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Zweites Blatt. Warandt, Wossen, Siebenteln und die Umgegenden. Amtsblatt (omilee. ^Eint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 M. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. ttisntrgc^ "Userate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro viergespalteue Corpuszeile. rill r Dmck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktton Martin Berger daselbst. s« Iahrg Sonnabend, den 1b. Dezember 18N8 ds 8 llhl aufs stand. still' und stch erst em wenig von der furchlbaren Aufregung, tl > hn ergriffen, erholen mußte. a. c., en. Zu meinem ollen ehelichen Peter Malmström wagte ich A weg er mit stch ge- als eine Fügung des Himmels an, daß der verborgen, bis alles geglückt, gefunden und, wie ich gehofft, trachten zu können. Das SohneS Spiegel zu sein, ohne Gshrunniß, es gab interessanter erschien ihm und die Ankömmlinge genauer be treue Gesicht der Mutter schien des lauter wie Gold, ohne Hinterhalt, nicht viel darauf zu lesen. Desto das Kino, dei verkörperte Liebreiz deS Felsens, Herr Wald- ste noch herzustellen; ich weiß indessen nicht, ob daS ein jo großes Glück für die Arme wäre.* Dann begaben stch die beiden Freunde wieder auf den Heim- der Stadt. Herz gepreßt, da vernahm ec deutlich die Worte: .Lustig, lustg, in die Berge, Immer höher, himmelanI Drunten sind wir kleine Zwerge, BergeSluft nur stählt den Mann!* »Olar, Bruder!' rief Christian, außer stch emporspringend. vic .s- hlt siL veo icrdnrch die ffs uild der : des Kgls f und Ili»' aus Märchen und Blumenduft gewoben. »Freyas Spiegelbild,' murmelte er, den Blick nicht von ihr wendend. Als Christian ihn endlich der Mutter vorgestellt und dies^ ung, iste Vierzehntes Kapitel. Es war ein fröhliches Leben seit Olaf Jvarsens Ankunft, in des Oheims Hause geworden, er hatte die Sonne der Heiter keit mitgebracht, von welcher daö EiS des Trübsinns, welches, wie er selber meinte, den Strom des Daseins mit Schollen be deckt, jäh zerschmolz. Herr Jensen empfing ihn wie den Sohn seines alten Freundes, ohne der Vergangenheit mit einer Silbe zu gedenken, und auch Olaf bütete sich, rückwärts zu schauen, im Geaentheil benahm er sich zu Christians Verwunderung äußerst würdig und gesetzt dem Prinzipal gegenüber, wie eS einer reichen Firma zukam. Doch konnte er die Würde nicht immer behaupten, der alte Schalk brach zuweilen wieder durch, was selbst dem Prin zipal ein Lächeln entlockte, ein Eceigniß, das Olaf mit einem rothen Strich im Kalender bezeichnete. Die Tage flogen pfeilschnell dahin; fröhlich eilten die jungen Männer nach dem Hafen, um die Erwarteten zu em pfangen, auch Peter Malmström hatte sich eingefunden, seine Ingeborg zu begrüßen. Draußen im Hafen ankerte da« Schiff, mit welchem sie ankommen sollten; jetzt flog ein Boot über die spiegelblanke Fläche, sie waren es, Mutter und Pflegekind, die nach wenigen Minuten in Christians Armen lagen. für ,lt. Dczci»' »Dich führt em guter Geist hierher.' Olaf umarmte den Freund in seiner GemüthSruhc und schwenkte dann lustig seinen Hut, um den Bergen und speziell dieser Felsenjpalte seinen besonderen Gruß darzubringen. Dann zog er den Freund in seiner keinen Widerspruch zulassenden Weise neben sich auf den Felsblock nieder und sprach: »Du wunderst Dich, mich hier zu sehen, Christian?' »Nun freilich, ich dachte Dich erst mit dem Lesen meines Bliefes beschäftigt,' versetzte jener zögernd. »Kind, Kind, wann wirst Du endlich ein Mann werden?' lachte Olaf kopfschüttelnd. »Als ob Dein Brief über das at lantische Meer zu segeln hätte, anstatt den kleinen Sprung von Norwegen nach Dänemark zu machen! Also, wie es in dem Eingang- gewöhnlich heißt: Deinen lieben Brief habe ich richtig erhalten und mich darüber gefreut, weshalb ich selber komm«, um denselben schleunigst zu beantworten." .Olaf!' bat Christian ernst, »lasse jetzt den Scherz bei Seite. Ich habe soeben ein Drama in Wirklichkeit durchlesen, daS mich dis -n das Tiefste meiner Seele erschüttert hat.' »Nun Du bist leicht zu erschüttern, Sohn! Doch es sei, ich will Deiner würdig sein. Philister! Jetzt bin ich ernst, Christian, darum laß uns beginnen, zuerst, wenn D'rs recht ist, vom Geschäftlichen. Die Neuigkeiten in Deinem Briefe haben mich gewaltig überrascht und doch auch, ich gestehe es, rin wenig erschüttert. Der Halbgott ist heute herobgestürzt von seiner Höhr, nun kommt er zu Dir, den er einst mit Füßen getreten. Du sollst ihn retten. D-r Laut der Welt. Und weiter ha: er Dir Nichts mitgetheilt?' »Nein!' »Noch immer einen Winkel von Hochmuth und Selbstsucht, der eigentlich durch die Noth des Lebens erst ganz ausgekehrt werden müßte. Dann freilich hätten wir am Ende einen Selbst mörder mehr in der Welt; das darf nicht sein, wenn man's hindern kann, wir wollen ihn also retten, Du kannst auf die Summe bestimmt rechnen." »Bruder!' rief Christian, den Arm um seine Schulter legend. „Wie soll ich Dir alles, was Du schon für mich ge- than, jemals vergelten? O, glaube mir, es ist oft ein weh- müthig-schmerzlicher Gedanke für mich, nur nehmen zu müssen und bislang kein einziges Opfer Dir gebracht zu haben!" „U.stnn, — die Reihe, mir Opfer zu bringen, wird früh genug an Dich kommen. Wer weiß, was Du mir noch ein mal zu opfern hast. Es kommt ja nicht immer auf den Mam mon an. Das ist durchaus kein Opfer in meinen Augen, von seinem Uebeifluß etwas hinzuwerstn, bei welchem man nichts entbehrt. Darum halte ich das G eichniß vom Scherftein der armen Wittwe für das tiefsinnigste und erhabenste. Ich möchte Dir den Ratd geben, nicht allzu bescheiden in Deiner neuen Stellung als Affoc s der Firma Jakob Jensen und Co. auf- » * Jetzt folgte eine Erzählung jener Begebenheit, die Chri stians Entfernung aus dem Hause zur Folge hotte, und wch- müthige Klagen über dir Verblendung des Prinzipals, der das Gute von sich stoße und dem Bösen Gehör gebe. Auch flossen Tyränen des alten Mannes bei der Trennung von der kleinen Jngeboig, deren Entfernung er jedoch unter den obwaltenden Umständen für durchaus geboten halten mußte. Schließlich wurde die rührende Bitte hinzugefügt, sich barm herzig der Mutter des Kindes anzunedmen, und womöglich eine Aussöhnung mit dem barten Großvater anbohnen zu wollen, eine Handlung, welche vielleicht die völlige Wiederherstellung der Kranken herbeiführen könne. Christian war mit dem Lesen zu Ende und packte die Blätter samml dem Bilde sorgfältig zusammen. Dann blieb er und-wegllch sitzen, wie in einem Traum befangen, das starre Auge unverwandt auf einen Punkt gerichtet. Plötzlich fuhr er zusammen; eine bekannte Stimme tönte hell und fröhlich an sein Ohr. Äthemlos lauschte er, die Hand »sGeheimnitzindenBergen Erzählung von Felix Roderich. (Emilie Heinrichs.) Olaf Jvarsen hatte sich etwas zur Seite gestellt, um den Empfang nicht zu stören . ^rsorgt war und ich große Freud- hatte, eS öfter zu sehen ÄE" zu dürfen, odne Verdacht zu erregen. A« a ""glückliche Mutter ist noch immer wahnsinnig, doch ne sich st,ll und sanftmüthig und Hot einige lichte "6e, wo sie unaufhörlich weint. Der alle Doktor hofft Iflk, . .Zngeborg," flüsterte er, ,o mein Gott, jetzt ist do« Räthsel Deine Tochter ist's! Arme unglückliche Freya!" Christian nahm das Bild und betrachtete eS lange, eine fiel darauf, dann legte er es still hin und nahm die wieder zur Hand. i ,Ee war wohl em gefährlich Stück," so fuhr Martin Ikem B-kenntniß fort, »das kleine Ding hierher zu bringen, ,^ar es mir, als könnte ich gar nicht anders, als sei cs Wille, Freyas Kind dem hurten Großvater näher zu In, ja, als müsse die kleine Ingeborg, welche der Grotz- Ik Namen trug, ihn noch einmal ganz aussöhnen mit seinem " er die Unglückliche in sein Haus und gegen eine mäßig te, die ich jährlich zu zahlen versprach, ärztlich verpflegen behandeln wollte. Das Kind aber ließ ich Ingeborg H und nahm eS mit mir nach Bergen.'" Christian fühlte, al« er fowett gekommen war, einen Nebel I'lnn Augen und zitterte jo heftig, daß er die Blätter f'z^M? die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff ^2^ sowie für das Agl. Lorstrentamt zu Tharandt. u besuchens— . . ———— — (Fortsetzung.) Nachdruck verboten, j Äas war zu thun? Ich ersann eine Nothlüge (man , Z ohne solche nicht immer auskommen im Leben, da die Mgst-n dazu zwinzcn) und bat den Herrn Prinzipal, sbus einige Wochen frei zu lassen, um einen Vetter in Schund zu besuchen. > Hch war seit vielen Jahren mit einer solchen Bitte nicht IlNen, weshalb der Herr auch nicht nein sagen konnte, mir noch Reisegeld gab. Ich kam in Drontheim an, ^Mutter Trudens Häuschen. Großer Gott! Den An- ! »erde ich niemals vergessen. Mein arme« Fräulein war sie lachte, sang und spielte wie ein kleines Kind. Ä dachte, das Herz müsse mir brechen, und hatte doch keinen Muth nö-hig. Mutter Trude starb an diesem E und übergab mir vor ihrem Tode eine Summe Geldes, der Prinzipal ihr emgehändigt. Dieses Geld zahlte ich i °Iten Arzt in Dcontheim, Doktor Martensen heißt er, Ime Ding nicht zu bringen, einmal hätte ich idm die Heil sagen müssen, da er mein treuer Freund von Jugend jJuusen, und zweitens durfte ich der jungen Frau, die sonst i,' bfav ist, doch nicht so viel onoertrauen, sie ist neugierig t.^tte zu viel auSplaudern können. Ich durste in Ver jag mit dem Kinde nicht genannt werden, ohne Verdacht j^gen. t 8o brachte ich es denn zu einem armen Gebirgsbewohner, ^r auch bald Hilfe sandte. i deines Pcinzchal« Neffe, Herr Waldmann, kam in's ein lieber junger Herr, den ich gleich beim ersten An- . u»e einen Sohn in's Herz schloß. Auf ihn baute ich I Plan, um die arme, verwaiste Kleine, auf deren un- bIn Haupte ein so grausiger Fluch ru"te. unmittelbar in ^Milie, der sie angehörte, hineinzuschmuggeln. s gelang mir über Ermatten gut; — als der junge Herr Sonntage seine gewöhnliche Bergtour unternahm und, schon heimlich beobachtete, regelmäßig eine besondere Mte bestieg, da brachte ich das Kmdlem, dem ich mit Handschrift zwei Zettel angebeftet und ein heuiges Iknkleinod, bestehend in einem kostbaren und seltsam ge- P-rlenkranz, als einziges Erbiheil der Mutter, milge- Katte, in einer Hängematte in die Nähe !. blieb dort - - ? das Kino hatte. . Samariter die Kleine zu Peter Malmström brachte, wo I unter der Obhul der jungen Frau wohl aufgedobcn zutreten. Nur oer Heuchelschem göttlicher Uaoerschämlhen im- ponirt, weiter nichts in der Welt mehr." »Wir dürfen kein Geheimmß vor einander haben, Freund. Lies diese Blätter," fuhr Christian leise fort, ihm Martini-Be kenntnisse hinreichend. Olaf ergriff und durchflog sie mit der ihm eigenen Leben digkeit und Hast, mit keiner Miene dabei die Bewegung seines Innern verralhend. Als er damit zu Ende war, gab er sie ihm schweigend zurück und erhob sich, um einen raschen Gang über die Felsplatte zu machen. Dann blieb ec plötzlich vor Christian stehen und sagte ruhig: »Führe mich noch einmal nach der Stelle, wo Du die kleine Ingeborg gefunden." Nach wenigen Augenblicken standen sie bei den Fichten, »Hier also!" fuhr Olaf fort. „Der Platz verdient es. durch jene Handlung verewigt zu werden, und so wahr ich meiner Mutter Sohn bin) so wahr soll Martin Greenqvlst von mir ein würdiges Grabdenkmal erhalten!' Christian sah den Freund, der über alle« im Leben zu spotten schien, tiefbewegt stch eine Thräne im Auge zerdrücken. Er reichte ihm schweigend die Hand und schritt dann Arm in Arm mit ihm »fürbaß", wie Olaf sagte. Bald stiegen sie wieder hinunter ins Thal, wo letzterer dem erstaunten und erfreuten Peter Malmström *dic Worte entze- genrief: ,H- Kapitän! He Steuermann! Ist einer, der mir führen kann Mein Schiff, das mit den Wolken fliegt, DeS Adlers Flug im Sturm besiegt?' „Haha!" lachte der alte Schiffer, »da« ist Herr Jvarsen der schon wieder mit seiner Luslfregalte segelt. Gott zum Gruß junger Herr!' »Danke schön, Peier Malmström!' nickte Olaf, ihm die Hand schüttelnd. »Habt Ihr einen guten Kaffee für zwei durstige Seelen?" »Ganz gewiß, Ihr Herren!" schmunzelte der Alts. Bald saß-n sie drinnen izr der reinlichen Stube um den Kaffeetisch und während Olaf noch mit der jungen Frau scherzte, folgte Christian einem Winke des Schiffers, der ihm in seinem Slübchen die Adresse de« Dromtheimer Arztes, bei welchem die wahnsinnige Freya stch befand, und die Summe zu ihrer Verficgung, o» Sparpfennig des alten Martin, einhändigte.