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Zweites Blatt. ichuM sw Wilmss Tharandt, Uchen, Menlehn nnd die Umgegenden Sonnabens, öen 12. November 18Z8 o. 133 36. Jahrg x. '.'S Z!- liegen nur schwarze Basaltsteine umher, die von zerfallenen Wohnnngen herrühren. Die Vegetation ist überaus üppig, am Seeufer entlang blühten Oleanderbüsche, und in dem Acker stand die Gerste nahezu einen Meter hoch. Der Ort liegt indessen so wenig über dem Seespiegel erhaben, daß er niemals gesund sein könnte. Am Ausgange der Schlucht, vom See ein wenig zurückstehend, liegt das ärm liche Dörfchen Medjdel, das alte Magdala, Geburtsort der Maria Magdalena. Der Rückweg ging über Ain-Tabgha, vielleicht das alte Bethsaida. Einem Landhaus am Ufer des Starn berger Sees gleichend, steht dort in schönem, terrassenför migen Gärtchen das sehr hübsche Wohnhaus eines deutschen Paters, der uns gastfrei aufnahm und bewirthete. Der Abend senkte sich mit farbigem Schimmer über den See, der fast unerträglichen Hitze des Nachmittags folgte eine erfrischende Kühle. Wir nehmen ein Bad im See am Ufer, und unsere fröhlichen Stimmen schallen über den glatten Seespiegel. Den ganzen Tag standen wir unter dem Eindruck, welchen Siegeslauf die Lehre des Zimmer- mannssohues von Nazareth doch genommen, und wie sich sein Wort erfüllt hat: „Himmel und Erde werden ver gehen, aber meine Worte werden nicht vergehen." Es ist in Erfüllung gegangen, was Josephus Flavius sagt, als er in Rom seine jüdische Geschichte und seine Beschreibung der Belagerung Jerusalems verfaßte (Kapitel 18, Buch III 3): „Eben nm diese Zeit lebte auch Jesus, ein weiser Mann, wenn man ihn anders einen Menschen nennen darf, denn er verrichtete wunderbare Thaten als ein Lehrer der Menschen, welche die Lehre mit Freude aufnahmen, wie denn auch viele von den Juden und Heiden ihm nachge folgt sind. Und dieser war Christus. Obwohl ihn Pila tus auf Angeben der Obersten im Volk mit der Kreuzes strafe hat hinrichten lassen, so blieben ihm doch diejenigen, die ihn zuerst geliebt hatten, beständig, denn er erschien ihnen am dritten Tage hernach wiederum lebendig, wie denn die Propheten Gottes uns vor mehr als 1000 Jahren wunderbare Dinge von ihm geweissagt haben." Hum 25. Sonntage nach Srinitatis. Marci 13, 13: Wer aber behartet bis ans Ende, der wird selig. Daß von den vielen, die zum Himmelreiche berufen sind, doch nur wenige auserwählt sein sollen, das hat grübelnden Gemüthern zu allen Zeiten Schwierigkeiten ge macht. Und doch ist die Sache so einfach. Alle, die das Evangelium hören, können selig werden. Alle, die es frohen Herzens an nehmen, müßte selig werden, wenn sie nur nicht wieder lau und kalt gegen das Evangelium würden! Wer aber beharret bis ans Ende der wird selig. Nicht die große Zahl der erklärten Feinde des Evan geliums macht unsere Zeit zu einer schlimmen Zeil. Feinde hat der HErr Christus allezeit gehabt, wenn sie auch nicht immer so offen hervortreten durften wie heute. Gott sieht ihrem Treiben langmüthig zu, bis Er ihm endlich, wenn die Fluth überlaufen will, ein Ziel fetzt — Aufschub seiner Rache ist keine Schwäche. Nein, was unsere Tage zu bösen Tagen macht, das ist die Lauheit und Halbherzig keit der vielen Hunderttausende, die sich noch Christen nennen, die mit der Kirche Christi nicht brechen wollen, andererseits aber auch mit dem Christenthume nicht Ernst machen wollen. Sie gehören in Deutschland weniger den unteren Ständen an, als dem Mittelstände und den höheren Ständen, also den gebildeten Schichten der Bevölker ung. Diese Halben sind ein wahres Unglück für die christ liche Gemeinde heutzutage. Weil sie auch in Synoden und Kirchenvorstände gedrungen sind, manchmal in ihnen die Mehrheit haben, so hindern sie die ganzen Christen an der Arbeit, sie sind stets der Hemmschuh, der eine tüchtige Fahrt nicht aufkommen läßt. Kommt es mit ihnen zum Sterben, so sind sie noch im Sterben halbe Leute, die sich zu einer entschiedenen Hinwendung zu dem himmlischen Retter nicht aufraffen können. Sie werden vor dem Stuhle des Richters die Folgen ihrer Halbheit tragen müssen. Wer aber beharret bis ans Ende, der wird selig. ^denktage des Jahres 4898. j Leben König Alberts und Sachsens Geschichte von 1828-1898. r - 12. November. "Metzuug der verstorbenen Königin Amalie. 13. November. i f fuonprinz Friedrich Wilhelm von Preußen besich- ! 'M bei seiner Anwesenheit in Dresden die Mili- ! mbamen in der Albertstadt. : 14. November. j Me letzten sächsischen Truppen sind aus Oesterreich Umgekehrt. Wi 15. November. ' Me Eisenbahnlinie Chemnitz-Gößnitz-Zwickan wird eröffnet. 16. November. M württembergische Felddivision wird dem Befehle ^Kronprinzen Albert von Sachsen unterstellt. Die Raiserfahrt lach -em heiligen Lande. 26. Dev See Genezareth. N Stadt Tiberias am See Generareth wurde erst sä Christi von Hervdes Autipas erbaut und zu regierenden Kaisers Tiberius nach ihm benannt, des Sees, an welcher sich einst viele weiße sZM Wasser spiegelten, sind wieder grün geworden. Heiden unter kaum sichtbaren Trümmern, deren noch in den christlichen Ueberlieferungen fort an die Eingeborenen haben sie vergessen. Tibe- ^.von dunklen Mauern umspannt auf knappem hMschen See und Berghalde. Hier am See Ge- land im jüdischen Kriege ein Seegefecht zwischen j Römern statt, an deni Hunderte von Booten jMn. Vcspasianus Zorn fiel auf die Ucberleben- ! Inders schwer, wer nicht gefallen, wurde als Sklave ^°"nth in Griechenland geführt, wo Kaiser Nero sie ^ Durchstich der Meerenge beschäftigte. Die Alten Erlösen, 1800 an der Zahl, wurden nach Tiberias und dort auf einem Platze zur Warnung für 1?udcrgcmacht. Tiberias wurde nach der Zerstör- ! Jerusalem als Hauptort Galiläas eine Zufluchts- I iy s jüdischen Nation. Auch heute noch sind dort die ^H.der Mehrzahl, etwa 10 Synagogen bezeugen Aosen Sinn der Bevölkerung. Die besterhaltenen H^hen am See, an dem früher eine Mauer mit ! H entlang lief. Weitaus der bedeutendste Bau ist Schleifung und Verstümmelung die Citadelle, sich die Gemahlin Raymunds von Tripolis hj? Bindern und erhielt von dem edelsinnigen Sultan LMrcien Abzug, während ihr Gemahl, der sich in Mcht durchgeschlagen, in Tyrus aus Gram und ^Dmbar sind die Ufer des Sees mit Ausnahme von ganz unbewohnt. So weit das Auge reicht, Ä" baumlose Berge in öder Stille aus dem See 1s 1 in den Flutheu desselben spiegeln sich weder andere Ansiedelungen. Das östliche Ufer ist ) N die Herrschaft von Beduinen geratheu, die keine Niederlassungen begünstigen. Wir bestiegen zwei Hs vie, kräftige Ruderschläge der hübschen galiläischen H^die "och heute sicher denselbeu Typus haben, wie A fahren, trugen uns rasch an das Nordende des HMH Tel-Hum, dem alten Kapernaum, das unge- H.^er Mitte des Bogens liegt, den das nördliche Hs Mbt. Die schönen Ueberreste haben die Domi- H 'He das Land gekauft, mit Schutt bedeckt, um sie Äs, "er auszugraben. Der Ort enthält ein von H" hergestelltes ebenerdiges Wohnhaus, dem drei vnvolbe als Dach dienen. Neben diesem wohnt der Hy Hi greiser Beduine mit seiner Familie und seinen H sM einem schwarzen Zelte. Die Kinder des Be- auf den Marmortrümmern eines einstigen I in welchem viele die Ueberreste des Palastes I "Mannes von Kapernaum erkennen wollen. Sonst ImlsbluU l. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. ^wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen l Mk. 55 Pf' Zierate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Cvrpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. Ein paar kräftige Anläufe, um zum fernen Ziel zu gelangen, thun es nun einmal nicht; und „ist hier ein Kampf wohl ausgericht', das macht's noch nicht." Wenn ich das Rettungsseil, das mein Heiland mir zuwirft, nicht eisern festhalte, bis ich an Land bin, so versinke ich in der Tiefe. Und ist das so schwer? Der Retter am Lande läßt es ja doch nicht fehlen an ermuthigendem Zurufe, an Speisung und Kräftigung des Schiffbrüchigen. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Willst du treu bleiben, so kannst du auch treu bleiben: Gott hilft dir zur Treue. Aber ein ganzer, entschiedener, unbeugsamer Wille ist nöthig, um Gottes Reich zu gewinnen und zu behalten. „Vor Gott gilt kein halbirtes Leben; Gott krönet kein getheiltes Herz." Vaterländische Geschichts- und Sittenbilder von H erhard König. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) 22. Laspar u. Dietrich von Schönberg. Sogleich nach dem Tode Caspars wurde sein Bruder Dietrich zu seinem Nachfolger erwählt, welcher ebenfalls den Ruf hoher Gelehrsamkeit genoß. Eigenthümlich berührt uns eine religiöse Verirrung Dietrichs, darin bestehend, daß er noch vor der Zeitseines Bischofthums in nicht weniger als fünfzig Kirchen des Landes sein und seines Geschlechtes Gedächtniß begehen ließ. Nur einige der Orte mögen ge nannt sein, in denen dies geschah: Meißen, Dresden, Bautzen, Freiberg, Wilsdruff, Neukirchen, Grumbach, Her zogswalde, Schönberg, Blankenstein, Limbach, Burkhardts walde usw. Fraustadt und von Schönberg sagen in ihrer urkundlichen Geschichte des Geschlechts von Schönberg Fol gendes: „Dietrich hat in der kirchlichen Verherrlichung seiner Person und seines Geschlechts das Maß überschritten, welches selbst seine Zeit mit ihren veräußerlichten Gottes diensten inne gehalten hat!" Ja, damals vergaß man es wirklich, daß vor Gott kein Ansehen der Person gilt. Die Mächtigen waren nicht zufrieden damit, daß sie auf der Erde als absolute Herrscher regierten, sondern wollten auch von vorn herein dafür Sorge tragen, daß sie im Jenseits eine in jeder Hinsicht bevorzugte Stellung einnahmen. Dies soll nicht ein persönlicher Vorwurf gegen Bischof Dietrich sein, sondern gegen die ganze damalige Zeit, deren Geisteskind eben auch Dietrich war. Andererseits ist Diet rich insofern sogar in die Reihe der Vorreformatoren zu setzen, als er die äußeren Schäden der Kirche erkannte und sie zu bessern suchte. Schon in jener Zeit, also etwa 50 Jahre vor Luthers Auftreten, herrschten die größten Miß bräuche in der römischen Kirche, und die edelcn Fürsten Sachsens haben Alles gethan, um die Bischöfe zu einer strengeren Zucht zu veranlassen. Friedrich der Sanft- müthige sowie seine Söhne Ernst und Albrecht drangen mit Energie auf die Reformation der Kirche und der Klöster; namentlich im Benediktinerkloster zu Chemnitz, dessenscham losen Abt wir schon in Oederan kennen lernten, ist es schauderhaft zugegangen. Aber auch die andern Klöster erregten Aergerniß im Lande und 1464 mußte Bischof Dietrich vou Schönberg sogar für die Jungfrauenklöster zum heiligen Kreuz bei Meißen, in Döbeln, Riesa, Freiberg u. s. w. strengste Verordnungen erlassen, wobei ihm aber die Nonnen nicht geringen Widerstand entgegensetzten. In Freiberg mußte Dietrich den Mönchen verbieten, die Stadt priester in den Augen der Leute herabzusetzen und dieselben abzuhalten, in der Stadtpriester Gottesdienste zu gehen. Charakteristisch ist ferner, daß er den Mönchen verbot, „Zeichen und Wunder zu verkünden, bevor dieselben von ihm anerkannt wären." Was müssen damals die armen Kirchgänger Alles zu hören bekommen haben! Bischof Dietrich von Schönberg war unermüdlich thätig, derartigen Zuständen entgegenzuarbeiten und kirch lichen Sinn zu verbreiten, und er gehörte unzweifelhaft zu veu besten Meißner Bischöfen. Trotzdem war er nicht im Stande, dem Verderben der päpstlichen Kirche entgegen zutreten. Dieses Verderben nahm vielmehr in entsetzlicher