hinaus. Er bedeutet einen nicht unbedenklichen Schritt auf dem Wege, die Steuerbefreiung nicht nur bei der Konsolidation, sondern auch der Fusion maßgebend sein zu lasten. Neben den Verhältnissen im Siegerland kommen doch auch Rheinland, Westfalen, Lothringen, Oberschlesien in Betracht, wo Zusammenlegungen mit Hütten zu meist doch aus Rücksicht auf das Kohlensyndikat, häufig auch mit großen Gewinnen, erfolgen. Zum Anträge der Sozialdemokraten enthalte ich mich billig einer Äußerung, weil er die Wiederherstellung der Regierungsvorlage will. Nach weiterer kurzer Debatte werden die 88 4, 5, 6, 6a, 7 und 8 in der Fassung der Kommission angenommen. Nach 8 8 a Absatz 2 bleibt es den Landesregie rungen überlasten, im Einverständnis mit dem Reichskanzler zu bestimmen, daß bei der Wertfest setzung Einheitspreise zugrunde zu legen sind. Abg. Trimborn (Ztr.): Wir haben dagegen die größten Bedenken, weil wir der Regierung damit eine unbegrenzte Vollmacht geben. Unterstaatssekretär Kühn: Solche Einheitspreise haben sich durchaus bewährt. Steuererheber und Steuerzahler sind damit zufrieden. Es wäre nicht zweckmäßig, wollte man dieses Verfahren, da wo es besteht, unmöglich machen. Bei einer Ausdehnung dos Systems muß man natürlich die größte Vorsicht walten lasten. Abg. Südckum (soz.): Wir fürchten, daß man landwirtschaftliche Grundstücke mit einem viel höheren Einheitspreis als üblich ansetzen wird. Staatssekretär Wermuth: Wir haben mtt dieser Bestimmung nur die Absicht, den Gang der Dinge zu vereinfachen, auch im Interesse des Zensitem Die örtlichen Verhältnisse werden natür lich berücksichtigt werden. Wenn Sie besondere Kautelen in diesen Absatz bringen wollen, gut, wir haben nichts dagegen I Wir bitten Sie, kein Miß trauen zu haben. vierzig Jahre deutscher Einheit. Der 18. Januar ist in allen deutschen Gauen festlich begangen worden. Diese vierzig jährige Gedenkfeier der deutschen Einheit hat gezeigt, daß der Reichsgedanke mächtig erstarkt ist. DaS deutsche Volk gedenkt dankbar jener großen Zeit, die in blutigem Kampf und ruhm vollem Sieg das Deutsche Reich geschaffen hat. Die Gründung des Reiches war ein Abschluß und ein Anfang. Sie hat alte Hoffnungen er füllt und neue begründet. Die Entwickelung eines Volkes ist Kampf «nd abermals Kampf. Nach eigenem Gefühl und Urteil mag jeder sich die Frage beantworten, ob die Entwickelung deS Reiches, die politische, kulturelle und wirtschaft liche Stellung, die das deutsche Volk in den letzten vier Jahrzehnten erreichte, die Hoff nungen jener Generation enttäuscht hat, die jene Kämpfe um die Einheit erlebte. Mit Recht schreibt die ,Nordd. Allg. Zig.': „Wer vorurteils frei auf die Dinge sieht, wird zugestehen müssen, daß noch nie ein Volk in so kurzer Spanne Zeit auf allen Gebieten so weit und energisch fortgeschritten ist, wie das deutsche. Und doch ist sicherlich noch nie während einer Zeit solcher Entwickelung so viel von dem Mißmut, der weite Schichten des Volkes ergriffen haben soll, von Verärgerung die Rede gewesen. Diese Er scheinung ist zum Teil Mangel an Sinn für das Ganze und Mögliche, zum Teil Ausfluß einer einseitigen Auffassung von dem Inhalt des Fortschritts, die mit dem Leben der Nation nichts zu tun hat. Wo sie weder das eine noch das andre ist, wird man auch in ihr eine Folge des steten Strebens zu sehen haben, das alle Teile des Volkes erfaßt hat, alle Stände treibt, sich emporzudrängen, Geltung und Einfluß zu erlangen. Mithin ist auch sie ein Zeichen der Stärke und nicht der Schwäche. Es ist ver ständlich, daß in einer Zeit, in der die vitalen Interessen des Ganzen gesichert erscheinen, die Kämpfe und Interessengegensätze der Teile in den Vordergrund treten und das einende Inter esse vorübergehend zu überwuchern scheinen. Gerade in den Äußerungen dieser Uberwuche- rungen, in dem Schauspiel von Zerrissenheit und unfruchtbarem Hader, das die heutige parteipolitische Lage bietet, liegt die wirkliche Ursache jener Unzufriedenheit. Die Nation empfindet, daß auch der deutschen Gegenwart, wenn auch in veränderter Form, jene Neigung zur Sonderbildung nahe liegt, die die Tragik der deutschen Ver gangenheit war, daß auch die Gegenwart des gemeinsamen Idealismus jener Zeit bedarf, deren wir am 18. Januar gedenken. Wenn der Deutsche mit Stolz auf die Entwickelung der Nation sehen kann, so darf doch dies Gefühl deS Stolzes nicht dazu führen, daß die Nation in selbstgefälliger Zufriedenheit sich mit dem Er reichten bescheide. Niemand verlange von den Unzufriedenen Zufriedenheit. Beide, Zufrieden heit und Unzufriedenheit, sind unfruchtbar. Zwischen beiden liegt das Leben mit seiner Hoffnung, seiner Arbeit und seiner Forderung rafttosen Mühens um das Wohl der gegen wärtigen wie der kommenden Deutschen." Abg. Binder (soz.) beantragt die Streichung „Hltdebrandt". Herr Keidel hat anfqemenv der Hinzurechnung der Aufwendungen für Bauten, Schwimmversuche gemacht, denn der Mantel Umbauten und sonstigen dauernden besonderen Ver- wurde mit aufgeschlagenen Ärmeln gefunden, besserungen, sowie der s' ' . und Theater bewundert. Er hatte sie in „ .. j Straßentoilette gesehen. In reicher Salontoilette Tillotson hatte nun zumindest einen ebenso beim großen Diner. So entzückend aber, wie - Frankreich. *Auf den Ministerpräsidenten Briand wurde in der Kammer von einem geisteskranken ehemaligen Gerichtsbeamten, der sich für seine Entlassung aus dem Staatsdienst rächen wollte, ein Revolverattentat verübt. Briand blieb unverletzt, dagegen wurde Ministerial direktor Mirman leicht am Bein verletzt. * Einen bemerkenswerten Beschluß hat der Senat gefaßt. Er hat mit großer Stimmen mehrheit einen Gesetzentwurf angenommen, der eine Einschränkung der Schank st ätten vorsieht. Nach der Stimmung der Kammer darf mm annehmen, daß der Entwurf sehr bald Gesetzeskraft erlangen wird. Italien. * Der Papst hat wieder einen starken Gichtanfall erlitten. Wenn auch kein Anlaß zu besonderer Besorgnis vorliegt, so sind doch alle Empfänge und Audienzen bis auf weiteres abgesagt worden. Schweden. * Der Reichstag ist vom König in feierlicher Weise eröffnet. Die Thronrede weist zu nächst auf die schwebenden Handelsver tragsverhandlungen mit Deutsch land hin und betont sodann, daß die Be ziehungen zu allen Mächten vorzügliche seien. Ferner hebt die Thronrede den großen wirt schaftlichen Aufschwung des vergangenen Jahres in Schweden hervor und kündigt an, daß der Gesetzentwurf über das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeiter, der vom letzten Reichstag abgelehnt wurde, dem Reichstag den Wünschen der Mehrheit entsprechend in abge änderter Form wieder zugehen werde. Portugal. * Die Regierung läßt durch ihre auswärtigen Gesandtschaften erklären und gibt auch im .Amtsblatt' bekannt, daß die Ruhe überall hergestellt und daß der Streik in den meisten Betrieben beendet sei. Der Ministerrat hat — offenbar ein Zeichen für die Wiederkehr normaler Verhältnisse — mit der Beratung eines Wahlgesetzes begonnen. Balkanftaate«. * Verschiedene Blätter haben die Nachricht verbreitet, der Sultan Mohammed V. werde im Laufe dieses Jahres eine Reise an die europäischen Fürstenhöfe unternehmen. Dem gegenüber wird in Konstantinopel amtlich fest gestellt, daß an eine solche Reise des Sultans nicht zu denken sei. * Nachdem es eine Zeitlang schien, als ob der den Türken so gefährliche Aufstand in Arabien beendet sei, dringen jetzt Nachrichten an die Öffentlichkeit, aus denen ersichtlich wird, daß die revolutionäre Bewegung, die gegen alle Reformen gerichtet ist, immer weiter um sich greift. Die Regierung hat sich deshalb genötigt gesehen, bedeutende Verstärkungen in die Un ruhegebiete zu entsenden, da an manchen Orten die Regierungstruppen durch überlegene Araber- Abteilungen ernstlich bedroht sind. «WSWÄ-l-WM-M Zus ciem Keicbstage. Die zweite Beratung des Reichswertzuwachs steuergesetzes wurde am Dienstag fortgesetzt. Abg. Dirksen (freik.) erklärte im Namen der größeren Anzahl seiner Freunde sich für die Steuer. Natürlich müsse der ländliche Grundbesitz anders behandelt werden, als der städtische. Dagegen befürchtete der Abg. Seyda (Pole) von der Steuerfreiheit der Bundesstaaten eine Förderung der preußischen An siedelungspolitik. Die Abgg. Raab (wirtsch. Vgg.), Werner (Rfp.), Pauly-Cochem (Zentr.) und Südekum (soz.) waren mit der Vorlage im Grunde genommen einverstanden. Reichsschatzsekretär Wermuth bat darauf nochmals um Ablehnung aller Abschwächungsanträge. Abg. Neumann- Hofer (fortschr. Vp.) befürchtete durch die Ab schwächung der Vorlage einen zu geringen Ertrag, Abg. Vogel (nat.-lib.) dagegen eine Belastung der vorn- , gläubiger gestattet sein soll, der im Wege der Zwangsversteigerung ein Grundstück erwirb , sondern
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)