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Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. -to. 148. SV. ^ahrg Sonnabend, den 17. Dezember l8^ G. Bekanntmachung statt. Gegen Säumige wird unnachsiHtlich mit Ordnungsstrafen vorgegangen werden. sie von der Reichsregierung ausgenommen werden, nament- lich im Bundesrath, zu längeren Erörterungen führen. Meißen, am 12. Dezember 1898. Nr.: 5689 Königliche Amtshauptmannschaft Im Uebrigen wird die Königliche Amtshauptmanuschaft bei Gesuchen um Wegebauunterstützuugen auch die Art und Weise, wie die betreffenden Wegebaupflichtigen sich namentlich zu Zeiten vorherrschend feuchter Witterung die Wegepflege angelegen sein lassen, als Maßstab für die Gewährung von Beihilfen und deren Höhe mit in Betracht ziehen. Abgeordnete Grgf Limburg-Stirum ab. Derselbe befür wortete im Wesentlichen die Forderungen des Kolonial- und Marineetats, verlangte ausgiebigen Schutz der lanowirth- schaftlichen Interessen bei der Erneuerung der deutschen Handelsverträge und hieß die Ausweisungen speziell aus Nordschleswig gut. Nachdem die Staatssekretär Graf Posadowsk und v. Thielemann mit kurzen Erklärungen in die Debatte eingegriffen hatten, wurde dieselbe durch eine Rede des Polen v. Motty beschlossen, welche den Charakter des üblichen polnischen Klageliedes im Reichstage aufwies. Großherzog Friedrich von Baden hat vom Montag Abend bis Mittwoch Nachmittag als Gast des Prinz-Regenten Luitpold vou Bayern in München geweilt und hiermit seinen schon längst angekündigt ge wesenen Besuch am Münchener Hofe zur Ausführung ge bracht. Der badische Herrscher ist daselbst mit ebenso großer Auszeichnung, wie Herzlichkeit ausgenommen worden, welcher Empfang auf die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Höfen von München und Karlsruhe ein Helles Licht wirft. Daß Großherzog Friedrich und Prinz-Regent Luit pold bei ihrem dreitägigen Zusammensein gar manche po litische Frage traulich besprochen haben werden, darf wohl als selbstverständlich gellen; uur bleibt abzuwarten, was von der politischen Seite der Münchener Fürstenbegegnung als verbürgt an die Oeffentlichkeit gelangen wird. Frankreich. In Frankreich befindet sich die Drey- fus-Picquart-Angelegenheit noch immer im Stadium der vom Pariser Kassationshofe betriebenen Personalvernehm ungen. Der verhaftete Oberst Picquart ist, entgegen allen Voraussagungen, noch immer nicht in vorläufige Freihe.t gesetzt morden, wie es scheint, hat es der Gouverneur von Paris, General Zurlinden, verstanden, die Anordnungen über die provisorische Haftentlassung Picquarts, welche schon erlassen worden sein sollte, wieder rückgängig zu machen. Der Botschafter Frankreichs beim Vatican, Poubelle, hat im amtlichen Aufträge vom Vatican die Ent fernung des Patriarchen Piavi aus Jerusalem verlangt, diese Forderung scheint mit der warmen Begrüßungsan sprache zusammenzuhängen, die Piavi an das deutsche Kai serpaar bei dessen Besuch in Jerusalem richtete. Orient. In Konstantinopel sieht man dem Be suche des Großsürsten Nikolaus von Rußland ent gegen, welches Ereiguiß als ein neuer Beweis für die gegen wärtigen freundschaftlichen Beziehungen zwischen Rußland und der Türkei gilt. — In Jemen haben die türkischen Truppen die stärksten Stellungen der aufständischen Araber genommen. England. Die Londoner Blätter beschäftigen sich lebhaft mit der Reichstagsrede des deutschen Staats sekretärs v. Bülow und zwar hauptsächlich unter dem Ge sichtspunkte der deutsch-englischen Beziehungen. Im Allge meinen wird hierbei die eingetretene Besserung in dem Verhältniß zwischen Deutschland und England betont und der Hoffnung auf ein zusammengehen beider Staaten Aus druck verliehen. Erneuerung oder Reform des deutschen Vankgesetzes. Seit Jahr und Tag ist bekanntlich in den wirthschast- M Fragen Deutschlands auch ein heftiger Kampf da- Mr entbrannt, ob das deutsche Bankgesetz, bez. die Msbank und die privilegirtcn Privatnolenbanken dem Wtbcdürsniß der wirthschastlich am meisten bedrängten ^erbsklasfen entspräche, und ob es sich nicht empfehlen Ue, in dieser Hinsicht, zumal bezüglich der Hebung des Asvnalkredits der Landwirlhe, Gewerbsbetreibenden und Mdwerker, Reformen eintreten zu lassen. Da nun der Achstag sich verfassungsmäßig in dieser Session mit der Mus wichtigen Frage der Verlängerung der Privilegien >» Reichsbank und der Privatnotendanken zu beschäftigen z ^ben wird, so ist es im Interesse unseres gesammten Mhschafilicheu Lebens, daß die erwähnte Reformfrage ! dieser Gelegenheit ausgesuchten wird. Es ist daher M '".der Zeit, daß die öffentliche Meinung durch die Presse, ' M diese wichtige Angelegenheit anfmerksam gemacht wird. M Bankgcsetz vom 14. März 1875 behielt dem Reiche Recht vor, zuerst am 1. Januar 1891, alsdann von Zu 1t) Jahren nach uorausgegangener einjähriger An- zMgung die Reichsbank aufzuheben oder ihre sämmtlichen Mheile zum Nenuwerth zu erwerben (8 41) und den Illgen Notenbanken die Befugniß zur Ausgabe von Bank en zu denselben Terminen ohne Entschädigung zu ent- Hen G 44 Abs. 7.) Nachdem das Reich von diesem Recht Ablanf der ersten Kündigungsfrist nur insoweit ^e- Aä) gemacht hat, als es durch das Gesetz, betr. die Änderung des Bankgesetzes vom 14. März 1875, vom Dezember 1889 den Antheil des Reiches am Reinge- ,3" der Rcichsbank erhöhte, ist nun bis zum 31. Dezbr. die Entscheidung zu liessen, ob und eventuell unter Achen Modefikationen die Reicksbank weiter bestehen und H Privatnotenbanken ihr Noteurecht behalten sollen. Die Handlungen über diese Fragen werden sich, wie der Ml. Act." sehr richtig bemerkt, voraussichtlich nicht ein- gestalten. Der schon beim ersten Kündigungstermin 'ncisteu umstrittene Punkt, ob die Reichsbank „ver- Micht", das heißt, ob ihre sämmtlichen Autheile vom Ach erworben werden sollen, wird auch dieses Mal im AMpunkt des Interesses stehen. Handel nnd Industrie M sich jm März d. Js. in einer Plenarversammlung A deutschen Handelstages mit der größten Entschiedenheit Au die Verstaatlichung ansgesprochen, während von AM des Bundes der Landwirlhe, der Antisemiten und Reformer die Verstaatlichung mit derselben Entschieden- verlangt worden ist. Allem Anschein nach wird es in sM Frage zu einer Kraftprobe der beiden großen wirth- ^Wlichkn Mächte kommen, deren Kampf in den nächsten Men das öffentliche Leben Deutschlands in höherem Grade huschen dürfte, als irgend ein anderer, wenn auch hjMiell tieferer Gegensatz. Aber auch abgesehen von diesem Mosten Streitpunkte wird es nicht an Erörterungen tzM, welche die Verhandlung in die länge ziehen werden. j>, Md einige Reformen an Einzelheiten des Bankgesetzes ichj.Mthafle Erwägung gezogen ,welche theilweise eine Ver- des Verhältnisses zwischen Reichsbank und Prival- !>Hi Kinken herbeiführen würden; den Widerspruch der von Privatnotenbauken befindlichen Einzelstaaten Zurufen, werden die rorgeschlagenen Reformen, falls politische Rundschau. Deutsches Reich. Mit der am Montag begonnenen allgemeinen Etatbera thung ist der neue Reichstag in seine eigentlichen Arbeiten eingetreten, freilick dürften die selben inzwischen durch die Weihnachtspause des Hauses bereits wieder unterbrochen worden sein. Der erste Tag der allgemeinen Etatdebatte wurde einerseits durch die stark- oppositionelle Rede des freisinnigen Abgeordneten Eugen Richter, anderseits durch die Kundgebung des Staatssekre tärs v. Bülow über die auswärtige Politik des Reiches charakterisier. Herr Richter hechelte so ziemlich alles durch, was sich von Ereignissen der jüngsten Zeit und schweben den Fragen nur irgendwie in den Rahmen seiner einstün digen Rede cinpresscu ließ, von der Orientreise des Kaisers an bis zu den Ausweisungen, zur Finanz- und Kolonial politik des Reiches und zum lippeschen Fall. Fast bei allen von ihm erörterten Themata ließ der Führer der freisinn igen Volkspartei seiner oppositionellen Laune die Zügel schießen und durchtränkte die einzelnen Redewendungen mit satyrisckeu Bemerkungen und sonstigen kleinen Bosheiten, hiermit wiederholt stürmische Heiterkeit im Hause entfesselnd. Der zweite Hauptredner des Tages, der Staatssekretär des Auswärtigen, Herr v. Bülow, gab in der diesem befähigten Staatsmanne eigenen gewandten rednerischen Art der Dar stellung ein ansprechendes Bild vom Stande der auswärtigen Beziehungen des deutschen Reiches, wobei er sich namentlich über das vielverschlungene orientalische Problem verbreitete. Ans den Bülow'schen Ausführungen ließ sich im Uebrigen entnehmen, daß der Weltfriede ungeachtet der vorhandenen Gegensätze in der internationalen Politik auch auf weiter hin als gesichert gelten darf. Der zweite Tag der Etatdebatte, der Dienstag stand dem ersten an Interesse einigermaßen nach, obwohl die gehaltenen Reden den am Montag an Länge wahrlich nickts nachgaben. Den Rednerreigen eröffnete der Na tionalliberale Bassermann, dessen Darlegungen sich zum guten Theile auf sozialpolitischem Gebiete bewegten; in dieser Rich tung sprach er sich für eine durchgreifende Reform unserer gesammten sozialpolitischen Gesetzgebung aus. Sachlich und ruhig kritisirle Herr Bassermann die einzelnen Reichstags vorlagen, in Weiteren berührte er die lippesche Angelegen heil, die preußisch-bayerische Verständigung in der Frage des obersten Militärgerichtshofes usw., um mit Streifblicken auf die Vorgänge in Oesterreich und auf die Orientreise des Kaisers zu schließen. Der nächste Sprecher war der bayerische Sozialistenführer v. Vollmar, der natürlich so fort als entschiedener Oppositionsmann auftrat und zuerst zwar ziemlich maßvoll sprach, dann aber mehr und mehr in die rednerische Wolle gerieth. Er bemängelte den Etat in allen seinen Theilen äußerst abfällig, malte die finan zielle und wirthschaftliche Lage grau in grau, uud wetterte mächtig gegen die geplante Heeresverstärkung, gegen die Ko lonialpolitik und gegen die Ausweisungen sich bei letzterem Thema einen Ordnungsruf des Präsidenten Grafen Balle- strem zuziehend. Weiter spann Herr v. Vollmar das The ma von der „Reichsverdrossenheit" in die Länge, mäkelte an der Orientrcise des Kaisers herum und feierte schließ lich die Sozialdemokratie als eine Partei der Gesetzmäßig- Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in hiesiger Hausflur zu ersehen. Meißen, am 13. Dezember 1898. Ronigliche Amtshauptmannschaft. von Schroeter. W Meinl wöwentlich oreimal uuo zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen i Mk.5o Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis wätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro viergespaltene EorpuSzeile. Mittwoch, den 2^. ds. Mts., Vormittags *2 §2 Rhr findet im hiesigen Verhandlungssaale öffentliche Sitzung des Bezirksausschusses Bekanntmachung, die Fürsorge für Sie öffentlichen Wege betr. Mit Rücksicht auf die gegenwärtige, für den Zustand der Communications- höchst ungünstige Witterung werden die Wegebaupflichtigen des hiesigen Bezirks Neuem veranlaßt, auf die Behandlung der öffentlichen Wege die größte Sorgfalt ^.verwenden, vorzugsweise aber behufs Herbeiführung einer möglichst baldigen, für die Maffenheit und Widerstandsfähigkeit der Wege überaus wichtigen Austrocknung der Mkörper den Schlamm, und zwar nicht blos von den Fahrbahnen, sondern auch vou ^Fußwegen abzuziehen und zu beseitigen, anstehende Wässer durch Hacken vou Rinnen Metten, Gleise und Löcher mit klargeschlageuen Steinen auszufüllen, letztere mit Kies A Boden zu bedecken und festzurammen, sowie Gräben zu heben und Schleusen zu "nigen. Amtsblatt die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. checkM siil MM» Tharandt, Aossen, Sieöentehn und die Hlmgegenden. Ein Massenübertritt vom Katholicismus zum Pro testantismus beginnt in Deutschböhmen um sich zu greifen. Aus Saaz wird berichtet, daß sich dort allein 600 Per- . . _ „ sonen dnrcb ihre Unterschrift verpflichtet hätten, diesen keil. Den Generalredncr der Rothen löste der konservative Uebertritt am 18. Januar zu vollziehen.