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lisirung luftig vertheilt sein, so dass sich »die Dinge im Raume nicht stossen«. Als Muster ruhigen deutschen Rahmenstils zeigen wir in Fig. 3 eine Adresskarte aus der Buchdruckerei von Arthur Schön feld in Dresden, und als Beispiel einer der »freien Richtung« sich nähernden Arbeit in Fig. 4 die Geschäftskarte der Buchdruckerei Tetzner & Zimmer in Chemnitz, welche durch den Fortfall der Farben allerdings an Wirksamkeit verlieren musste. Das beste Blatt in sogenannter Frei-Manier dürfte, von eng lischen Beispielen abgesehen, das Muster 110 der R. Leupold’schen Druckerei in Königsberg i. Pr. sein, welches einen Briefkopf und eine Geschäftskarte enthält. Es zeigt viele Einzelheiten, die eine feinfühlige Hand verrathen, und der Gesammt-Eindruck ist, trotz dem nur je zwei Druckfarben verwendet wurden, vortrefflich. Als Muster ganz vorzüglicher Farbengebung ist das aller dings lithographisch hergestellte Blatt 48 der Carl Flemming'schen Druckerei in Glogau zu bezeichnen. Es stellt zwei junge Mädchen in idealer Landschaft dar. Den Beziehern der Thekla von Gum- pert’schen Töchter-Alben werden diese in ihrer Weichheit, edlen muss, z. B. 114 von Hans Böhm, Mannheim (Geschäftskarte, schräg über einen reichen Quartrahmen und dessen Leisten schneidend), und 121 von Moriz & Kummer, Berlin, (Geschäfts-Rundschreiben mit einem Uebermaass durcheinandergeschobener Kreise, Quadrate, Dreiecke und Streifen). Einfach in seiner Anordnung und fein in der Wirkung ist dagegen Blatt 86 (Enax, Berlin). Die meisten Theilnehmer am Austausch zeigen sich durchweg als gute Techniker; es fehlt ihnen aber vielfach an künstlerischen Kräften, an Vorbildern und an einer leitenden Hand. Setzmaschinen. Der Wiener Gehilfenführer Höger äusserte sich über die Aus sichten der Setzmaschine nach einer Mittheilung des »Correspondent« folgendermaassen: »Das Problem der Setzmaschinen ist für die Typographie das, was in der mechanischen Wissenschaft eine bereits seit Jahrhunderten angestrebte dynamische Vorrichtung, welche ihre Kraft durch eigene Bewegung stets wieder erneuern könnte, ist: das Perpetuum mobile.« Angesichts der zahlreichen in Amerika, England und neuerdings auch in Deutsch land (bei Otto Wollermann in Wolffenbüttel) arbeitenden Setzmaschinen ein erheitern der Beweis für das technische Wissen dieses Herrn! Es ist eine wunderliche Thatsache, dass die Per sonen und Zeitschriften, welche die Interessen der Setzergehilfen vertreten, zum grossen Theil gegen die Setzmaschine grundsätzlich eingenommen sind, die Er folge derselben anzweifeln oder verkleinern, und das langsame, aber ununterbro chene Fortschreiten der Setz maschine nicht sehen wollen. Das ist das thörichte Ver halten des Vogels Strauss, das sich einst bitter rächen wird. Viel besser wäre es, die Augen offen zu halten und zu überlegen, was bei den möglicherweise mit Ein führung der Setzmaschine auftretenden veränderten Verhältnissen zu geschehen hat. Die blasse Furcht vor der Setzmaschine ist völlig unbegründet, denn diese wird nur in sehr grossen Zeichnung und harmonischen Farbenstimmung, wie in der meister haften Ausführung unerreichbaren Farbendrucke längst bekannt sein. Der Buchdrucker kann von solchen Beispielen viel lernen. Auf einer Reihe von Blättern hätte weniger Arbeit mehr Ein druck gemacht. Setzermätzchen, wie untergesteckte Ecken, ein gesteckte Nadeln und aufgerollte Enden muss man hin und wieder geduldig hinnehmen. Es thut aber weh, solche Dinge auf sonst vortrefflich angelegten Mustern vorzufinden. Wieviel besser z. B. hätte das in Farbenstimmung und Druck vorzügliche einfache Blatt 108 der Buchdruckerei Gutenberg zu Berlin ohne die stark verzeichnete Roll-Ecke ausgesehen. Wie sehr schädigen die 6 Angel haken auf Blatt 47 (Carl Flemming in Glogau) den guten Eindruck des in seiner Anordnung und Ausführung zwar verkünstelten, aber eigenartig wirkenden Musters (Portalartiger Aufbau mit halbkreis förmig geordneten Bänden aus Gumpert’s Bücherschatz). Wie schade ist es, dass der Setzer Gundermann (163) sich nicht be gnügt hat, nur die heraldische Vignette nebst äusserer Umrahmung beizubehalten, den ganzen andern Krimskram aber fortzulassen! Warum musste die in solcher Beschränkung voraussichtlich gute Wirkung dieses Blattes durch Bomben und Granaten, Hellebarden, Bänder, schiefgestellte Zeilen usw. ins Gegentheil verkehrt werden? Was soll die breitgetretene Baumwanze, oder was der grüne form lose Klecks oben am Rande sonst darstellt, bedeuten? Das »Zuviel« ist an manchen andern Blättern zu tadeln, deren Satz und Druck unverhältnissmässig grosse Arbeit gemacht haben Betrieben eingeführt werden können und nur denjenigen Theil der Setzarbeit für sich in An spruch nehmen, der jetzt von sogenannten »Zeilenpackern« ge leistet wird. Die Setzmaschine muss kommen und wird kommen. M. Verein Leipziger Buehdruckereibesitzer. In der am 27. März stattgefundenen Versammlung des Vereins Leipziger Buchdruckerd besitzer wurde beschlossen, auf die Eigenschaft als juristische Person zu verzichten und die Löschung des Vereins im Genossen schaftsregister zu beantragen. Der Verein soll so bald wie möglich in eine Innung umgewandelt werden. Eine hierzu ein zuberufende Generalversammlung soll endgiltig darüber entscheiden. Der Gesammtvorstand wurde wiedergewählt. Die Buchdrucker lehranstalt geht in die eigene Verwaltung des Vereins über und erhält von der Stadt vorläufig auf 4 Jahre einen Jahreszuschuss von 4500 M., ausserdem freie Heizung, Beleuchtung und unentgelt liche Ueberlassung der Unterrichtsräume. Zeichen-Unterricht. In der Kgl. Kunstakademie und Kunst gewerbeschule zu Leipzig beginnt der Unterricht des Sommerhalbjahrs am 10. April. Die Anstalt vermittelt die Ausbildung ihrer Schüler für das Gesammtgebiet der zeichnenden (graphischen) Künste und des photomechanischen Vervielfältigungsverfahrens in ihrer An wendung auf Pressendruck, sowie für sämmtliche Fächer des Kunstgewerbes. Für reifere Buchdrucker ist ein Kursus im typo graphischen Zeichnen eingerichtet.