Volltext Seite (XML)
Zweites Blatt. ohmM für WW lter. s//A 129 Donnerstag, de« 3. November 1898 SS. Jahrg «I Nr.k ls« K Kel. 'eise« rine. m »lk el. teu Theilnahme der Wiener Bevölkerung dem tragischen Ge ¬ un- n. vembn he» nna lüj> »vsmbe'' Ittiann^. rüift, eihfest Thaliindt, KoD, Siebknlchn md die Umgegkn-en i>slitische Rundschau, s^'ttschxs Reich. Unser Karserpaar hat uun- Eigentliche Ziel seiner gegenwärtigen Orientfahrt, - erreicht; am Sonnabend Nachmittag hielten ^Mten ihren feierlichen Einzug iu die altberühmte f tz^ids nud Salomos. Welche Fülle von Gedanken kÄ'nerungen mag wohl in den erlauchten Reisenden "n Anblick der geweihten Stadt aufgeftiegen sein! > i. andere Orte giebt es auf Erden, deren Geschicke h -Wechselnd gestaltet haben, als oie Hauptstadt des 'Menreiches, wurde sie dock im Laufe der Zeiten HMern und Arabern, Babyloniern und Syrern, von Römern, den Persern, den Heerschaaren der ost- ^?Iaiser, dann wieder von Arabern, Turkmenen, ^Kreuzfahrern, von den Sarazenen, Mamulucken, erobert und hierbei gewöhnlich furchtbar mit- Schon seit Jahrhunderten indessen befindet ,DIem im unbestrittenen Besitz der Osmanen, unter Ä" Herrschaft die Stadt sich freilich nie mehr zu i E'gen Pracht und Größe aufzuschwiugen vermochte, von heute ist nur noch ein Schatten des ""d blühenden Städtebildes, welches die alte d?" Zeiten Salomos und Herodes des ^währte. Aber sie bleibt trotzdem auf immer hoch- si ^ur die gesammte Christenheit, das Erdenwirken ^'Leiden des Erlösers haben Jerusalem auf ewige st. ^gemeinsamen geweihten Stätte für die Anhänger HsiWen Konfessionen gemacht, und wie jetzt der und seine Gemahlin an diesem heiligen Ort , so wird derselbe auch weiterhin ein bevor- für tausende und abertausende Be- ;^^audreise des Kaiserpaares von Haifa Ä c'Rsalem gestaltete sich wegen der herrschenden sehr beschwerlich. Am Freitag z. B. zeigte l'^"ometer Mittags 39 Grad Reaumur im Schatten, waren dieselben zu Pferd von Jaffa Führung der Dorfältesten beritten an der Straße Aufstell ung genommen und führten dem Kaiser das berühmte arabische Reiterspiel Dschita vor, dem Se. Majestät mit Interesse folgte. Am Freitag Nachmittag gegen 5 Uhr langten die hohen Reisenden an dem bei Bal-el-Wadi er richteten Zeltlager an, wo Nachtquartier genommen wurde. Am Sonnabend früh ^7 Uhr brach das Kaiserpaar von dort wieder auf und traf um 11 Uhr bei bestem Wohlsein im Zeltlager vor Jerusalem an. Um 3 Uhr Nachmittags hielten die Majestäten zu Pferde ihren feierlichen Einzug in Jerusalem, unter den begeisterten Zurufen der aus der ganzen Umgebung zusammengeströmten Bevölkerung und der zahlreichen Fremden. Nach dem Einzuge besich tigte das Kaiserpaar zunächst die Grabeskirche. - Auf die Begrüßungsansprache der deutschen Kolonisten von Sarana erwiderte der Kaiser mit einer kurzen Rede, in der er seine Genugthuung darüber betonte, daß die guten Beziehungen zwischen ihm und dem Sultan auch den Deutschen im Orient zu Gute kämen. Je mehr die Deut schen in der Levante an der Heimath festhielten, desto mehr würden sie ein kulturförderliches und nationales Element für das türkische Reich bilden. Am verflossenen Montag, dem Reformationstage, fand in Jerusalem die feierliche Einweihung der neuen deutsch-evangelischen Erlöserkirche statt, die be stimmt ist, im fernen Morgenlande ein sichtbares Symbol des neuen deutschen Kaiserreiches zu bilden. Die Gegen wart des Kaiserpaares verleiht diesem historischen Akt noch eine besondere Weihe und läßt seine Bedeutung in klarster Weise hervortreten. An diese kirchliche Feier schloß sich am Montag Mittag ein Ausflug des Kaiserpaares nach Jericho an, die Nacht zum Dienstag wurde in einem Zelt lager ani Fuße des Dschebel Karantel zugebracht. Am Dienstag gedachten die Majestäten das todte Meer und den Jordan zu besuchen, für Mittwoch waren die Rückfahrt nach Jerusalem sowie Besichtigungen in der Stadt geplant. Im Ganzen ist ein siebentägiger Aufenthalt der Majestäten in Jerusalem und Umgebung beabsichtigt, da sie am Sonn abend, den 5. November, Jerusalem wieder verlassen und zunächst nach Jaffa zurückkehren werden. Auf Grund der Ergebnisse der Urwahlen zum preußischen Abgeordnetenhause galten bis Ende vergangener Woche als gewählt: 20 Freikonservative, 64 Konservative, 54 Nationalliberale, 45 Zentrum, 9 freisinnige Vereinigung, 23 freisinnige Volkspartei, 11 verschiedene Liberale, 1 An tisemit, 1 Pole, 1 Däne. In Stuttgart fand am Sonnabend dieVermähl- ung der Prinzessin Pauline von Württemberg, der einzigen Tochter König Wilhelms, mit dem Erbprinzen Friedrich zu Wied statt. Oesterreich-Ungarn. Die D eutschen Oesterreichs bieten der Welt wieder einmal das Schauspiel häuslichen Haders dar, und das gerade zu einer Zeu, in welcher volle Einigkeit den deutschen Parteien so außerordentlich Noth thut. Weil die Vertreter des liberalen Großgrund besitzes und der Altliberalen im Ausgleichsausschuffe des österreichischen Abgeordnetenhauses bei einer Abstimmung aus taktischen Gründen niit dem Slaven und Klerikalen gingen, haben es die deutsche Volkspartei und die Fort schrittspartei für gnt befunden, gleich die gesammte deutsche Gemeinbürgerschaft zu zerstören. Beide Parteien beriefen ihre Vertreter aus der ständigen Konferenz der Obmänner der vereinigten deutschen Parteien des Abgeordnetenhauses ab, womit natürlich dieses wichtige Bindeglied zwischen den einzelnen Gruppen der deutschen Abgeordneten als zerstört erscheint. Zwar wollen Fortschrittler und Volksparteiler auch ohne Obmänner - Konferenz treu zur gemeinsamen Sache halten, aber die Spaltung unter den Deutschen ist doch da, und bald genug dürften sich für letztere die un heilvollen Folgen des neuen Bruderzwistes zeigen. Nach dem erschütternden Tode des an der Pest ver storbenen Dr. msci. Müller wendet sich die allgemeine ». Auf die Monate Momber unck llerember ? Bestellungen aus das Wochenblatt für wils-vuff re." ^vdwirthschaftlicher u. illuftrirter Ssnn- sowie Ziehungslisten der kgl. sächs. Lotterie für die Stadt Wilsdruff bei unterzeichneter ^Melle zu 87 Pf., für auswärts bei allen kaiser- Mämtern zu f Mk. 7 Pf. angenommen. z,, 6k8kßäfl88tkll6 Ü68 unfl ^oefiknblattk8 fün Wi>8llnuff Klo." ^denktage -es Jahves 18Y8. Leben König Alberts und Sachsens Geschichte von 1828-1898. 1. November. Errichtung des heutigen Karabinier - Regiments in Borna. h 2. November. Rückkehr des Kronprinzen Albert aus dem Feld- üuge in Oesterreich nach Sachsen. k 3. November. Röntg Johann hält in Dresden feierlichen Einzug ^ch seiner Rückkehr aus Oesterreich. h 4. November. sächsischen Truppen kehren aus Oesterreich zurück, 46 Offiziere und 788 Mann waren geblieben. wobei die am Wege ausgestellten Volksmassen schick der an der Pest schwer darniederliegenden Wärterin >!» M kaiserlichen Zug herandrängten, und den Ma- Pecha zn. Seit einer Woche schwebt die Unglückliche zwischen v zujubelten. In den Ortschaften, welche Leben und Sterben, das eine Mal ist ihr Befinden etwas mssirte, hatten die männlichen Einwohner unter' besser, das andere Mal dafür um so ernster. Die übrigen ImlsbluU Al. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, . sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. unter dem Verdacht, auch au der Pest erkrankt zu sein, im Wiener Allgemeinen Krankenhause isolirten Personen geben in ihrem Zustande zu keinen besonderen Besorgnissen Anlaß. Frankreich. Der Urtheilsspruch des Pariser Cassa- tionshoses in Sachen der Revision des Dreyfuspro zesses ist am Sonnabend Nachmittag nach dreitägiger Verhandlungsdauer ergangen. Derselbe weist folgenden Wortlaut auf: „Der Kassationshof betrachtet die ihm vor gelegten Schriftstücke nicht für genügend, um eine Re vision des Dreyfusprozesses anzuordnen. Es ist nöthig, daß eine ergänzende Untersuchung durch den Cassa tionshof stattfindet, in welcher alle Dokumente, die den Dreyfusprozeß betreffen, von Neuem unterstützt werden müssen, und zwar alle Dokumente von Anfang bis Ende, alle geheimen Schriftstücke mit inbegriffen. Was die Frage der vorläufigen Freilassung Dreyfus be trifft, so beschließt der Cassationshof, hierüber erst nach Beendigung der ergänzenden Untersuchung die Entscheidung zu treffen." Der Urtheilsspruch wurde von den im Saale anwesenden Dreyfusfreunden mit lebhaftem Beifall aufge nommen, denn dies Urtheil entzieht den Dreyfusprozeß vollständig dem Militärgerichtshos. Hätte der Cassations- Hof beschlossen, die Revision ohne ergänzende Untersuchung vorzunehmen, so wäre Dreyfus wiederum vor ein Militär gericht gestellt worden. Zu Straßenkundgebungen ist es nicht gekommen. Italien. Die internationale Konferenz zur Erörter ung von gemeinsamen Maßnahmen gegen die An ar- chisten soll nunmehr am 26. November in Rom zu sammentreten. Spanien. Die Verhandlungen der Pariser Frie denskonferenz sollen neuerdings eine für Spanien günsti gere Wendung genommen haben. Afrika. Der Negus Menelik von Abessynien hat seinen angekündigten Kriegszug gegen das Mangascha, den unbotmäßigen Statthalter von Tigre, mit 100000 Mann und 70 Kanonen ins Werk gesetzt. Diese für afrikanische Verhältnisse ganz außerordentlich große Streitmacht scheint wohl nicht nur zur Bestrafung Ras Mangaschas, sondern auch zu noch anderen Plänen Meneliks bestimmt zu sein. Ostasien. Die fremden Missionen in China werden in ihrer Sicherheit immer mehr durch auftauchende Banden gefährdet, vor Allem die europäischen Gesandtschaften in Peking selbst. Die elektrische Eisenbahn Dves-en- wils-vnss. Um unsern Lesern einen genauen Ueberblick über die letzten Beschlüsse im Dresdener Stadtverordneten- Kollegium, wegen Erbauung der elektrischen Eisen bahn Dresden-Wilsdruff, zu geben, so bringen wir nachstehend die Beschlüsse des betr. Kollegiums zum Ab druck: Das Rückschreiben des Rathes, in welchem er in Folge eines Zwischenbeschlusses des Verwaltungsausschusses mittheilt, daß er beschlossen habe, dem Gesuche der Firma August Schmidt in Wilsdruff um Unterstützung der von ihr an die königliche Staatsregierung gerichteten Petition wegen Genehmigung der generellen Vorarbeiten zu einer elektrischen Eisenbahn Dresden-Wilsdruff nicht stattzugeben. Der Berichterstatter St.-V. Kliemchen: Meine Herren! Am 30. Juni d. I. hat die Firma August Schmidt in Wilsdruff beim Kollegium eine Bittschrift eingereicht, in welcher es ersucht wird, eine an das königliche Finanz ministerium gerichtete Eingabe um Genehmigung einer elektrischen Bahn für Personen- und Güterverkehr zu be fürworten. In derselben Angelegenheit sind der Stadt- gemeinderath zu Wilsdruff und ungefähr 20 Vorstände der dabei interessirten Gemeinden ebenfalls beim königlichen Finanzministerium vorstellig geworden. Diese Bahn, für welche die Linienführung Dresden- Cotta - Leutewitz — Omsewitz - Ockerwitz - Roitzsch—Stein bach—Unkersdorf—Kaufbach-Wilsdruff vorgesehen ist, soll sich mit einer Spurweite von 1 Meter den vorhandenen Straßen und Wegen möglichst anschließen. Wo eine Ver breiterung der Wege und Straßen nöthig ist oder eine wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktton Martin Berger daselbst.