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No. 52. PAPIER-ZEITUNG. 1551 Zeitverlust den Speditionsräumen, die entweder in derselben Höhe mit dem Maschinenraum oder höher liegen können, zuführt. Äusser dem Stern hat die Maschine noch eine andere Bogen- Ausführung, um nach Belieben 1/2 oder 1/4 Bogen ungefalzt aus zulegen. Beim Stillsetzen der Maschine sorgt eine selbstthätig wirkende kräftige Bremse für möglichst schnelles Anhalten. Die Bauart der Maschine ist sehr kräftig, dabei aber doch elegant. Berlin. Eduard Schöpp, Ingenieur. Einlegen von Titelschriften. In dem kleinen Buche »Ursachen und Wirkungen« von Constantin Link, über welches wir bereits in Nr. 42 der Papier- Zeitung berichtet haben, findet sich ein Kapitel über die Frage: »Sollen Titelschriften gestellt oder gelegt werden?« Da die dort gemachten Ausführungen sehr zutreffend sind und mit unsern eigenen Ansichten hierüber ziemlich zusammenfallen, so sei daraus das Folgende im Auszuge wiedergegeben: Um Titelschriften für den Gebrauch bereit zu stellen, werden zwei Systeme angewendet. Das eine besteht darin, dass man kleinere Grade beziehungsweise grössere Mengen in gewöhnliche oder mit eigener Fächer-Anordnung versehene Setzkästen legt; nach dem andern werden sie alphabetisch geordnet in fächerlose Kästen in Reihen gestellt und durch schwache Holzleisten von einander geschieden. Die Handhabung dieser Systeme ist sehr verschieden, jede Druckerei richtet sich nach ihren Verhältnissen ein. Das Aufrechtstellen der Schriften geschieht in erster Linie aus Sparsamkeits-Rücksichten. Man sucht sich dadurch auf einen möglichst geringen Raum zu beschränken, und entgeht nebenbei der Mehrausgabe für die wesentlich theureren Setzkästen. Einen dritten Grund für das Aufrechtstellen von Titelschriften erblickt man in der vermeintlichen grössern Schonung des Schriftbildes. Diese Begründungen haben ihre Berechtigung nur bis zu einer bestimmten Grenze; geht man darüber hinaus, so schafft man Nachtheile, die alle sonstige Vortheile aufheben können. In vielen Druckereien werden fast sämmtliche Titelschriften, selbst bis zu einzelnen Cicero- und Corpusschnitten, eingestellt. Daraus erwachsen folgende Nachtheile: Ungemein verlangsamtes Greifen, häufiges Festklemmen der Buchstaben zwischen den Holz leisten, öfteres Umfallen derselben, Verletzung beim Wieder-Auf richten usw. Die neuzeitlichen Hilfsmittel, wie Stachelspatien, Fächer-Stehkästen usw., beschränken diese letztem Uebelstände nur da, wo sie eingeführt sind, und dies ist bekanntlich noch nicht überall der Fall. Das langsame Setzen und Ablegen bleibt jedoch, und wenn man sagt, dass diese Methode die doppelte Zeit gegenüber dem Arbeiten mit in Kästen liegenden Schriften er fordere, so wird dies noch hinter der Wirklichkeit Zurückbleiben. Ein Titel, der in einer Stunde gesetzt werden könnte, wird bei Stehschriften gewiss anderthalb Stunden Herstellungszeit bean spruchen. Das Ablegen nach diesem System raubt noch verhältniss- mässig viel mehr Zeit. Und das gleiche Verhältniss zeigt sich bei jeder andern Arbeit, die mit derartigen Schriften hergestellt werden muss. Die sich im Laufe des Jahres summirenden Zeit verluste werden ganz sicher die etwaigen Mehrkosten an Kästen, wahrscheinlich auch den geringen Mehrbetrag an Miethe und noch manches Andere übersteigen. Man möge auch bedenken, dass die Ausgabe für Kästen nur eine einmalige, der Verlust an Zeit aber laufend ist. Nun wird wohl behauptet, dass bei unachtsamem Ablegen in Setzkästen Buchstaben grössern Grades oder mit feiner Zeichnung am Bilde leicht beschädigt werden. Angenommen, die hierdurch verursachten Schäden seien wirklich des Erwähnens werth, so mache man es schon dem Lehrling begreiflich, dass er nicht mit Mauersteinen, sondern mit zarten Gegenständen zu hantiren hat. Unter Zuhilfenahme der erwachsenen eigenen Vernunft wird er dann auch als Gehilfe die nöthige Sorgfalt aufwenden. Gegen solche Einwendungen lässt sich übrigens anführen, dass das Einstellen in Steckschrift-Kästen vielleicht noch gefähr licher ist. Bei aufrechtstehenden Schriften, sofern die erwähnten Schutzvorrichtungen nicht angewendet werden, kann man täglich beobachten, wie einzelne Arbeiter beim Setzen zwecks leichtern Erfassens der Buchstaben sich der Pinzette bedienen Ist nun der Buchstabe, wie es häufig vorkommt, festgeklemmt, so gleitet das kleine Instrument naturgemäss leicht ab, und seine scharfen Schenkel fahren beim Schliessen über die Bildfläche hin, diese mehr oder weniger verletzend. Noch schlimmer ist es, wenn man sich der Ahle oder eines andern spitzigen Werkzeugs bedient, um um gefallene Buchstaben aufzurichten, oder um beim Ablegen für einzusteckende Buchstaben Platz zu schaffen. Die grossen Ge fahren, denen die Schriften auf diesem Wege ausgesetzt sind, sind jedem Praktiker hinreichend bekannt. Dass nicht alle Schriften gesteckt werden können, verstellt sich von selbst. Es muss der Ueberlegung der mit der Geschäfts leitung betrauten Personen überlassen bleiben, darüber zu be stimmen, welche Sorten gelegt werden sollen und welche andern besser stehend anzuordnen sind. Es war nur Zweck des Vor stehenden, auf gewisse Nachtheile hinzuweisen, von denen jeder Fachmann weiss, dass sie bestehen, und dass sie bedeutend sind, die aber dennoch leicht übersehen oder gering geschätzt werden. * * Wir wollen hier noch an Schreibschriften erinnern, die in Accidenzdruckereien ziemlich häufig gebraucht und der Schonung wegen meist in Stehkästen untergebracht werden. Das Empfind lichste an diesen Schriften sind die seitlichen Anschlüsse; dass diese aber in Steckschriftkästen gewöhnlicher Art nicht besonders gut behandelt werden, lehrt ein Blick in den ersten besten Schreib schriftkasten. Geklemmte, umgefallene, beim Aufrichten auf den Kopf gestellte Buchstaben sind die Regel. Meist stehen ganze Zeilen schief nach einer Seite und werden gelegentlich mit Gewalt gerade gerichtet. Beim Ablegen wird oft der erforderliche Raum dadurch geschaffen, dass der leichtsinnige Setzer mit dem einzu steckenden Buchstaben die Reihe auseinander drängt. Für solche zarten Schriften kann es nur eine Wahl geben: entweder Fächer- theilung durch Schriftordner, oder Legen der Schrift. Eben des häufigen Gebrauchs wegen, und in Rücksicht auf die starken Zeit verluste beim Setzen und Ablegen von Stehschriften wird man in vielen Fällen gut thun, Schreibschriften bis Text zu legen und sie beim Setzen und Ablegen gut zu behandeln. Die Red. Zeitungs-Erfolg. Wir haben aus New York die am 7. Mai dort erschienene »The World« erhalten, die mit dem Umschlag aus 100 Seiten von 45 X 55 cm mit je 8 Spalten besteht. Es ist kaum möglich, die 690 g Papier in der Hand zu halten, und man kann sich von der Menge des darauf Gedruckten einen Begriff machen, wenn man sich die in amerikanischen Blättern übliche kleine Schrift, Nonparel, theilweise sogar Perl, vergegenwärtigt. Die Deckseite ist in Chromodruck ausgeführt und zeigt, dass die Nummer den zehn jährigen Besitz des Blattes seitens des Herrn Pulitzer ver herrlicht. Das Papier ist mit Ausnahme des zum Chromodruck dienenden Umschlag-Blattes zwar schwerer, aber erheblich ge ringer als das von unsern grossen Blättern benützte. Im Frühjahr 1867 wurde dem Schriftleiter der »Westlichen Post« in St. Louis, Herrn Dr. Emil Prätorius, ein bei der deutschen Auswanderungs - Gesellschaft beschäftigter junger Mann namens Joseph Pulitzer, geborener Oesterreicher, empfohlen und von diesem als Reporter mit weniger als 10 Dollar Wochengehalt angestellt. Er war so tüchtig, dass er allmälig immer höher stieg und schliesslich einen Antheil des Blattes erwarb, bei dem auch Carl Schurz Miteigenthümer war. Im Jahre 1874 verkaufte er seinen Besitz und ging nach Europa, um seine durch Noth wendigkeit frühen Erwerbs mangelhaft gebliebene Erziehung zu vervollständigen. Ende 1876 war er Redakteur der »New York Sun« und hatte als solcher besonders die innere Politik zu bearbeiten. Ende 1878 kaufte er ein schon mehrere Jahre in St. Louis er schienenes Blatt »The Evening Dispatch« für 2500 Dollar und erzielte grossen Erfolg dadurch, dass er die Missbräuche in der Verwaltung rücksichtslos offenlegte und angriff. Als er 1883 St. Louis verliess, um das von ihm gekaufte New Yorker Blatt »The World« zu übernehmen, war »The Evening Dispatch« ein einflussreiches Blatt und sehr werthvoll. »The World« war damals ein Blatt mit einer Auflage von täglich 33 521 Exemplaren, der »New York Herald« behauptete immer noch die erste Stelle. »The World« überholte denselben aber rasch, hatte 1885 schon 140 387 und 1892 eine tägliche Durch schnitts-Ausgabe von 380 499 Exemplaren. Das World-Gebäude ist eine Sehenswürdigkeit New Yorks. Einfuhr von Buchsbaumholz. Im Jahre 1892 wurden aus Amerika und Afrika in Deutschland insgesammt 175 512 Doppel- Centner Buchsbaumholz im Werthe von 4258000 M. eingeführt; davon gingen 44170 Doppel-Centner im Werthe von 1 166000 M. wieder nach dem Auslande, sodass der deutsche Verbrauch sich auf 134342 Doppel-Centner im Werthe von 3122000 M. stellt. In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres ist der Einfuhr überschuss gegen denselben Zeitraum im vergangenen Jahre um 8120 Doppel-Centner zurückgegangen. Im ersten Drittel des Jahres 1892 betrug derselbe 105601 Doppel-Centner, im gleichen Zeitraum 1893 nur 97481 Doppel-Centner. r.