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hat u. a. an Stelle der Tiegelrückenfedern eine Führungskurve am Tiegel, wie dieselbe bei »Colts Armory« beschrieben ist, und deren Anordnung am Tiegelstück aus Fig. 27 zu ersehen ist. Der Befestigungshebel der Form steht, wie bei Colts Armory, mit einem Fusstritt in Verbindung, wodurch die Möglichkeit ge boten ist, eine sehr starke Feder anzuwenden, welche den Rahmen fest und sicher an das Fundament drückt. Durch Druck auf den Tritt wird die Verbindung gelöst. »Gally«, »Colts Armory», »Phönix«, »Victoria« und die zuletzt genannte eignen sich für schwere Drucke, auch für Prägungen. # * * Golding’s Jobberpresse. Zu beziehen von W. H. Musselman in Breslau. Bei der Gordon Franklin-Presse (Fig. 28), welche von den Gordon Press Works in New York gebaut wird, ist die Tisch färbung ähnlich wie bei Tischfärbungs-Schnellpressen angewendet. Der rechteckige Farbtisch ist geneigt angeordnet mit dem Farb kasten am obern Ende. Ueber den Farbtisch gleitet in seitlichen Führungen ein Rahmen, in welchem die Leckwalze und 4 Reiber walzen gelagert sind. Letztere machen vermöge ihrer schrägen Stellung zum Tisch eine Querbewegung und verreiben so die Farbe sehr gut. Diese verriebene Farbe wird von den drei Auftragwalzen vom Farbtisch abgenommen und auf die Form aufgetragen. Es ist wunderbar, dass diese einfache, den Cylinder- Farbwerken in der Leistung kaum nachstehende, in der Hand habung aber weit überlegene Farbwerks-Konstruktion bei den deutschen Maschinenbauern keine Beachtung gefunden hat. W. Eine Tiegeldruckpresse amerikanischen Ursprungs, welche grössere Verbreitung in Deutschland nicht gefunden hat, obwohl sie dieselbe in Rücksicht auf ihre Druckleistung verdiente, ist Golding’s Jobber. Diese Maschine druckt die volle Satzgrösse aus, wenn man von Illustrationen oder Tonplatten in voller Format grösse und ähnlich schweren Formen absieht, die nicht in eine Tiegeldruckpresse gehören. Die Maschine zeigt gegen die be schriebenen Konstruktionen bedeutende Abweichungen, sie hat eine praktische Bauart und erfordert geringen Raum. Der Druck wird in der Hauptsache bewirkt durch eine Zugstange, welche excentrisch an einer mit Zahnkranz versehenen Scheibe sitzt, die ihren Antrieb von der Hauptwelle erhält. Im untern Theile der Maschine sind zwei armdicke Federn angebracht, die in einem Gehäuse geführt werden. Beim Gang der Maschine wird nun beim Aufgehen des Tiegels eine dieser Federn niedergedrückt; die hierzu verbrauchte Kraft wird durch die Kraft der andern Feder ersetzt. Beim Zu gehen des Tiegels treten die Federn abwechselnd in Thätigkeit und machen so den Gang der Maschine ruhig und leicht. Der Tiegel kann gestellt werden durch vier’ Eckschrauben, die mit Keilen in Verbindung stehen. Die Keile liegen unter der Gleit fläche der Tiegel-Auflage. Mit diesen Schrauben kann jede Ecke für sich gestellt werden, ferner können die beiden obern oder die untern Ecken durch besondere Schrauben gemeinsam verstellt werden. Das Farbwerk besitzt ebenfalls mehrere Eigenthümlich- keiten. Die Maschine hat neben einem runden, sich drehenden Farbteller oberhalb der Form eine viertelkreisförmige, an- und abstellbare Reibfläche unterhalb derselben, sodass die Walzen vor dem zweiten rückläufigen Einfärben der Form noch einmal Reib- thätigkeit entfalten. Die Uebertragung der Farbe auf den obern Teller geschieht durch eine springende Bewegung des Hebers, welcher nebst Farbbehälter und Duktor nur die halbe Breite des Farbtellers resp. der Auftragwalzen besitzt. Der Heber wirkt nebenbei auch als Reibwalze. Die Farbstellung ist sehr genau; die Farbe-Abgabe kann durch Zurücklegen einer Sperrklinke sofort unterbrochen werden. Eine Vorrichtung zum An- und Ab stellen des Drucks befindet sich an der linken obern Ecke des Tiegels. Die Anordnung der drehbaren Anlegetische, die Aus nützung des vorhandenen Raumes neben und unterhalb der Maschine ist in amerikanisch-praktischer Weise erfolgt. S. Gordon Franklin-Presse. Schliesslich sei noch eine in Deutschland wenig bekannte, dagegen in Amerika viel verbreitete Tiegeldruckpresse erwähnt, welche sich durch eine bei aller Einfachheit vorzügliche Färbung auszeichnet. Mangelhafte Färbung an Schnellpressen. In Nr. 39, Seite 1151 der Papier-Zeitung bringt ein Kollege unter vorstehender Ueberschrift einen Aufsatz, in welchem er einen ihm vorgekommenen Uebelstand beschreibt. Ich weiss wohl, wie unangenehm es ist, wenn sich üble Erscheinungen beim Druck ein stellen, für die man im Augenblick keine ausreichende Erklärung findet, um sie zu beseitigen. Im vorliegenden Falle steht fest, dass der vordere Theil der Form schwächer eingefärbt wurde, als der folgende, weil, wie in dem Aufsatz erwähnt, die Vorderwalze beim Hineinfahren des Karrens nur theilweise frische Farbe er halten hatte. Es giebt aber doch ausreichende Abhilfe für solche Fälle. In meiner Praxis stellten sich auch derartige Erscheinungen ein, die ich auf folgendem Wege beseitigte. Ich beobachtete den Lauf der Farbe vom Duktor bis zu den Auftragwalzen und fand, dass die frische Farbe auf die Unterwalzen erst auslief, als die Form schon zurückkehrte. Hierdurch erklärte sich mir die schwächere Färbung der Vorderkante der Form zur Genüge. Ich kuppelte nun das konische Rad des Duktors von dem der zu führenden Stange aus und drehte das Rad soweit vor, bis ich feststellen konnte, dass die nunmehr abgehobene Farbe gerade in dem Augenblick auf die Unterwalzen trat, als die vordere weniger gefärbte Stelle der Form unter dieselben vorlief. Hierdurch wurde dem Uebel abgeholfen und Ausgleichung erzielt. Ich druckte damals Tonplatten (Royal-Format) in satten, intensiven Farben, und war gezwungen, die Arbeit auf einer Zweiwalzen-Maschine herzustellen, weil eine Vierwalzen-Maschine zur Zeit nicht vor handen war. W. M. Workman’s Buchbinde-Verfahren. Der Herr Einsender aus Gotha in Nr. 32 ist sehr im Irrthum mit jeder seiner Angaben. Zunächst ist Workman’s Verfahren keine Nach ahmung der Smith'schen Fadenheft-Methode, sondern ganz neu und originell. Des Beweises dafür sind wir durch die blosse Thatsache des Besitzes des deutschen Patents enthoben, welches bekanntlich erst nach amtlicher Prüfung aller bis dahin bekannt gewordenen Verfahren ertheilt wird. Die von uns hervorgehobenen Mängel anderer Heftarten finden sich nicht vereinzelt, sondern ausnahmslos vor, und der Herr Einsender oder sonst wer immer wird hiermit eingeladen, auch nur ein einziges Buch, nach alter Methode geheftet, vorzulegen, das sich flach auflegt wie Workman’s Bücher, und dabei so dauerhaft ist. Wer dies kann, dem geben wir Lizenz, jährlich 1000 Bücher nach Workman taxfrei zu binden. Der Herr Einsender sagt weiter wörtlich: »Meiner Ansicht nach ist es nicht gut möglich, ein Buch so zu binden« usw. usw. Diese persönliche Ansicht wird durch die Thatsache widerlegt, dass Workman-Bücher seit zwei Jahren in Amerika, seit einem Jahr in Frankreich, seit 6 Monaten in Oesterreich hergestellt werden und im Bindelohn billiger sind, als die nach altem Verfahren gehefteten. Das Workmanbuch liegt thatsächlich so flach auf, wie in Nr. 6, S. 155, Fig. 5, abgebildet. Das Wesen des Verfahrens ist dadurch ge kennzeichnet, dass die einzelnen Lagen einander beim Aufschlagen nicht zerren. Dadurch entfällt die Stauung, die bei jedem andern Verfahren unvermeidlich ist. Die Federkraft des Papiers zu bezwingen, scheint dem Herrn Einsender sehr schwer. Es geschieht aber hier, indem wir jeden Bogen zweimal falzen, einmal nach innen, und dann nach aussen, damit ist diese unheimliche Naturkraft buchstäblich gebrochen. Die kleine Abhandlung des Herrn Einsenders über Leimen, Heften und Faltenschlagen der Gaze ist uns unverständlich. Er mag schon geplatzte Bücher gesehen haben, aber einWorkmanbuch ist noch nicht geplatzt. Workman heftet übrigens nicht auf Gaze, sondern auf Leinwand, sehr grosse Bücher sogar auf Leder. Hauptsache ist nur, dass das ver wendete Leinen oder Leder weich und wasserdurchlässig ist, damit die vor dem Heften auf dem Rücken der Lagen angebrachte und dann ge trocknete feine Leimschicht nach dem Heften durch das Befeuchten mit.