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Menge, welche so fröhlich und lustig an den mit Speisen und Getränten beladenen Tischen saß, als ob der Kampf mn's Dasein, mit seiner grimmen Noth und bleichen Sorge, am grünen Strand der Spree ein überwundener Standpunkt wäre. Plötzlich stieß sie einen halblauten Schrei aus und fuhr mit der Hand krampfhaft zum Herzen. Ein junger, jein gi kleideten Herr halte, mit einer Dame am Arm, den Garten betreten und ans der unteren Terrasse, welche nur wenige.Fuß den Wasserspiegel überragte, Platz genommen. „Erich," stöhnte sie in tiefem Weh auf, wahrend ihre Lhränenfeuchten Augen mit angstvoller Neugier auf das scherzende und plaudernde Paar gerichtet waren. Der Kellner brachte ein Tablett mit zivci Gläsern und einer Flasche Wein. Der Herr goß ein, sie stießen lustig an und tranken einander zu. Else wandte sich vom Fenster ab und schritt, die zitternden Hände wie schützend vor ihre Augen haltend, in furchtbarer Erregung auf und ab. Als sie wieder dicht am Fenster stehen blieb, sanken ihre Arme wie kraftlos am Körper herab und tiefe Blässe überzog ihre Wangen. Ach, wäre es doch nur ein böser Traum gewesen! Aber da saß der Treulose noch immer, und seine Be gleiterin schlürfte eben wieder behaglich das goldene Naß, während er, sich in den Stuhl zurücklehnend und den zier lichen Spazicrstock leicht nach dem Takt der Musik bewegend, zärtlich zu ihr hinüberblickte. Eine tiefe Falte hatte sich zwischen Elsen's Brauen ein gegraben, ihr Gesicht nahm einen herben, entschlossenen Zug an. Sie öffnete hastig einen Eckschrank, entnahm ihm einen leichten Sommermantel, den sie mit einein Ruck umwarf und schritt zur Thür. Doch auf der Schwelle zögerte ihr Fuß, sie verharrte ivohl fünf Minuten lang in regungsloser Stellung und schien über etwas nachzusinnen. Darauf legte sie den Mantel wieder ab und setzte sich an's Fenster. Die erste Hochfluth ihrer wild aufbrausenden Gefühle hätte sie beinahe dazu getrieben, an's Land zu eilen und dem trügerischen Mann Äuge in Auge seine Falschheit vor zuwerfen. Aber sie mußte einsehen, daß dadurch nur ein höchst peinlicher Auftritt herbeigeführt worden wäre. Nein, sie wollte ihm wenigstens nicht zeigen, wie groß ihr Schmerz, wie fürchterlich ihre Verzweiflung war. Ein dichter Schleier sollte fortan ihr Inneres verhüllen vor ihm, vor der ganzen Welt! Sie ballte die kleinen Hände zur Faust, biß die Zähne zusammen und gab sich die erdenklichste Mühe, das Paar auf der Terrasse mit Gleichgiltigkeit zu beobachten. Aber sie hatte ihre Seelenstärke überschätzt, ein heftiges Zittern überlief ihre zarte Gestalt, und sie begann leiden schaftlich zu schluchzen und zu weinen. „Nanu, solch großes Frauenzimmer flennt noch wie ein Wickelkind? Schäme Dich, Mädel!" Mit diesen Worten trat ihr Vater ein und warf sich auf das Sopha. Else trocknete die Thränen schnell mit der Schürze und sagte ruhig: „Und wenn ich weine, was schadet das? Es kostet ja nichts!" „Das wäre auch leichtsinnig Lei den theuereu Zeiten, wenn ich für so überflüssige Objekte wie Thränen noch Geld ausgeben wollte. Frauensleute weinen bei allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten, wenn sie z. B. Zwiebeln schälen, den ersten Liebesbrief, den ersten Kuß in Empfang nehmen, ein neuer Hut, eine neue Robe vorn Jüpiter Plnvins ruinirt wird. Wenu Weiber weinen, soll der Mann den Regenmantel der Reserve über sein Herz ziehen und den Südwester der Gleichgiltigkeit über's Hirn stülpen, sonst ätzen sie das bischen Mannesseele, was jeder Lator kamiliaZ noch hat, schnell hinweg. Frauenthränen sind in dieser Welt schon ganze Ozeane vergossen worden. Kein Weib hat aber jemals aus so nichtiger Ursache ihre Thränenschlensen aufgezogen, Ma, Else, einmal — »Fällt mir der rechten Hand ruckweise von oben nach unten bewegte. »Ich werd« >Mr so i ich Dir M damit .»Heros u s auch ni »och an 'gaugenei .Tater," s sonderbare ' Nom Lebe ihre Elter Massen. Mdemann und I Mnsam m begründen lassen. Ich spiele denn auch in unserem Ost hervorragende Nolle, aber noch ist mein Ehrgeiz num sic sättigt. Das schöne Grundstück neben dem unsrigcn sii Du weißt, verkäuflich. Mein Widersacher, der Doktor, sMcht darauf. Doch ich werde ihm znvorkommcn, und daml Mi Jeder mich für den reichsten Mann in Karpeudorf, den - ausgenommen, halten." .pr Lademann streckte den kleinen, dicken Körper bei Worten so steif ans, daß er wie eine ansgestopfte Strost'^ anssah, nnd seine Augen sprühten in Heller Begeht , lufrieden « / bei dem H — abei schlaf w zog sü Mach das Zahlen de F's lehnte niedrige L ^er Kapilä ^müzu st verlebe, K etwas z M so bat! Mch wärt ft- Maier um Ma Hämu Zanken ii Hauptsache im Leben', das ist mein Wahlspruch gewesen, welchem ich's zu etwas gebracht habe. Mögen die Hungertuch nagenden Idealisten auch sagen: ,Ach, das st., ist nur Schindmähre.', oder in ihrem Galgenhumor werfend von schnödem Mammon reden, die Thatsache n'sst- sie nicht aus der Welt schaffen, daß ein Schlüssel ans stM metall dazu gehört, um Zutritt zu den Annehmlichkeiten Genüssen des Lebens zu erhalten. Stolz kann ich reiste behaupten, daß ich ein wohlhabender Mann bin. Zu thum muß aber Bildung hinzukommen, soll es einen st machen!" schalt der Alte. i „Mir liegt so etwas vollständig fern!" versicherte sist,, „Das will ich mir auch ausgebcten haben! Ucluitst kann ich mir jetzt denken, woher Dein Kummer rührts..^ möchtest dort im Konzert-Garten scheu und Dich anühM, Was hat man aber von der Dudelei? Sie stört st'"^ höchstens im Schlaf. Für mich giebt's nur eine Musik'st mir gefällt, nnd die wird von Moses und den Propheten gch'stf „Die Welt bietet noch idealere Genüsse, als st gierige Freude an Geld gewährt." - § Der Kapitän zündete'sich eine neue Cigarre an, sich möglichst bequem in den Polstern zurecht und erwidst'Hommen k „Svoo? Hm! Merkwürdig! Und worin besteht ' 'l „Geh' mir doch mit den sogenannten Idealen! b'M einen Bettler, der hungert, ob er sich mit Idealist^, Magen füllen kann. I, die Aale schlüpfen uns bald st die Finger, wenn die Portemonnetcn fehlen! ,Geld andere Grund?" ... Er bewegte dabei die ausgespreizte Rechte so bst" M und niederwärts, daß sie den Tisch traf nnd dieser so arg wamst daß die Petroleumlampe, ivenn Else nicht schnell Ml, unerträgliche Qualen zu bereiten scheint." „Kapitän Lademann", wie ihn die Vootskncchte " ihren Chef titulirtcn, hatte diesen bilderreichen Vortrag st" eigentümlichen Gesten begleitet, indem er bei jedein st-M welches er besonders betonen wollte, die ansgespreizten stylst st> die sei ! stunde wohl M^gendei der Vr Mst sriedlü M"cin Stm beiden pachte de ^'Nen ein Meidend, .sicher' M freit." Klang geben. Sobald meine pekuniären Verhältnisse Moch süß i wurden, habe ich deshalb die Lücken in meinem Wissen'sm Massnen, fleißiges Lesen und Studiren ansznfüllen gesucht. Dil "'ssst Fas daß ich nach nnd nach in Karpeudorf ein ganzes Regal M,-> das Büchern angeschafft habe. Geld, mit Wissen verbrämt, vch, das sicherste Pfund-am-Eud, worauf sich Macht und AnlstM- wie meine theucre Tochter, welcher die kurze Karpeudorf bis Berlin, auf einer bequemen, luftigen M stb — Du hätte, herabgestürzt worden wäre. , Mich chne „Aufs Schiff taugt solche leichte Lampe nichts," füM.^zu. sich entschuldigend, hinzu, „wir hätten den messingnen Kandel gähnend vom Boden mitnehmen sollen." „Den alten, verrosteten Kandelaber ans der Mierisch, kammer?" meinte Else geringschätzig, „da hätten wir Stearinkerzen verbrannt, als die ganze Fahrt cmbriE „Du willst Dich wohl über Deinen Vater noch In der Gemeindevertretung von Karpeudorf, welcher angehörte, erfreute er sich, seiner Reden wegen, eines sE Rufes, daß er für den ausschlaggebenden Führer der Mlnsnm, t angesehen wurde, und nur der eine Ortsarzt, welcher v Minorität anführte, nannte ihn, im Kreise seiner Fraktirst'M Fünfzu genossen, einen widerwärtigen Schwätzer und FreiM'^ verderber. Else, welche ihre seelische Erregung einigermaßen iE gekämpft zu haben schien, holte eine Handarbeit herbei, l^ sich au den Tisch und sagte ruhig: . .. „Du irrst, die Zillenfahrt ist mir jetzt ganz gleichst^ Wenn ich weinte, so hatte dies einen anderen Grund/