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1390 PAPIER-ZEITUNG. No. 47. geplündert wurde. Sie barg im Innern kunstvolle Ständer aus Pappe mit Papierblumen und war ringsum, sowie am Segel, mit dem Neuesten gepanzert, was in Kfiallbonbons geleistet wird. Alle diese Unterhaltungen, sowie zahlreiche Tischreden liessen 4 bis 5 Stunden rasch verstreichen, nach denen viele Delegirten die Theater aufsuchten, und Andere noch bis spät in die Nacht zusammenblieben. Holzschleif er-V erband. Am 9. Mai hielt der sächsische Verband seine General versammlung zu Chemnitz ab, bei welcher der innere Ausbau verbessert, Normalpreise festgesetzt und neue Mitglieder auf genommen wurden. Das für alle Mitglieder bindende Protokoll wurde notariell aufgenommen. Trusts. In Nr. 44, Seite 1320 berichteten wir, dass die National Paper Company, die mit einem Aktienkapital von 3 000000 Dollar ge gründet war, ihre Zahlungen eingestellt hat. Die Gründer be absichtigten, die grosse Mehrheit aller amerikanischen Seidenpapier- Fabriken zu vereinigen, hatten aber kein Geld, bezahlten die 12 gekauften Fabriken mit Aktien und hofften, das zum Ankauf der andern 38 Seidenpapier-Fabriken nöthige Kapital durch Aus gabe von Aktien und Obligationen an der Börse von New York zu beschaffen. Das für die laufenden Kosten nöthige Geld wurde aus dem Erlös des verkauften Papiers entnommen, für welches die Fabrikanten Accepte der neuen Gesellschaft erhielten. Da Niemand die Aktien und Obligationen nehmen wollte, so musste die Sache zu Ende gehen, und die 12 Fabrikanten, welche ihre Fabriken für Aktien und ihre Waare für Accepte hergegeben hatten, werden den Schaden tragen müssen. »The Paper Mill« spricht von Schwierigkeiten, welche dem grossen Strohpapier-Trust bereitet werden. Nachdem einige seiner Fabriken vor kurzem durch Feuer und Ueberschwemmung gelitten hatten, sucht man jetzt auf gesetzlichem Wege gegen denselben vorzugehen. In den meisten Staaten werden nämlich Trusts als Verschwörungen zum Schaden der Allgemeinheit angesehen und sind verboten. Der Staat New Jersey duldet sie jedoch, und des halb nehmen dieselben meist dort ihren Sitz. Nach den Gesetzen des Staats Illinois sind Trusts nicht nur verboten, sondern die Bürger des Staats sind auch nicht verpflichtet, Waaren zu be zahlen, die sie von einem Trust gekauft haben. Neuerdings hat sogar der Staatsanwalt von Illinois gerichtliche Verfolgung aller Vertreter des Strohpapier-Trusts angeordnet und, wenn solche nicht im Staate wohnen, soll ein Befehl des Gouverneurs, d. h. des Präsidenten des Staats beschafft werden, auf Grund dessen sie von jedem Punkt der Vereinigten Staaten geholt werden können!? Kalkulation der Leimung. Von J. Serog. Zu den wichtigsten in das Gebiet der Leimung des Papiers fällenden Fragen gehört diejenige, welche die Leimung vom Kostenpunkte aus betrachtet, ob es also vortheilhafter ist, mit viel oder wenig Leim zu leimen, und was die Leimung kostet. So mancher alte' Praktiker wird wohl eine ausführliche Auseinandersetzung über die Entscheidung dieser Frage für über flüssig halten, indem ein Blick auf die vierstelligen Ziffern des »Leimmaterialien-Kontos« jedem Streit über die Kostspieligkeit der Leimung sofort ein Ende macht. Dennoch habe ich es unter nommen, im Nachfolgenden auf Grund genauer und ausführlicher Untersuchungen und Beobachtungen eine kurze Beantwortung dieser Frage zu geben, und zwar, weil alle darauf bezüglichen Angaben unserer Literatur den Ansichten jedes rechnenden Papier machers diametral gegenüberstehen. Schon im Jahre 1877 hat Dr. C. Wurster die in Rede stehende Frage in seiner bekannten Arbeit über die Leimung des Papiers aufgeworfen und beantwortet. Sämmtliche Veröffentlichungen und Mittheilungen, welche sich in der Fachliteratur (sowohl Zeit schriften als Lehrbücher) über den gleichen Gegenstand finden, schliessen sich folgender Ansicht Dr. C. Wurster’s: »Theorie der Leimung« (Papier-Zeitung 1877 Nrn. 43 bis 52; Carl Hofmann’s Handbuch pag. 300) an: »Durch Anwendung von wenig Leim werden feine Papiere einen weisseren Ton erlangen, ebenso werden die Filze länger in Gebrauch bleiben können. Anders verhält es sich aber bei ge ringen Papieren; nach meinen Versuchen bleiben bis 80 pCt. des zugefügten Harzes im Papier; das Harz ist also als ein gutes Beschwerungsmittel zu betrachten, da die entstehende Gewichts beschwerung die Kosten des Leimes mehr als deckt.« Ich will zunächst diese Angabe einer nähern Untersuchung unterziehen. Bei feinen Papieren übergeht Wurster den Kostenpunkt, da die Verwendung von wenig Leim, d. h. der möglichst geringen Menge, welche zur Erzielung absoluter Leimfestigkeit nothwendig ist, infolge anderer maassgebender Umstände (Grundweisse usw.) dringend geboten erscheint. Anders denkt aber Wurster (und mit ihm fast sämmtliche Lehrbücher, welche diese Angabe Wurster’s kritiklos abdrucken) über die Kosten und damit zusammenhängend über die Frage, ob ein Mehr- oder Minderverbrauch an Leim bei geringen Papieren von Nutzen ist, indem er behauptet, dass »Harz als ein gutes Beschwerungsmittel zu betrachten ist, da die entstehende Gewichts vermehrung die Kosten des Leimes mehr als deckt«. Diese Be hauptung ist nun gänzlich falsch und beruht sowohl auf unrichtiger Voraussetzung als auch falscher Schlussfolgerung. Was zunächst die falsche Voraussetzung anbelangt, nämlich, dass in geringen Papieren bis 80 pCt. des zugefügten Harzes Zurück bleiben, so hat hier Wurster den Fehler begangen, dass er vom Einzelnen auf die Gesammtheit schloss, d. h. dass er annahm, weil in feinem Papieren bis 80 pCt. des zugefügten Harzes Zurück bleiben, dies auch bei geringeren Papieren der Fall sein werde. Wie nämlich aus verschiedenen ausdrücklichen Bemerkungen der ausgedehnten Wurster’schen Arbeiten hervorgeht, hat derselbe Analysen nur mit feinem Papieren vorgenommen. Bei diesen (also Papieren, die zum grössten Theile aus Hadern bestehen und wenig oder garnicht beschwert sind) bin ich auch in der Lage, die Wurster’schen Analysen bestätigen zu können, indem, wie aus Nr. 11 und Nr. 12 der am Schluss dieses Aufsatzes folgenden Analysenreihe hervorgeht, sogar 82 — 88 pCt. des zugefügten Harzes bei feinem Papieren Zurückbleiben können. Bei geringem Papieren (worunter ich hier auch holzfreie, aber mit wenig oder gar keinen Hadern und grösserer Beschwerung einbeziehe) steht die Sache anders. Wie ich durch eine grössere Reihe von Analysen konstatirt habe, bleiben in geringen Papieren nur 50 bis 60, in mittelfeinen höchstens 70 pCt. des zugefügten Harzes zurück, welche Zahlen von allen möglichen Umständen, in erster Linie von Stoffzusammensetzung und Mahlung, aber auch von Asche und Quadratmetergewicht usw. abhängig sind. Auf obige falsche Voraussetzung stellt nun Wurster eine fälsche Schlussfolgerung, die noch viel unerklärlicher erscheint, indem er behauptet, dass infolgedessen bei geringen Papieren »die entstehende Gewichtsvermehrung die Kosten des Leimes mehr als deckt«. Durch ein einfaches Rechen-Exempel werde ich später nachweisen, dass selbst unter den günstigsten Umständen weder bei feinen und noch viel weniger bei geringen Papieren die Kosten des Leimes durch die entstehende Gewichts Vermehrung gedeckt sind, sondern im Gegentheil die Gewichtsbeschwerung durch den Leim viel theurer zu stehen kommt, als durch jedes andere Beschwerungsmittel, dass Leim sogar mehr kostet als die meisten Papierfaserstoffe. Bevor wir aber diese Berechnung durchführen, muss ermittelt werden, wie gross die durch die Leimstoffe hervorgerufene Be schwerung im Papier ist. Von den Leimstoffen, welche eine Beschwerung des Papiers hervorrufen können, sind Alaun oder schwefelsaure Thonerde und Harz die wichtigsten. Bezüglich der Frage, ob und wieviel von der schwefelsauren Thonerde im Papier zurückbleibt, findet sich in Wurster’s » Theorie der Leimung« (Papier-Zeitung 1877 Nrn. 43 bis 45; C. Hofmann’s Handbuch Seite 298) folgende Stelle: »Aus einer grossen Anzahl feinerer Papiere einer Fabrik geht hervor, dass dort durch die Leimung der Aschengehalt um 0,6 bis 0,8 pCt. erhöht wird.« Nachdem Wurster die Untersuchung mit feinen Papieren aus geführt, und später angegebene Aschen-Analysen auf unbeschwerte Papiere hindeuten, so liegt die Vermuthung nahe, dass infolge des Alaunzusatzes (da Kolophonium nahezu keine Asche hinter lässt) der Aschengehalt der erwähnten Papiere gestiegen sei. Dies ist aber ganz unmöglich, wie folgende einfache Ueberlegung beweist: Nachdem nämlich beim Leimen basischschwefelsaure Thonerde entsteht, diese aber ebenso wie z B. harzsaure oder neutrale schwefelsaure Thonerde beim Veraschen Aluminiumoxyd (Thonerde) Al, O 3 hinterlässt, so müsste, da 15,44 Gewichtstheile Aluminiumoxyd 100 Gewichtstheilen krystallisirter schwefelsaurer Thonerde Al, [SO,] 3 + 18 H,0 entsprechen. (Bei Alaun (K 2 SO,. Al [SO,] a f 24 H,0) bleiben sogar nur 10,84 pCt. Thonerde als Asche zurück.) 0,8 Prozente Aluminium-Oxyd aus 5,2 Prozenten