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Ottendorfer Zeitung : 14.12.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191012146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19101214
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19101214
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-12
- Tag 1910-12-14
-
Monat
1910-12
-
Jahr
1910
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 14.12.1910
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Maß-Möringen im Bundesrat. In den nisten Taos» wird im Bundes- rat die Enischeidung über dis Gesttzsntwürse ; zur Verfassungsreform und zum Wahlgesetz Mr El'aß-LotKringen fallen. „Die Umrisse beider Vorlagen", so schreibt die ,K. Ztg." dazu, „sind bereits bekannt geworden, und man wird sagen dürfen, daß sie im allgemeinen eins genügende Grundlage Mr die gedeihliche Wsitereniwickelung Elsaß - Lothringens als Reichsland in daS Deutschs Reich binem und zu einer gewissen Selbständigkeit seiner inneren Verwaltung dar« stellen. Es ist sicher, baß. was hier geboten wird — Ausschaltung des Bundesrats aus der Landesgeietzgebung und seine Ersetzung durch eine Erste Kammer, Umbildung des Notabsln- Laudesausschusses zu einer auf ziemlich demo kratischer Grundlage gewählten Zweiten Kammer, Beibehaltung des Neichslands-Charaktets unter kaiserlicher Oberhoheit, repräsentiert durch den Statthalter — im wesentlichen die äußerste Grenze bildet, bis zu der das Reich ohne Gefährdung seiner Interessen ein Entgegenkommen zeigen kann. Es ist nur zu bedauern, daß der Ent wurf ein Zugeständnis nicht enthält, daS erst d-e ganze Versossungsresorm zu einem wahren Markstein auf dem Wege der deutschen Ent- Wulsüurg Elsaß-Lothringens gemacht hätte. Der Entwurf versagt nach wie vor dem Reichsland die stimmberechtigte Vertret««^ im Bundesrat. Elsaß-Lochriugen ist allerdings nicht Glied, sondern Resitzobjekt des Reiches. Es ist also on und für sich ein Widersinn, wenn ein im Belitz sämtlicher Bundesstaaten befindliches Reichsgebiet im Bundesrat über Nsichsangelegen- heiten mit entscheidet. Das würde die Ver leihung der Souveränität zur Voraussetzung haben. Daran ist aber für Elsaß-Lothringen mindestens so lange nicht zu denken, als die führenden Kreise des Landes nicht endgültig auf die von ihnen heute noch gepflegte französische Überlieferung in Kultur und politischer Sym pathie verzichtet haben, um sich offen auf den Boden des Deutschtums zu stellen. Solange daS nicht der Fall ist, solange es möglich ist, daß sich elsässische Bezirkstage für die Republik erklären, ist die Verleihung von vollberechtigten Bundesratsstimmen an Elsaß-Lothringen aus geschlossen. Um so entschiedener wird man da gegen die Notwendigkeit betonen müssen, dem Reicbslande Gelegenheit zu geben, bei der Ent scheidung über seine eigenen wirtschaftlichen und Vsrkehrsintereffen, soweit sie mit den Inter essen der einzelnen Bundesstaaten sich be gegnen oder im Widerspruch stehen, eine eigene stimmberechtigte Vertretung im Bundesrat zu haben. Wie die Dinge jetzt liegen, hat der kaiserliche Statthalter die Befugnis, zur Ver tretung der Vorlagen aus dem Bereiche der Landesgesetzgebung sowie der Interessen Elsaß- Lothringens bei Gegenständen der Reichsgesetz gebung Kommissare in den Bundesrat abzu ordnen, die an dessen Beratung über diese An gelegenheiten — aber ohne beschließende Stimme — tiulnehmen. Die elsaß-lothringischen Kom missare werden gehört, aber sie haben nicht mit asziisiimmen, So ist es denn ei«e lebhafte Mage im Linds, daß sehr berechtigte Interessen des Reichslaupes aus wirtschaftlichem Gebiet oft glatt unter den Tisch fasten. Elsaß-Lothringen hat das beim Kaligssetz, bei dem Schiffahrt?- allgabsnaefctzsntwurf, wo große Lebensintereffen des L mdes ganz unberücksichtigt blieben, bei der Regulierung der Auslagen für die Grenzzollver- waimng, bei den Vergütungen für die aus dem Brguntweiusteuergesetz erwachsenden Kosten schwer ewp'unden. Die Regierung selbst hat diesem Gefühle der Zurücksetzung berechtigter elsaß- lothringischer Interessen im Landesausschuß offenen Ausdruck verliehen. Die Überweisung von drei Bundssratsstimmen (nur zur AuS- j Übung auf bestimmt begrenzten Gebissen) würde eine wahre Erlösung aus einem auch von allen Deutsch-Elsässern als unwürdig empfundenen Zustande jein. Verfassungsrechtliche Schwierig- ! K 6m äLmkles Kätsel. 82j Kriminalroman von Ernst Golling. „O ja l" verletzt Bruno in düsterer Erregung. „Die Öffnung des Grabes hat ein ungeahntes Resultat gehabt. Aber sollte — der Bankier Mühlberg denn vermutet haben, Sie würden den Toten ausgraben lassen?" „Dqs hat er ohne jeden Zweifel voraus gesehen und darum ifi er mir zvvorgekommen. Er muß auch seine Spione haben, und sie haben ihn gut bedient." „Was werden Sie nun tun?" forscht Bruno weiter in beklommenem Tone. „Es ist ja nun Wohl alles klar und erwiesen? Werden Sie zur Verhaftung des Bankiers schreiten?" Kommissar Stahl schüttelt verneinend das Haupt. „Noch sind wir nickt so weit!" erklärt er. „Ich Muß die geraubte Leichs des Ermordeten erst finden. Das ist unbedingt notwendig." .Was kann denn aber dieser Tote noch Mr einen Nutzen haben? Weshalb suchen Sie nach ihm und warum hat der Mörder ihn ver- schminden lassen? Das alles verstehe ich uicht!" ruft Bruno aus. „Aber es ist Ihnen dock klar, daß der Tote uns etwas offenbaren könnte, wenn wir ihn hätten, nicht wahr, Herr Körner? Und weil dies so ist, darum hat ihn der Mörder hier aus seinem Grabe geholt und fort- geschafft!" „Sie haben eine Vermutung, aus die ich nicht komme," erwidert Bruno mißmutig. „Ich leiten würden sich dabei kaum ergeben; auf! alle Fälle wären sie bei gutem Willen zu über winden. Elsaß-Lothringen aber würde in der Überlassung von BnndeIratsstimmen zur Aus übung für seins eigens» Wirtschafts- und VerkehvsknterZffen ein hochherziges Entgegenkommen erkennen, daS sicher dazu beitragen würde die Annahme der Verfassungsreform im Lande, weit günstiger zu gestalten, als es so der Fall ist. Vor allem aber würde unser Reichsland durch eine neue wirtschaftliche Interessengemeinschaft fester mit dem Reiche verknüpft werden und immer mehr lernen, das Ziel seiner Entwickelung auf deut scher Seite zu ersuchen. Das würde dem deut schen Gesamtvaterland nur zum Nutzen bienen. Dis etwa auftauchenden Bedenken wegen der Instruktion der Stimmen könnten beseitic-t wer den, wenn der Kaiser seine landesherrliche Be fugnis in diesem Falls auf den Statthalter übertrüge, sodaß dieser die elsaß-lothringischen Stimmen im Einverständnisse mit der Landes regierung instruierte. Selbstverständlich müßte er dann auch in der Lage fein, die reichsländi schen Stimmen im Gegensatz zu preußischen Sonderinteressen zu instruieren, ohne befürchten zu müssen, dadurch den Unwillen des Kaisers zu erregen. Wir stehen dicht vor der Ent scheidung über die elsaß-lothringische Ver- fassungSfrage. Möge daS Wort an den hoch herzigen Sinn der Bundesstaaten in dieser letzten Stunde nicht vergeblich sein. Das ist der Wunsch aller gut deutsch gesinnten Elsaß- Lothringer." Politische Aunäscbau. Deutschland. * Wie Wiener Blätter berichten, wird Kaiser Wilhelm Mitte Januar mit dem Kaiser FranzJosepH in Meran zusammen treffen. — In Berliner Hofkreisen ist indessen von einer solchen Reise des Monarchen noch nichts bekannt. * Nach den vorläufigen Bestimmungen wird der Reichstag vom 10. Januar ab zunächst die erste Lesung der Ergänzung zum Straf gesetzbuch und die zweite Lesung des Haus arbeitsgesetzes vornehmen. Hierauf sollen die noch ausstehenden kleineren Vorlagen und das Arbeitskammergesetz in dritter Lesung erledigt werden und im Anschluß daran mit der zweiten Etatslesung begonnen werden. Da man annimmt, baß bis zweite Etatslesung bis Mitte März k. Js. erledigt sein kann, so soll die Reichsverficherungsorbnung, die in der Kommission auch erst im Februar zu Ende beraten sein wird, erst nach dem Schluß der Etatsberatungen auf die Tagesordnung gesetzt werden. Das Einführungkgesetz zur Reichs- verstcherungsordnung, das gegenwärtig noch dem Bundesrate vorliegt, und das mit der RsichS- verstcherungsordnung in Verbindung stehende Gesetz betr. die Aufhrbrmg des Hilfskassen gesetzes werden dem Reichstage erst gegen Ende Januar zugehen, wenn die Rsichsvmichemngs- kommission sich dem Schluffe ihrer Beratungen nähern wird. *Die Stichwahl in Labiau-Wsh- lau ist am 9. d. Mts. unter nock stärkerer Beteiligung, als die Hautztwahl am 2. d. Mts. aufzuweisen hatte, vor sich gegangen und hat der Fortschrittlichen Volkspartei das Reichs tagsmandat des KrsiseS gebracht. Es wurden gezählt: für Wagner Mischr. Vp.) 9762, für Burchardt (kons.) 7140 Stimmen. Bei der Hauptwahl erhielt der konservative Kandidat 7216 Stimmen, während auf den Fortschrittler 5527 und auf den Sozialdemokraten 8708 ent fielen. Der Sieg der Linken wird zum Teil auch auf die Unterstützung zurückzusührm srin, die der Hansabund seinem Mitglieds Wagner gewährt hat. Interessant sind gegenüber dem Ausfall dieser Wahl die Ergebnisse der früheren Wahlen: 1903 wurde der konservative Abg. v. Massow im ersten Wahlgauge mit 7127 gegen 2021 freisinnige und 5066 sozialdemo» s kratische Stimmen gewählt. 1907 siegte der i konservative Abg. Arendt im ersten Wahlgangs mit 11575 gegen 1760 freisinnige und 3179 j muß warten, bis sich auch für mich das Rätsel lösen wird." Es ist dunkel geworden, als er mit dem Detektiv den Kirchhof verläßt. Der leere Sarg ist nicht wieder in die Gruft versenkt worden, sondern man hat ihn nach der kleinen Halle auf dem Kirchhofe gebracht und dort eingeschlossen. Auch das Grab bleibt offen, es wird nur mit Brettern zugedeckt. Die Leute entfernen sich, lebhaft das selt- saure Ereignis besprechend. Bon den Dorfbewohnern hat niemand außer dem Totengräber etwas in der Nacht bemerkt. Niemand hat die Leichenräuber ge- sehen. „Sie sind es gewesen, die an uns gestern nacht gegen zwei Uhr in Friesack vorbeifuhren," sagt der Detektiv zu seinem Untergebenen. „Die falsche Nummer an dem Automobil war angebracht, um Nachforschungen zu erschweren." Der längere Aufenthalt im Dorfe ist nun zwecklos geworden. Nach einigem Überlegen beschließt der Detektiv, seinen Untergebenen allein hier zu lassen. „Suchen Sie in der Umgegend," instruiert er ihn. „Die beiden werden die Leiche nicht weit mitgenommen haben. Wahrscheinlich ist dieselbe von ihnen in irgend einen Teich oder Fluß versenkt oder an einem einsamen Platze im Walde eingegraSen worden." Damit hat der Geheimpolizist Falk eine sehr schwierige Aufgabe von seinem Vorgesetzten zu- geteitt bekommen. Bruno selbst sagt sich, daß dies Suchen nach der aerauoten Leiche so ziem lich aussichtslos ist. Er hält dasselbe auch für getragen werden. Der Train ist bisher.wohl ver- Friedcns- und Kriegsstärke unnatürlich. .Die Vor st r a f g e s e tz b U ch S und der Milftärstraf- Deutschlands Macht und Zukunft beruht auf 'einer Armee. Dem trägt die neue Vorlage Rechnung, indem sie fühlbar-- Lücken ans'üllt. Das gilt be sonders für die Jnianterie und Fußarttllerie. Auch der Entwickelung der Luftichiffahrt muß Rechnung überflüssig, da er weit entfernt ist, den Grund zu ahnen, der den Detektiv solch entscheidendes Gewicht auf die Auffindung des Ermordeten legen läßt. Und Stahl klärt ibn nicht darüber auf. Als Bruno ihn nochmals während der Fahrt nach der Stadt darum ersucht, antwortet er ab wehrend : „Lassen Sie das noch mein Geheimnis bleiben, Herr Körner. Ich bin meiner Sache noch nickt ganr sicher, und wenn ich mich geirrt haben sollte, so werde ich mich nur selbst einen Narren schelten." Er besteigt mit dem Detektiv den Zug, und bald lieat das Städtchen, liegt jene Stelle der Bahnstrecke, wo der Tote gefunden wurde, weit hinter ihnen. Als sie spät in der Nacht in der Hauptstadt eintrsffen, trennt sich Bruno sogleich von dem Detektiv und eilt nach Hause. Es war ein ereignisreicher und aufregender Tag für ihn. Todmünds sinkt er daheim ins Bett, froh darüber, daß die Mutter seine Rückkehr nickt bemerkt hat. Sie weiß nicht, wo er ge wesen, und Bruno will es ihr auch jetzt noch nicht mitteilen, nicht ehsr, als bis die letzte Frage in dieser dunklen Sache gelöst ist. Wie erstaunt er aber, als seine Mutter ihm am nächsten Morgen mit der Erklärung entgegentritt: „Hilda war gestern hier." Bruno ist darüber so überrascht, daß er seine Mutter svrachlos anstarrt. „Ja ich war sehr betroffen über ihren Be such, das kannst du dir wohl denken, lieber Bruno," spricht Frau Körner weiter. „Und ich habe sie anfänglich sehr kühl behandelt, denn — ich kann mir nicht Hessen, Bruno — sie bat dock unrecht an dir gebandelt. Aber wie ich dar arme Mädchen io sckrecklich blaß und so ver zweifelt und kummervoll dasttzrn iah. da tat mir doch das Herz weh und ich habe ihr keine Vor würfe gemacht." Bruno Kat stch indessen gefaßt, sodaß er seiner Mutter ruhig ins Gesicht blicken kann. „Wann war Hilda bei dir?" fragt er ge spannt. „O, schon am frühen Vormittag, eS kann kauck acht Uhr gewesen sein. Ich glaubte, du wärest noch in deinem Zimmer, Bruno, aber d» warst ja sckon in aller Frühe fortgegangen, w>e mir des Mädchen später sagte." „Ja, ich hatte zu tun, Mutter. Wa? wollte Hilda denn von dir? Weshalb kam »e überhaupt?" „Sie wollte dich sprechen. Als ich ihr dann erklärte, du wärest schon ausgegangen, da sprang sie ganz erregt auf, und all mein Zureden, war umwnst. Sie eilte fort, als brenne ihr der Boden unter den Füßen." Bruno findet eine Erklärung für Maa» Verhalten jetzt ohne Mühe. Sie war hier, w" ibn von weiteren Schritten gegen den Mörder ihres Vaters abzuraten. Und als sie Körte, " sei schon fort, da war sie ihm sogleich nackgerrm, um zu beobachten, was er mit dem Deteu.iv unternehmen würde. Soweit glaubte er klar zu sehen, aber was um alles in der Welt konnte Hilda veranlassen, sich nicht nur zum Verteidiger, sondern auch zum gerichtso-dnung, wie solcher vom Bundesrat be schlossen worden ist, zur, verfassungsmäßigen Beschlußuahme zugegangen. * Der Ausschuß des Deutschen Han delstages, der in Berlin eine Sitzung ab- hislt, hat sich erneut gegen die Einführung von Schiffahrtsabgaben erklärt. Ob damit an der Stellung der Regierung zu der Vorlage etwas geändert wird, ist jedoch zweifelhaft. Hraxkrekch. * Der Minister der Kolonien legte vor der Kommission der Kammer für auswärtige Ange legenheiten die Lage im Wadailande (Jnnerafrika), wo Frankreich in den letzten Kämpfen große Verluste erlitten hat, und die Maßnahmen, die die Regierung zu treffen ge denke, dar. Der Präsident der Kommission bat die Regierung, die notwendigen Vorkehrungen zu treffen, um die Wiederkehr ähnlicher Vor fälle zu vermeiden und, wenn er es für nötig erachtet, über eine genaue Regulierung der Grenzen in Unterhandlungen zu rreten. Der Minister der Kolonien erklärte, er werde dafür Sorge tragen, daß für die Verluste im Wadai lande durch neue Truppensendungen Ersatz ge schaffen werde. "Dem Reichstag ist der Entwurf eines Gesetzes betr. Abänderung des Militär» - nachlSsslgt; jedenfalls ist hier daS Verhältnis -wirken Deutscher Keickstag. Am 9. d. Mts. steht auf der Tagesordnung die erste Lesung des Etats in Verbindung mit der ersten Besprechung der Heeresvorlage. Reichsschatzsckretär Wermuth: DaS Rech nungsjahr 1911 fordert von uns die Probe auf die Reichsfinanzreform. Die ReichSstnanzen befinden sich im Zustand fortschreitender Gesundung. An die Matrikularbeiträge von 80 Pf. müssen wir uns aber klammern, sonst verlieren wir das Steuer aus der Hand. Eine aufwärts gelenkte Finanzpolitik hat nicht nur begonnen, sondern hat auch die kritische Probe bereits bestanden. Das Jahr 1909 war ein Jahr der Wirrnisse, aber es hat mit einem ver söhnenden Lichtblick geendet. Der Fehlbetrag des Jahres 1909 konnte sich infolge des Mehrertrages an Verbrauchssteuern auf 126 Millionen vermindern. Das Jahr 1910 hat uns keine Überraschung und keine Enttäuschung gebracht. Sämtliche Ressorts haben ihre Etats innegshalten; der Gerst der Spar samkeit geht also im ganzen Reiche um. Für 1910 war bei den neuen Säuern ein Gesamtbetrag von 290 Millionen eingesetzt. Im neuen Etat fügen wir noch 30 bis 35 Millionen hinzu. Kaffee- und Tee steuer hat gleichfalls die erwarteten Beträge gebracht. Die Zigarettensteuer nähert stch dem angenommenen Gesamtbetrag. Auch die Brausteuer hat stch ganz zufriedenstellend entwickelt, überhaupt hat die Brauindustrie kein ungünstiges Jahr zu erwarten. Der Grundstückumsatzstempel ist ja gleich in den Be- harrungszustand hiueingesprungen. Die Zündwarcn- steuer leidet noch unter der besonders starken Vor versorgung der Konsumenten und unter dem Auf tauchen der — zumeist erheblich teueren — Ersatz mittel. Jedenfalls ist uns durch die neuen Steuern ein großer und sicherer Besitzstand erwachsen. Beim Voranschlag der Zölle wird man künftig mit be sonderer Vorsicht vorzugehcn haben. Der Etat für 1911 ist aufgebaut auf den bisherigen Grundsätzen. Bei der Festsetzung der Friedenspräsenz kann nicht lediglich gelten, was in den letzten fünf Jahren galt. Aber wohlerwogene Sparsamkeit tritt auch hier hervor. Die neue Vorlage fordert zunächst nur acht Millionen mehr; später steigen die sortdauernden Mehrausgaben auf 82 Millionen. Aber hier hat der Grundsatz die Feuerprobe zu bestehen: Keine Mehrausgabe ohne gleichzeitige Deckung. Wir schlagen Ihnen die Reichswerlzuwachssteuer vor, die zugleich Mehrausgaben für die Veteranen ermöglichen soll. Der Etat bringt eine Anleihe von 97 Millio nen, also 50 Millionen weniger als 1910. Das Vertrauen in die Besserung unsrer Verhältnisse muß jedenfalls erstarken, wenn es auch noch geduldiger Kleinarbeit bedarf. Lassen wir die Zügel im ordent lichen Etat locker, so gleiten wir wieder in den Ab grund unwirtschaftlicher Anleihen hinein.»Noch sind wir dabei, den Felsblock der Finanzen bergauf zu rollen. Nach meiner Überzeugung ist aber die Zeit nicht fern, wo er auf der Höhe seinen sicheren Ruhe- punki find.t. Dazu lassen Sie uns treulich Zu sammenwirken Preußischer Kriegsminister Frhr. v. Heeringen: läge soll Deutschlands Feinde von unsern Grenzer sernhalten helfen, wenn ernste Stunden uns nicht erspart bleiben. Abg. Speck kZentr.): Der vorliegende Etat fit vermutlich der letzte, der diesen Reichstag besaßt, aber zugleich der erste, bei dem die günstigen.'Wir kungen der Reichsfinanzreform hervortreten. Wir legen den größten Wort darauf, in dieser Seißen noch die Privatbeamtenvcrsichcrung zu verabschieden, wollen aber parteipolitische Fragen nicht berühren, um die Finanzfragen stärker hervortreten zu lasten. Dio nächsten Wahlen scheinen stch ja nach dem Wunsche der Linken gegen die Reichsstnanzrcsorm und ihre Urheber zu richten. Die heutige Rede des Rcichsschatzsekretärs aber war die denkbar beste Recht fertigung der Rsichsfinanzreform. In der Ein schätzung unsrer ruhig und stetig gesundenden Reichs- finanzen stimme ich dem Reichsschatzsekretär zu. Der neue Etat zeigt aber, daß der Neichsschatziekrctär doch nicht so einflußlos ist, wie vielfach behauptet wurde. Wenn nur der Reichskanzler fördernd hinter ibm steht I Wir sind nicht grundsätzliche Gegner des Quinguennais. Fragt sich nur, ob es, auch jetzt gerade zweckmäßig ist. Bei den geforderten Maschinen gewehren bedarf es ernster Prüfung, ob diese technisch schon auf der Höhe stehen. Der Berkans dos Tempelhofer Feldes muß vom geschäftlichen Standpunkt beurteilt werden. Der budgetrechtliche Streit zeigt nur auss neue, daß wir ein Gesotz zur Aufstellung, Durchführung und Kontrolle dos Reichs- Haushalts dringend benötigen. Der Fall Dammann, der zeigt, wie jemand gesellschaftlich boykottiert ist, nur weil er aus Achtung vor dem Gesetz sogen, standesgemäße Genugtuung stch zu verscheissen ab gelehnt hat, mußte ebenso Mißstimmung Hervorrufen, wie die Begnadigung der Bonner Borussen. Die gegenseitige Bekämpfung der bürgerlichen Parteien ist zu beklagen. Der Vorwurf, die NeichSfinanz- resorm sei antisozial, sollte jedenfalls nicht von der Seite erhoben werden, die selbst bereit war, 400 Millionen indirekter Steuern zu bewilligen. Ein sachlicher Grund zum Kampfe gegen diese Reform ist jedenfalls nicht erkennbar, und sicher wäre der Kampf nicht jo weit gegangen, wenn die Regierung recht zeitig für Aufklärung gesorgt hätte. Preußischer Kriegsminister v. Herringen: Zum Fall Dammann nur wenige Worte. Mir liegen die Akten noch nicht vor. Aber ich kann schon sagen: Der ehrengerichtliche Spruch sagt nur, der Abschied sei erkannt, weil der Betreffende seine verletzte Ehre nicht hinreichend gewahrt hatte. Er hätte den Ehrcnrat benachrichtigen oder gerichtliche Klage erheben können. Abg. Frhr. v. Richthofen (kons.): Der Etat zeigt ein freundlicheres Gesicht als wir bisher ge wöhnt waren. Die Gesundung unsres Finanz wesens ist unverkennbar unv besonders ist zu be grüßen, daß im Zeichen der Sparsamkeit die Knltur- aufgaben nicht leiden. Wenn aber die Reichsfinanz- resorm ihre Schuldigkeit getan hat, wie kommt es dann, - daß bie Stimmung im Lande so anders ist? Dis Linke hat nur unfruchtbare Kritik geübt, sie zeiate NUl eine platonische Liebe zur Rcichsfinanzrcsorm. Warum sagte uns die Linke nicht, wie die 400 Millionen indirekter Steuern ausseM sollten, die sie selbst bewilligen wollte? Der Kampf wird wohl nur deshalb so scharf geführt, weil die bei diesem Anlast erhoffte Liberalisierung des Reiches vorläufig ver eitelt ist. Die Reichsfinanzreform ist deshalb !>0Ä ein großes Werk von nationaler Bedeutung und ein Ruhmestitel für diejenigen Parteien, die das Werk zustande gebracht haben. Abg. Scheidemann (soz.): Der Etat ist sehr sorgfältig frisiert; er verschleiert bie Finanzlage des Reichs. Wer ersieht aus dem Etat, daß das Reich 98 Prozent seiner Rettoeinnahmen sür den Militarismus ausgidt? Auch hier erneuern wir die Mahnung, kein Mensch möchte mehr Schnaps trinken. Im Gegensatz zu verlogenen Bcbauv- tungen betone ich, auch wir wollen die Verteidigung des Vaterlandes. Aber im Hinblick auf unsre Nach barn ist eine Heeresvermehrung nicht nötig. Die Politik in Preußen-Deutschland ist nichts als eine : lange Kette gebrochener Versprechungen. M ' preußische Wahlrechtsaktion war doch lediglich ! Perfidie. (Vizepräsident Schulz rügt diesen Aus- ! druck.) Nach oben hat der Liberalismus abgewirt- ' schäftet; will er es auch nach unten tun? Der § schwarz-blaue Block wird im Volke verwünscht. > Was von uns geschehen kann, um diesen Block zu zertrümmern, wird geschehen. Die sogenannte Moabiter Revolution ist lediglich auf Konto der ' Kriminalpolizei zurückzuführeU. ! Die Beratung wird vertagt. sazialdemokcatsschs Stimmen. Das. Wahl ergebnis zeigt, daß die Mißstimmung in Wests» Kreisen unsres Volkes immer noch im Zu nehmen begriffen ist. Sm en. Der Pa Negistertonr AuZwandsri fuhr, wmfr Shermghcm Londoner Z bohrt. Die Pas retteten sich eines mit Mann der ? aufgelestn, brachte. N „Blackburn" und 30 Mr „Black-mm" fchädigt w Yasser und Dis beide» deS „Blnckb dine" aufgc Sämtliche ? stunden gev der zwecks infolge Plc ' über den Z Die Nacht - Owind. „Rook" auf Es war zi nächsten Mi Gewalt in i der von ei Mehrere sei Wasserlinie Wasser Die in ihre Mannschaft! Kapitän lies lvurde vollk auSgingen, reichte. Zn stoß beschüd allen, die a „Blackburn" Huiammenst Nack dem Schlepptau Boot wuro Dampfer Dampier „( I — Der NuSlandszu 'N PetcrsMi die dortig TeustmigSv beantragten Petersburg Ausdruck. Ar einen ' »Ngefoidert. der dafür a Mnmchr zu 1 Mftckärll I Milckäratt 'M Washi 15 000 Mc 1 Mftitäratt 1 Munäratt stopel, Peli «Nit 10 000 dolm je 1 t Vor Das ! über die ' drmzen wn Dienstag gi Eantalei mi Mt dem Plc Zenten BaM Wächter ui Vaters zu Aöckels ver Aber v Am dieser Uhr nach» Bankhauses haust Halter Der Gc durch den t eilt anS Fr betrogen. 5 Niit seinen Mesfinglate Bankier en gepolsterten „Was « »och nach dem der C heute nicht bekommen, Bruno Segen zu g Mßen. ' Grauen vor flbscheu nst er so tun, diese« Mau Aber ih das vermac sticht mit ih er sich entst diener komr die Herren Pünsche.
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