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Ottendorfer Zeitung : 01.07.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191007018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19100701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19100701
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-07
- Tag 1910-07-01
-
Monat
1910-07
-
Jahr
1910
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 01.07.1910
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Anarchistische Zwischenspiele. Vor dem Münchener Schwurgericht ist in diesen Tagen der Berliner „Edesanarchist* Erich Mühsam von der Anklage der Geheimbündelei mit mehreren Genossen freigesprochen worden. Wer Mühsam und sein Streben kennt, würde über diese Tatsache mit Stillschweigen hinweg» gehen können, wenn nicht gerade zur selben Zeit das Attentat auf die Friedberger Reichsbank in Verbindung mit der Bombenexplosion im Fried berger Rathaus gezeigt Hütte, wie gefährlich unter Umständen so ein Spiel mit den Theorien nach Erich Mühsam werden kann. Vor zehn Jabren (es kann auch länger her sein) gehörte Mühsam zu dem Kreise jener jungen Schrift steller, die in einem großen Berliner Cafö (das be> den Eingeweihten den bezeichnenden Namen „CaiS Größenwahn" führt), alltäglich zusammen, um über der Erde Leid und ihr Verkanntsein zu klagen. Alle auS lenem Kreise haben im Laufe der Jahre in ernster und ehrlicher Feder- arbeit bewiesen, daß sie die Träume einer wirren Zeit überwunden haben, nur Erich Mühsam nicht. Seine Dichtungen atmeten früh den Geist un auslöschlichen Haffes gegen die Gesellschaft, aber keiner hat jemals gezweifelt, daß dieses unleug bare Talent nicht eines Tages zu ernstem Schaffen sich wenden und entsprechend den ersten Taientproben der Sturm- und Drangjahre Be deutendes leisten würde. Denn schließlich ist ja jeder bedeutende Mann in einer gewissen Zeit seiner Entwickelung der Feind aller Ord nung gewesen, wie das Beispiel des großen Friedrich Schiller zeigt. Aber Mühsam ist seiner Jugend (zum Schaden seiner Entwicke lung) treu geblieben, nur begnügt er sich heute nicht mehr damit, seiner Unzufriedenheit mit der Welt und ihren sozialen Einrichtungen in lodernden Versen Ausdruck zu geben, er ist übergegangen in das Lager der Männer der Lat. Er lehrt die Theorie deS Zusammenlebens ohne Gesetz, er verwirft den Zwang zur Arbeit und kommt im Verlauf solcher Lehre natürlich mich zu dem Grundsatz, daß der Diebstahl nicht un erlaubt, daß der Verbrecher ein Opfer der Ge sellschaft sei. Jst'S ein Wunder, wenn seine einstigen Freunde, wenn seine frohen Zech genossen mit Bedauern auf den Dichter sehen, der einst zu hohen Zielen zu streben schien und der jetzt auf der Landstraße einhervilgert und um fich Menschen schart, die im Widerwillen gegen einen ehrlichen Erwerb zu jedem Mittel greifen, das mühelos ihre Taschen füllt? Mit jenen traurigen Gesellen will er seinen neue« Staat ausrichten, der keinen Zwang auf seine Bürger ausübt, will er eine neue Menschengemeinschaft gründen, die keine Gesetze als die ihrer Brust innewohnende Sittlichkeit kennt. Die Richter in München haben Milde walten lassen, noch ein mal ist Erich Mühsam straflos auSgeganaen, aber die Behörden, die ihn bisher für einen harmlosen Schwärmer hielten, werden nun ein wachsames Auge auf ihn haben. Und mit Recht, denn Mühsam hat oft und laut genug erklärt, daß er fich und seine Weggenossen außerhalb der Gesetze stelle Wenn er das aber tut, so hat er kein Anrecht auf die verfassungsmäßig gewährleistete Freiheit politischen Denkens, sondern gehört zu jenen gefährlichen Vläneschmieden, in deren Jdeenkreis das Friedberger Attentat seine Ent stehung fand. Nur eine Gemeinschaft, die fich selber aufoegeben hat, wird Elemente unter sich dulden, die, um dem Zwange der Gesetze zu ent schlüpfen, vor der blutige» Tat nicht zurück- schrecken. Vsstmsim. polirilcke Aunälckau. DenhMamd. * Reichskanzler v. Bethmann-Holl weg, der auf Einladung Kaiser Wil- K Obne Spuren. v) Krimina lroman von Karl Milbach. (Horts-dung.) Die Gruppen auf der Straße wurden nun durch einen uniformierten Schutzmann aufge fordert, auseinanderzugehen. Der Mann mochte Braun und Hedde kennen, ließ sich aber nichts merken. Braun ging die Wellerstraße hinauf. Er hörte hinter dem Einfahrtstore Pferdestampfen und Kettenrasseln, sowie Hin- und Hergehen von Leuten. Da ging das Tor auf, und Chevalliers elegante Equipage fuhr heraus. Auf dem Bocke saßen ein alter Kutscher und der jüngere, Hauser. Braun sah, wie ein Knabe, nämlich Adolf, das Tor schloß. DaS war keine günstig« Gelegen heit, ein Gespräch auzuknüpfen. Der Beamte folgte der Equipage die in die Lützowstrahe vor dar HauStor fuhr. Chevallier stieg dort ein, und der Wagen fuhr davon, »raun kehrte um und ging quer über die Straße, prallte aber erschrocken zurück, da ge rade ein Velozipedist wütend klingelnd hart an ihm vorbeischwirrt«, — Soden. Ach, wie er den beneidete! Er ging ein gutes Stück Weges weiter. Wohin? Wozu? Er wüßte es selbst nicht. Immer wieder dachte er, wie er fich wohl Adolf nähem könnte. Schwer war das zwar nicht; er konnte betteln, nach Chevallier fragen, fich als Pferdehänsler auSgeken usw., aber ein längeres Gespräch, vertraulich zumal, war damit nicht anzuknüpfen. Und doch wollte helmS an der Kieler Woche teilgenommen hat und auf der „Hobeinoslwn" der Gast deS Monarchen war, ist nach Berlin zurückgekehrt. Wie verlautet, ist bei der Anwesenheit deS Kanzlers in Kiel die Frage eines Kanzler wechsels nicht erörtert worden. * Kaiser Wilhelm, der in Kiel den Fürsten von Monako empfangen hat, wurde vom Fürsten zu einem Besuche deS Ozeanographischen Museums eingeladen. Der Kaiser hat diese Einladung angenommen und und wird ihr gelegentlich seiner nächsten Mittel meereise nachkommen. * Wie verlautet, wird Kaiser Wilhelm anfangs Oktober den Besuch König Alberts von Belgien erwidern und zugleich die Brüsseler Weltausstellung besichtigen. *Der BundeSrat hat den Erlaß neuer münzpolizeilicher Vorschriften be schlossen. — Diese verfolgen in Ergänzung der einschlägigen Bestimmungen deS Strafgesetz buches den Zweck, zu verhüten,, daß münz- ähnliche Medaillen und Marken (Reklame-, Rabatt-, Spiel-, Speise- und sonstige Wert marken) sich in den Geldumlauf drängen und so die unbedingt notwendige Übersichtlichkeit im Münzwesen beeinträchtigen, zu Täuschungen Anlaß geben und den Münzfälschungen Vor schub leisten. Deshalb sollen die Medaillen und Marken nicht das Bildnis des Kaisers oder eines Bundesfürsten in der auf den Reichs münzen befindlichen Gestaltung tragen oder mit einer auf dem Rande befindlichen Schrift ver sehen sein, ferner nicht die Bezeichnung einer im Deutschen Reiche geltenden Münzgattung oder die Angabe eines Geldwertes enthalten. Von dem Verbot ist ausgenommen daS auf Denkmünzen etwa in abweichender Gestaltung angebrachte Bildnis deS Kaisers oder eines Bundesfürsten. * Eine Ergänzung zum Gesetz vom 1. Juni 1870 über den Erwerb und Verlust der deutschen Reichs- und Staats angehörigkeit wird dem Reichstage bestimmt im nächsten Winter zugehen, nachdem die Schwierigkeiten, die der Einbringung der Vor lage entgegengestanden haben, jetzt größtenteils beseitigt sind. Sie waren zu einem Telle be gründet durch den Erlaß von Bestimmungen betreffs Erfüllung der Wehrpflicht von Aus ländsdeutschen. Nach dem neuen Entwurf soll ein Deutscher seine Staatsangehörigkeit nicht gegen seinen Willen verlieren, auch sollen die Meldungen bei den Konsulaten, die jetzt vor geschrieben sind, in Fortfall kommen und 8 21 des Gesetzes (Verlust der Nationalität bei zehn jährigem Ausländsaufenthalt) aufgehoben wer den. Der Wiedererwerb der Staatsangehörig keit durch frühere Deutsche oder ihre .Nach kommen soll erleichtert werden, von diesen soll die Erfüllung der Wehrpflicht nicht mehr ge fordert werden bei Wiedererlangung der Reichs- angehörigkeit, doch sollen die männlichen Nach kommen, die nach dem Inkrafttreten des Gesetzes geboren werden, wehrpflichtig sein. Auch die Ableistung der Dienstpflicht in deutschen Kolonien mit Militärmacht soll vorgesehen werden. *Jm preußischen Kultusministerium sollen Bestimmungen über eine Reform der Mittelschulen aufgestellt werden. ES wird erwogen, ob eS möglich ist, den Schülern der Mittelschulen nach dem neuen Reformplan die Berechtigung zum einjährigen Dienst durch Ab legung eines Examens vor einer RegierunaS- kommisfion zu verleihen. Die Schüler der Mittelschulen sollen unabhängig von dem Lebens alter am Ende der Schulzeit zu dem Examen vor einer Kommisfion zuzulassen sein. Eine solche Maßregel bedeutet eine außerordentliche Entlastung für die höheren Schulen, da eine große Zahl von Schülern, deren Ziel von vorn herein nur die Erreichung der Berechtigung zum einjährigen Dienst ist, sich gleich den Mittel schulen zuwenden würde, die dadurch einen außerordentlichen Aufschwung nehmen dürften. Auch für leistungsschwache Gemeinden würde diese Neuregelung eine wesentliche Erleichterung bedeuten, du fie vielfach an Stelle von Real schulen Mittelschulen errichten würden, die eine geringere finanzielle Belastung verursachen. Braun eS versuchen. Er kehrte um; ein Last wagen nötigte ihn, stehen zu bleiben. Auf dem mit Heu hochbeladenen Wagen stand: „Fourage- handlung und —* weiter laS Braun nicht, denn wie ein Blitz ging ihm der Gedanke durch den Kopf, daß diese Heuabladung wohl für Cheval lier sei, weil der Wagen nach der Weilerstraß« zu fuhr. Sofort hatte er einen Plan. Ganz kläglich, so daß es ihm selbst komisch voüam, sagte er zu dem Fuhrmann: „Sagt, Mann, darf ich nicht mitfahren und Euch beim Abladen helfen? Ich habe seit sechs Wochen keine Arbeit und heute noch nichts ge gessen, weil ich keinen Groschen mehr in oer Lasche habe." „Helfen wollt Ihr? Na ja, kommt 'rauf, ich fahr' gerad' da 'rüber zum Chevallier, für den daS Heu ist." Braun setzte fich neben den Kutscher. „Ihr seht aber noch nicht so schlimm auS, Mann. Was habt Ihr denn für'n Metier?" „Ich bin Tapezierer und kann fest sechs Wochen keine Arbeit finden." Nach einer Paus«: „Hier sollen fie ja heut« «inen tot ge funden haben." „Ja, da« hab' ich auch schon gehört... 'mal hören, war mit dem gewesen ist. Na, da find wir ja schon." Adolf öffnete das Tor, der Wagen fuhr ein. „So," sagt« der Fuhrmann zu Braun. -Ihr stellt Euch oben an die Luk», ich werf' Euch mit der Gabel die Bündel zu und Ihr Werst st« dem Adolf in die Hände. Das geht dann flotter." Und so geschah es. Braun tropfte bald Österreich-Ungarn. * Kaiser Franz Joseph hat in Budapest den ungarischen Reichstag mit einer Thronrede eröffnet, in der er der Hoffnung Ausdruck gab, daß das GemeinsamkeitSempfinden beider Reichshälften .immer mehr erstarken werde. Die Thronrede kündigt vor allem ein neues Wahlgesetz an. Frankreich. * Präsident Falliöre 8, der sich demnächst zu einem Besuche in die Schweiz begeben wird, beabsichtigt, im Laute des Sommers auch am spanischen und belgischen Hofe Besuche abzu statten. Italien. *Jn der Deputiertenkammer wurde über einen Gesetzentwurf verhandelt, der 10 Millionen für len! bare Luftschiffe und Flug- Maschinen fordert. Die Regierungsvorlage wurde mit überwältigender Mehrheit ange nommen. Als der Kriegsmimster Spingardi mitteilte, daß Italien bald mit seiner Luftflotte an zweiter Stelle in Europa marschieren werde, kam es zu begeisterten Kundgebungen. Portugal. * Die Krise ist immer noch nicht gelöst, da sich König Manuel nach wie vor weigert, seine Zustimmung zur Auflösung deS Parla ments zu geben, und da sich keine Politiker finden, die unter den verworrenen Verhältnissen die Kabinettsbildung übernehmen wollen. In eingeweihten Kreisen will man wissen, daß der König die Einsetzung einer Diktatur plane. Ob aber gerade diese Maßregel zur Beruhigung deS Landes führen wird, erscheint sehr zweifel haft. Die Diktatur führte bekanntlich zur Er mordung Karls I. und seines ältesten Sohnes (1. Februar 1S08). Balkaustaate«. * Der Streit um Kreta scheint jetzt im Erlöschen zu sein. Die Schutzmächte haben der türkischen Regierung eine Note überreicht, worin dargelegt wird, daß, wenn die Kreter den mohammedanischen Deputierten und Beamten Schwierigkeiten bereiten, di« Mächte einschreiten würden. Den Kretem sei bekanntgegeben wor den, daß die Mächte fest entschlossen seien, die türkische Oberhoheit zu wahren. Die türkische Regierung möge darum ihrerseits die Aufregung der Bevölkerung beschwichtigen, die weittragende Zwischenfälle Hervorrufen könne. Die endgültige Regelung der Kretaftage könne nur durch eingehende Beratungen aller Schutz mächte erfolgen. In Konstantinopel schein: diese Note beruhigend gewirkt zu haben, denn die türkische Regierung hat beschlossen, energisch gegen die Handelssperre gegen Griechenland vorzu» gehen, zumal die wirtschaftliche Schädigung der Türkei durch diese Sperre immer deutlicher hervortritt. Ob in absehbarer Zeit überhaupt eine endgültige Lösung der Kretaftage vorge nommen wird, ist fraglich. «merika. "Der Senat der Ver. Staaten hat den Antrag seiner Kommission für auswärtige Angelegenheiten auf Ernennung von fünf ange sehenen Amerikanern angenommen, die mit den auswärtigen Regierungen über den Welt frieden unterhandeln sollen. Obwohl Ex- präsident Roosevelt sich vorläufig vom öffentlichen Leben zurückziehen will, heißt eS. er werde der Obmann dieser Friedenskommission sein. Der HUenstemer ^lorä vor Gericht. Die Zeugenvernehmung in dem Prozeß gegen die der Anstiftung zum Morde an ihrem Gatten angeklagte Frau v. Schönebeck-Weber ist be endet. Al? letzter Zeuge war der Untersuchungs- richter Landrichter Krüger vernommen worden, der u. a. folgendes aussagte: „Die Vorunter suchung gegen Frau v. Schönebeck ging beim Landgericht Allenstein am 19. Januar ein. Gleich zeitig kam das Gesuch des Verteidigers Salz mann an. in dem er anzeigte, daß er die An geklagte m der Untersuchungshaft ganz gebrochen vorgefunden habe und kaum mit ihr hätte ver handeln können. Ich habe das bei meinem Besuch in der Zelle bestätigt gefunden. Auf frühere Vernehmungen konnte sie sich überhaupt nicht befinnen. Infolgedessen hatte ich Be denken, sie Göbe« gegenüberzustellen. Ich ging zu SanitätSrat Stoltenhoff, der Schlaflosigkeit und hochgradige Nervosität fest stellte. Die Angeklagte wurde daun nach der Irrenanstalt Kortau übesgsMrt. Ich wollte ab- warten, wie fich ihr Zustand dort entwickeln würde. Der Zustand der Angeklagten ver schlimmerte fich, uffd sie verfiel schließlich vollkommen in Geisteskrankheit. Dann wurde auch Göben nach Kortau über- gesührt. Da ich annehmen mußte, daß die Gegenüberstellung unter solchen Umständen bei der Angeklagten eine kolossale Aufregung Hervor rufen würde, habe ich eine Gegenüberstellung nicht für angängig gehalten." Danach wird zunächst noch einmal die Frage erörtert, ob Herr v. Schönebeck im Bett erschossen worden sei. Sachverständiger Prof. Puppe erklärt, daß die Angabe GöbenS, der Major sei außerhalb des BetteS, als er auf den Eindringenden zu- ging, erschossen worden, durch den Bekund be stätigt sei. — In der Presse wird bereits jetzt darüber gestritten, ob Frau v. Schönebeck- Weber verurteilt werden könne oder nicht. Es ist selbstverständlich müßig, über diese Frage zu sprechen, zumal die in die Presse gelangten Berichte bei dem teilweisen Ausschluß der Öffentlichkeit doch nur ein sehr unvollständiges Bild von den bisherigen Ergebnissen der Beweis aufnahme geben. Es erscheint indessen inter essant, einmal die Frage zu prüfen, welche Strafe die Angeklagte treffen kann für den Fall, daß die Geschworenen die ihnen vorgelegten Gchuldfrage« bejahen sollten. Wie bekannt, ist Frau v. Schönebeck angeklagt, den Hauptmann v. Göben zur Er mordung ihres Gatten angestistet zu haben. Nach dem deutschen Strafgesetzbuch trifft den Anstifter in diesem Falle dieselbe Straft wie den Täter. Wenn also die Geschworenen zu einem Schuldigspruch kommen, io würde das Urteil auf „Schuldig des Todes" lauten müssen. Nun hat aber die Verteidigung die Behauptung aufgestellt, daß eS sich überhaupt nicht um einen Mord oder Totschlag, sondern um ein zeugenloses Duell gehandelt hat, dem Major v. Schönebeck zum Opftr gefallen ist- In diesem Falle kann die Strafe für das Ver brechen der Tötung bis zu fünfzehn Jahren Festung lauten und die Anstiftung zu einem Zweikampf, der gegen die Regel verstößt, würde die gleiche Strafe wie daS Verbrechen nach fick ziehen. Das Gericht kann endlich zu der Über zeugung kommen, daß eS sich um emen Totschlag gehandelt hat, dann würde die Strafe aus Zuchthaus nicht unter fünf Jahren, im Fallt mildernde Umstände angenommen werden, auf Gefängnis nicht unter sechs Monaten und höchstens bis zu fünf Jahren lauten. Endlich käme noch in Frage, ob die Angeklagte der Bei hilfe (also nicht der Anstiftung) überführt wird. Dann würde die Strafe bis auf ein Viertel der durch daS Verbrechen selbst verwirkten Strafe ermäßigt werden können. Diese kurze Zusammen stellung möge genügen, um zu zeigen, daß eS für den Ausgang der Verhandlung nicht neben sächlich war, festzustellrn, in welchem Verhält nis Göben zu dem Major gestanden hat, und daß eS insbesondere nötig war, zu entscheiden, ob er glaubwürdig oder unglaubwürdig ist. Wenn man noch hinzunimmt, daß der AuSgang des Prozesses schließlich auch noch von dem Gutachten der Sachverständigen ab- hängt, ob fie nämlich die Geschworenen davon zu überzeugen vermögen, daß Frau v. Schöne beck zur Zeit der Begehung der Tat unzu rechnungsfähig, oder daß v. Göben unzu- rechnungsfähig war, oder ob beide zurechnungs fähig waren, so wird ohne weiteres klar, daß das Schicksal der Angeklagten unmöglich auch nur annähernd schon heute vorausgesagt werden kann. Der Möglichkeiten sind eben zu viele. Vitebtsr. bet der ungewohnten Arbeit der Schweiß von der Stirn. Der Wagen war schnell abgeladen, und der Fuhrmann reckte den ermüdeten Rücken. „He! DaS macht warm?" fragte er Braun. Dieser setzte sich. „Ja. auch wenn man einen knurrenden Magen hat." Der andre lachte und fragte Adolf: „Na, was ist denn daS hier mit dem Toten gewesen?" „Weiß ich nicht. Den hat man schon weg geschafft." „War daS der Dieb, der hier stehlen wollte?" „Nee." „Weshalb haben die den totgeschlagen?" „Das weiß keiner." „Und wer hat das wohl gemacht?" Adolf zuckte mit den Achseln. Braun mischte sich «in: „Den hat man auf der Straße ermordet und dann hier über die Mauer geworfen, daS ist sicher." Adolf schüttelt- den Kopf: „Der ist schon 'rüber gestiegen. So dumm. Die Neugier!" „Er ist also den Einbrechern nachgeftiegen?" fragt« Braun. Adolf lächelte. „Die Einbrecher! Ja! Di« haben so 'was gemacht." Der Kriminalbeamte merkt« fich daS über legene Lächeln. Er sagte zum Fuhrmann: „Wie wichtig der Junge tut, und er w«iß doch von gar nichts k" „Na," sagte der Stalljunge protzig: „Gar nichts, aber etwas!" „Dann 'raus mit der Weisheit, Herr Stall' meister!" spöttelte der Fuhrmann. „Nee, so dumm bin ich nicht!" Braun kam in Versuchung, seine Markt ad- zuwerfen. Aber er bezwang fich und meinte: „Glaubt dem Jungen doch nicht! Entweder hat er geschnarcht wie ein Murmeltier, oder er weiß wirklich was und hat keine Courage, den Schnabel aufzutun. Oder aber er wartet bis tausend Mark Belohnung für die Entdeckung ausgesetzt wird, die ihm dann ein andrer vor der Naft wegschnappt." Der Fuhrmann lachte. „Na, wenn eS tausend Mark gibt, dann wird der Adolf eS uns nicht sagen, wenn er was weiß." Braun stöhnte. Wie dumm, durch Erwäh nung der tausend Mark Adolfs Aussage in diesem Augenblick zu verzögern! „Na nu?" fragte der Fuhrmann. Der Pseudoarbetter war schnell gefaßt: „Mir iS so sehr übel ' „Hm, wmn man schuftet und hat nichts zwischen den Rippen!" „Ach ja, mir iS so schwach; ich komm« nicht mehr nach Hauk," klagt« Braun, der sofort einen neuen Plan verfolgte. „Hast du nichts zu essen für ihn, Adolf?" „Nein. Ich will aber mal zur Köchin gehen." „Nein, nein," wehrte Braun ab und sagt« zum Fuhrmann: „Ach, seid Ihr doch so gut und holt mir einen alten Korn aus der nächsten Kneipe. DaS Hilst mir mehr als Suppe« «md Von »Ari ek> 5«rt erbe, ? nachts in . 'K Wo! K'?°hin t^enn . -Die v huppen eim »steigungen. Wer im l tuch bei di darben. Di «uuaiehr b kawaie'! Tr , -DaS k Akt fich a Mi und ist MM. Es «u 10000 ! i° S80 Mete Un geoew MMffsst Längs Menichiffe dn Her Zierlichen 1 «k Hasen 55 Meter Gerung, d ^geführt w Ak veran 5'°ge entta ^gerungen . - Es v M daß a Neuenbi /sh FesLun, es ope war, ei Men unge! N einen k in bas . «raf P h'einem s ^'chirne, Atens bei >7 ersten D '«i „ ander wurd nach ^-dt ward tz^rsorg! V" war ^kechnban "ande Stäben M mar »usam b« U Sandl HM M Maden Ap geklett L-Tandma hAa Kna! M 'n E «t -Adolf, -Ä da x" It tz^a, da A Km <L-° HL A dat l° -"er!"
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