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ThmM, Ach», Mknlthn n«d die UniMMn Imlsölutl scheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnsertionspreis 10 Pfg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wüsdrun. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. »o. z« s«. Jahr« Donnerstag, den 12. Mai 1898 Odt" Auvze Lhrsnik. Paris, 10. Mai. Der von Basel kommende Schnell zug stieß gestern Nachmittag 2 Uhr bei der Station Foulain mit einem Personenzug zusammen. — 3 Personen wurden getödtet, 10 verwundet. Madrid, 9. Mai. Der Kriegszustand wurde in verschiedenen Provinzen erklärt. In Linares kam es gestern zu erneuten ernsten Unruhen. Die Volksmenge drang durch die Fenster in das Rathhaus und plünderte dasselbe. Die Gensdarmerie drang den Ruhestörern nach und schoß auf dieselben. Diese antwortete mit Revolverschüssen, sodaß die Gensdarmen sich bis in die benachbarten Straßen zu rückziehen mußten. Die Aufrührer verschafften sich Munition und unterhielten ein heftiges Feuer. 12 Personen wurden getödtet, 50 verwundet. Auch aus Cadia, Albacete und Mortos werden Unruhen gemeldet. Oslitische Rundschau. Der sozialdemokratische Parteivorstand, der aus dem letzten Parteitage gewählt worden, hat sich als Hentral- wahlkomitee konstituirt und feine neue Thätigkeit mit einem Aufruf begonnen, der auch sehr lehrreich für die bürger lichen Parteien ist. Es wird nicht nur von einem jeden Parteiangehörigen erwartet, daß er in seinem Wahlkreise agitatorisch wirke, und wenn nicht in Vereinen und Ver sammlungen, so im Verkehr und auf der Werkstelle für die „gute Sache" wirkt. Es wird ihnen auch zahlenmäßig vorgerechnet, welche materiellen Mittel die Umsturzbewegung diesmal aufwenden will, um zum Ziele zu kommen. In dieser Beziehung sagt der Wahlaufruf: „Der Wahlkampf kostet Hunderttausende; sie müssen aufgebracht uud sie werden spielend aufgebracht werden, wenn die Genossen überall und bei jeder passenden Gelegen heit sich des Zentralwahlfonds erinnern. Die Rechte und Interessen, die im bevorstehenden Wahlkampfe für die deutsche Arbeiterschaft auf dem Spiele stehen, sind fürwahr eines Opfers werth, mm wir wissen, daß die Genossen das Opfer mik freudiger Begeisterung bringen werden." So geht die Sozialdemokratie in den Wahlkampf, den sie in fast allen Wahlkreisen ausgenommen hat. Wollen die bürgerlichen Parteien sich behaupten, dann kann ihnen nnr dringend gerathen werden, sich diese Kraftanstrengungen allezeit vor Augen zu halten. In Wien ist die Jubiläums-Ausstellung eröffnet worden, die den Aufschwung Oesterreichs und besonders seiner Hauptstadt während der langen Regierung des Kaisers Franz Josef verherrlichen soll. Die Prachtbauten der Ringstraße bezeugen das gefunde Wachsthum Wiens bis zum Ende der siebziger Jahre. Dann hat der Rückgang begonnen, weil an maßgebender Stelle das Bedürfnis empfunden war, das Slaventhum zu begünstigen. Auf Kosten Wiens ist Budapest die erste Hauptstadt des Reiches geworden. Von einem seltsamen Attentat wird aus Kairo berichtet. Prinz Ahmed Sas-Eddin, ein Vetter des Khedive, schoß im Khedivial-Klub auf seinen Oheim, den Prinzen Ahmed Fuad. Ahmed Fuad erhielt drei Schüsse in den Rücken; man hofft, ihn wiederherzustellen. Ahmed Saf- Eddin ist verhaftet. 4 die Agl. Amtstzcmptmannschaft Meißen, für bas Agl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Bekanntmachung. Sonnabend, denM4. d. Rk., Nachmittags 4 Ahr öffentliche Stadlgemeinderat hssitzung Tie Tagesordnung hängt im Rathhause aus. Wilsdruff, 11. Mai 1898. Ki!» für -l- sH" !tt, < deck Nlll Aach 'M ZU A G Hs Bekanntmachung, die Reickstagswahl betr. h , Laut Verordnung des Kgl. Ministeriums des Jnneru vom 25. April 1898' hat die Auslegung der Wählerlisten für die diesjährige Reichstagswahl spätestens am d. I. zu erfolgen. Solches wird hierdurch mit dem Bemerken bekannt gegeben, daß die Wählerliste für den hiesigen Stadtbezirk vom 18. Mal bis mit 24. Mai S. I. Bermanns Einsicht in hiesiger Rathsexpedition ausliegt. . „ . , „ Unter Hinweis auf 8 3 des Reglements zur Ausführung des Wahlgesetzes wird weiter bekannt gegeben, daß Ginsprüche gegen die Liste innerhalb 8 Tagen nach der Auslegung bei dem unterzeichneten Bürgermeister entweder schriftlich anzuzeigen oder zu Protokoll zu erklären sind. Wilsdruff, 11. Mai 1898. Der Bürger m ei st er. Liirsinn. Die Anruhen in Italien. Die Appeninen - Halbinsel ist in diesen Tagen der Schauplatz so schroffer Gegensätze gewesen, wie sie kaum jemals einem Laude beschieden waren. In der ehemaligen Hauptstadt Turin, beging König Humbert unter jubelnder Begeisterung der Bevölkerung die 50jährige Erinnerungs feier an die Eröffnung des ersten Parlaments; uni die selbe Zeit wurde in Mailand, der alten Stadt der Jn- subrer, Barrikaden gebaut, und der Kampf tobte in den Straßen. Schon vor Monaten waren bald h>er bald dort in Italien Unruhen ausgebrochen, eine Folge der hohen Brotpreise. Der Hunger bewaffnete die Armen. Die Re volte in Mailand aber ist nicht die Wirkung eines materi ellen Nothstandes, sondern ein politischer Putsch, ein Vor stoß von sozialistisch-republikanischen Elementen gegen die Monarchie. Neber diesen politischen Putsch liegen folgende Meldungen vor: Rom, 9. Mai. Die Barrikadenkämpfe in Mailand. Die Vorgänge in Nord-Italien versetzten König Humbert, welcher gestern Abends in Rom eintraf, in große Erregung. Es handelt sich thatsächltch nicht um eine bloße Emeute, sondern um einen regelrechten sozialistisch- republikanischen Putsch, dessen Gelingen die Proklamirung der Republik herbeigeführt hätte. Die radikalen Mai länder Deputirten hatten den Putsch mit den Arbeiterführern vereinbart, der „Secolo" unterstützte die Bewegung. Die Angelegenheit hat mit der Getreidefrage nichts thun. Der König ist mit der schwächlichen Haltung Rudinis sehr un zufrieden. Eine Rückberufung Krispis scheint nicht ausge schlossen. „Italia" erklärt, die Mailänder Vorgänge be deuten die schlimmste Krise, welche Italien seit dem Be freiungskampf durch gemacht habe. Mailand, 9. Mai. Der revolutionäre Putsch ver lief weit schlimmer, als ursprünglich gemeldet wurde. Der Pöbel machte Anstalten zu einem Sturme auf mehrere reiche Läden, insbesondere auf das am Domplatze gelegene Geschäftshaus Borcoui, dessen Plünderung nur die rasche Ankunft des Militärs verhinderte. Die Zahl der Todten und Verwundeten beträgt mindestens 200. Heute ist die Stadt ruhig. Alle öffentlichen Gebäude siud militärisch besetzt. Da die Fremden Mailand schaarenweise verlassen, herrscht ain Bahnhof großes Gedränge. Atailand, 10. Mai. Während des gestrigen Tages ereignete sich ein einziger Zwischenfall. Zwischen der Porta Monforte und der Porta Venezia bildete sich eine An sammlung. Die Emeute wurde alsbald unterdrückt. Etwa 200 Ruhestörer, die in einem Mönchskloster Zuflucht gesucht hatten, wurden verhaftet. Unter den Verhafteten befinden sich einige sozialistische Deputirte. W A A Ä Bl ZA W SÄ M Ä M K W BLZ M D s M Gedenktage -es Jahres §898. Geburtstag und 25jährigen Regiernugsjubiläum Aönig Alberts von Sa-chsen. iy.. 10. Mai. Der Friede zwischen Deutschland und Frank- zu Frankfurt a. M. abgeschlossen. ^1°,. 11. Mai. Prinz Georg von Sachsen vermählt sich zu " mit der Prinzessin Maria Anna von Portugal. 1°». 12. Mai. "i Die Mobilmachung der preußischen Truppen . 13. Mai. Prinz Friedrich August nimmt für ein Jahr Aufenthalt, um au der Universität zu studireu. r, Zur Reichstagswahl. E>^"hlaufruf der deutsch-konservativen Partei Maßt, trotzdem treten die großen Ziele ihres M.MIar hervor: die Aufrechterhaltung der Grundlagen >k ^Maatswescns — Religion, Monarchie, Familie —, unserer Gesittung und nationalen Einheit ^ichmäßige Förderung der Wohlfahrt aller Volks- A »Aur auf dem Boden des wahren Christeuthums Monarchischen Staatsform ist es möglich, auch die und sozialen Probleme in gerechter und -Nm Weise zu lösen." Die Konservativen erklären Atz »Mt, daß sie der nationalen Arbeit einen kräftiger« ''itzj^sdeihen lassen wollen, vor allem soll den „bisher ! M „ ch behandelten" Gewerben bessere Berücksichtigung Ai^ Mden. Worauf das abzielt, ergiebt sich aus dem Ahnden Satze: „Wir werden demnach Handelsver- -f auf Kosten der Landwirths chaft einzelnen , Arien Vortheile zu wenden, keinesfalls unsere geben." Deutlich, zielbewußt wird hier zum Ulnocht, daß bei deu neue» Handelsverträgen, tz'^mhre 1903 von dem jetzt zu wählenden Reichs- ' Ä'^ließen sein werden, die Landwirthschaft nicht behandelt werden darf. ^Itz Memden Vaterlandes tritt der konservative E offenem Visier entgegen: Wir bekämpfe» U^Me Umtriebe jeder Art, welche daranf hinarbeiten, Ä j„ Äwg weiter Kreise unfers Volkes durch Lug und L und Schrift irre zu leiten und zu vergiften. Ais Mn es als eine Hauptaufgabe der nationalen Ms der Kampf gegen die Sozialdemokratie in aller Ktz Whrt werde, und fordern, daß dem Treiben Müller Agitatoren, die jede göttliche und weltliche Ergraben und ans die Zerstörung der christlichen im Volke hinarbeiten, durch weitern Ausbau der i, im Sinne der Allerhöchsten Botfchaft vom -!> 1881, sowie durch energische Handhabung ^.„ Machtmittel entgegengetreten werde." Die Stell- O zu den Arbeitern ist hiermit klar vorgezeichnet: , flunde die Hand, dem Feinde die Stirn!" ^^°MM Sinne will die deutsche konservative Partei >.^",^Haud reichen, die in dem Kampfe zur 8 ihrer Ziele helfen wollen! Möge diefes Wort Der Bürgermeister. Bursian. lebhaften Widerhall auch bei den Parteien finden, die zwar formell auf einem anderen Wege wandern, die aber in den Grund-Anschauungen mit den Konservativen überein stimmen. Die Nationalliberalen wollen gleichfalls den Schutz der nationalen Arbeit und die Abwehr der Umsturz- Bewegung. Von diesem gemeinsamen Boden aus sollten diejenigen Parteien, welche getrennt marschieren, sich zu sammenfinden, um vereint zu schlagen. Daß das aller Orten geschehen möge und dem Wähler erspart bleibe, wünschen wir von ganzem Herzen!