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Ottendorfer Zeitung : 21.12.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191012215
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19101221
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19101221
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-12
- Tag 1910-12-21
-
Monat
1910-12
-
Jahr
1910
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 21.12.1910
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Carnegies Friedensstiftung. Der Amerikaner Carnegie, einer der reichsten Männer der Ver. Staaten, der schon 170 Millionen Dollar für gemeinnützige Zwecke gestiftet hat, interessiert sich lebhaft für die Idee des ewigen Friedens. Um sie zu fördern, hat er jetzt aber mals 10 Millionen gestiftet. Zum Verwaltungs- rat des neuen Friedensfonds gehören u. a. auch die früheren Botschafter in Deutschland White und Tower. In der Urkunde seiner Weltfriedens-Stiftung führt Andrew Carnegie nach Darlegung der geschäftlichen Punkte wört lich aus: „Zwar sind wir keine Menschenfresser mehr, keine Folterer unsrer Gefangenen und keine Räuber, die Nochbarstädte plündern und deren Einwohner erschlagen. Und doch töten wir einander im Krieg noch wie Barbaren. Im 20. Jahr hundert kann man nur für das wilde Tier eine Entschuldigung finden, wenn es ein der artiges Verbrechen wie den Krieg begeht; denn Krieg ist keine Rechts-, sondern eine Machtfrage. Die Nation lädt eine schwere Schuld auf sich, die das Schiedsgericht von sich weist und seine Streitigkeiten vor ein Tribunal bringt, bei dem das Recht kein Wort mitzusprechen hat. Für den besten und am leichtesten zu beschreitenden Weg zur Sicherung des dauernden Friedens halte ich einen Ausbau der von Präsident Taft verkündeten Grundsätze. Er sagte in einer Rede vom 22. März 1910: „Unsre Schiedsgerichtsverträge enthalten auf meine Veranlassung hin einen Punkt, der Streitfragen der Nationen einem internationalen Schiedsgerichshof überweisen will. Ich persönlich sehe nicht ein, warum Fragen der nationalen Ehre nicht ebensogut wie Streitigkeiten über Eigen tum und Eigentümer einem Schiedshof unter breitet werden können. Die englische Regierung scheint bereits den Wunsch zu hegen, alle Streit fragen mit Nordamerika durch Schiedsspruch bei zulegen. Hat aber England erst einmal einen derartigen Vertrag geschloffen, dann werden die andern Nationen nicht mehr lange auf sich warten lassen." — Die Anerkennung der hoch herzigen Idee Carnegies soll gewiß nicht ge schmälert werden, aber der Vorurteilsfreie wird doch den leisen Zweifel nicht überwinden können, daß die nicht zu verkennende Macht deS Geldes an der ungeheuren Aufgabe scheitern muß, die Carnegie ihr hier zu lösen gestellt hat. Wer verurteilte nicht den Krieg, wenn er auch nur einmal sich die Mühe nahm, neben den Helden- taten, die er ohne Zweifel gebiert, auch die Greuel zu studieren, die eben nun seine Eigen tümlichkeit sind. Und dennoch will es scheinen, als ob es vom Geist der Menschen, vom Geist der Nationen Unmögliches verlangen heißt, wenn man den Trieb, sich durchzusetzen, in ein enges Paragraphennetz bannen will. Wenn aber die 24 Männer, denen Herr Carnegie seine Millionen zum Friedenswerk anvertraute, zu nächst dafür sorgen wollen, die schier unüber brückbaren Wirtschaftlichen Gegensätze gewisser Völker zu mildern, so hätte auch bei dem geringsten Erfolge das Kapital schon reichlich Zinsen getragen. H"" 'in politische Kunälchau. Te«tschla«d. * Auswärtige Blätter wissen zu berichten, baß Kaiser Wilhelm gelegentlich seiner nächsten Biittelmeerfahrt einen Abstecher nach Ägypten machen wird. In Berliner Hof- keisen ist von einer solchen Absicht des Monarchen nichts bekannt. "Die elsaß-lothringische Ver fassungsvorlage ist vom Bundesrats- ausschuß nach Überwindung nicht unerheblicher Schwierigkeiten mit einer ansehnlichen Mehrheit angenommen werden. * Die Verhandlungen über den deutsch- schwedischen Handelsvertrag find! bis auf weiteres unterbrochen worden. Gegen- i über der Meldung, daß sie als aussichtslos ab gebrochen worden sind, ist auf eine amtliche Meldung zu verweisen, wonach die Beendigung der Verhandlungen nach Neujahr in Berlin statt finden soll. * Das Ergebnis der kurzen Reichstags- tagung, die am Mittwoch bis zum 10. Januar nächsten Jahres unterbrochen wurde, erfährt in der Presse eine verschiedene Beurteilung. In einer Erkenntnis stimmen indes alle Presse berichte überein, daß nämlich die Verhandlungen über den Etat gezeigt haben, wie schwer eine Einigung unter den bürgerlichen Parteien für die kommenden Reichstagswahlen zu erzielen sein wird. * Ein in diesen Tagen herausgegebener Er laß des Kultusministers ordnet eine Erhebung über das Hilfsschulwesen in Preußen an. Das Ministerium hat an die verschiedenen Bezirksregierungen Fragebogen zur Weitergabe an die Stadtschuldeputationen und Gemeinde behörden versandt, die sehr eingehende Ermitte lungen über den Stand des Hilfsschulwesens zurzeit und zurück bis zum Jahre 1906 er fordern. * Bei der Ersatzwahl zum preußischen Landtage im vierten Wahlbezirk des Regie rungsbezirks Magdeburg wurde der bis herige Vertreter, der Nationalliberale Schiffer, mit allen abgegebenen Stimmen wiedergewählt. — Bei der Landtagsersatzwahl in Schroda wurde für Dr. Szuman Rechtsanwalt von Tromczynski (Posen) mit 260 Stimmen Mehrheit gewählt. Österreich-Ungar«. * Gegen die Fleisch einfuhr aus Argentinien erhebt der Landeskulturrat für Böhmen jetzt energischen Einspruch. Er stellt fest, daß infolge der sich überaus schnell ausbreitenden Maul- und Klauenseuche in Österreich rund 500 000 Rinder, in Böhmen allein 80 000 erkrankt sind. Er wendet sich da her gegen die Vieheinfuhr aus Italien, Holland, Frankreich und andern Ländern. Die Kund gebung fordert eine Entschädigung der Land wirte ans dem Staatsschatz für die ihnen aus der Maul- und Klauenseuche entstehenden Schäden. — In der Eingabe, die der Kulturrat an die Regierung richtet, wird aber nicht be gründet, in welchem Zusammenhang der Aus- bruch der Maul- und Klauenseuche mit der argentinischen Fleischeinfuhr steht. Frankreich,. "Die Frage der Wahlreform in Frankreich ist bisher ihrer Lösung durchaus noch nicht nähergerückt. Es läßt sich nicht ver kennen, daß die Schwierigkeit der Entscheidung dieser Angelegenheit, seitdem die Regierung sich gegen die Verhältniswahl ausgesprochen hat, noch gewachsen ist. Der Senat ist diesem Wahlsystem überaus abgeneigt, der Widerstand dieser Körperschaft könnte aber nur dann ge brochen werden, wenn in der Deputierten kammer eine sehr starke Strömung für die Verhältnis wahl bestände und dir Regierung in derselben Richtung einen Druck ansübte, was aber nicht der Fall ist. Die Aussichten für das Durch dringen dieser Wahlreform find somit als äußerst ungünstig zu bezeichnen. — Die Gerüchte, daß sich Ministerpräsident Briand mit Rück» trittsgedanken trage, entsprechen nicht den Tatsachen und sind offenbar von seinen Gegnern verbreitet worden, um die Stimmung zu erkunden. Schweiz. * Zum Bundespräsidenten und da mit zum Leiter der Auswärtigen Angelegen heiten der Schweiz für das Jahr 1911 ist Marc Ruchet (radikal) von der Bundesversammlung gewählt worden. Rußland. "Die Meldung Petersburger Blätter, daß der Zar im kommenden Frühjahr eine Balkanreise unternehmen wird, bestätigen sich nicht, vielmehr haben sich die Verhand lungen über einen geplanten Besuch in Sofia, der bulgarischen Hauptstadt, aus unbekannten Gründen zerschlagen. "Infolge der lebhaften Beunruhigung, die die vom deutschen Reichskanzler in seiner Etats rede angekündigte Annäherung zwischen Ruß land und Deutschland jenseits der Vogesen hervorgeruten Hot, hat der russische Minister des Äußeren sich veranlaßt gesehen, einem französi schen Presseberichterstatter folgende Erklärung abzugeben: „Meine Unterredungen mit dem Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg und dem Staatssekretär v. Kiderlen-Wächter hatten die vollständige Unversehrtheit der geaenwärtigen Gruppierung zur Grundlage ge habt. Die deutschen Staatsmänner wissen, daß Rußland seine Verpflichtungen immer treu halten wird und weder einen Grund noch einen Vor wand hat, dem engen Bündnis mit Frank reich oder seinem herzlichen Einvernehmen mit England zu entsagen." Hoffentlich ist man in Frankreich nun befriedigt. BalkanKaate«. * Die auf der Intel Kreta beglaubigten Konsuln der Schutzmächte haben dem kretischen Vollzugsausschuß folgende Note ihrer Regie rungen zur Kenntnis gebracht: „Die Hoheits - rechte der Türkei über Kreta find und bleiben von den Mächten anerkannt. Daher besteht kür die türkische Regierung kein Anlaß, den Vorgängen in der kretischen National versammlung Aufmerksamkeit zu schenken. Diese hat bereits Kundgebungen für einen Anschluß Kretas an Griechenland veranstaltet, die aber obne Einfluß waren auf den Entschluß der vier Mächte, die Hoheitsrechte der Türkei zu wahren. Hinsichtlich der künftigen Verwaltung der Insel sind die vier Schutzmächte entschlossen, diese Frage zu prüfen, sobald sich eine günstige Gelegenheit dazu bieten wird." — Den Kretern wird also jede Hoffnung auf Verwirklichung ihrer Wünsche genommen, ohne daß ihnen end gültig etwas über das Schicksal der Verwaltung der Insel mitgeteilt wird. "Die türkischeRegierung muß schon wieder ihre volle Aufmerksamkeit Arabien zuwsnden, wo eine große Strecke der Heb sch as- bahn (am Toten Meere) in die Hände räube rischer Beduinenstämme gefallen ist. Man hat in Konstantinopel umfangreiche Maßregeln zu einer Strafexpedition getroffen. Amerika. * Der Gensralstabschef hat dem Komitee für Militärangelegenheiten im Revräsentantenhause der Ver. Staaten eine Denkschrift unterbreitet, in der darauf hingewiesen wird, daß die Ver. Staaten gegen einen Angriff des Aus landes nicht gerüstet seien. Es wird weiter darin hervorgehoben, daß mehr Artillerie, mehr Feldgeschütze und ein größerer Vorrat von Knegsmunition nötig sei, eS wird schließlich die Vermehrung des stehenden Heeres von 80 000 auf 100000 Mann verlangt. — Das geschah an demselben Tage, an dem der amerikanische Millionär Carnegie einen Millionenfonds für die Friedensbewegung und zugunsten der Ab rüstung stiftete. Asten. * Die ch i n e s i s ch e R e g j e r u n g hat dem Anträge des (die Verfassung vorberatenden) Reichsausschusses aus Abschaffung des ZopfeS und auf Einführung euro päischer Kleidung zngestimmt. Die K.eieksemnakmen. In der Rede, mit,der der Staatssekretär des Reichsschatzamts die letzte Etatsdebatte im Reichstage einleitete, glaubte er auf Grund deS Ergebnisses der Zölle, Steuern und Gebühren während der ersten sieben Monate des laufen den Rechnungsjahres sagen zu dürfen, daß ihr Gesamtanschlag in Höhe von 1441,6 Mill. Mk. erreicht werden wird. Die beste Bestätigung hat diese Äußerung des Staatssekretärs in den nunmehr vorliegenden Ergebnissen der Ein nahmequellen des Reiches während der ersten zwei Drittel des laufenden Jahres erfahren. Nach dem Etatsanschlag soll in acht Monaten ein Ergebnis von 961 Mill. Mk. erwartet werden. Genau soviel ist in der Zeit vom i Anfang April bis Ende November 1910 aus Zöllen, Steuern und Gebühren aufgekommen. Aus das Gesamtertztz'bniS haben, wie auch der Staatssekretär im Reichs tage bereits ausführte, die einzelnen Einnahme- vollen ganz verschieden gewirkt. So sind die Zölle hinter dem Etatsanschlage immer noch mit nahezu 4 Mill. Mk. im Rückstände, die Branntweinverbrauchsabnabe mit 18 Mill. M., die Brausteuer mit 3 Mill. Mk. usw. Andre Einnahmen haben dagegen ihre Anschläge weit übertroffen. Der Grundstücksübertragungs stempel überragt in den ersten zwei Jahres- dritteln mit einer Einnahme von rund 29,5 Millionen Mark den für das ganze Jahr einge setzten Anschlag bereits um rund 4 Mill. Mk. Die Börssnsteuer bat den entsprechenden Etats- anschlaa mit 8,5 Mill. Mk., die Erbschaftssteuer mit 5 Mill., die Zuckersteuer mit 1 Mill., die Losestener mit 4 M'll. uim. überstiegen, übrigens hat neben dem Grundstücksübertragungsstewvsl auch die weniger ins Gewicht fallende Ab gabe von Kraftfahrzeug - Erlausbniskarten mit ihrer bisherigen Einnahme bereits den ganzen Jahresanschlag, und zwar um 0,3 Mill. Mk. überschritten. Überschüsse und Fehlbeträge sind jedocb bis Ende November derart gewesen, daß sie sich gegenseitig in einer gerade die Erreichung des Ewtsanschlags zulassenden Weise ausgleichen. Eine bessere Rechtfertigung für die vorsichtige Einschätzung der Einnahmen aus Zöllen, Steuern und Gebühren, wie sie der Neichsschatzsekretär für das laufende Rech nungsjahr vorgenommen, konnte, so schreibt die ,B. B.-Ztg/, nicht erreicht werden. Um so mehr Vertrauen wird man zu ihm haben können, daß er auch die Ansätze in den nächst jährigen Reichshaushaltsetat richtig einzustellen in der Lage war. I^eer unä flotte. — Die von der Versuchsabteilunq der Verkehrstruvpen geleitete PrüsungSfohrt der Automobil-Lastzüge hat am 15. d. ihr Ende erreicht. Ban den am 21. November ge starteten 16 Zügen, die mit je 6000 Kilogramm Nutzlast belastet waren, erreichten bis dahin gegen 2 Uhr 15 Minuten fünfzehn in kriegs brauchbarer Verfassung das Endziel, den Hof der Versuchsabteilunq, nachdem sie die schöne Strecke von 2100 Kilometern unter Führung deS Hauptmanns Koppen bewältigt hatten; nur ein Zug hat die Konkurrenz infolge einer Beschädi gung in der Nähe von BreSlau aufgeben müssen. Diese seit mehreren Jähren vom Kriegsministerium veranstalteten Fahtten er freuen sich großer Beachtung. Wenn sie auh Weniger eine sportliche Leistung darstellen, io ist ihr Wert für die industriellen und landwirt schaftlichen Betriebe, bei denen sich immer mehr Neigung zeigt, den Pserdebetrieb durch Last automobile zu ersetzen, ein um so höherer, und alle diese Interessenten sehen mit Spannung auf daS Ergebnis der soeben beendeten strapa ziösen Fahrt. Die Glanzleistung der ganzen Fahrt war die Überwindung der 780 Meter hohen PaßhShe zwischen Schmiedeberg im Riesengebirge und Landshut (Schillerbaude) am 24. November. Meterhohe Schneewehen türmten sich hier auf, und nur mit gewaltigen An strengungen gelang es vorzudringen. DaS Gesamtergebnis der PrüfungSfahrt ist für alle beteiligten Firmen äußerst günstig; es hat sich gezeigt, daß sämtliche Wagen den schwierigsten Verhältnissen und höchsten Anforderungen ge wachsen sind und so kann man das Vorgehen der Militärbehörde als durchaus berechtigt be grüßen, mit der Unterstützung nicht etwa ein Monopol für einzelne Firmen zu schaffen, sondern sie allen zuteil werden zu lassen, die sich ihren Vorschriften unterwerfen. — Wie halbamtlich mitgeteilt wird, sind die Beschädigungen, die das Linienschiff „Schwaben" bei dem im dichten Nebel erfolgten Zusammen stoß mit dem Linienschiff „Elsaß" in der Nord see erlitten hat, nur geringfügiger Natur und ! befinden sich ausschließlich in den ltberwasser- I teilen. Das Schiff ist auch in seinem jetzigen i Zustande völlig reisefähig. Die Schäden lassen i sich m wenigen Tagen beseitigen. O 6m äunkles Aätsel. Lös Kriminalroman von Ernst Golling. (KorNetzimg.) Zu den Füßen des Bankiers liegt ein zerknit tertes Blatt Papier — eine Depesche. Er hat sie schon am Vormittag erhalten — es ist die Devesche, die ihm Angela sandte, die ihm die Ankunft von Frau und Tochter ankündigte. Vorhin, als er dieses Papier auf seinem Schreibtisch fand, hat er es mit einem Fluche zwammen geknüllt und zu Boden geworfen. Die Furcht, die ihn nach Empfang dieser Depesche er griffen, quält ihn von neuem. Er sitzt und lanicht mit dumpfer Spannung. Zum offenen Fenster dringt das Rauschen der Bäume im Narke herein, das schmelzende Trillern einer Nachtigall. Sonst ist tiefe Stille um ihn her. AuS dem Nebenzimmer tönen die Schläge der Uhr. Unwillkürlich zählt er dieselben halblaut. „Elf!" murmelt er. „Sie kommen heute nicht mehr." Er seufzt erleichtert und erhebt sich. MS sein Blick auf daS zerknitterte Telegramm fällt, bebt er es auf und steckt es in die Tasche. Dann durchmißt er das Gemach mit nervöser Unruhe. Bald steht er am offenen Fenster und späht hinaus ins Dunkel, bald wieder geht er hin und her. Nach einer halben Stunde etwa tritt er in das anstoßende Zimmer, wo die Flammen der Easkrone Helles Licht verbreiten. Er schließt einen in die Wand gemauerten eisernen Schrank auf und holt aus einem Fache desselben eine schwere, eiserne Schatulle hervor, die er nach dem Tische unter der Gaskrone trägt. Dort öffnet er sie mit einem Schlüssel und ein augenblendendes Funkeln und Glitzern sprüht auS der Schatulle. Auf schwarzem Samtpolster liegen darin dicht geschichtet eine Unzahl Diamanten, fast alle von Erbsengröße. Sie strahlen daS emströmende Licht in allen Farben zurück — ein wahrhaft sinnverwirrender Anblick. Die Züge des Bankiers erhellen sich, wäh rend er diese kostbaren Steine betrachtet, die eine ungeheure Summe verkörpern. Er hat sie am vorigen Tage gekauft, aber hätte er so viele und schöne Steine auf einmal in den ersten Juwelierläden der Hauptstadt erhalten können, wenn er ste nicht längst vorher bestellt hätte? Noch ist er in den Anblick der Diamanten vertieft, als ihn ein Pochen aufschreckt. Es klingt seltsam abgemessen im Takt. „Ah — er ist es," murmelt der Bankier, und sein Gesicht wird finster. Hastia verschließt er die Schatulle in den eisernen Wandschrank und geht, um den späten Gast einzuladen. Durch die dunkle Reihe der Gemächer, deren Türen weit offen stehen, eilt der Bankier nach der Veranda und tritt an die Glastür. Eine lange Gestalt, von oben bis unten in einen dunklen Negenrock eingeknöpft, steht draußen und trommelt auf die Scheibe. „Na — es hat etwas lange gedauert!" knurrt der Besucher mit heiser schnarrender Stimme, als er eintritt. Es geht ein merk- sicher Weingeruch von ihm aus, als sei er an gezecht. Der Bankier geht ihm schweigend voran nach seinem Zimmer. Dort legt der Gast zu nächst einen breitrandigen Filzhut ab, dem er eine Perücke aus dunkelbraunem Haar und einen mächtigen Vollbart von derselben Farbe folgen läßt. Dann nimmt er eine Brille ab und wickelt sich ein seidenes Tuch, das ihm bis zum Kinn herauf sitzt, vom Halse. Endlich zieht er auch den langen Gummirock aus und ift nun erst recht zu erkennen. Es ist Joseph Röbel. Der Bankier geht nach der Tür, öffnet sie und horcht nach dem dunklen Korridor. Dann schließe er ste wieder und fragt: „Sie sind dock unbemerkt hereingekommen?" „Durch die Seitenpforte unten am Wasser - jawohl," nickt Joseph Röbel. „Ich habe ja den Schlüssel dazu." „Ich glaube, das Tor an der Straße wird beobachtet," sagt der Bankier darauf. „Wenigstens bemerkte ich heute dort mehrmals einen Menschen, der mir aussah wie ein Polizeispion." Das wundert mich nicht, Freund!" erwidert der Gauner mit häßlichem Auflachen. „Sie werden wohl einseben, daß es Zeit ist, mit der Komödie hier ein Ende zu machen." „Noch ist keine unmittelbare Gefahr." „Ach, wollen Sie vielleicht warten, bis man Sie aus dem Bette bolt?" versetzt der Gauner mit rohem Tone. „Haben Sie das Geld noch nicht?" „Nein. Und eher geht es nicht," klingt eS düster zurück. „Sie haben also Erkundigungen eingezogen, wie?" „Natürlich. Ich komme direkt auS Berlin. Frau Mühlberg nebst Tochter ist eingetroffen. Es iss da noch ein junger Herr bei ihnen -- soll Fräulein Mühlbergs Bräutigam sein." „Wo sind ste? In dem Bankhause?" fragt der Bankier bleich, mit steinerner Ruhe. „Nein, sie logieren im Zentralhotel. Aber sie find im Bankhause gewesen." „Dann wird man ihnen alles gesagt haben," murmelt der Bankier und finkt in einen Sessel. „Gewiß! Aber was gedenken Sie nun zu tun?" fragt Joseph Röbel und pflanzt sich mit einer herausfordernden Miene vor ihm auf. Die Sache kommt jetzt zum Klappen. Wollen Sie in der Falle fitzen bleiben, bis man sie zuschlägt? — Wollen Sie meinen Rat hören? „Nun?" — Der Bankier blickt gespannt auf. „Nehmen Sie, was Sie jetzt haben und lassen Sie unS davongehen." „N-in. Ohne das Geld nicht." „Aber zum Henker! Sie rennen ja blind in Ihr Verderben," ruft Joseph Röbel ärgerlich aus. „Nehmen Sie doch Vernunft an." „Ich weiß, was ich tue. Das Spiel iss gewagt — aber ehe ich so davongehe — mit leeren Händen — was hätte ich dmn ge wonnen ?" Joseph Röbel wandert eine Weile nach denklich im Zimmer umher. „Wenn Sie glauben, daß Sie sich noch hatten können — ich bin dabei. Sagen Sie mir aber nun, wie Sie es anstellen wollen. Mag i Die von Haften, der iowie die dc R Jahre Sa Mill. M irehr als n deutsches i deu'chen 6 'rqednis, do Mork erreict H 21 im I euf das N IS08 22,76 ßefischcrer l3,29) Mill. Ertr ftss vornehm! Mühren, d 7,10 Mill. 2 sonstige Fist innen Ertrag H Jahre Der wichtig! ^chellfitch i Nillionen l iG8 Mill. 18,8 Millioi »nd an dritt idonen Kttw Die gelang, don 660 00 «Ns Krabber K die Flun mngwert w folgen der »ist 0,43 v,29 Mill. ! fhcherei, du Millionen D Fangergebni äahre 1908 Vor Nachdem klärt hat, verläßt du In einem des Bankie ist bald f ruhigste K Am Vr sich Bruno Versprechen Tochter ah Er find gam Ange zusammen nächsten Zi ! In ein, bis Elvers kommen, lassen sie d Kutscher zu „Das! zdenn ww Sie allein da ich brrn darauf aus Der Vs schäft mit Geheimpoli ist nichts z „Herr i Kahr?" frc „Ja, i< lügt hinzu Bescheid." Tas E Der schlesn Feldzüge vo Norddilhmm gerichtet, wo ssaiser Wiltn Veteranen ei des Metalln Darauf hat die Mittel zi 4U kaufen, ssrieger aus iverdm. Ter nc i. Januar der Welt, Badischen A dosen a. 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