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gegen diejenigen der beiden sozialdemokratischen Kommis- sionsmitglieder, bewilligt wurde, und zwar völlig unver kürzt, daß die deutsche Volksvertretung, sieht man von den Sozialdemokraten ab, die ja nun einmal von ihrem über^ aus einseitigen und kurzsichtigen Parteistandpunkte aus gegen die kolonialpolitischen Bestrebungen Deutschlands in jeder Gestalt sind, in der Werthschätzung der Erwerbung von Kiaotschau einig und gewillt ist, der Reichsregierung in dieser Beziehung die volle Unterstützung des Parlaments zu Theil werden zu lassen. Eine derartige Haltung der parlamentarischen Vertretung der Nation stimmt auch ganz und gar mit dein warmen Interesse überein, welches das deutsche Volk in seiner großen Mehrzahl und in seinen ver schiedensten Kreisen dem entschlossenen und umsichtlichen Vorgehen der Reichsregierung in Ostasien entgegen trägt. Man würdigt so ziemlich allseitig die weitreichende Be deutung desselben, der deutschen Marine wird durch den Besitz von Kiaotschau ein wichtiger Stützpunkt nnd eine geeignete Operationsbasts für ihre Bewegungen und et waigen Unternehmungen in Ostasien geschaffen, während sich dem deutschen Handel und der deutschen wirthschaft- lichen Unternehmungslust jetzt ein weites Feld im fernen Osten Asiens öffnet, das der deutsche Kaufmann im Be wußtsein der Bedeutung des deutsch-chinesischen Vertrages sicherlich zu „beackern" verstehen wird. Was aber im Speziellen die Kolonisation und Verwaltung des Kiaotschau- Gebietes anbelangt, so mnß unbedingt gefordert werden, daß dies nicht nach der rein bureaukratischeu Methode ge schieht wie sie bisher in den deutschen Kolonien in Afrika mehr oder weniger eingeschlagen worden ist, sondern daß hierbei unter Berücksichtigung der Eigenart von Land und Leuten in China vorgegangen wird. Es ist schon nament lich in Deutsch-Ostafrika leider so Manches verkehrt ange fangen worden und demnach auch schief ausgegaugen, weil man eben viel zu viel mit dem preußischen Bureaukratis- mus operirte und den afrikanischen Verhältnissen ungenügend Rechnung trug, mit einem solchen Gebühren würde aber in China vollends nur ein negatives Ergebniß erzielt werden. Alle gewiegten Kenner Ostasiens und im Be sonderen China haben sich daher schon vom Beginne der deutschen Occupation Kiaotschaus an dahin ansgesprochen, daß deutscherseits hierbei alles zu vermeiden sei, was den Chinesen als ein Eingriff in ihre althergebrachten Ge wohnheiten, Bräuche, Sitten nnd Bedürfnisse erscheinen müßte, sollte die chinesische Bevölkerung nicht völlig vor den Kopf gestoßen werden. Es steht daher wohl zu er warten, daß die deutschen Kolonisatoren in Kiaotschau das bureaukratische Rezept bei Seite lassen werden, dann wäre eine gedeihliche Entwickelung der jüngsten deutschen Kolonie bei den sonstigen Verhältnissen daselbst so gut wie verbürgt, Oslitische Rundschau. Die Beschlußunfähigkeit wird im nachösterlichen Abschnitt der Reichstagssession offenbar zu einer stehenden Er scheinung, denn in der Freitagssitzung des Reichstages mußte abermals dessen Beschlußunfähigkeit festgestellt werden — nnd dabei soll der Schluß der Session am nächsten Freitag erfolgen! In genannter Sitzung wurde zunächst der Gesetz entwurf, betr. die Abänderung der bisherigen gesetzlichen Bestimmungen über die Naturalleistungen für die bewaffnete Macht im Frieden, fast debattelos in erster Linie erledigt, worauf die Vorlage über die elektrischen Maßeinheiten in zweiter Lesung nach unerheblicher Debatte zur Annahme gelangte. Bei der dann folgenden Berathung einer Petition, betr. den Befähigungsnachweis für das Baugewerbe, be zweifelte Abg. Benoit die Beschlußfähigkeit des Hauses, die in der That festgestellt werden mußte, da die Auszählung die Anwesenheit von nur 149 Abgeordneten ergab. In Folge dessen brach der Präsident die Sitzung ab und beraumte eine neue Sitzung an, die nach Ablauf einer zehnminutigen Pause begann. In ihr gelangten vorerst einige Petitionen zur Erledigung, worauf sich das Haus mit der zweiten Berathung des Antrages Paasche auf Besteuerung des Sacherins und verwandter Süßstoffe betheiligte. Für den Antrag in der Kommissionsfassung traten neben dem Antragsteller, Dr. Paasche (nat.-lib.), selbst die Redner der Sozialdemokraten, der Antisemiten und der Konservativen ein, während die Redner der beiden freisinnigen Richtungen die vorgeschlagene Maßregel be kämpften. Zu einer Abstimmung kam es indessen nicht, da ein Antrag aus Auszählung des Hauses drohte, und eine solche zweifellos abermals dessen Beschlußunfähigkeit ergeben haben würde. Am Sonnabend erledigte der Reichstag u. A. in dritter Lesung den neueu Weltpostver trag, das Handelsprovisorium mit England und den Gesetz entwurf über die elektrischen Maßeinheiten. Der Budgetausschuß des Reichstages erörterte am Freitag die Forderung des Nachtragsetats für Kiaotschau in Höhe von 5 Mill. M. und genehmigte dieselbe schließ lich gegen die Stimmen der beiden sozialdemokratischen Kommissionsmitglieder unverändert. Der Staatssekretär v. Bülow legte hierbei den soeben aus Peking angelangten und vom Reichsanzeiger alsbald veröffentlichten Vertrag zwischen Deutschland und China vor und verlas denselben. Die nun im Wortlaut vorliegenden Bestimmungen des Vertrages entsprechen im großen und ganzen den schon bis lang bekannt gewordenen Mittheilungen hierüber, es seien daher an dieser Stelle nur die Hauptpunkte des Vertrages nochmals wiedergegeben: China verpflichtet sich, in einer Zone von 50 Kilometer im Umkreis von Kiaotschau-Bucht vorbehältlich seiner Souverainetätsrechte jederzeit den Durch marsch deutscher Truppen zu gestatten und daselbst keiner lei Anordnungen ohne Genehmigung der deutschen Regier ung zu treffen. Deutschland wird zu gelegener Zeit Be festigungen im Kiaotschau-Gebiet ausführen. Für die Zeit dauer der Pachtung übt Deutschland im Kiaotschau-Gebiet die China zustehenden Hoheitsrechte aus; eine genaue Fest setzung der Grenzen desselben wird durch beiderseits zu er- Tharandt, DD, Mealeha nnd dir Umgegendkn. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. Dienstag, de« 3. Mai 1898. S«. Jahrg -st. als Anmeldetermin, 2. Juni 1898 Vormittags 1» Uhr als Versteigerungstermin, 11. Juni 1898 Vormittags 19 Uhr als Termin zu Verkündung des Vertheilungsplans steint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. snserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. irt. e das Al en. vier der Schmer;" l ber ihM ^it der Amtsblatt l die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Zwangsversteigerung. i. Das im Grundbuche auf den Namen Paul Hönicke eingetragene Anderthalbhufengnt, bestehend aus Wohn- nnd Wirthschaftsgebäude mit Hofraum und Garten, K AM und 28 des Brandkatasters, Folium 5 des Grundbuchs und Nr. 37, 38, 67, 68, 73, 76, 127, 166, 181, 202, 203, 233, 248, 249, 264, 285, 317, 320, 322, 323, >md N« Kz ' b 341, 342, 344, 345, 359, 391 und 402 des Flurbuchs für Kleinschöuberg, zusammen 43 Hektar 48 Ar groß, mit 1432,47 Steuereinheiten belegt, im Brand- siMungskataster mit 27880 Mk. versichert und insgesamint auf 115240 Mk. geschätzt, soll im unterzeichneten Amtsgerichte zwangsweise versteigert werden und es ist der ' > 18. Mai 1898 Vormittags 9 Uhr -„° §S!o. S2 ^^atschland in Ostasien. ' Deutschland und China zu Anfang des wegen der Abtretung von Kiaotschau Vertrag ist nunmehr aus Peking in Berlin ic, sofort in seinem ersten Theile wenigstens SmiA.h, ^Meutlicht worden, der zweite Theil, der von n Achaftlichpolitischen Abmachungen zwischen den t Ä ff Bffi 's Airahenten hanvelt, soll einstweilen noch geheim gc- "U-Die jetzt im Wortlaut bekannt gegebenen noM Ak des deutsch-chinesischen Vertrags entsprechen dem, was hierüber bislang schon gemeldet es wird hierdurch lediglich bestätigt, daß die .n"bls5M^ von Kiaotschau die erfolgte Festsetzung Deutsch- srieü ff rll chinesischen Küste in jeder Beziehung sichert. Uwg ist noch am Tage seiner Veröffentlichung " ÄffM der s^etkommission des Reichstags bei der Berath- genehmigten Nachtragsforderung für die , < 5 Millionen Mk.) >ch kow'"^ I»-ivärtin^ Erörterung gelaugt. Der Staatssekretär des Mksnlffv Ar, Bülow fügte der von ihm vollzogenen Vertrages einige knapp oder klar gehaltene lüttem zn demselben hinzu, aus welchem unter A Arvorgeht, daß Deutschland keinerlei Verpflicht- hat, etwaige Angriffe gegen China Die bevorstehende Besetzung Wei-Hai-Weis ^rktk Ausländer berührt, wie Herr v. Bülow weiter gaff,,, A Rutschen Interessen in Kiaotschau und in k bsoä, lVrovmz Schhantung überhaupt iu keiner Weise, hauptsächlich zur steteu Beobachtung der russischen »sAcht Arthur und Talienwan; ebensowenig nach den Versicherungen des Staats- der Ausdehnung der russischen Macht unv N m!>s?vare im Norden Chinas etwas für seine Stell- zu befürchten. Ueber die wirthschaftliche i„ asU von Schautung ließ sich Herr von Bülow Andeutungen vernehmen, der Marine- ^Aikdx,..g Admiral Tirpitz machte dann seinerseits noch Führungen zu dem Vertrag, dabei betonend, "Mix x.Wu vor Allem den Anforderungen der deutschen , Jchx -'Vreche. ' für -ieigt der Umstand, daß die Nachtragsford- "uohchau von der Kommission mit allen Stimmen, Königliches Amtsgericht Me kHp des Jahres ^8<)8. Geburtstag und 25jährigen Negieruugsjnbilüum 8 siM I völlig Alberts voir sechsen. «ff . 3. Mai. - >ratio» Ai - Ausbruch des Aufstandes in Dresden. nke «o 4. Mlil. " ganze Königsfamilie verläßt in Folge des begiebt sich per Dampfer nach >em dir" M fel geff H »O«. erfahre« ^ Die Realberechtigten werden aufgefordert, die auf dem Grundstücke lastenden Rückstände an wiederkehrenden Leistungen sowie Kostenforderungen spätestens im An- Ms anzumelden. , Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann nach dem Anmeldetermine in der Gerichtsschreiberei des unterzeich- Matth'") s Amtsgerichts eingesehen werden. M d°r I Wilsdruff, den 30. April 1898. ehme, AM er die-ff l tet werd I