Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 27.05.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191005274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19100527
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19100527
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-05
- Tag 1910-05-27
-
Monat
1910-05
-
Jahr
1910
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 27.05.1910
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Höhe flog und bereits um 5 Uhr auf dem Marsfelde bei Verdun landete. Die Offiziere der dort übenden Truppen bereiteten Sommer einen begeisterten Empfang. Um 5 Uhr 45 Min. stieg der Flugtechniker wieder am zur Rückreise, die ebenfalls ohne jeden Zwischen fall vor sich ging, und landete bereits um 6 Uhr 45 Min. wieder bei Sedan. Die ganze Entfernung in der Luftlinie beträgt 80 Kilometer. GericktsbaUe. Braunschweig. Vor dem Landgericht hatte sich der Redakteur Brenner des sozialdemo kratischen ,Volksfreund' wegen Beleidigung des braunschweigischen Landtages zu verantworten. Das Urteil lautete auf fünf Monate Gefängnis und Tragung der Kosten. Glogau. Das Kriegsgericht verurteilte den Unteroffizier Franz Libowski wegen schwerer körperlicher Mißhandlung Untergebener in etwa 150 Fällen zu drei Jahren Gefängnis, Degra dation und Versetzung in die zweite Klaffe des Soldatenstandes. Libowski hatte fortgesetzt die Rekruten in unmenschlicher Weise mißhandelt. Der Anklagevertreter führte aus, daß es sich in diesem Falle um einen wirklichen sogenannten „Soldatenschinder" handele. Der Ärmelkanal zum zweiten 7 Male überflogen. Nachdem am 25. Juli 1909 der Franzose Blöriot den Kanal zwischen Frankreich und England in 25 Minuten auf einer Flugmaschine überflogen hat, hat ein Landsmann von ihm, Graf Lesseps, am 21. d. ebenfall das Kunststück vollbracht. Der Flieger erhob sich bei Calais nach kurzem Anlauf unter dem Beifall von 2000 Zuschauern leicht in die Luft, beschrieb zwei Kreise, während er eine Höhe von 200 Metern erreichte. Er enteilte, stets höher steigend, gegen Westen über das Meer. Nach einigen Minuten nahm dann die Maschine die direkte Richtung nach Dover. Lesseps landete auf einer Farm namens Wänsten Tourt bei der St.-Margarets-Bucht, eine See meile von der Küste und drei Seemeilen östlich von Dover, um 4 Uhr 20 Minuten nachmittags glatt. Der Flug hat demnach 35 Minuten ge dauert. Das französische Torpedoboot „Esco- pette", das gleiche, das Blöriot begleitet hat, begleitete ihn über den Kanal Es herrschte dichter Nebel. Lesseps stieg bedeutend höher als Blöriot. Er ließ sich aus einer Höhe von tausend Fuß nieder und landete ohne jeden Unfall. Eine große Menschenmenge hatte sich am Platz ein gefunden, wo Blöriot im Vorjahre gelandet war, und erwartete Leffeps' Ankunft mit Spannung. Große Überraschung herrschte, als sich die Nachricht verbreitete, daß er bereits ge landet sei, und alles stürzte nun nach der Landungsstelle. Der kühne Flieger erhielt lebhafte Kundgebungen von der Volks menge. Von der Landung wird erzählt: Die Maschine arbeitete tadellos; sie stieg dis zu 2000 Fuß Höhe. Die Leute auf dem Felde hörten plötzlich ein immer lauter werdendes Surren und sahen dann den Riesenvoael auS enormer Höhe über den Klippen herabstoßen. Ihre Überraschung war grenzenlos. Der Besitzer, des Feldes war aber Gemütsmensch genug, schleunigst Schadenersatz für Beschädigung seiner Saat zu verlangen, die er denn auch nach einigem Handeln erhielt. Lesseps wollie sofort den Rückflug «ntreten, doch Blöriots Geschäfts führer Chereau riet ihm davon ab. Avends ging Leffeps an Bord des französischen Torpeoo- bootes Escopette", mit dem er über den Kanal zurückfuhr. fl gegen D-p konnten, hierzu abe' . n uns geri°7 uns Entgeh inne erfolg ist auch' age mir -M' ng derAn^ hzulassen iüs ntlich die nschränkM^ Metzen brLs ckade noch",, trotz aller Sge und ächt in voi" oie dies § 'sdsbatten ? gebracht '' ie Unters^' m Schluß, e KüstenE nden solle, 7 eit das n. Der^ em Flottes 8 : wir auch'- is Stärkst^ wollen »>7», wachsenden" - von dein §7 äugen, eit auf den WaM c Geschich^! e GroE, n. Man A sollte aus » ns für^', tte zu M chskanffer tik mit M weit nicht, e er erll^ ltcnveret^ tengesetz-r § k Bestreb^ -blühendes der Willes lufregunNÄ die t°Mj, nur dn^sj wir Zeiler zu Aus« altenenS^ krieg i« die fis che der^' mt, den .. . > e Technip Araßen, *7 SpamA ndete ?b-r d'-'- inweg Minuth asclM l. / m MoRas Nikcr 7 Uhr»?Ä Warat und naB) 'ren fuhr nach eines F igl^ck us',tz i toot ekls^ fürchte, fletzunge"«! wären. jn vorlä^js Span^"/ um eine ,s en zu kS erlauve,^ sorW ' ine genagt iört, daßsÄ in zielens wolle. iungllukte j, ebracht, )rt sei- >.s, Sett/,! oie Rede' s der köpf h-> t, die.'' / , »nuc'ht t te Jocd^G egen dis P'I finden » Von unci fern. Ter Halleysche Komet, der sich jetzt wieder von der Sonne entfernt, erscheint abends bei klarem Himmel als eine rundliche Nebel waffe mit einer Verdichtung in der Mitte. Wie bei früheren Beobachtungen, ergab sich auch jetzt, daß die Ausstrahlung nach der Sonne bedeutend lichtstärker ist, als der eigentliche der Sonne abgekehrte Schweif. Schwerer Unfall im Grunewald bei Berlin. Am Kleinen Stern im Grunewald ereignete sich ein gefährlicher Autowobilunfall. Ein Wagen der Berliner Allgemeinen Omnibus- Gesellschaft fuhr in voller Fahrt gegen einen Baum. Durch den gewaltigen Stoß erlitten zwei Damen erhebliche Verletzungen, etwa zehn Passagiere des vollbesetzten Wagens kamen mit Quetschungen und Hautabschürfungen davon. Hätte der Baum das schwere Gefährt nicht auf gehalten, so wäre eS unweigerlich in den Chausseegraben gestürzt und eine Katastrophe unvermeidlich gewesen. x Die Grundsteinlegung des neuen Rathauses in Donaueschingen hat dieser Tage in Gegenwart der Fürstlich zu Fürsten- bergschen Herrschaften stattgesunden. Aus diesem Anlaß ist eine künstlerisch ausgeiührte Urkunde erschienen, die zunächst deS Kaisers, des Grobherzogs und des Fürsten gedenkt, dann die Brand-Katastrophe vom 5. August 1908 und die gleichzeitige Vernichtung des Zeppelinschen Luftschiffes erwähnt und schließlich die herzerhebende Hilfsbereitschaft ganz Deutsch, lands heroorhebt. Allein der Stadt Donau eschingen ist eine Million an Liebesgaben zu- gefloffen. Die Wiedererrichtung des Rathauses erforderte einen Baufonds von 245 000 Mark. Zur Ausschmückung des Sitzungssaales stiftete Kaiser Wilhelm 3000 Mark. In Verbindung mit der Feier der Grundsteinlegung des Rat hauses wurde das hundertjährige Jubiläum der Erhebung des Marktfleckens Donaueschingen zur Stadt begangen. Eisenbahnunfall am Rhein. Der von Oberlahnstein kommende Güterzug 8821 stieß innerhalb des Güterbahnhofs Koblenz (Rhein) in den Nebengleisen mit einer Rangier-Lokomo tive seitlich zusammen. Es entgleisten die beiden Lokomotiven und ein Packwagen. Drei Loko- motivbeamte und ein Zugbeamter erlitten leichte Verletzungen. Der Materialschaden ist nicht erheblich. X Ei» unbeabsichtigter Schuß auf den eigenen Sohn. In der Nacht zum 17. April d. bemerkte der Landwirt Karl Daub in Traisa in Hessen auf seinem Gehöft einen Eindringling, und da er auf seinen Anruf keine Antwort er hielt, so schoß er auf den Fremden und ver wundete ihn schwer. Hinterher stellte es sich heraus, daß es der eigene Sohn des Daub war, der spät nachts wahrscheinlich die elter liche Wohnung aufsuchen wollte, aber in selt samer Verfassung im Schweinestall angetroffen wurde. Die Staatsanwaltschaft hatte gegen den Vater ein Ermittelungsverfahren eingeleitet, das nunmehr eingestellt worden ist, da nach dem Ergebnis der Untersuchung angenommen werden muß, daß Daub seinen Sohn nicht hatte er- kennen können. Unterschlagungen in einem Darlehns- verein. In Selters wurden in der Kasse des dortigen Darlehnsvereins große Unterschlagungen aufgedeckt, die auf etwa 95 000 Mk. beziffert werden. x Ein brennender Radfahrer. Der Gefahr, bei lebendigem Leibe zu verbrennen, ist der 19 jährige Kommis Faubel aus Eich in Hessen mit knapper Not entgangen. Er hatte einen Radausflug unternommen, wobei er auf der Chaussee zwei Spaziergängern begegnete, die Zigarren rauchten. Durch den Wind flogen einige Funken an die leichten Kleider des F. Und setzten diese in Brand. Einigen Feld arbeitern gelang es, durch Überwerfen von Säcken die brennenden Kleider zu löschen, so daß F. mit leichteren Brandwunden davonkam. A Eine deutscheFlaschenpost in Spanien aufgefangen. Gelegentlich einer Erholungsfahrt, die der Restaurateur Riltmeyer in Hamburg mit . einigen seiner Stammgäste am 15. Juni v. nach Westerland unternahm, hatten die Herren in feuchtfröhlicher Stimmung ein kleines „Zettelchen" einer verkorkten Flasche anvertraut und diese von Bord des Dampfers den Fluten der Nordsee zur Weiterbeförderung übergeben. Der Scherz war längst in Vergessenheit geraten, als vor einigen Tagen der Maschinist Hacker von der Kaiserlichen Marine im Rittmeyerschen Lokal erschien, um den auf dem Papierstreifen ver heißenen Finderlohn abzuholen. Er hatte die Flasche nach seiner Angabe am 20. September v. im Hafen von Vigo in Spanien gefunden. Nach dem ihm der wohlverdiente Lohn zuteil gewor den war, fand in seinem Beisein ein fröhliches Mahl statt. In seiner Vaterstadt Göttingen ist am 21. d. der Schöpfer unsres neuen Bürgerlichen Gesetzbuches, der Wirkt. Geh. Rat Pros. Dr. Gottlieb Planck, verschieden. Der große Jurist wurde am 24. Juni 1824 geboren; nach Vollendung seiner Studien trat er in den hannoverschen Justizdienst und trat auch in den letzten Jahren des Königreiches als oppositioneller Politiker hervor. In den siebziger Jahren gehörte er den Kommissionen zur Aus arbeitung der Zivilprozeßordnung an. Im Jahre 1874 wurde Planck, damals Appellationsgerichtsrat in Celle, in die Kommission des Bürgerlichen Gesetz buches berufen; im gleichen Jahre erblindete er völlig. Trotzdem gelang es ihm mit Hilfe seines außerordentlichen Gedächtnisses, an der Vollendung dieses gewaltigen Werkes den größten Anteil zu nehmen, und sowohl als Richter wie auch seit 1881 als Professor in Göttingen lange Jahre hindurch zu wirken. X Ein Wilddieb ohne Hände. Gegen den wegen Wilddieberei wiederholt, darunter mit Zuchthaus vorbestraften Arbeiter Martens aus Wandsbek ist jetzt abermals Anklage wegen gefährlicher Wilddieberei erhoben worden. Beide Hände find dem Wilddiebe durch Schüsse aus Karabinern völlig zerschmettert, so daß er sie nicht mehr gebrauchen kann. Ein Forstbeamter hatte auf Martens geschossen, als der gefährliche Patron auf ihn anlegte. Große Unterschleife auf der Königs hütte. In der Königshütte fand ein Lokal termin wegen dort entdeckter Durchstechereien statt. In die Unredlichkeiten, die schon längere Zeit betrieben sein dürften, da bis jetzt schon Unterschleife bis zu 32 000 Mk. entdeckt wurden, sind ein Wagemeister und ein Beuthener Eisen händler verwickelt. Ein Kontrollbeamter hatte an einem bahnfertigen Waggon ein beträchtliches Übergewicht festgestellt, und so kam das unred liche Verfahren an den Tag. Mordversuch aus Konkurrenzneid. In der Nacht wurde der Kaufmann Schmidt in Gleiwitz im Flur eines Hotels mit zer schmetterter Schädeldecke besinnungslos aufge- funden. Als der Verletzte nach seiner Wohnung ! gebracht worden war, erlangte er für kurze Zeit ! die Besinnung und gab an, daß er von einem! Konkurrenten überfallen worden sei. Nach kurzer ! Zeit verlor er jedoch wieder das Bewußtsein und wurde ins Krankenhaus übergeführt. Raubanfall auf einem Kirchhof. Als mittags eine Generalsgattin das Grab ihres Sohnes in Freiburg i. B. besuchte, wurde sie auf dem Friedhof von einem jungen Menschen überfallen, gewürgt und des Portemonnaies mit hundert Mark beraubt. Schon nach einer Viertelstunde wurde der Täter in einem Nachbar orte verhaftet. Di« Feuersbrunft in Skotschau. In Skotschau (Osterc.-Schlesien) find zwei Seiten des Ringplatzes, insgesamt 25 Häuser, vollstän dig niedergebrannt. Das Feuer ist wahrscheinlich durch Ausstreuen glühender Asche entstanden. Wafserkataftrophe in Steiermark. Ein furchtbares Unwetter ging in der Nacht über das Raabtal bei Weitz nieder. Die Raab über schwemmte weite Ackerflächen. In der Nähe des Weitzer Elektrizitätswerks wurde eine Arbeiterbaracke, in der sich neunzehn slowakische Bauarbeiter befanden, von den Wellen weg- gerissen. Sämtliche Insassen, ertranken. Zwölf Leichen wurden geborgen. Der Schaden durch das Unwetter beträgt viele Millionen. Blutige Wahl - Ausschreitungen in Ungarn. In Marginen im ungarischen Wahl bezirk Fogaras kam es zwischen Wählern der Regierungskandidaten und Wählern der rumä nischen Nationalpartei zu einem Zusammenstoß, bei dem zwei Personen getötet wurden. Prügelei zwischen irische» Straßen- Politikern. In Cork (Irland) kam es am Sonntag zu heftigen Kämpfen zwischen An hängern der verschiedenen Parteien. Das nationalistische Unterhausmitglied Shehan wurde dabei schwer mißhandelt, ehe er von der Polizei gerettet werden konnte. Zwölf Per sonen wurden so erheblich verletzt, daß sie ins Hospital geschafft werden mußten; viele andre wurden leichter verletzt. Die Polizei trennte schließlich die Kämpfenden und bildete einen Kordon, um die Straßen frei zu halten. Die erregten Massen brüllten sich einander noch lange über die Köpfe der Polizei Schimpf worte zu. Ein österreichischer Forscher von In dianern ermordet. An die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften zu Petersburg ist die Nach richt gelangt, daß der österreichische Forscher Dr. Albert Futsch im Süden von Bolivia von Indianern getötet worden sei. Fritsch unternahm im Auftrage oer Abteilung für Vogelkunde der russischen Akademie der Wissenschaften eine Expe dition nach Bolivia. Ein« verhängnisvolle Bootsfahrt. Im Dnjepr sind bei einer Bootsfahrt 47 junge Arbeiter ertrunken. Das Boot war an einen Stein gerannt und in den Stromschnellen ge kentert. Schreckensszenen in Barnums Zelt- zirtnS. In der Stadt Schenectady (Staat New Aork) geriet plötzlich Barnums Zirkus in Flammen. Zwölftausend Menschen suchten in wilder Angst den Ausweg. Die Angestellten schafften Notausgänge durch Zerreißen der Zeltwände. Die Aufregung wurde erhöht durch das Brüllen der geängstigten Tiere im benachbarten Menageriezelt. Trotzdem entkam die Menge, ohne daß jemand ernstlich verletzt wurde. — Die Zeppelinwerft hat sich erboten, ihre Luftschiffe in Zukunft für das Reich ohne jeden Verdienst zu liefern. Trotzdem soll im preußischen Kriegsministerium bisher nicht die Absicht be stehen, für den zerstörten „Z. II." in Köln einen andern Zeppelinballon zu überweisen. — Trotz aller Unfälle, die die letzte Zeit gebracht hat, setzt die Flugmaschine ihren Siegeslauf fort. So hat jetzt der französische Flieger Roger Sommer eine Luftreise von Sedan nach Verdun ausgeführt. Las schöne Wetter benutzend, erhob sich Sommer schon bei Sonnenaufgang aus seinem Zweidecker in die ' Luft. Mehrere Automobile machten sich an die i Verfolgung des Fliegers, der in hundert Meier! Kuntes Z^llerteu kü Allerlei Wissenswertes. Auf Feuer land (Südamerika) wird der abgeurteilte Dieb bei starker Strömung gefesselt aufs Meer hin ausgerudert, dort in ein Boot gesetzt und den Wellen preisgegeben. Das Boot zerschellt dann an den Klippen der Küste. er ihr leider nicht sagen, denn kaum hatte er die Tasche in HedwigS Hand gelegt, als ihn eine tiefe Ohnmacht übermannte." „Aber Sie hätten die Adresse doch von jenem Henn Wisotzki erfahren können — da er es übernommen, sie zu benachrichtigen, mußte er auch wissen, wo die Dame zu finden ist," wandte sich Jordan ungeduldig an Hedwig, die jedoch hilflos mit den Achseln zuckte. „Das ist's ja eben, daran hat das dumme Ding in seiner Aufregung nicht gedacht," ant wortete Schwendler an ihrer Stelle. „Dann bliebe also nichts andres übrig, als worgen früh bei der Polizei Nachforschungen nach dieser Schwester des Herrn Hartkopf anzu- steüen." „Das ist am Ende gar nicht nötig, Herr Doktor. Sie sprachen doch neulich von einem Fräulein Hartkopf, das bei dem Herrn Baron don Erkhoven — wenn ich den Namen recht behalten habe — die Stellung einer Hausdame bekleide, wäre es nicht möglich, daß dieses Fräulein die Gesuchte ist?" Jordan sann einen Moment nach, wahrhaftig, «er Alle konnte recht haben. Daß er auch nicht selbst auf diesen Gedanken gekommen war, der doch eigentlich so nahe lag. „Aber natürlich ist das möglich, sogar wahr scheinlich, Papa Schwendler!" rief er lebhaft. .Heute dürfte es allerdings für Hedwig zu spät sein, den erhaltenen Auftrag auszuführen, doch worgen früh muß dies selbstverständlich sogleich geschehen, denn es erscheint mir kaum annehm bar, daß hier ein Irrtum in bezug aus die Person dieses Fräulein Hartkopf vorliegen könne." „Das glaube ich auch nicht," bestätigte Schwendler. „Ich habe dies Hedwig auch be reits gesagt, allein sie weigert sich eigensinnig, zu der Dame hinzugehen, weil sie ein Mes Gewissen hat. Ich meine aber, was man sich einbrockt, das muß man auch auseffen; habe ich nicht recht, Herr Doktor?" Jordan kam nicht dazu, zu antworten, denn Hedwig fuhr in heftiger Erregung empor: „Und ich tue es nicht, ich gehe nicht zu ihr!" rief sie leidenschaftlich. „Ich — ich schäme mich zu sehr!" Dabei machte sie mit dem rechten Arm eine ungestüm abwehrende Bewegung gegen die Tasche, die neben ihr auf dem Tisch lag, so daß diese dadurch zu Boden geschleudert wurde und mehrere Papiere, anscheinend ein Brief und ein lose beigefügter Zettel, herausfielen. Schwendler bückte sich scheltend danach, und auch Karl kam ihm zu Hilfe. Er hatte sich bis her anscheinend teilnahmslos verhalten, erst der heftige Ausbruch Hedwigs lockte ihn aus seiner Ecke hervor. „Wenn es dir recht ist, Onkel, so könnte ich ja die Besorgung der Tasche übernehmen," sagte er zögernd, indem er den aufgehobenen Brief auf den Tisch legte. „Daß Hedwig den erhaltenen Auftrag nicht gern ausführen möchte, ist wohl erklärlich." Schwendler maß ihn mit spöttischem Blick. „I, sieh mal an, jetzt gibst du ihr wohl gar noch recht, willst ihren Eigensinn unterstützen? Du scheinst ja deine Meinung schnell zu ändern, denn ick glaube nicht, daß du vor acht Tagen so nachsichtig über Hedwig geurteilt haben würdest." Karl wandte sich verlegen ab. Er fand keine Erwiderung auf die höhnischen Worte des Onkels und außerdem verwirrte ihn auch der halb erstaunte, halb dankbare Blick, dem er aus Hedwigs Augen begegnete. „Wenn Sie die Besorgung der Tasche an Fräulein Hartkopf übernehmen wollen, so läßt sich dagegen kaum etwas einwenden," mischte sich Jordan wieder in das Gespräch. „Es ist am Ende auch gleichgültig, durch wen dies geschieht, die Hauptsache bleibt, daß morgen so gleich —" Er stockte plötzlich und sah mit starren Augen auf eines der Blätter, welche der Brieftasche vorhin entfallen und das Karl soeben auf den Tisch zurückgelegt — Beate, der Name sprang ihm förmlich entgegen, ebenso wie ein andrer, der gleichsam als Unterschrift auf dem Papier stand: Egon, Baron v. Erkhoven. Jordan fühlte, wie ihm das Blut heiß zu Kopf schoß, diese beiden Namen hier, in so enger Verbindung auf dem Papier stehend, riefen eine Flut unklarer Vorstellungen in ihm wach. Rasch griff er nach dem Blatt, die wenigen Zeilen desselben begierig überfliegend. Wahrhaftig, er mußte sich Gewalt antun, äußerlich wenigstens ruhig zu bleiben, um die Aufmerksamkeit der andern nicht unnötig zu er regen. In seinem Innern aber zuckte jede Fiber, denn was er hier las, war wohl ge eignet, ihn um das Gleichgewicht seiner Seele zu bringen: , „Hierdurch erkläre ich mich bereit, dem schon mehrfach an mich gestellten Verlangen meiner Gattin Beate, Baronin von Erkhoven, nachzu kommen und einer gerichtlichen Scheidung unsrer Ehe keinerlei Widerstand entgegensetzen zu wollen. Auch gebe ich durch meine Unter schrift zugleich meine Zustimmung zu allem, was zur Beschleunigung dieses Schrittes dienen kann. Egon, Baron von Erkhoven." Wie gebannt hingen Jordans Augen an dem Papier — erst die Frage Schwendlers, ob das Blatt nicht ebenfalls in die Tasche gehöre, brachte ihn wieder zu sich. Ein Gedanke tauchte blitzschnell in ihm auf. „Wenn Sie mir die Tasche anvertrauen wollen, s« bin ich gern bereit, sie morgen früh an Fräulein Hartkopf zu geben — Baron Ulrich von Erkhoven ist, wie ich Ihnen neulich schon sagte, mein Patient — es fände sich also somit für mich die beste und einfachste Gelegenheit, den Auftrag zu erledigen, vorausgesetzt natür lich, daß Sie und Hedwig damit einverstanden sind." Jordan gab sich Mühe, die Erregung, die ihn beherrschte, hinter einem möglichst unbe fangenen Ton zu verbergen, was ihm wider sein eigenes Erwarten sehr gelungen sein mochte, denn er bemerkte in den Mienen der andern nichts wie freudige Zustimmung zu seinem Vorschläge. «S (Fortsetzung folgte
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)