Volltext Seite (XML)
Stellen-Angebote mit Zeichen-Adresse. F...., im Juni 1893. Ich gestatte mir, mit Bezug auf den Artikel in Nr. 48 mitzutheilen, wie ein hiesiger Herr in dieser Beziehung handelte. Als gut besoldeter Lagerist eines grossen hiesigen Hauses suchte ich im Stillen einen Reise posten. Ich meldete mich deshalb auf ein Angebot im hiesigen Tage blatte, in welchem ein Reisender für ein Papier-Grossgeschäft gesucht wurde. Antwort erhielt ich nicht. Keinesfalls hätte ich meine Dienste angeboten, wenn ich den Suchenden, dessen Namen ich später erfuhr, vorher gekannt hätte. Der betreffende Herr hatte nun den Geschmack, meinem Prinzipal prahlend zu erzählen, dass auch ich mich um seine offene Reisestelle beworben hätte. Wenn ich meine Stellung deshalb auch nicht einbüsste, so wurde ich seit der Zeit mit entschiedenem Misstrauen angesehen und kälter behandelt. —t—. Pappen-Trocknung. Zu Frage 388 in Nr. 41. Schweinfurt a. M., 3. Juni 1893. In vielen Fällen wird bei Cylinder-Trocknern dadurch viel Aus schuss erzeugt, dass die Pappen noch zu nass auf die zu sehr geheizten Cylinder kommen. Die von der Formatwalze kommenden Pappen müssen noch tüchtig ausgepresst werden, und zwar in kurzen Zwischenräumen durch immer wieder verstärkten Druck auf Schraubenpressen. Werden an die Pappen keine strengen Anforderungen gestellt, oder verträgt der Rohstoff diese Behandlung ohne Nachtheil, so kann man die Entwässerung noch ausgiebiger, bis zu 50pCt., auf langsam gehenden Walzenpressen vornehmen. Bei 1800 mm Cylinder-Durchmesser und 1600 mm Bahn breite (für 2 Breiten nebeneinander) sind hier von dünnen, braunen, aus Lederpappen-Abfällen (durch den Kollergang aufgelöst) erzeugten Pappen in 12 Stunden 500 kg getrocknet worden, während anderseits bei nur 1500 mm Cylinder-Durchmesser (auch bei 2 Breiten) in 12 Stunden mit Leichtigkeit 300—420 kg getrocknet wurden. Manche geben per Stunde 50 kg an, was etwas zu hoch gegriffen ist und wohl nur ganz ausnahmsweise erreicht werden dürfte. Man braucht nicht mehr Dampf druck als 1/2—1 Atmosphäre im Cylinder, aber häufig wird ohne allen Zweck und Erfolg weiter gegangen. Diese Angaben beziehen sich auf eincylindrige Trockner, welche vielfach sehr beliebt sind, zu zweien mit einem Antrieb gekuppelt werden können und schon Kanaltrocknungen mit Luftheizung und Exhaustoren verdrängt haben. Ludwig Seidler. Kalkulation der Leimung. In Nrn. 47 und 48 erschien ein Aufsatz von J. Serog, welcher in einer das Schluss-Ergebniss beeinflussenden Weise an Vollständigkeit zu wünschen lässt. Dass bei dünnen sowohl wie bei rösch gemahlenen Papieren erheblich mehr Verlust an jederlei Stoff zu verzeichnen ist, wird allgemein bekannt sein, und gebührt Herrn Serog das Verdienst, dies ziffernmässig nachgewiesen zu haben. Bei Verwendung des Sieb wassers zur Maschinenarbeit kommt die ganze Menge der gelösten und suspendirten Bestandtheile, gegebenenfalls bis aufs Pressenwasser, wieder zum Stoff. Die 50 pCt. Wasser (gewöhnlich sogar bis 60 pCt.) hinter der letzten Nasspresse werden daher nach 12 stündiger Arbeit jedenfalls mehr Stoffe gelöst und suspendirt mitbringen, als kurz nach Beginn der Maschinenarbeit. Herr Serog giebt nicht an, wann er seine Proben der Maschine entnommen hat, und darin liegt die bezeichnete Unvoll ständigkeit. Wird aber ein wesentlicher Unterschied in der Stoffzusammen setzung nach ein und nach z. B. 12stündiger Arbeit gefunden, so kann sich natürlich die Beantwortung der Leimkostenfrage auch ändern, und dieselbe ist zur Zeit meiner Ansicht nach noch nicht in der sichern Weise möglich, wie Herr Serog sie giebt. S. Papierbestellung von 300 kg. Frage 401 in Nr. 47 beweist wieder, welche gradezu unverschämten Forderungen man heute bei dem deutschen Papierfabrikanten infolge der Zuviel-Erzeugung stellen zu können glaubt! Es wird also von einem Papierfabrikanten verlangt, 300 Kilo Papier, sage und schreibe dreihundert Kilo, in besonderem Format, Gewicht und in einer Qualität zu liefern, wie sie ein anderer Papierfabrikant 21/2 Jahre vorher geliefert hat. Wie ich schon neulich in meinem Artikel in Nummer 22, Seite 627 nachgewiesen habe, ist es für jeden Papier- fabrikanten eine reine Unmöglichkeit, eine solche Forderung zu erfüllen, wenn er nicht ebensoviel verlieren will, wie die ganzen 300 Kilo werth sind. Die richtigste Antwort wäre daher gewesen, den Auftrag rund weg abzulehnen. Was würde ein amerikanischer, englischer oder fran zösischer Papierfabrikant wohl antworten, wenn man ihm solche Anforderungen stellte, sogar noch in einem Fachblatte die öffent liche Diskussion darüber hervorriefe? Dem Fragesteller wäre zu empfehlen, doch mal eine Woche mit bei der Papiermaschine zu helfen. Ein Händler sollte doch so viel von seinem Fache verstehen, um keine Anforderungen an seine Lieferanten zu stellen, die unerfüllbar sind, und keine Lieferungen verlangen, die Denjenigen, der sie annimmt, in jedem Falle schädigen müssen. Papierfabriken zu Jülich, 12. Juni 1893. Carl Eichhorn. Holzfreie Druckpapiere. Arnau, 31. Mai 1893. In dem Artikel »Holzfreie Druckpapiere« der Nr. 42 der Papier - Zeitung bringt die Leipziger Papierprüfungs - Anstalt O. Winkler Mittheilungen über Vergilbungs-Versuche einer Anzahl Zellstoffe und zweier Papiere, die mehr oder weniger Zellstoff enthielten. Die Vergilbungs-Versuche wurden nach zweierlei Methoden ausgeführt, indem die zu untersuchenden Zellstoffe und Papiere dem Sonnenlicht und zweitens Salpetersäure- und Ammoniak - Dämpfen ausgesetzt wurden. Die letztere Methode wird wahrscheinlich deswegen zur Ausführung gebracht, weil sie rascher zum Ziele führt, und soll einen Maassstab für Vergilbungs fähigkeit eines Papieres geben. Winkler sagt wörtlich: »Den Grad der Neigung eines Papiers, an Licht oder Luft zu vergilben, suchen wir zu erfahren, indem wir Papier-Abschnitte den Dämpfen von Salpetersäure und Ammoniak längere Zeit aus setzen «, und weiter »andere Ausschnitte werden 24 Stunden über Salpetersäure gehalten und dann mit Ammoniak-Dämpfen be handelt, wie wir es seit Jahren thun, wenn wir an einem Papier die Vergilbungsneigung erproben wollen.« Diese Methode, mit Hilfe der genannten Reagenzien die Ver- gilburgsfähigkeit eines Papieres zu bestimmen, halte ich für absolut falsch und vollkommen zwecklos. Unsere weissen Papiere werden nämlich fast ausschliesslich mit Anilinfarben, andern organischen Farben oder Ultramarin gefärbt, und die in der Papier fabrikation verwendbaren Anilinfarben werden durch Alkalien (z. B. Ammoniak-Dämpfe), das Ultramarin hingegen durch Säuren (z. B. Salpetersäure-Dämpfe) entfärbt. Es kann demnach überhaupt kein weisses Papier geben, das von diesen Reagenzien nicht entfärbt würde. Soll also das Entfärben durch Ammoniak- und Salpetersäure- Dämpfe den Grad für Neigung zum Vergilben angeben, so müsste jedes Papier vergilben, was ja bekanntlich nicht zutrifft. Die Papierprüfungs-Anstalt bestätigt unbewusst meine Ansicht, indem sie mittheilt, dass sämmtliche Zellstoffe, die ja ungefärbt waren, nach der Behandlung mit Ammoniak- und Salpetersäure- Dämpfen unverändert blieben, dagegen durch Sonnenlicht fast sämmtlich verfärbt wurden. Eine weitere Bestätigung meiner Ansicht liegt in der Thatsache, dass die beiden Papiere, die natürlich gefärbt waren, durch genannte Reagenzien in der Nüance verändert wurden, wie eben jedes unserer weiss nüancirten Papiere, wovon man sich auf die einfachste Weise überzeugen kann. Man braucht nur irgend ein weisses Papier über die Mündung einer Flasche Ammoniak bezw. konzentrirte Salpeter säure zu halten (je nachdem eben eine organische Farbe oder Ultramarin vorhanden ist), so muss der aufgefärbte Ton des Papiers verschwinden und die Grundfarbe des Papiers sichtbar werden. Enthält das Papier nur ganz wenig Farbe, so kann natürlich auch das Zurückgehen in der Nüance des untersuchten Papiers nur sehr gering sein; um auch diese Nüance deutlich wahrzunehmen, legt man das untersuchte Papier abwechselnd über und unter das unveränderte Original, welcher Methode man sich bekanntlich beim Papierfärben und -Vergleichen bedient. Ich bemerke nebenbei, dass die Verfärbung mit genannten Reagenzien (welche nur den Schluss auf das Vorhandensein von Farbstoffen gestattet) viel rascher eintritt, sobald män die zu untersuchenden Papiere mit Wasser befeuchtet, weil sich dann die Dämpfe der genannten Reagenzien im Wasser niederschlagen und kräftiger einwirken können. Wie die Papierprüfungs-Anstalt O. Winkler überhaupt auf die Idee gekommen ist, Dämpfe von Salpetersäure und Ammoniak als Reaktion auf Vergilbungsneigung zu benutzen, ist mir ebenso un erklärlich, wie dass besagte Anstalt es schon »seit Jahren« ver wendet?! Dass Salpetersäure, salpetrige Säure, Schwefelsäure und Ammoniak ziemlich oft in der atmosphärischen Luft enthalten sind, kann doch hier nicht in Betracht kommen, da der Maximal gehalt der atmosphärischen Luft an diesen Stoffen viel zu gering ist, um die Farbe des Papiers im Geringsten zu verändern. Die Ursache des Vergilbens kann nur das direkte oder zerstreute Sonnenlicht und ferner der Sauerstoff der Luft sein. Man könnte aber glauben, dass die Prüfungs-Anstalt durch die in Rede stehende Reaktion den Schluss ziehen wollte, dass, jemehr ein Papier von Ammoniak und Salpetersäure entfärbt wurde, jemehr Farbstoff somit darin enthalten ist, desto grösser die Vergilbungsneigung sei. Auch dieser Schluss wäre unrichtig, da ein Papier, welches bei gleicher Stoffzusammensetzung mit Ultramarin gefärbt wurde, weitaus weniger vergilben wird, als ein mit Anilinfarben geschöntes Fabrikat, da ja Ultramarin im Gegensatz zu den meisten Anilinfarben lichtbeständig ist. Trotz dem aber würden beide Papiere bei Vornahme der besprochenen