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No. 50 PAPIER-ZEITUNG. 1487 längere Ruhepause hat. Dann, beginnt der Luftpumpenkolben seine Bewegung, im Schlauch N und im Sauger L entsteht eine Luftverdünnung, während die vor dem Kolben einer in der Ab bildung nicht sichtbaren Pumpe befindliche Luft zusammengepresst wird. Die Ecke des obersten Bogens wird dadurch an Lappen f an gesaugt. Während Hebel M seine Ruhelage noch einnimmt, beginnt Sauger L sich um seine Achse zu drehen, nun tritt die in der Luftpumpe verdichtete Luft als Strom bei g ein und bläst die etwa aneinanderhängenden Blätter ab. Bei der Einrichtung, wo Lappen f getheilt ist, also eine S-förmige Gestalt angenommen hat, werden die mehr angesaugten Bogen in der Regel schon ab gefallen sein, ehe der Luftstrom in Thätigkeit tritt. Nun über deckt Finger h den Lappen f, hält also die von diesem bisher durch Luftdruck gehaltene Bogen-Ecke fest. Im letzten Augen blick der Bewegung wird der Finger h durch Vermittlung von Knagge m und Hebel l gegen die untere Fläche von f gezogen, daselbst die Bogen-Ecke festklemmend. Der Apparat wirkt ähnlich, wie man das Blatt eines Buches abzuheben pflegt, indem man dasselbe an der Ecke anfasst und um den Rücken dreht. Die vollständige Trennung des abge hobenen Bogens vom Stoss geschieht dadurch, dass ein Bogen träger unter den vorn aufgehobenen Bogen fährt, während Finger h den Bogen freigiebt. Der Bogen fällt auf den Träger, wird auf diesem festgeklemmt und weitergeführt. Fig. 3. Vorrichtung zum mechanischen Heben des Papierstosses. Der Apparat zum Nachstellen des Papierstosses, der Zahl und Dicke der abgenommenen Bogen entsprechend, besteht aus einem Rahmen, der aus dem Auflegetisch H, den in den Seiten wänden rechtwinklig zur Tisch - Ebene von H verschiebbaren Schienen S und der dieselben verbindenden Schiene T gebildet ist (Figg. 2 u. 3). In der Mitte des Querstücks T ist eine Rolle y angebracht. Durch selbstthätigen Betrieb der Schraubenspindel V (Fig. 3) wird ein Schlitten w, dessen Schenkel v eine schiefe Ebene bildet, unter die Rolle y getrieben. Dadurch wird Rolle y und mit ihr der Rahmen gehoben. Die Bewegung der Spindel V und infolgedessen die des Schlittens w ist bei gleicher Umdrehungszahl der Maschine die gleiche. Wäre der Schlitten in der Höhe unveränderlich, so müsste sich der Rahmen mit dem daran hängenden Papiertisch stets in gleichem Maasse heben. Um nun die Höhenbewegung des Tisches der Stärke des anzu legenden Papiers entsprechend zu regeln, ist Schenkel durch Schraubenspindel verstellbar, sodass die Brücke v steiler oder flacher gestellt werden kann. Man misst z. B. 5000 Bogen des zu bedruckenden Papiers (wenn der Apparat für diese Zahl ein gerichtet ist), und trägt das gefundene Maass auf w1 ab. Zur Er leichterung der Einstellung von w1 ist am Schlitten w ein in Grade getheilter Bogen x befestigt, auf welchem der an der Brücke angebrachte Zeiger c die jeweilige Stellung angiebt. Bei Beginn des Druckens oder bei Nachlegen von neuem Papier wird die Brücke durch die Handkurbel d‘ so ein- oder nachgestellt, dass der oberste Papierbogen den erforderlichen Abstand vom Sauger f (Fig. 1) einnimmt. Die Ueberführung des mit dem Saug-Apparat abgehobenen Bogens geschieht durch einen besondern in Fig. 2 erkennbaren Apparat, wegen dessen Einzelheiten wir auf die Patentschrift ver weisen. Der Bogen wird, kurz bevor ihn die Greifer der Maschine fassen, noch seitlich durch eine Marke in richtige Stellung gebracht. Patent-Ansprüche: 1. Ein Verfahren zum Abheben bezw. Trennen eines zu be druckenden Bogens vom Papierstoss, dadurch gekennzeichnet, dass der oberste Bogen des Papierstosses nur an einer Ecke behufs (Trennens pneumatisch angesaugt, an dieser Ecke durch ent sprechende Bewegung des Saugers ein- oder zweimal auf- bezw. umgebogen, und sodann behufs weiterer Abhebung von dieser Ecke aus mechanisch festgeklemmt wird. 2. Betrifft den Saug-Apparat und die Art der Bogentrennung. 3. Zur Nachrückung des Papierstosses behufs Heranführung des oben aufliegenden Bogens an den im Anspruch 2 genannten Sauger Anordnung eines im Maschinengestell geführten und den Papierstoss tragenden Rahmens (SST), welcher mittels einer Rolle (y) auf einer in der Höhe verstellbaren und durch Schrauben drehung verschiebbaren Ebene (v) aufruht, wobei die Ein stellung der Ebene und das daraus folgende Maass des Aufrückens des Rahmens mit dem Papierstoss nach Maassgabe der ver wendeten Papierstärke erfolgt. 4. Betrifft den Bogen-Zuführungs-Apparat. Büchertisch. Weltgeschichte. Von M. Reymond. Verlag von W. PauWs Nachfolger (H. JeroscK), Berliyi. 40 Hefte, je 30 Pf. Das Lieferungswerk liegt nun abgeschlossen vor. Es enthält in 2 Bänden etwa 1600 Druckseiten Text, ziemlich 1000 Abbildungen und 10 Tafeln in Farbendruck. Die Geschichtsdarstellung endet mit der Eröff nung des ersten deutschen Reichstages (22. März 1871) und mit dem Bilde <les Fürsten Bismarck. In einer kleinen angehängten Rundschau werden die Ereignisse von da an bis etwa 1875 kurz gestreift. Warum die für Deutschland schweren Geschehnisse des Jahres 1888, Kaiser Wilhelms I. Tod und Kaiser Friedrichs tragisches Schicksal, keinen Platz gefunden haben, ist schwer erklärlich. Die »Rundschau bis zur Gegenwart« hätte doch wohl bis zur Thronbesteigung Wilhelms II., wenn nicht sogar bis zum Abtreten der grossen geschichtlichen Figur Bismarcks ausgedehnt werden müssen. Die Darstellung ist in rechtsliberalem Sinne geschehen; der Ver fasser lässt vielfach seine eigene Meinung allzusehr und allzuderb in den Vordergrund treten, so z. B. bei der Schilderung des Kulturkampfes. Wenn der Verfasser sich mit seiner Arbeit an das »Deutsche Volk« wendet, wie auf dem Titel steht, so hätte er nicht übersehen sollen, dass Vielen seine sckarfe Stellungnahme peinlich sein muss. Von reaktionären Strömungen, von einem in mittelalterlichen Ansichten »verbohrten« Papste zu reden, ist für den Geschichtsschreiber bedenklich, besonders wenn die handelnden Personen noch leben. Die Welt geschichte bedarf keiner immerhin doch parteiischen Nachhilfe, sie richtet selbst. Soll ein solches Werk dauernden Werth haben, so muss Alles vermieden werden, was, wie persönliche Ansichten, nicht hinein gehört. Hiervon abgesehen, kann die vorliegende Weltgeschichte als gute, gewissenhafte Arbeit wohl bezeichnet werden. Pierer’s Konversations -Lexikon. Herausgegeben von Joseph Kürschner. Verlag der Deutschen Verlags-Gesellschaft Union, Stuttgart, Berlin und Leipzig. In Heften, je 35 Pf. Mit dem nun vorliegenden 230. Heft schliesst dieses volksthümliche Lieferungswerk ab. Es enthält auf 600 Druckbogen das, was man in einem Konversations-Lexikon finden will, in kurzer, knapper Darstellung. Das dem Werke Eigenartige ist, dass es zugleich als Sprachen-Lexikon gebraucht werden kann, weil alle Wörter, Eigennamen ausgenommen, in 12 Sprachen übersetzt sind. Die Rück-Uebersetzung in diesen 12 Sprachen ist am Rande der Seiten in einem schmalen, für sich fort laufenden Felde gegeben. Für den Gebrauch wäre es vielleicht praktischer gewesen, diese 12 selbständigen Theile als gesonderten Anhang zu behandeln. Das Lexikon enthält auf 74 Kartenseiten und 320 Illustrationsseiten eine treffliche bildliche Ergänzung seines Textes. Die farbigen Bildseiten sind mit aller Sorgfalt hergestellt. Umsomehr fällt es auf, dass die Tafel »Spektra« verkehrt, Ultra-Roth rechts, vor geführt wird. Der Druck der schwarzen Bildtafeln lässt mitunter zu wünschen übrig, doch ist zu berücksichtigen, dass dieses Werk nur die Hälfte des Preises ähnlicher Lexika kostet, und dass demzufolge die technische Ausstattung nicht ganz so gediegen sein kann, wie wir sie bei Brockhaus und Meyer gewöhnt sind. Der Druck des Textes ist bis ans Ende tadellos. Kleine Mittheilungen. Unlautere Konkurrenz (concurrence dloyale). Ein Buch händler erfuhr, dass zwei seiner Expedienten, die sich selbständig machen wollten, in die für Kunden bestimmten Hefte nachstehend abgedrucktes Rundschreiben eingelegt hatten: Ew. Wohlgeboren! Durch Gegenwärtiges erlauben wir uns, Ihnen die ergebene Mit- theilung zu machen, dass wir Anfangs Mai d. J. unter der Firma N. N. eine Kolportage - Buchhandlung eröffnen werden. Durch langjährige Thätigkeit und Erfahrung in dieser Branche sind wir im Stande, allen an uns gestellten Ansprüchen des lesenden Publikums voll und ganz zu genügen, und wird es unser Bestreben sein, durch pünktliche Be dienung die uns mit ihrem Abonnement beehrenden Kunden zu erhalten. Für das uns als Expedienten (?) geschenkte Vertrauen bestens dankend, bitten wir, dasselbe auch auf unser neues Unternehmen gütigst über tragen zu wollen. In der Hoffnung, dass auch Sie bald zu unseren ge schätzten Kunden zählen werden, zeichnen mit vorzüglicher Hochachtung N. N., bisherige Expedienten der Buchhandlung von X. Der geschädigte Buchhändler hat natürlich alle Schritte ge- than, die zulässig waren. Wie gross der ihm hierdurch an gerichtete Schaden ist, wird schwer zu ermittelp sein.