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Y W Bezugspreis: vierteljährlich 1.20 Mk. frei ins Haus. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jährlich 1.—. Einzelne Nummer 10 Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Abend. Statt K — , > s Anzeigenpreis: Für die klein-spaltige Korpus-Zeile oder deren Raum 10 Pfg. — Im Reklameteil für die kleinspaltige Petit. Zeile 25 Pfg, Anzeigenannahme bis 12 Uhr mittags Beilagegebühr nach Vereinbarung. l! - - - —Ü des Gemeinderatss und Gemeindevorstandes zu Gttendorf-Moritzdorf. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode" Druck u. Verlag der Fa. H. Rühle, Inh. R. Storch in Groß-Vkrilla. Für die Redaktion verantwortlich R. Storch in Groß-Vkrilla. Nummer 4. Sonntag, den 8. Januar 1911 10. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. VäHrhtiuzitkttte Mitteilungen Und der Redaktion stets willkommen Vttendorf-Dkrilla, 7. Januar M —* Wit man Männer glücklich macht, können wir heute gleich, auf einige an uns er gangene Anfragen verraten. Und naturgemäß ist die Beantwortung dieser Frage für einen Vertreter des Junggesellenstandes leichter, als die in voriger Nummer, denn da konnte diese oder jene Leserin denken: „Was versteht der davon! !" — Wie unzählige male im Leben kommt es vor, daß der Mann im harten Kampf um da« tägliche Leben entmutigt wird, daß er erlahmt an sckier unüberwindlichen Schwierigkeiten. Das ist der Moment, wo die Kraft der Frau im Unterstützen und Tra gen einzusetzen hat. Zu seinem Weibe soll der Mann stch aussprechen und bei ihr Veiständ- niS, liebevolles Eingehen und Ermutigung finden. Ihr Zuspruch kann von ungeheurem Wert sür ihn sein. Schon das Gefühl, sich verstanden zu wissen, bei seinem Weibe unbe dingtes Vertrauen und Glauben zu finden, hat so manchem das Selbstvertrauen wiederge- geben und ihm den Mut zu neuem Kamps verliehen. Keine Frau sollte diese ihre eigenste Kraft unterschätzen, sondern die Verantwortung voll fühlen, die ihr obliegt; den Mann zu stützen und zu ermutigen in allen Widerwärtig keiten des Lebens, denen er zuweilen leichter erliegt, al» eine an den Kampf gegen das Kleinliche gewöhnte, tapfere Frau. Leider gibt r» Frauen, die das gerade Gegenteil von dem tun, wie vorstehend gesagt. Statt ihrem Manne die Sorgen von der Stirn zu scheu chen, ärgern sie ihn bei jeder Gelegenheit, miß gönnen ihm jedes Vergnügen, sind obendrein Noch grundlos eifersüchtig und was der schönen Dinge mrhr find. Für geschäftliche Sorgen bringt manche Frau ihrem Manne oft keine Spur von Verständnis entgegen. —* Den Hohneujahrsfeiertag haben wir hier im Sachsenland vor anderen Europäern voraus Naturgemäß feiert man die Feste wie sie fallen. Testern aber hatten wir hier in unserem drei- Amtlicher Teil. Die Anmeldung für die Rekrutierungsstammrolle hat seitens aller dauernd hier aufhältlichen, bezw. hier wohnhafter und zur Zeit auf Reisen oder sonst nur zeitig abwesenden, dem Deutschen Reiche angehörigen Militärpflichtigen, welche im 1911 äas 20. D6b608jkrkr voUenäen oder über ihre Dienstpflicht von den Grsatzbehörden eine entgiltige Entscheidung nicht erhalten haben, in der Zeit vom f5. Januar bis b Februar M im Gemeindeamt unter Abgabe der Geburts- bezw. Losungsscheine persönlich zu erfolgen. Zeitig abwesende Militärpflichtige sind durch ihre Eltern, Vormünder, Lehr-, Brot- oder Fabrikherrn vorschriftsmäßig zur Stammrolle anzumelden. Unterlassung der Anmeldung zur Stammrolle wird mit Geldstrafe bis zu 30 Mk. oder mit Haft bis zu 3 Tagen bestraft. Ottenckoi-k-filoritrckorf, den 8 Januar 1911 Der Gemeindevorsiand. Hunä68lt>u6r betr. Alle Hundebesitzer in hiesiger Gemeinde werden nach § 3 des Gesetzes vom 18. Ang. 1868 in Verbindung mit § 3 der Ausführungsverordnung zu diesem Gesetze aufgefordert, die am 10. ä. 4. in ihrem Besitze befindlichen Hunde bis spätestens rum 31. 68. M8. schriftlich oder mündlich, ungeachtet der durch den Schutzmann vorzunehmenden Nachauf zeichnung, hier anzuzeigen. Die Hundesteuer fürs lausende Jahr ist am 31. Januar ä8. 3. bei der hiesigen Gemeindekaffe gegen Entnahme der Hundesteuermarke zu entrichten. Nach Fristablauf beginnt das geordnete Beitreibungsverfahren. Otteoäork-Aloriträork, am 4. Januar 1911. Der Gemeinäevorltanä. I)L8 ZetilaKen von 150 vbm 81siotzll soll SonntLA, äen 8. Farmar 1911, llavbmrttaK8 2 Odr an die MuäeatLoräernäen verg-ben werden. Sammelort der Bieter: ksätzdürser 81ra886. Ottklläork-Rorlträork, den 2. Januar 1911. Der Gemrinderat. namigen Eingemeindeort noch etwas Besonderes voraus. Konzert des Gemischten Chores! Der Verein gab seinem Konzert eigenen Reiz durch die Anordnung desselben. Wie gerne lauscht man solch vortrefflich vorgetragenen Liedern, wie „O Täler weit" oder „Wunder bares, tiefes Schweigen", die im verein mit den weich und gewinnend vorgetragenen Tenor solls: „Willkommen, mein Wald" und „lieber allen Gipfeln ist Ruh" herrlichen WaldeSzauber auSströmlen. Und gut tat man mit der Wahl des Liedes: „Fröhliches Wandern durch Wald und Feld" unseres heimischen Komponisten, de» Herrn Lehrer Weber, da» von ihm selbst diri giert wurde. Denn der WaldeSzauber weckte die Sehnsucht und die lockende, flott geschrie. bene Weise riß zu fröhlichem Wandern mit fort. Der zweite Teil trug wesentlich veränderten Charakter. „GermaniaS Rheinwacht" war diese Vortragsfolge beliebter nationaler Gesänge und Dichtungen überschrieben» Und ist wohl der stürmische Applaus gerade darin zu suchen gewesen, daß besonders ein gemischter Chor von solch guter Schulung, wie öer hiesige zur Wiedergabe selten gut geschaffen erscheint. — Im dritten Teil erschien die Jugendmühle mit ihrem Wunder, alte Weiber jung zu machen. Das war so recht etwas sür unsere lebens frohen Ottendorfer. Diese Mischung von alt- movifcher Kokettrie, reizendem, schelmischen Ausgelassensein junger Mädchen - Blüten, prächtigem Spiel und guter Mimik und der anmutige Schrittreigen der verjüngten Kränzchen damen I! Die Hauptrollen logen in guten Händen. Stürmische Heiterkeitserfolge erregte die Altjungsernlostümierung und dankbarer Schlußapplaus, der dem ganzen, trefflich gelungenen Konzert galt, konnte die Ver anstalter erfreuen. Dresden. Im Zentrum Dresdens soll ein Eispalast erbaut werden. Ein Konsortium ist bereits gebildet. Der Palast soll eine Fläche von ca. 1500 Quadratmetern erhalten und auch zur Abhaltung von Vergnügungen und ander en sportlichen Veranstaltungen dienen. Briesnitz. Emen BetrugSverfuch unter nahm eine Frau bei der Sparkaffe. Kurz vor Kaffenschluß ließ sie durch einen Agenten ein gefälschtes Sparkaffenbuch vorlegen, um darauf einen größeren Betrag zur Rückzahlung zu fordern. Die Fälschung war dadurch be werkstelligt worden, daß an den Einzahlungs betrag in Höhe von 300 Mk. eine Null an- gehängt und aus 300 in Buchstaben Drei tausend gemacht worden war. Die Beamten bemerkten jedoch den Schwindel. Grunau. In der Nähe des Schütze!- scheu Gasthauses gingen dieser Tage die Pferde eines Schlittens durch, in dem das GutSb-sitzerSehepaar Rost mit einem befreunde- ten Ehepaar Platz genommen hatte. Bei der tollen Fahrt stürzte der Schlitten um und die Insassen wurden herausgeschleudert. Rost er litt schwere Verletzungen, u. a> einen Rippen bruch und eine Verletzung des Nasenbeines, während die übrigen Insassen mit leichteren Verletzungen davonkamen. SpanSberg. Am Rande eines Erd- hügels in der Nähe des Görisch fand ein hiesiger Gutsbesitzer etwa einen halben Meter lief unter der Erdoberfläche eine gut erhaltene schön geformte Urne, die mit Asche und Knochenresten gefüllt und mit einem Deckel verschlossen war. Schon mehrfach sind hier beim Ackern Scherben von vorchristlichen Ge säßen zutage gefördert worden, und mit Sicherheit kann man darauf .schließen, daß im Gebiete Haidehäuser-Spansberg-Nieska wenig stens eine altheidnische sorbische Siedelung be standen hat. Oschatz. Die Frau des Gutsbesitzers Käseberg in Schladitz, die an einer Lungenent zündung darniederlag, hat sich in einem un bewachten Augenblick im Fieber aus dem Fenster gestürzt und war sofort tot- Zschöllau bei Oschatz. Hier leuchten bis 10 Uhr die elektrischen Lampen auf Kosten der Gemeinde. Wer sich später noch heim leuchten will, hat ein Zehnpfennigstück in den Automaten einzuwerfen, worauf alle 23 StraßenlampeN 13 Minuten lang in Tätigkeit treten. Das genügt, um den Ort zu durch wandern. Wüstenbrand. Beim Rangieren ge riet vorgestern abend der 24 Jahre alte Bahn arbeiter Römisch auf dem hiesigen Bahnhofe zwischen die Puffer. An den schweren Ver letzungen starb er. Röhmisch hatte erst zu Weihnachten geheiratet. WaltherSdorf i. E. Zn der Adler- scheu Fabrik explodierte der Kessel eines Wafferstoff-GaSavparates, als ein Techniker an der elektrischen Leitung beschäftigt war. Durch den berstenden Kessel wurde drr Ar beiter schwer verletzt. Der verzweifelte Liebhaber. Studieren will nichts bringen, Mein Rock hält keinen Stich. Meine Zither will nicht klingen, Mein Schatz, der mag mich nicht. Ich wollt', im Grün spazierte Die allerschönste Frau, Ich wär' ein Drach und führte Sie mit mir fort durchs Blau. Ich wollt', ich jagt gerüstet Und legt' die Lanze aus Und jagte all' Philister Zur schönen Welt hinaus. Ich wollt' ich säß' jetzunter Im Himmel still und weit, Und früg' nach all' dem Plunder Nichts vor Zufriedenheit! Mancherlei. — Eine schnurrige Geschichte wird aus Pforzheim erzählt: Ein Anonymus hatte jsich den Scherz geleistet, dem Oberbürgermeister Habermehl in edelmütiger Absicht 10 Mark zu übersenden, mit der Bestimmung, diese Summe auf Zinsen und Zinsek-zinsen bis zum Jahre 2300 anzulegen, um die hierdurch gewonnene Summe zu wohltätigen Zwecken zu verwenden. Den klugen Stadtoätern von Pforzheim schien aber nun das gegenwärtige Wohl und Wehe chrer Stadt mehr am Herzen zu liegen al» eine so verwegene Wirtschaftspolitik, und so orderten sie denn den Anonymus in öffentlicher Erklärung auf, seine Einwilligung dazu zu geben, daß das Geld schon jetzt einer wohl- ätigen Stiftung zugeführt werde. Fall» er binnen 14 Tagen keine Gegenerklärung abgebe, werde demgemäß verfügt werden. Damit war aber der edle Menschenfreund durchaus nicht einverstanden und er machte geltend, daß das StistungSkapital, Zinsen und Zinseszinsen nur zu 3l/z Prozent jährlich gerechnet, schon im Jahre 2000 auf 120 Mk., bis zum Jahre 2100 auf 3300 Mk. im Jahre 2200 auf nahezu 90000 Mk. und im Jahre 2300 aus rund 2^/z Millionen Mk. angewachsen sei, sodaß also vom Jahre 2301 an, alljährlich die stattliche Summe von rund 100000 Mk. zur Verteilung gelangen könnte. Den erste 8ckoauklug in Vrescken. Plakate an den Anschlagsäulen verkündeten vor einigen Tagen, daß am HohneujahrStag zum ersten Male in Dresden offiziell geflogen werden würde. Grade und Kahnt, beide Grade piloten, wollten aussteigen. Der Königlich Sächsische Verein für Luftschiffahrt hatte die Veranstsltung übernommen und allenthalben waren die in bezug auf die Flugkunst in Dresden etwas skeptischen Dresdner gespannt, wie stch die Dinge auf der Seidnitzer Renn bahn entwickeln würden. Um 2 Uhr 45 Min. fuhr der Pilot Kahnt nur etwa 50 M auf dem Erdboden an, um sich dann schlank in die Lüfte zu erheben. Er flog etwa 4 Runden in 3 Min. 46 Sek. in einer Höhe von 30 m. Der Flug gelang ausgezeichnet und der Pilot ging im Gleitflug mit abgestelltem Motor zur Landung, die ganz glatt erfolgte, über. Da nach ließ Grade anlaufen und schraubte stch auf etwa 150 m in die Höhe. Er flog in weitauslausenden Runden um den Platz und blieb 8 Minuten 23 Sek. in der Luft. E» gewährte an dem klaren Himmel einen ganz wundervollen Anblick, die Riesenvögel dahin schweben zu sehen. Bald danach erhoben stch beide Flieger fast gleichzeitig in die Lust und Kahnt flog unten, Grade oben dahin. Schneller und schneller wurde das Tempo und Grade stieg bis auf etwa 300 Meter empor. „Man fliegt nach" summte man un willkürlich vor sich hin. Grade flog nach der zweiten Runde eine starke Rechtskurve zu einer Achterschleise, mit der er dereinst den Lanz« preis der Lüfte mit 40000 Mark gewann. Nach 5 Min. 57 Sek. ging Kahnt im Gleit flug nieder, während Grade noch einmal weit ausladend über die nächsten Häuser hinweg flog, um auch den Zaungästen einen Begriff davon zn geben, wie weit die Aviatik in Deutschland bereits gediehen ist. Als er dann wieder über den Schuppen daherkam, unternahm er das Bravourstück, in einem ganz steilen Winkel aus etwa 300 m im Gleitflug nieder zugehen. Das Kunststück, das dem wage- mutigen Piloten ein laute« Hurra eintrug, gelang vollkommen. Auf dem Boden ange kommen, ließ Grade den Motor wieder an springen und fuhr auf den Anlaufrädern auf dem Landweg zum Schuppen zurück. Morgen am Sonntag sollen die Flüge in gleicher Weise auf der Rennbahn wiederholt werden. Kirchrnnachrichten. Sonntag, den 8. Januar 1911 Ottendorf-Okrilla. Vorm, r/,10 Uhr: PredigtgotteSdienst Medingen. Vorm. 9 Uhr PredigtgotteSdienst Großdittmannsdorf Nachm. 1 Uhr PredigtgotteSdienst