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vernichten ihn. Mitleid ist bei den Leuten Schwäche, des Gegners entledigt man sich auf jede Art und Weise. So urtheilt ein Mann, der mit den Parteiführern Jahre lang verkehrt und sie gründlich kennen gelernt hat. Die Aaisevfahrt nach dem heiligen Lande. 27. Beirut. Ans der Palästinareise werden Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin bei dem Ausflug nach Baalbek und Damaskus eine der interessantesten und schönsten Bahnstrecken der Welt benutzen, die von der „Socists anonyme ottomans clss cbsmins cksksr" erbaute, erst 1895 eröffnete Libanonbahn, welche von Beirut über den Libanon und Antilibanon hinweg nach Damaskus und weiter nach dem Hauran führt. Von Haifa gelangten wir auf einem russischen Schiffe nach dem Hafen von Beirut. Wir lan deten am Dienstag srüh vor Beirut und sahen über der ganzen wunderschön in Gärten amphitheatralisch an der stark ansteigenden Küste belegenen Stadt, die schneebedeckten Berge des Libanon, über denen die Sonne aufging. Als wir durch die Stadt gingen sahen wir oben auf beherrsch ender Anhöhe eine englische Kirche mit stnmpfen Thürmen und kamen vorbei an der schmucken, gleichfalls mit Thürmen gezierten evangelischen Mtsstonsanstalt. Beirut ist der Hauptausgangspunkt für die evangelische Mission in Syrien, die hier von Amerikanern, Engländern und Deutschen ein trächtig betrieben wird. Die Zahl der Evangelischen ist stetig gewachsen, und über 600 Kinder besuchen in Beirut die evangelischen Missionsschulen, von zwölf arabischen Zeitungen der Stadt sind nicht weniger als sechs protestantisch. Die Amerikaner haben hier seit 1823 einen Mittel punkt für ihre vor allem Syrien umfassende Misstons arbeit. Ein theologisches Seminar, eine medizinische Schule, noch andere höhere und niedere Schulen, endlich eine große Druckerei, aus der außerordentlich viele arabische und syrische Schriften hervorgehen, präsentiren sich recht stattlich neben dem katholischen Priesterseminar. Kaisers werth hat hier nicht blos ein Waisenhaus, das schon vor 15 Jahren 130 Kinder und eine höhere Töchterschule, die schon damals 120 Schülerinnen zählte, sondern auch am Bergeshang seine Erholnngsstation für die Schwestern, die im Morgenland arbeiten, und in seinem Diakonissen hause bietet es auch der deutsch-evangelischen Gemeinde im Betsaal ein Heim, indem außer deutscher auch französische Predigt gehalten wird. Vor der Stadt in wonniger Um gebung leuchtet herüber das Hospiz des Johanniter-Ordens, das auch von Kaiserswerther Diakonissen bedient wird, hebt sich auch vom gelben Wüstensand das Grün der Fruchtgefilde der Templer-Kolonie ab. Die alte, menschenreiche Stadt selbst macht den Ein druck einer orientalischen Stadt, Elend und Unsauberkeit starren dem Besucher der oft ruinenhaften, überthorten Gäßchen entgegen. Unter ihrer Last tief gebeugte Arbeiter schleppen sich dahin, von der Peitsche der Aufseher ge trieben, vornehme Paschas rasseln, in ihre Kaleschen gelehnt, dahin und fahren über den Haufen, was nicht rechtzeitig zur Seite springt. Schwarz- oder weißvermummte Frauen mit ihrer dunkelgefleckten Gazescheibe vor dem Gesicht, wie Aussätzige im Leichentuche anzusehen, von Haremswächtern gefolgt, erinnern an die Entwürdigung des weiblichen Ge schlechtes, und die Araber, die vom frühesten Morgen an vor den Kaffeebuden mit untergeschlagenen Beinen sitzen, können als Sinnbilder dienen für die allgemeine Trägheit und Erschlaffung des Orients. (Fortsetzung folgt.) Luccheni. Luccheni, der Mörder der Kaiserin Elisabeth ist, wie gemeldet, zu lebenslänglichem Gefängniß verurtheilt worden. Er wird also im Genfer Staatsgefängnisfe auf Staats kosten gefüttert werden, er wird sich weiterhin im gecken haften Bewußtsein seiner That sonnen, und wenn er von robuster Körperbeschaffenheit ist, kann er zwar im Gefäng nisse, aber in aller Ruhe zu hohen Jahren kommen. Ja vielleicht kommt im Laufe der Zeit etwa ein Anlaß zu einer großen Amnestie im Kanton Genf und er bekommt die Freiheit wieder und wird wieder der Menschheit ge schenkt. So und nicht anders wird und kann es geschehen, so unglaublich, so empörend es für jedes menschliche Gefühl auch klingen mag. Das Scheusal von Mörder, der unbarmherzig und roh wie ein mordwüthiges Thier seinen Mordstahl in das edelste Herz einer Frau, einer Kaiserin, stieß, die weder ihm noch jemals jemand anderem etwas zu leide gethan, wird weiter am Leben bleiben. Er wirb zu arbeiten bekommen, er wird bis ans Ende seiner Tage gespeist werden, allerdings nur mit Gefängnißkost, aber auch um diese werden ihn Tausende von braven, arbeitslosen Menschen, die hungernd herumlaufen müssen, beneiden dürfen. Wenn er krank werden sollte, wird man den Arzt holen, der ihn wieder gesund machen wird, damit sein kostbares Leben erhalten bleibe. Und damit wird die Sühne erschöpft sein, die er für eine der größten Unthatex leisten müssen wird, welche die Weltgeschichte kennt. Sühne? Klingt das Wort nicht wie Hohn, wie frevelnder, alberner Spott in diesem Falle? Möchte man nicht über diese Gerechtigkeit lachen, die für die That vom 10. September keine andere Sühne weiß als jene, zu der Luccheni am 10. November verurtheilt worden ist. Schreit nicht dieses Mißverhältniß zwischen Schuld und Sühne laut zum Himmel? Muß es nicht neuerdings die Empörung wach rufen bis zur Höhe härteKx. Unbarmherzigkeit? Beweist es nicht schlagend, wie jämmerlich die schwachherzige Sen timentalität ist, die in anarchistischen Mordgesellen immer noch Leute sieht, die mit demselben Maßstabe wie andere Menschen gemessen werden müssen? Schreit es nicht nach einer Aenderung und Verschärfung der Gesetze gegen die anarchistische Mördersippe, nach einer Einigung zur Ver nichtung dieser Schädlinge, die geradeso erbarmungslos vorgenommen werden mnß, wie die Anarchisten selbst vor gehen? Die Antwort ans diese Fragen können wir uns füglich ersparen. Der Trauertag des 10. September hat den Anstoß zur Vereinigung der Mächte gegen die anarchistische Gefahr gegeben. Möge der Gerichtstag vom 10. November den Anstoß dazu geben, daß auch zwischen Schuld und Sühne das richtige Verhältniß getroffen werde und daß diese Schreckensthaten auch mit Schreckensurtheilen gesühnt werden. Politische Rundschau. Die Prinzessin Heinrich von Preußen hat am Freitag von Kiel aus die weite Reise zum Weihnachtsbe suche bei ihrem hohen Gemahl in Kiautschou angetreten. Von Genua aus beginnt die Seereise der Frau Prinzessin, voraussichtlich wird sie in der dritten Dezemberwoche an ihrem sernen Ziel anlangen. Die deutsche Regierung wird auf der internationalen Konferenz in Rom zur Berathung von Abwehrmaß regeln gegen den Anarchismus durch ihren Botschafter beim Quirinal, Fruherm Sourma v. d. Jeltsch, ferner durch den Oberregierungsrath v. Philippsborn im preußi schen Ministerium des Innern und den Berliner Universi tätsprofessor v. Martiz vertreten sein. Amtlich sind diese Ernennungen allerdings noch nicht erfolgt. MmM für Mlckch t Imlsblnll sowie für das Agl. ForsLrenLamL zu Tharandt Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf r angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. No. 134. Dienstag, den 13 November 18S8 S«. Jahrg Gin Ankläger. L eisen den Keiser« »sthck yaiien ... Als Baum etwas genesen war, begab persönlich zu seinem Genossen Bebel, doch dieser Die Tagesordnung hängt im Rathhause aus Wilsdruff, am 12. November 1898. lbhst i /.. nsnn. Der Bürgermeister. Bekanntmachung. Donnerstag, de« 17. November d. I. Abends ^7 Uhr LZ' 1 1 I. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. TharM Uchen, Menlehn md die UmMuden. s ! !!> ^1 1V <1 nur ein Achselzucken für sein Unglück. Ein Pferd, Ws ausgedient, alt und schwach wird, — bemerkt Wr hierzu — erhält von seinem Herrn das Gnaden- ein braver Genosse im Dienste der Partei Bebels W einen Fußtritt, wenn er seine Groschen nicht mehr und seine Dienste nicht mehr verrichten kann. X Jin Arbeiter gilt in der Sozialdemokratie in der W nichts; die Hauptsache ist: Wo bleiben die Führer? zMer — sg führt Fischer aus, — seht doch genau hin betrachtet euch einmal ordentlich die, welche euch Brot ii? surem Tode versprechen und, so lange ihr lebt, sich Parasiten an euch hängen und sich von euerm Schweiß jh Brot ernähren! Aeußerlich wohl zeigen sie Armuth, tzMeimen aber häufen sic Kapitalien auf und bringen Reichthum in Sicherheit. Wenn jemand die Wahr erzählt, so haben sie kein menschliches Gefühl, sondern d wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. M! ^7,1 o A» (j'a - ---. . - SIS bSOA . US-Od,/' sqAL- Aber das Unglück verschonte auch diesen willens- An, furchtlosen Mann nicht; er wurde schwer krank, GMch verlor die Sprache, so daß er Jahre im Krankeu- zubringen mußte. Das Elend der Familie war aber die reichen Führer der sozialdemokratischen ^ei hatten kein Gehör für die arme Frau mit ihren Hang- j,'-^ j °en und frierenden Kindern, für die Frau und Kinder, schon, indem sie bei der Verbreitung von D-D OMMn Schriften mithalfen, der Partei dienstbar ge- W hatten — . - - - - ,, Als vor einiger Zeit der Korbmacher Ernst Fischer fj lAier Broschüre „Der Werth der Sozialdemokratie für ^Arbeiterschaft" nachwies, daß die sozialdemokratischen Mer nur auf den eigenen Vortheil, nicht aber auf den ^Arbeiter bedacht seien, da ergoß sich ene FInth von jlsi ^'Ehlingen über den Verfasser. Er wurde in der DvElGPresse der Unwahrhaftigkeit geziehen und persön- ^ verdächtigt. Die Angaben selbst wurden allerdings D widerlegt, weil sie eben nicht widerlegt werden können; V. Räter hat — wie er in einer neuen, ,,Jm Kampf i! ^°en Führern der Sozialdemokratie" betitelten Bro- t ^uochmals feststellt, — nur Thatsachen angegeben. ^Früher eifriger Sozialdemokrat, ist Fischer ourch Er- D"gen zur Erkenntniß gekommen, wie viel in der So- Aeinokratie faul ist. „Man mnß eben — so sagt Wr — Erfahrungen sammeln, lernen und nochmals ehe man wirklich ein Wörtchen mitsprecheu kann. Omlang bin ich ein stiller Beobachter der Vorgänge der - ;Ächdemokratie geblieben, ich habe mich nicht im Un- uH? W >n Schimpfereien gegen die sozialistischen Führer -r- ' Ast', sondern nach reiflicher Ueberlegung und gestützt lahrelang gesammeltes Material bin ich zu der Ueber- gekommen, daß es ein Wahnsinn ist, einer Partei die sich in Utopien bewegt und niemals das , und Wahre will, was dem Menschen Freude und M^°hlgesallen bringt." in seiner neuen Broschüre führt Fischer eine We von Vorgängen an, die auf die Zustände iu der ^demokratischen Partei ein grelles Schlaglicht werfen. LD.anderm erzählt Fischer die Geschichte eines Partei- Namens Baum, die bezeichnend ist für die Art Weise, wie die sozialdemokratischen Führer ihre An- ausnützen, und dann verlassen! Baum war eiu M Fabrikarbeiter, der 15 Kinder sein eigen nannte. Ä Verdienst war 24 Mark pro Woche, wovon er die ,D 's^Ne der Partei opferte, denn er war Vertrauensmann und Nacht für die Partei thätig. Baum ließ D'D)'schlich seine Familie hungern, nm nur ja seiner Stell- As^ »in der Partei gerecht zu werden.