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Ottendorfer Zeitung : 25.11.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191011251
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19101125
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19101125
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-11
- Tag 1910-11-25
-
Monat
1910-11
-
Jahr
1910
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 25.11.1910
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wollten jetzt zum Schlage aukholen; ihr Plan! Resormationskircke die Scheiben zehn Lich« ist aber noch in letzter Stunde entdeckt worden. ! zeigten und die Steine noch in der Kirche vor- Graf Leo v. Tolstoi f. deutscher Adliger namens Dick in Rußland ein. hat Premierminister Hauses aufzurusen, zurückgezogen werden mußten. Er habe den i ahnen scheinen." Er tritt dicht an den Bankier I heran, und seine Rede wird zu leisem Geflüster. Rasch läßt dieler sich hinabgleiten und kauert im dunklen Gebüsch nieder. i. r! gab die Negierung die Erklärung ab, daß binnen kurzem eine Kommyston zur Vorbereitung Holland. "Gelegentlich einer Besprechung der aus wärtigen Angelegenheiten in der Zweiten Kammer Die wörtliche .... Gleich darauf - Stimme. „Noch ein Wort, Joseph Röbel, und öffnet der Bankier daS Fenster, aber er beugt > du wirst ketnS mehr sprechen." kommen, nach nichtamtlichen gegen hundert. Nach Konsulatsberichten ist die Ruhe wieder völlig hergestellt. Eindruck der gegenseitige« Unterstützung daher gehabt, daß den Polizeibeamten in den Geschäften nicht« verabfolgt wurde. Eine weitere Frage des Rechtsanwalts Cohn, ob den Beamten Schnaps geliefert worden sei, wird von dem Zeugen dahin beantwortet, daß es ausgeschlossen sei, daß die Beamten SchnapS erhalten hätten. Es sei ihnen von der Behörde am Abend nur eine Flasche Lier geliefert worden. Er halte es überhaupt für ausgeschlossen, daß die Beamten Schnaps zu sich genommen hätten, denn es sei stets darauf gehalten worden, daß die Beamten keine alkoholischen Getränke genießen. Die Beantwortung einer Frage des Verteidigers, welche Anweisung den Kriminal- schutzlruten erteilt worden sei, lehnt Polizei- leutnant Folie ab. Er habe die Erlaubnis zu seiner Aussage von seiner vorgesetzten Behörde nur in bezug auf die Vorgänge aus der Straße und nicht in bezug auf interne Angelegenheiten erhallen. — Der nächste Zeuge, Polizelleutnant Götze, äußert sich über einzelne Vorgänge bei den Unruhen. U. a. gibt er an, daß in der . sei durch das Oberhaus lahmgelegt worden. ES sei also nötig, daß die Befugnisse dieser (an sich für England segensreichen) Körperschaft wesentlich eingeschränkt werden müssen. Nur um diese Frage drehe sich diesmal der Wahl kampf. Die Verteidigung weist darauf hin, daß dieses Wort bereits tn der Bibel vorkommt, also nicht erst sei den Wahikundgebungen vor zwei Jahren angewandt werde. Auf Befragen des Staats anwalts bekundet Polizeileutnant Folte, daß er mehrere Steinwürfe in den Rücken bekommen und durch einen Fall, der durch Beinstellen eines Demonstranten erfolgte, sich eine Quetschung der rechten Kniescheibe zugezogen habe. Er befand sich damals einer Menge von etwa 1000 Personen gegenüber und hatte nur 20 Mann und acht Pferde zur Verfügung. Polizeileutnant Folke erklärt weiter, er hätte beobachtet, daß die Tumultuanten sich dadurch gegenseitig unterstützten, daß Haustüren ab geschlossen und Leute in fremde Wohnungen ausgenommen wurden, um sie der polizeilichen Feststellung zu entziehen. Auch sei sehr häufig, Es kam zwischen Bundestruppen und den Revo lutionären zu einem Kampf, bei dem die Buudestruppen siegreich blieben. Nach amt lichen Berichten sind gegen 18 Mann umge- vieMoabiter UrawallevorGericht. Im weiteren Verlauf der Verhandlungen wegen der Straßenkrawalle im Berliner Stadt teil Moabit, wud noch einmal in die E örterung über den Ausdruck „Bluthunde" eingetreten. kommt sodann noch einmal zur Sprache, da» gänzlich unbeteiligte Lutte, dämmer ein Ran», der in Besorgnis seinen Sohn sahen wolltr, Säbelhiebe erhalten haben. Der SiaatsaiwÄt erklärt, daß in einem Falle, wo ein UnoeteiliP«r einen Hieb erhalten habe, an dessen Folgen er verstorben sei, noch die Ermittelungen ichweve». Sie sind unterbrochen bis zum Abschluß vieles Prozesses. — Der nächste Zeuge, der Laster Schwede! von der Reformaliourkirche, oekandtl, daß er am Abend de» 26. September bei« Verlassen der Straßenbahn von einer Menge halbwüchsiger Bursche« und Mäoch«» verfolgt worden sei, doch gelang es ihm, sei? Heim zu erreichen. Die Reformationskirche nicht „zerstöri" worden, es seien Fensterscheibe« im Werte von etwa 260 Mack mit Steine« zertrümmert worden. — PaueyekreiLc Fischer erklärt, daß die sozlaldemokcatische Parteileitung den Tumulten vollständig fernsteye. — Es folgt die Vernehmung deS Zeugen Werner ooi» Transportaroeiteroerband, der entschieden o« Annahme bestreuet, der Streik sei nur ins Wert gesetzt worden, um einmal die Machl der Lek« dandsleuung zu zeigen. dem Dichter wird der Philosoph, aus diesem endlich der Prophet einer neuen Zeit, der Kämpfer gegen jeoe Kultur, die er für die Menschheit verderblich hält. War's ein Wunder, wenn er, der alles verneint«, was den Menschen unsrer Zeit zum Mitglied einer Kulturgemeinschaft macht, mit feiner Familie tu Zwiespalt geriet? Die Gräfin Tolstoi kannte den Wert des Geldes, das der Vichtecphiloioph verachtete, sie wollte darum aus seinen Werken Kapital schlagen, er wollte sie zu kostenlosem Eigentum dec ganM Well machen. Und um dem Wider ¬ streit zu entrinnen, floh der Greis vor einigen Tagen in die Einsamkeit, um, den letzten Virgen des Daseins nachgrübelnd, den Tod zu erwarten. Der Kampf war kurz. Mit ihm schied für Ruß land, für die gesamte Kulturmenschheit ein Mann, der, seiner Überzeugung lebend, seinem Volke ein Befreier, der Welt ein großer und eigenartiger Künstler war. VLobter. sammentreten werde. — Ferner erklärte ein Regierungsoertreter, alle Maßnahmen, um die Öffnung der deutschen Grenze für holländisches Vieh zu erweitern, seien nutzlos. Amerika. "In die zahlreichen sich widersprechenden und unklaren Meldungen über Kämpfe, Aus schreitungen und Verschwörungen in Mexiko kommt jetzt endlich Licht. Es handelt sich danach um einen Versuch der Gegner des seit vielen Zähren an der Regie rung befindlichen Präsidenten Porfirio Diaz, diesen zu stürzen. Die Revolutionäre hatten im Auslände ihre Vorbereitungen getroffen und Namens ist Tolstoi, und von diesem deutschen Einwanderer stammt der verstorbene Pwlosoph auch ab. Mit dem 82 jährigen Greise ist eine der bedeutendsten Persönlichkeiten unsrer Zeit dahingegangen. In einem Leben voller Schaffensdrang hat er wohl alle me«fchltche« Wandlungen durchgemacht. Als Dreißigjähriger entsagt er dem lnsti en, ungebu denen Leben als Oifizier, und in zwei Jatzrzeynteu erobert er sich als „Ich brauche das Geld und ich will es haben," brüllt der Baron so laut, daß es deut lich zu dem Lauscher draußen schallt. Was der Bankier erwidert, versteht er nicht, doch dessen Gebärde bekundet Abweisung. „Beim Satan I" schreit der Baron und seine Faust dröhnt wieder auf der Tischplatte. „Sie müssen, alter Freund. Was soll die dumme Ziererei? Schreiben Sie mir die Anweisung. Ich tu's nicht anders." Der Bankier scheint nachzuaeben, denn er tritt an den Schreibtisch und füllt ein Pavier aus. Er wirst eS vor den Baron hin mit einer Gebärde, die Abscheu und ohnmächtigen Zora ausdrückt. Mit triumphierendem Lachen steckt der Baron das Papier ein. Der Bankier aber betrachtet ihn mit einem Ausdrucke, der den Beobachter draußen mit Unruhe erfüllt. Es ist diesem Kar, auch ohne daß er alles versteht, daß dieser Baron eine Macht über den Bankier besitzt, die diesen wehrlos in seine Hände gibt. Er hat Geld von ihm eevreßt, und der reiche Mann hat eS geben müssen. Aber der Blick, den er auf seinen Peiniger wirft, ist der eines zu tödlichem Hasse gereizten Menschen. Der Baron beachiet eS nicht, er gerät j-tzt in eine vergnügte Stimmung und leert ein Glas nach dem andern, bis er berauscht aufs Sofa zurückfinkt. Sichtlich angewidert «hebt sich der Bankier und nähert sich dem Fenster, an dem draußen der Maler steht. Einen gräßlichen Fluch ausstoßend, schnellt der Baron in die Höhe. Sein Rausch scheint durch den Schreck verjagt zu sein, denn er be nimmt sich v-rnünstig. „Schon gut!" knurrt er giftig. „Wir kennen uns. Ich will nichts getagt baben. Es hat's ja auch keiner sonst gehört. Wir wollen uns vertragen, alter Freund. He, wollen wir noch eine Flasche trinken?" „Nein!" tönt eS schroff zurück. „Geben Sie nach Hause. Und in Zukunft kommen Sie nie wieder hierher. Ich will versönlich nichts mehr mit Ihnen zu tun haben!" Der Baron stößt ein heiseres, spöttische? Lachen aus. „Wie Sie wollen, Herr Mühlbera! Ich kann ja auch schriftlich mit Ihnen verkehren, w-mi Ihnen das ungefährlicher scheint. Aber Sie könnten doch bald eine» Freundes bedürfen und so sollten Sie sich's überlegen, ebe Sie der einzigen Freund, den Sie überhaupt besitzen, v»n sich stoßen!" „Sie, mein Freund?" ruft der Bankier nÄ bitterem Auflachen „Mein O lälqeist, mein bökr Dämon find Sie! Ein teuili'cher Schurke, der sich die K-"ntniS eine? Geheimnisses j« der ge meinsten Weise zunutze macht!" „Halten Sie ein, alter Freund," fällt ihm der Baron ins Wort. „Ich werde Ihne« be weisen, daß es mir nicht bloß darum zu tu« ist, Ihnen Geld abzunehmen. Ich werde für Sie die Augen offen basten DaS tut not, denn Ihnen drohen mehr Geiahren, als Sie « Gefahre Die Fälle unae Leute, Ächsrmarkiwi ihrlich den „! Erzählungen < »ich oder »erden. Ein »ie k^ne verc «lenschcu erzie Federwerke be »»gereizt zu «tzten Jahren Kampf, Wraunt, der Lehrer-Berlin der Beredsam! dat der Kamps leben Tag les »°n halbwüchf lichen Verwirr üangeu wird, »vdernen Sck '»bren läßt, dauen ihre Vcnsen des öchnpsennighi »erke waren gefü Äs gerade di Nit der eige Euwft dem ' > allem A Ällstriesenden Dm schlank < Großstadt wi vandel geirie M einen Ver deutsche „Gei '»kleinen Lai »»d Westsalei Gesch ß, bedrängt «en Flut de »ft. Es ist -aß einer sein Misst, der jetz »ft spät Anei W, da sein der Weltliteral »»bekannt ist, »klier „Day", »ahezu einen Verleger, man Achundlite hwa 40 000 '» DeutiLlant schlichen B »>r diese Lite 'ftch chnittlich Kgepen. Dc »'nen Erzeug M, zeigt au «r die Weg dchundlitcraw VH also «eu i» finden. 3? .Jugendschi Horden, die ir ftdiemen. A 'n Weg in ! »I. war der M die Iuge «stifte Wiede ^glichst billi Semems M< ^rer Reise ch »den eben j Werden, die «chundlileratu Ml. Unsre! Freude Hogen werdei Interesse Mure zusamr U gesörverr Ae das ja ! sich nicht heraus, er will nur frische Luft herein lassen. Ohne eine Ahnung von der Nähe eines fremden Menschen, an dessen Ohr jetzt jeder Laut dringen muß. tritt er zu dem Berauschten und rüttelt ihn heftig. „Erbärmlicher Lump!" ruft er ergrimmt. „Betrinke dich, wo du willst, aber nicht hier. Es ist heute das letztemal. Du wirst hier keinen Einlaß mehr finden. Ich will nicht durch dich zugrunde gehen." „Oho! — Wa—aS?" lallt der Baron und richtet sich mühsam auf. „Dummes Zeug! Mich wirst du nicht mehr los!' „Das wollen wir sehen," sagt der Bankier mit finsterer Ruhe. „Ich habe Sie gewarnt, Joseph Röbel! Nehmen Sie sich in achr. Wenn Sie eS so weiter treiben, wenn Sie mir un erträglich werden, dann — werden Sie es zu bereuen haben!" Der Baron ist jedenfalls nicht so sehr be- trunken, daß er nicht mehr Herr seines Verstandes wäre. Aber der Rausch bringt seine gemeine Natur ganz hervor. „Haha!" lacht er roh und seine verschwomme nen Augen funkeln tückisch. „Sie werden mich nicht umbringen! — Habe keine Angst! — Man bringt nur einen um — nur einen! — Haha! Und den einen — den haben Sie —" Das Wort ei stirbt ihm auf der Zunge, denn der Bankier hat die Faust erhoben und steht mit aschfahlem, verzerrtem Gesicht vor ihm. „Noch ei" Wort!" knirscht er mit furchtbarer gefunden wurden. Ein Lokal an der Ecke der Erasmus- und Beuffelstraße, in das sich ein Charlostenburger Schutzmann geflüchtet HE, ist gänzlich demoliert worden. Alles war zer trümmert, die Rolljaloufien sogar waren abge rissen und auf die Straße geworfen. Auch dieser Zeuge berichtet über einzelne Szene«, in denen ein wahrer Steinhagel sich entwickelte. — Auch Polizeileutnant Bis marck hat dieselben Beobachtungen gemacht. - Restaurateur Rittberger ist Inhaber einer Schm!- Wirtschaft an der Ecke der Beuffel- und Eras- musstraße. Er bekundet, als er gegen halb zwölf Uhr im Begriff war, die Jalousien herab- zulasten, sei ein Schutzmann in lein Lokal hereingestürzt und sofort nach dem Hof hinaus- gelaufen. Es Habs sich eine aus junge» Bengeln bestehende Menschenmenge vor Lea Lokal angesammelt. Dann sei ein großer Siein gegen die Schaufensterscheibe geflogen. Nunmehr sei er hinausgegangen und habe zu den Leu!» gesagt: „Kmdec, seid doch ruhig, der Schutz mann ist nicht mehr im Lokal." Sein Wort hätte aber keine Wirkung gehabt, denn es sei sofort ein Steinhagel auf ihn mederge prasselt, so daß er verlegt wurde uns schleunigst flüchren mutzle. Die Leute seien ihm nachge stürzt und hätten alles gestohlen und zerstört. — Tann wird der Kaufmann Preuß, Besitzer del Warenhauses in der Beuffelstraße, vernommen. Preuß wurde nachts geweckt, und als er ms die Straße kam, sah er, daß die Schaufenster und ein Schaukasten seines Geschäfts zer trümmert waren. An Waren find ihm etwa stil 90 Mk. entwendet worden. Am nächsten Daz« sei ihm erzählt worven, daß die Zertrümmerung stattgesunden habe, weil er angeblich Decken für die Arbeiter der Firma Kupfer u. Komp, geliefert habe. Zur Widerlegung dieses Gerüchts habe er ein Plakat angebracht. — Darauf wird di« Verhandlung vertagt. Auf Befragen des Verteidigers erklärt Poli zeileutnant Folte noch, daß er nicht wisse, ob die bei den Unruhen tätigen Kriminalbeamten Stöcke oder gar solche mit Bleiknöpfen gehabt Hütten, auch sei ihm nicht bekannt, ob die Be amten Stöcke von der Behörde geliefert be kommen. Auf eine Anzahl von Fragen del Verteidigung lehnt Polizeileutnant Folte di« Zeugenaussage ab, besonders auch über die Frage des Rechtsanwalts Dr. Oskar Cohn, di« dahin geht, ob nicht Differenzen zwisch» Kriminalbeamten und uniformierten Schutzleute« sich mehrfach gezeigt Haden, die in einem Falle ogar.zu einer Schlägerei zwrsche« beiden Teile» geführt haben. Der Verteidiger bält di» Zeuznis Verweigerung nicht für berechtigt, da der Zeuge die Ermächtigung erhalten habe, «btt Tro Tolstoi 1". Die Weltflucht deS greisen russischen Dichters und Philosophen, der seilten Lebensabend in d« Einsamkeit verbringen wollte, hat einen tragischen Ausgang genommen: Leo Tolstoi ist der Krankheit, die ihn auf der Flucht in die Einsamkeit befiel, am Sonntag morgen um 6 Uhr erlegen. Der Tod trat infolge von Herz- lähmuug ein. Der Zutritt zum Sterbezimmer Tolstois ist jedermann gestattet. Es wurde Privatpersonen sowie auch gewerbsmäßigen Nholographen erlaubt, Ausnahmen von der Le-che zu machen. Das im Sterbezimmer ver sammelte Publikum sang das Totenlied: „Ewiges Angedenken." Tolstois Freunde haben den Ge danken angeregt, daS SierbehanS deS Schriftstellers z« erwerben und zum Nalionalheiligtum zu machen. In seiner charakteristischen Kleidung, dem russischen Blusenhemd und der Pluderhose, ruht der Dichterphilosoph auf seiner Totenbahre i« Astapowo. Die Züge des Verstorbenen zeigen einen harten Ausdruck und geben zu er kennen, daß der Lote nicht im seelischen Frieden von der Erde geschieden ist. Tolstoi soll noch im Sterben jede Versöhnung mit seiner Frau vbgelehnt haben. Im Laufe des Vormittags siuo in Astapowo Mitglieder der Behörden und der Geistlichkeit eingetroffen. Neben diesen besuchten die Schulkinser der umliegenden Ort- schasten daS Sierbezimmer des großen Toten, das mit Tannengrün geschmückt worden ist. Dec Synod hielt aus Anlaß deS Ablebens Tolstois drei Sitzungen ab, in denen über die Frage der kirchlichen Beisetzung Tolstoi-, der bekanntlich exkommuniziert wurde, beraten wurde. Es war beabsichtigt, falls Tolstoi bei seiner letzten Anwesenheit im Optina-Kloster (das er bei seiner Flucht aufsuchte) dem Prior den Wunsch nach Versöhnung mit der Kirche geäußert haben sollte, die kirchliche Feier zu ge statten. ES ergab sich, daß Tolstoi keinen direkten Wunsch ausgesprochen hat. Infolge dessen werden keine Seelenmessen gestattet, auch di« kirchliche Beerdigung wurde verboten. Nach Meldungen einiger Petersburger Blätter hat die Stegierung, um Unruhen bei dem Leichen begängnis Tolstois zu vermeiden, die Ex'om- munikalion aufgehoben. — Die Todesnachricht «achte einen besonders tiefen Eindruck ist Petersburg. Die Extrablätter mit dem Porträt und dem Lebenslauf des Verstorbenen wurden lebhaft gekauft. In den Hochschulen sind Versamm lungen angesetzt, in denen über die Ehrung des großen Landsmannes Beschlüsse gefaßt werden sollen. Es dürfte übrigens nicht allgemein be kannt sein, daß Tolstoi deutscher Abstammung war. Vor einigen Jahrhunderte wanderten ein . Nach einig Mrou, und ! Mem ersten Näßt der B der Bin »-eile mit ihn , „Mo mor Mch den B M»me sagen . .Ich wer! H Bankier. „Und Vor . Mit diesen Baron u Hück. . Sobald di eilt der » Mrad und Mgt er an i läuft dann, M Tore end Der Barm N der Male ?»i Tore ent Ade Pforte M hörbarem zu- Der Male, »der Pimte, Met werden >kel, der W Maier nid .Er stürmt Nacht hi die Schrt A 6m äunkles Kätlel. 24j Sriminalroa«« Vox Ernst Solling. Es ist Joftph Röbel, der sich Baron Rvt- stem nennen läßt. AuS der Art, wie er von dem Bar k er empfangen wird, schließt der Maler, daß br^d« gute Bekannte sind. Er sucht das Gespräch zu belauschen, indem er das Ohr an die Fensterscheibe drückt, aber «S wird im Zimmer lesse gebrockten. So kann er nur beobachte« und aus Mienen und Gebärden der beiden einen unsicheren Schluß au! ihre Unterhaltung zieben. Diese muß sehr wichtiger Natur sein. Der Bankier scheint dem Varon ««was zu verweigern, waS dieier mit Unverschämtheit und höhnischem Lachen fordert. Sie sitzen am Tische und zechen. Der Diener hat ein balbes Dutzend Weinflaschen gebracht, ab«r die beiden Herren haben ihn so gleich wieder fortgeschickt. Sie trinken viel, be sonders der Baron, und er wird dabei immer ungebärdiger. An das Ohr des Beobachters dringen setzt, da die Umerbaltung laut wird, einzelne Worte. Dazwischen Fluchen und rohes Lachen auS dem Munde deS Barons, dessen Faust vsters kräftig aut den Tisch tomerl. Sein roteS, brutal erscheinendes Gefickt ist von Wut verzerrt, und seine Augen funkeln den Bankier drohend an. Dieser ist im Gegensatz zu seinem Gaste ruhig. Er erhebt seine Stimme nickt, er stickt den w dem fottwährend zu beschwichtigen. Blaß und finster fitzt er ihm gegenüber. Politische Kunälckau. Teutschland. "Kaiser Wilhelm hat kürzlich dem Staatssekretär des NeichSamtes des Innern gegenüber sein lebhaftes Interesse an dem großen sozialpolitischen Werk der Neichsversiche- rungsordnung betont und der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß das neue Gesetz spätestens bis zum Frühjahr 1911 Gesetzeskraft erlangen möchte. * Die Stärke der Parteien ist beim Zusammentritt des Reichstags folgende: Konservative 56 Mitglieder, 2 Hospitanten, Freikonseroalive 20 Mitglieder, 5 Hospitanten, Wirtschaftliche Vereinigung 16 Mitglieder, 1 Hospitant, Deutsche Reformvaftei 2 Mit glieder, 1 Hospitant, Zentrum 105 Mitglieder, 1 Hospitant, Polen 20 Mitglieder, National liberale 44 Mitglieder, 5 Hospitanten, fort schrittliche Volksvartei 48 Mitglieder, Sozial demokraten 52 Mitglieder. Keiner Fraktion ge hören an 18 M tglieder. (Zwei Mandate un besetzt.) "Die Nachricht, die Reichsregierung habe auf Anirag Bayerns die Zulassung lebender Schweine aus Osterreich - Ungarn abgelehnt, ist nicht ganz zutreffend, denn eine bestimmte Menge von Schweinen dars sa bereits längere Zeit aus der habs burgischen Monarchie eingeführt werden. Es war aber beantragt worden, diese Menge zu er höhen, und dieser Antrag hat nicht die Zustim mung der Reichsregierung gefunden. Frankreic«. "Von der Gärung, die unter den „königS- treuen Franzosen" herrscht, zeugt ein Über fall, der auf den Ministerpräsidenten Briand verübt wurde. Ais der Minister in Gegenwart des Präsioenten Falliöres die Einweihung des Denkmals für den berühmten frauzSischm Staatsmann Jules Ferry vollzogen halte, wurde er von einem königsireuen Parteigänger über fallen und mit Faustschlägen bedroht. Diesen konnte sich aber Briand durch geschicktes Aus weichen entziehen. Das zahlreiche Publikum, das den Täler sofort ergriff und verprügelte, brachte dem Ministerpräsidenten herzliche Kund gebungen dar. England. "Nachdem sich die Regierung entschlossen hat, das Parlament aufzulösen, um das Volk zum U teil über das Schicksal deS Ober- russische Übersetzung dieses Asquith sofort mit dem Wahlfeldzug be- "en. Er erklärte in einer Rede, das Unter- ... „ . . . „.alle Vorgänge auf der Straße auszuiazen. Der wenn Beamte die Höfe betraten, auf sie ge- I Verteidiger beantragt Gerichtsbeschluß. Da? worfrn worden, so daß die Schutzleute wieder Gericht behält sich die Beschluß-assuag vor Ä Schriftsteller mit seinen Romanen -Anna Kare- mW „Kneg und Frieden" einen Weltruf der dritten Friedenskonferenz zu alS Dichter. Und wieder wandelt er sich. AuS - - - -
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