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all die guten Leute mir viele Blumenspenden bringen, so häufe mehr, weil ich meine Augen wieder habe und die viel schöneren I A 'S, merktest Du es wohl? Niemand kann mir jemals ist ein Segen, den die Blindheit mit sich bringt. L borgen, sagte sie, ihr hold erröthendes Antlitz in von Orrangenblüthen, den sie in der Hand hielt, war eine köstliche Stunde/ fuhr sie fort, „die wir unter Blumen verbracht. Obgleich Roberto (der , Mädchen, die ich in London sah — ja wirklich sah, Leo, an demselben Tage da ich mein Augenlicht verlor — darum geben, wenn sie hier leben und solche Blumen haben könnten. Sie würden ja wähnen im Paradiese zu sein. Leo hörst Du, ich will morgen soviel Blumen um mich her haben, wie nur irgend möglich, weil mir all der andere Glanz und Staat von dem ich nichts sehen kann, werthlos ist. Wenn ich aber sterbe und schade um sie. Ich werde ja schon ohnehin wissen, daß die Leute es gut mit mir meinten, aber dann brauche ich sie nicht „Mache mich nicht eifersüchtig, Nelly!* rief Leo in ko mischem Zorn, „sonst kann ich nicht dafür einstehen, daß dieser liebenswürdige Onkel morgen noch am Leben ist.* „Du eifersüchtig? und noch dazu auf emen Mann, der so alt ist, daß er fast mein Vater sein könnte und außerdem einer der klügsten und berühmtesten Detektivs Londons ist. Ich /in sicher, daß ich, sollte ich mich auch nur des allergeringsten Verbrechens schuldig gemacht haben, es von vornherein aufgeben würde, morgen die Aller Augen auf sich lenkende Rolle der Braut zu übernehmen.* „Wen meinst Du denn eigentlich?* fragte Leo beklommen. „Herrn Ferret,* lautete die sorglose Antwort. „Herrn Ferret! Andrew F-rretl meinst Du den,* fragte Le», halb erstickt vor Angst. Wunsch ausführst, so werde ich so süß ruhen und fest schlafen, als wenn ich in Blumen gebettet läge.* „Nelly, Nelly, wie kannst Du jetzt gerade so ruhig vom Tode sprechen!* rief Leo vor Furcht und Grauen bebend, indem er sie aber zugleich wie eine Heilige voll Ehrfurcht anschaute. /ns drängen sollte, so würde ich sterben. Aber was" fürchte ich? Der morgige Tag ist doch so nahe*, erwiderte Nelly, „morgen, ja morgen ist mein Hochzeitstag!* „Und der meinige auch, sollte ich meinen,* fiel Leo schmer- . ) ein. „Du scheinst zu vergessen, daß ich auch ein Wört chen mitzureden habe bei dem königlichen Fest.* „Ah bah! was ist ein Bräutigam? Der ist die reine Null dabei*, sagte sie übermüthig. -Verachten Sie mich nicht zu sehr, meine Gnädige,* er- böse zu sein versuchte, so brachte er es doch nicht „Es ist "freilich schrecklich zu sterben oder Jemand todt merktest Du es wohl? Niemand kann mir jemals hingestreckt zu sehen, sagte sie mit leisem Schauder. „Ja freilich," erwiderte sie erstaunt, „es giebt doch nur einen Herrn Ferret, und ich dachte, ein Jeder kenne ihn, er macht ja so viel von sich reden.* „Herr Ferret kommt her! Mein Va — Allgütiger Himmel!* Leo war unwillkürlich aufgesprungen und aus der Laube herausgetreten. Es wurde ihm unsäglich schwer, sich zu fassen und bei ihr zu bleiben, so tief hatte ihn diese Nachricht erschüttert. Es gelang ihm auch nicht völlig sie zu täuschen, denn sie fragte höchst beunruhigt, indem sie zu ihm hinaustrat: „Was fehlt Dir Leo? Dein Benehmen erschreckt mich. Bist Du krank?* „Es ist nichts, Nelly, wirklich garnichts," beeilte ey sich sie zu beruhigen, l könnte ich eS mir wohl gar einfallen lassen, statt Deiner eine , Brautschwestcr zu heirathen. Man sagt mir, es wären mehrere sehr hübsche Mädchen darunter, besonders die Lord Mayor's Tochter.* „Wenn Du auf die zählst," entgegnete Nelly lachend, „so hast Du die Rechnung ohne den Wirth gemacht, denn im letzten Augenblick erinnerte sie sich plötzlich des Sprüchleins: „Dreimal Brautschwester wird nie Braut', und dankte für die Ehre, die meinige zu sein, da sie es hiermit zum dritten Mal sein würde. Ater tröste Dich, mein Lieber, die anderen Braut schwestern sind auch noch hübsch genug, um Deine unbedeutende Kleine völlig auszustechen. „Selbstverständlich,* fuhr Leo im selben Neckton fort, „ich würde Dir aber dennoch rathcn, lieber die Hochzeit aufzuschiedcn, als Dich mit einer geringeren Anzahl von Broutschwestern, al« allgemein üblich ist, zu begnügen.* „Ich war bereits im Begriff eS zu thun*, meinte Nelly, „als sich zum Unglück für Dich ein Ersatz fand. Ich freue mich herzlich dieses nicht schlechten Tausches, denn dadurch werde ich Gelegenheit haben, die langersehnte Bekanntschaft des in teressanten Onkels von der neuen Brautschwester zu machen.' ist ein Segen, den die Blindheit mit sich bringt. „Nelly, um Gotteswillen schweige davon, wenn Du mich Roberto die schönsten Blumen versteckt, um sie vor lieb hast', rief Leo entsetzt, nicht ahnend, daß er sich durch ^Aersättlichen Raubgier zu schützen, so fand ich sie doch dieses Zeichen von Furcht des Räthsels Lösung verschloß, denn heraus. Sage mir Leo, sind sie nicht alle wunder- Nelly war nahe daran gewesen ihre Kenntnisse der Vorgänge Rosen, Veilchen, Lilien, Nelken.* Und ihre Kennt- jener Schreckensnacht zu verrathen und hätte ihm dadurch i^/en jhm vorweisend, bezeichnete sie eine jede, indem kund gethan, daß sie den Krüppel von eines anderen Hand d nannte, mit dem Finger. als von der seinen hatte fallen sehen. Nun aber schwieg sie liebe Blumen so sehr!* sagte sie, abermals ihr Ge- tief erschreckt, und er ihr bleiches entsetztes Gesicht voll Mit- ,7- Strauß bergend. „Ich glaube, ich liebe sie am leid betrachtend, fuhr ruhiger fort: „Vergieb mir, mein süßes Allem was es Schönes auf der Welt gibt, weil Lieb, ich wolltt Dich wahrlich nicht erschrecken, aber Deine ^/leicht an ihrem Duft erkennen kann, gerade als wenn Achten könnte, und dann auch, weil Du mir immer Blumen »ls ich so elend und allein war, und dieselben zuerst tz^ken in mir erweckten, daß Du Antheil an mir nähmest." Antwort bestand in einem innigen Kuß auf ihrlieb- A^cht und einem geflüsterten: „Mein Liebling, meine Rose, meine holde Lilie!* Dieses Liebhaber-Ge- V^Nig hervorgcbracht, zeigte deutlich, daß er seine düstere zend s, völlig abgeschüttelt hatte. wie schön ist doch das Glücklichsein!* flüsterte Nelly Seufzer der Befriedigung. „Und daß ich Dich und V liebevollen Vater mein nennen darf, und daß soviel, - 0-. »lich umgiebt! Was würden nicht jene armen Blumen-j widerte Leo auf ihren herausfordernden Ton eingehen, „sonst Aeußerung erfüllte mich mit abergläubischer Furcht, daß unser nahes Glück noch könnte zerschellen, daher fuhr ich so auf." „Ach Leo, wenn sich jetzt noch etwas trennend zwischen ^ne lebendige Lüge ^ie Geschichte eines Doppellebens von Lily Tinsley. Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) IX. Kapitel. Liebhaber und Ehemann. „ . sollte denken, Du hättest jetzt endlich einmal genug, sie nicht über mir in meinem Sarge auf, daß sie darin sterben, die reine Plünderung des Treibhauses," sagte Leo, auch wirf sie mir nicht in das düstere, kalte Grab nach, es ist 'MBraut in die Arme nahmund sie mitsammt ihren '' ' '' ein? Laube am Ende des Gartens, so weit wie Hause entfernt, trug. , . , „ , . , versuchte anfangs ihre Würde zu behaupten, und Himmelblumen sehen kann. Daher bitte ich Dich, suche als- W /ihr zu setzen, da ihr das aber nicht recht gelingen dann nach irgend einem armen kleinen Mädchen, das gerade ° unterwarf sie sich schließlich nicht zu ungern seinem so hilflos und blind ist, als ich es bin und gieb ihr die Blumen /»d im Schatten der Laube allen Widerstand vergessend, damit sie durch dieselben getröster werde, wie ich es ward, oder .fächelnd in Leo's Armen. damit sie dieselben verkaufe und sich für den Erlös Nahrung glaube, Du hast Recht, wir haben bereits Blumen und Obdach verschaffe. Wenn Du das genau nach meinem