Volltext Seite (XML)
DchOU K WKU Beilage zu No. 47. Donnerstag, den 21. April 1898 lü'^ »M Vo^ dei" N dcr.jff König Alberts vsn Sachsen. 21. April. MO. Tagung des deutschen Zollparlaments in Berlin. 22. April .. E König Albert übergiebt einer Deputation des ^bildeten Infanterie-Regiments Nr- 139 die neuen Wzeichen. iS'' - e». Auvze Lhvsnik. Berlin, 15. April. Die in der Hasen haide aufgefundene Leiche des ermordeten Mädchens ist die jenige des zwanzigjährigen Dienstmädchens Luise Günther. Die Leiche ist arg verstümmelt; es handelt sich zweifellos um einen Lustmord. Bon dem Mörder ist bisher keine sichere Spur vorhanden. Das Polizeipräsidium schreibt für die Entdeckung des Mörders eine Belohnung von 1000 Mark aus. Berlin, 14. April. Der Allgemeine evangelische Missionsverein hat gestern in seiner Zentralkonferenz beschlossen, sofort mit praktischer evangelischer Missionsarbeit in der neuen deutschen Kolonie in Kiaotschau vorzugehen. Eisenach, 12. April. Die Explosion einer Kohlen säure-Stahlflasche hat dieser Tage ein blühendes Menschen leben vernichtet. Der etwa 26 Jahre alte Brauereiarbeiter Reinhardt hier, hatte den Auftrag erhalten, bei einem Gast- wirthe eines benachbarten Dorfes eine mit Kohlensäure gefüllte Flasche abzuholcu, weil sie nicht funktionirte. Er hatte sie auf dem Bierwagen hinter seinem Sitze liegen und hatte den betreffenden Ort noch nicht weit hinter sich, als die Flasche, die jedenfalls etwas zu warm geworden war, mit einem furchtbaren Knalle zersprang und den Vordertheil des Wagens in Stücke riß. Eine starke eiserne Stange wurde dem Fuhrmann R. in das Genick geschleudert, sodaß er sofort todt war. Der Körper zeigte außerdem uoch eine Reihe weiterer gräßlicher Verstümmelungen. Der Verunglückte wollte gestern seine Verlobung feiern. Thorn, 12. April. Erhebliches Aufsehen macht hier folgender Fall unschuldiger Verurtheilung: Im Oktober 1896 wurden vom hiesigen Schwurgericht der Invalide Heinrich Ruetz und der Maurer Albert Stange aus Stewken wegen Sittlichkeitsverbrechens zu je sieben Jahren Zuchthaus ver- urtheilt, und zwar auf Aussagen einer Frau, an der das Verbrechen verübt sein sollte, trotzdem die Angeklagten ihre Unschuld betheuerten. Nachdem die Männer mehr als ein Jahr der Strafe verbüßt, hat die Frau, von Gewissens bissen getrieben, eingestanden, daß ihre Aussage falsch sei; sie habe die Leute aus Rache vernichten wollen. Gegen die Verurlheilten, welche sofort in Freiheit gesetzt wurden, ist das Wiederaufnahmeverfahren eingeleitet worden. Hamburg, 14. April. Vor dem Schöffengericht in Schwarzenbeck wnrde heute die Privatbeleidigungsklage des Inspektors Bruns gegen den Schwiegersohn des Fürsten Bismarck, den Grafen Rantzau, verhandelt. Die Klage betrifft das bekannte Rekontre, welches Herr Bruns mit Militär ausrückte, doch kam dasselbe nicht zur Verwendung. Beim Zerstreuen der tumnltirenden Menge durch die Po lizei wurden zwei Wachleute infolge Steinwürfe verwundet; es erfolgten zahlreiche Verhaftungen. Wie die Differenz zwischen den Vereinigten Staaten und Spanien schließlich ausgetragen wird, steht noch dahin. Das Deutsche Reich, das sich der ersten Kollektivvorstellung lediglich deshalb augeschloffen hat, weil es im Interesse der Zivilisation die Vermeidung von Blutvergießen nahe legte, hat keinen Anlaß, sich nunmehr anders, als voll ständig neutral zu verhalten. Die Sorge, welche der deutschen Politik für den Fall eines Krieges obliegt, geht lediglich dahin, daß die großen Seehandelsbeziehungen zwischen dem Reiche und den beiden Mächten nicht zu Schaden kommen. Die Güter, die zwischen dem Deutschen Reiche und Spanien hin- und hergehen, haben einen Werth von 60 Mill. Mark; der deutsch-amerikanische Spezialhandel hat einen Werth von nahezu 900 Mill. Mark. Zutreffend ist in Erinnerung gebracht worden, daß Spanien und die Vereinigten Staaten der Pariser Seerechtsdeklaration von 1856, welche die Kaperei abschafit, nicht beigetreten sind, daß also beide in der Lage sind, Privaten zu gestatten, den feindlichen Seehandel und den unerlaubten Seehandel Neutraler zu schädigen. Und dieser Umstand legt es nahe, daran zu erinnern, wie wohl der Reichstag daran gethan, mit der Regierung sich für den zielbewußten Ausbau der Marine zu 'vereinigen und dadurch dem deutschen Seehandel für solche Zeiten die nöthige Rechtssicherheit zu garautiren. Im amerikanischen Senat sind die Würfel über Krieg und Frieden auch am Sonnabend noch nicht gefallen, es heißt sogar, daß diese Entscheidung erst in einigen Tagen zu erwarten sei. In Malaga kam es zu ernsten Straßen demonstrationen vor dem amerikanischen Konsulat, dessen Wappenschild heruntergerissen wurde. Der spanische Thron prätendent Don Earlos richtete einen Brief an den karlist- ischen Deputirten von Estella, in welchem er alle seine An hänger auffordert, im Kriegsfälle gegen Amerika zu fechten, wenn die spanische Regierung gegenüber den amerikanischen Herausforderungen festbleiben würde. Sollte sie jedoch ihre Politik der Verlegenheit fortsetzen, so läßt Don Carlos für diesen Fall durchblicken, daß sich die Karlisten gegen die eigene Regierung richten würden. — Ueber die Stellung der europäischen Großmächte in einem etwaigen spanisch amerikanischen Kriege erfährt der „Londoner Standard", daß dieselben zwar strenge Neutralität beobachten würden, aber vielleicht eingreifen dürften, wenn die Vereinigten Staaten versuchen sollten, Kuba zu annektiren. Die Peters burger „Nowosti" befürchten im Hinblick auf die russischen Interessen im Stillen Ozean eine Stärkung der Begehrlich keit Nordamerikas, wenn dasselbe in einem Kriege mit Spanien Sieger bleiben sollte. - M "H s dem Grafen am letzten Neujahrstage in Friedrichsruh hatte, wohin er gekommen war, um Erkundigungen über das Befinden des Fürsten Bismarck einzuholen. Die Verhand lung, in welcher die beiden Söhne des Beklagten, sowie der Privatsekretär des Fürsten Bismarck, Dr. Chrysander, der Schloßpförtner und ein Weichensteller als Zeugen ver nommen wurden, endete mit der Verurtheilung des Grafen Rantzau zu fünfzig Mark Geldstrafe. Ein entmenschter Sohn. Aus Triest wird gemeldet: In einem Triester Vororte wurde ein schauderhaftes Ver brechen versucht. Der Bauernsohn Johann Zermol hatte den Plan gefaßt, den eigenen Vater, mit dem er in Un frieden lebte, zn töten. Während derselbe schlief, band er ihn mit einem Strick an das Bett, besprengte das letztere mit Petroleum und zündete es an. Der Vater erwachte, war kräftig genug, sich zu befreien und konnte das Feuer löschen. Der unmenschliche Sohn wurde verhaftet. Der von dem Generalkonsul Lee über die Lage auf Kuba erstattete Bericht veranschlagt die Zahl der von der Landbevölkerung in den kubanischen Provinzen am Hunger tode gestorbenen ans 200 000. Der Bericht schildert die Lage der Bewohner der Insel in düsteren Farben und beschreibt verschiedene gräßliche Szenen- Zum Beispiel sollen in der Stadt Havanna selbst etwa 460 sterbende und kranke Frauen und Kinder wie Thiere zusammengepfercht mit bereits Vorstorbenen zusammen aus der Erde liegen, ohne daß auf Reinlichkeit die geringste Rücksicht genommen und daß ihnen die geringste Hilfe gewährt wird. Sie sollen nicht einmal Wasser erhalten können. Arme Mädchen! In einer Damenkonfektionswerkstätte in P e st entstand ein Brand, der beträchtlichen Schaden anrichtete. Die polizeiliche Erhebung förderte ein bemerkens- werthes Resultat zu Tage: Eine 17jährige Näherin hatte im Geschäfte die ganze Nacht hindurch an Trauerkleidern gearbeitet. In den Morgenstunden war sie vor Ermüdung vom Sessel gefallen und hatte im Sturze die auf dem Tische stehende brennende Petroleumlampe mit sich gerissen. Das bedauernswerthe Mädchen und eine Mitarbeiterin haben schwere Brandwunden erlitten. Sie hatten bis zur Erschöpfung gearbeitet und sind Opfer der Ueberbürdung geworden. Petersburg, 18. April. Das Verfahren in Sachen der 26 lebendig begrabenen Fanatiker in Ternowka ist end gültig niedergeschlagen worden. Das vom Oberprokurator Slutschewski auf Befehl des Zaren an Ort und Stelle gesammelte Material in dieser Angelegenheit soll bei der Ausarbeitung einiger Ergänzungen zu den Gesetzes bestimmungen über die Raskolniki Verwendung finden. New-Jork, 18. April. Der bekannte Buffalo Bill hat beschlossen, ein Korps von 30000 berittenen Indianern zu organisiren. Die Insel-Nixe. Roman von E. Heinrichs. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Na, eine solche Aussicht ist natürlich verlockend genug für mich," meinte der alte Herr trocken, „leider besitze ich kein Fünk chen Talent zu Kindererziehung, und nun gar ein wildfremdes Mägdlein, nein, mein Sohn, damit belaste ich mich nicht." „Beruhige Dich, Vater, es war ja nur ein plötzlicher Ein fall, sozusagen eine Gedanken-Sternjchnuppe von mir, Eva muß dort, wen» sie die Krankheit überwindet, ihre Erziehung voll enden, bevor sie in die Welt eintritt." „Versteht sich, mein Junge, erwiderte der alte Arzt, „ihre geheimnißoolle Mutter hat das Geld ihr ja offenbar zu diesem Zwecke mitgegeben. Es wird darnach sicherlich nicht ihr Wille gewesen sein, sie zur Weltdame mit allen Prätensionen einer solchen zu erziehen, sondern sie durch die Macht des Wissens auf ihre eigenen Füße zu stellen, oder, was noch wahrschein licher ist, sie auf der einsamen Insel vor der Welt zu behüten und mit dem Fffchervvlke zu verbinden. Schade, daß der Sieg fried das Kind just finden mußte!" „Siehe das Mädchen Dir selber an," sprach Leo achsel zuckend, „und dann erst urtheile, Vater!" Doktor Brinken winkte dem Sohne zu und setzte sich an seinen Schreibtisch, dabei allerlei über die Thorheiten der heutigen jungen Männerwelt in den Bart murrend, während Leo sich schweren Herzens auf sein Zimmer begab. Die Erinnerung an jene Rosenzeit in Rom hatte ihn so mächtig gepackt, daß er sie nicht zu bannen vermochte, und darunter wie unter einem körperlichen Schmerze litt. Daneben stieg Evas Bild in ihrer unentwickelten Lieblich keit empor, und je mehr er sich dasselbe vergegenwärtigt, desto bestürzter machte ihn eine Aehnlichkeit, die ihn mit Angst und Entsetzen erfüllte, und nicht wieder verlaffen wollte, weil sie ihm jene Zeit seiner ersten und einzigen wahren Liebe, die erste Maienzeit des Jünglings mit verdoppelter Qual zurückrief. Am nächsten Morgen reiste er nach London ab, wo er glücklich eintraf und sich sofort zu seinem Freunde Ashton be gab, der ihn mit größter Überraschung empfing. April. Dem Rotterdamschen wird bestätigt, daß der in Chikago arretirte Agent Manuel Escadero, der eigentlich ein Eug- ÄÄ A ""d den Namen Crandall führt, seine Mitschuld eM P der„Maine"eingestanven habe. Crandall Wavb ? Minen im Hafen von Havanna stammten aus »^».während die gleichfalls von Wepler gelegten italienischen Ursprungs seien. Nachdem er Weplers Hk?,?usgeführt, habe dieser ihn gefragt, ob die Spanier n ien, daß ein fremdes Kriegsschiff im Hafen von ankere. Er habe dies verneint. Darauf soll ^s. Aandall einen Paß auf den Namen Escadero "ud ihn nach dem amerikanischen Festland zurück- Zitz, aaben nnt dem strikten Befehl, Alles geheim zu Crandalls Aussagen sollen in den Vereinigten i P6es Aufsehen erregen. Andererseits "bestreitet N das zuständige Geheime Nachrichten-Departement Mn . iwgton bisher' jede offizielle Kenntniß von einer . ^ng Crandalls in Chikago. ÄdjMg, 18. April. In allen großen tschechischen p gestern Volksversammlungen zu Gnnsten z, tz Böhmen zu errichtenden tschechischen Universität statt. Ätzten die Sozialdemokratie geht die russische >njt großer Thatkraft vor. Die Geheimpolizei Äbte? 86 Personen verschiedenster Gesellschafftsklassen, "4 Studenten und Studentinnen. Aus den vor- k L i en Broschüren und Büchern soll hervorgehen, daß «»M sich sozialdemokratischer Umtriebe schuldig Ä N haben. In Moskau, Kiew, Odessa haben gleich- Äks. ^"gen stattgefunden. M-reich-Migarn. In Triest haben gegen die ü^uiuskirche tagende antisozialistische Konferenz »k letzten Abende feindselige Volksdemonstrationen ÄmtM Von ihnen nahm die am Freitag Abend M einen derartig ernsten Charakter an, daß politische Rundschau. ^.Aerlin, 17. April. Wie aus Wiesbaden gemeldet Ä,-, abergab der Kaiser dem Schlachtenmaler Röchling ^Wtgezeichncte Skizzen, welche die Schlacht bei Leuthen ÄWn, und beauftragte Röchling, der auch seinerseits Skizzen anfertigte und an Ort und Stelle photo- Aufnahmen machte, mit der Ansführnng der .Me. — Josef Laufs schreibt gegenwärtig ein Drama V eiMn", dem weitere Hoheuzollerudramen folgen sollen. Ä„Whn" beschäftigt sich mit der Heldengestalt des fÄMfen Friedrich II Den Entwurf hierzu soll der ^»bereits genehmigt haben. preußische Regierung geht immer entschiedener das agitatorische Treiben unter dem Polenthum vor. gehört auch die plötzliche Versetzung zahlreicher tzj Mr Post- und Eisenbahnbeamtenaus dem Regieruugs- «Aromberg nach Rheinland-Westphalen Hannover Paainiern. Die Maßregel dürfte durch die Erfahr- Uppßl worden sein, daß die Beamten polnischer isPP neben den polnischen Geistlichen vielfach mit gärigsten Trägern der polnischen Propaganda gehören, tz.pderlande. Die Verlobung der jugendlichen L M Wilhelmine der Niederlande mit dem Prinzen iMnd Heinrich von Sachsen-Weimar, dem am 18. April ^ geborenen zweiten Enkel des Großherzogs von Weimar, ^piumt als erfolgt. Es heißt, die offizielle Bekannt- LjM Verlobung würde am Tage der Erklärung der VpM der Königin Wilhelmine stattstnden. Dem- tz, Me man in dem Prinzen Bernhard Heinrich von M wohl den künftigen König von Holland zu erblicken. tz-M» sozialdemokratischen Zuge aufs Land. Aus se"' 14. April wird geschrieben: „Am zweiten war das Dorf Heyerode in gewaltiger Auf- itzÄ Vier hiesige Sozialdemokraten hatten am Char- EÄ °en Saal eines hiesigen Wirths gemiethet, nm eine M p abzuhalten. Der katholische Pfarrer, welcher tzKenntniß erhielt, beraumte am zweiten Osterfeier- dix sorgens eine eigene Predigt über das Wesen nnd der Sozialdemokratie an. Nachmittags trafen hsMiialdemokraten ein nnd spendeten zunächst den An- HÄP ein Fäßchen Bier. Als sich der sozialdemokratische isiMner Kl der Aenßerung verstieg: „Euer Pfarrer w heute Morgen die Köpfe verdreht. Lebte Euer Nazareth uoch, er wäre gewiß auch ein Sozial- , wurde die Menge so erregt, daß sie sich an den tz j ^eiWstaten thätlich vergriff. Drei derselben gelang is PP^em Zustande den schon bereitstehenden Wagen Mn. Der vierte, der zurückblieb, konnte vor der Mx, i Bevölkerung nur durch den Gendarm geschützt a»> M Unter Puffen und Stößen wnrde er zur Fest- Iitz -A Ismer Personalien znm Amtsvorstcher und darauf " . Pf hinausgebracht." Äpterdam, 18- April. Gedenktage des Jahves §8^8. ! 70. Geburtstag und 25jährigeu Regicrnngsjubiläum