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1434 PAPIER-ZEITUNG. No. 48 in Betracht kommenden Theile des Registrirbogens sind die senkrechten Linien vom obern Temperaturtheil fortgesetzt. Die waagerechten Linien entsprechen den Barometerständen, in Millimetern gemessen. Der mittlere Luftdruck von Berlin, 758 mm, ist durch eine stärkere Linie ausgezeichnet. Der FeucMigkeitsmesser des Apparates besteht aus einem Bündel langer Frauenhaare, die um mehrere Rollen geschlungen, an einem Ende unverrückbar befestigt, am andern wieder durch eine Kette mit einer Schreibfeder verbunden sind. Bei zu- oder abnehmender Feuchtigkeit der Luft dehnen sich die Haare aus oder ziehen sich zusammen, wo durch wieder eine Bewegung der Schreibfeder erzielt wird, die sich nun auf dem dritten untersten Theile des Papieres aufzeichnet, dessen Einrichtung vollständig mit jener der beiden obern Theile überein stimmt. Der eingefärbte Stift wird durch eine von seiner eigenen Schwer kraft veranlasste Schrägbewegung fortwährend sanft gegen die Tabelle gedrückt. Dies ist allein schon ein kleines Kunststück der Mechanik. In den Nebenfeldern finden sich Angaben über Ankunfts- und Abgangszeiten der wichtigsten in Berlin einmündenden Eisen bahnzüge, geographische, astronomische und physikalische An gaben für Berlin, eine geologische Karte, eine Karte des Unter grundes von Berlin, sowie Angaben über die Bewegung der Be völkerungsziffer. Die nächsthöhere Abtheilung der Urania-Säule ist diejenige, welche uns am meisten angeht. Hier finden sich die grossen, 60 zu 145 cm messenden dekorativen, oft künstlerisch ausgeführten Plakate, zu deren Herstellung nicht selten bedeutende Summen aufgewendet wurden. Hier haben sich die bekannten grossen Reklamefirmen Plätze gesichert: so z. B. der Norddeutsche Lloyd, Hildebrand mit seiner »Deutschen Schokolade«; Zuntz’ selige Wittwe, die bekannte Kaffee-Rösterin; Perry & Co., die englische Stahlfedern-Fabrik; Gebr. Stollwerk, Julius Blüthner, und ver schiedene andere, meist in Berlin ansässige oder vertretene Firmen, sowie verschiedene Zeitungen. Von den theilweise sehr kostbaren und geschmackvollen An kündigungen dieser Firmen sind wir in der Lage, einige Nach bildungen zu geben (Figg. 2—5). Das glänzendste Schaubild, welches bisher in diesem bevor zugten Theil der Urania-Säulen erschien, ist das durch Fig. 2 wiedergegebene Plakat der Lithographischen Anstalt und Luxus papierfabrik Kutzner & Berger, Berlin N., Kastanien - Allee 71. Ueber eine Brüstung hinweg schaut eine übermüthige südländische Schöne, mit der linken Hand aufgestützt, mit der rechten die Pa lette hinter den von dunklen Locken umrahmten Kopf haltend, lebensfreudig in die Weite. Das Bild ist auf Leinwand gemalt, das Seidentuch im Vordergründe aber ist echt. Ebenso echt, oder wenigstens ebenso plastisch ist das Rosensträusschen, welches über das Seidentuch herabhängt. Das Bild ist von überaus kräftiger dekorativer Wirkung und kann als Muster für anziehende Reklamebilder gelten. Einen wichtigen Antheil an dieser das Auge unwiderstehlich lockenden Wirkung hat die Verbindung wirklicher plastischer Gegenstände mit dem gemalten Bilde, eine Vereinigung, die ihre komische und dekorative Kraft in Berlin schon an den Wand-Dekorationen der »Osteria« und der »Klause« bestens bewährt hat, und die vielfach auch am selbständigen Farbendruck-Plakat angewendet werden könnte. Ebenfalls in das von der Papier-Zeitung vertretene Gebiet füllt dem Ankündigungs-Inhalt nach die grosse Anzeigentafel von Perry & Co., Fig. 3, auf welcher ein chinesischer, mit Stahlfedern spielender Jongleur dargestellt ist. Im untern Theile wird an Beispielen der Entwickelungsgang der Stahlfedern gezeigt. Fig. 4 ist eine Nachbildung des schönen Empfehlungsbildes von Hildebrand's Deutscher Schokolade, Fig. 5 die sinnige alle gorische Vorführung der Berliner Neuesten Nachrichten und ihrer zahlreichen Beigaben. Die lebhafte Kinderschaar, deren Einzel figürchen in Tracht und Haltung die verschiedenen in den Bei lagen vertretenen Gebiete treffend andeuten, ist eine der besten und anmuthigsten Darstellungen, welche sich in den Urania- Plakaten finden. (Schluss folgt.) Muster für Geburts-Anzeigen. Ein hübsches Muster für Geburts-Anzeigen ist in Amerika in Gebrauch. Auf einer ziemlich grossen Besuchskarte (Familien karte) ist ein kleineres Kärtchen oben mit einem weissseidenen O ©Tios Jazen june 17. 1893. — ÖKt. and STUo. &ntews Saptiot 3anen II .en.s. 9t.o Fig- 1. Bändchen nebst Schleife so befestigt, wie in vorstehender Skizze angedeutet. Die grosse Karte ist mit Namen und Wohnort der anzeigenden Eltern bedruckt, die kleine Karte trägt den Namen des Kindes und Tag der Geburt. Aehnliche Muster sind für andere Zwecke auch in Deutsch land in Gebrauch. Man heftet zwei verschieden grosse Besuchs karten mit Seidenschnur und Quaste oder dergl. nach Fig. 2 auf einander und benutzt sie als Glückwunschkarte in der Weise, dass die obere kleinere Karte mit dem Namen, die untere mit dem Wunschtext bedruckt wird. Dasselbe Muster wird als Verlobungskarte verwer- thet, indem obenauf ge druckt wird: Als »Ver lobte empfehlen sich«, während auf die grössere Karte die beiden Namen kommen. Man verbindet die Karten auch wohl links seitlich, statt wie hier am obern Rande, und druckt auf die obere Karte den Namen der Braut, auf die untere den des Bräutigams, ohne weitern Zusatz. Siz Reinhof Sevfin. Fig. 2.