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No. 46. PAPIER-ZETTUNG. durch zwei Zugstangen. Der Druck der »Universal« erfolgt voll kommen parallel. In der Bewegung des Tiegels treten drei Stadien hervor: 1) eine Ruhezeit zur Aufnahme des Bogens, 2) eine auf den oben erwähnten Kreisbogenflächen ausgeführte schaukelnde Bewegung, durch welche der Tiegel in eine vertikale Lage, parallel zur Form, aber noch abstehend von derselben gebracht wird, und 3) ein genau paralleles Gleiten zur Form. Figg. 20 und 20a sollen die Bewegung des Tiegels veranschaulichen. Beide Abbildungen zeigen die innere Ansicht des rechtsseitigen Lappens des Tiegel rückens; der letztere und die Bahn sind durchschnitten dargestellt. Die bezügliche Stellung des Tiegels t ist in Umrissen angegeben. Wird dem Tiegel durch die Zugstange nun Bewegung ertheilt, so rollt derselbe auf den Kreisbogenflächen c fast ohne Reibung und Kraft verbrauch, bis die Fläche i, welche sich an die Kreis bogenflächen anschliesst, auf der Laufbahn v aufliegt, und der Tiegel mithin in eine parallele Stellung zu der durch die punktirte Linie angedeuteten Form gebracht wird. Zu gleicher Zeit mit dem Auflegen der Fläche i auf die Laufbahn legt sich die Knagge d des Lappens m hinten an die untere Laufbahn, welche parallel zur obern Seite gehobelt ist, und verhütet hierdurch weiteres Vorbeugen des Tiegels. Letzterer befindet sich jetzt ungefähr 22 mm von der Form entfernt, welchen Weg er nunmehr gleitend zurücklegt, indem gleichzeitig die Knagge d 1 des Lappens m über die Laufbahn gezogen wird und so dem Tiegel während des Druckes einen festen, sichern Halt giebt. Ein kleiner Ruhepunkt beim Druck und eine schnelle Rückwärts bewegung vollenden die Aufgabe des Tiegels. Das Farbwerk der Universal bestellt aus dem grossen, ober halb der Form gelagerten Cylinder a (Fig. 21), welcher linksseitig mit einem Getriebe versehen ist und von dem grossen Zahnrade der Presse in Bewegung gesetzt wird, dem oberhalb des grossen gelagerten kleinen Cylinder b, zwei in die Schlitze einzulegenden, aus Masse gegossenen Reibwalzen c und d-, dem in Schlitz a oder b einzusetzenden Wechselreiber e; den drei Auftragwalzen f g h und dem zwischen Duktor und Farbcylinder eingeschalteten Heber i. Ein Zug an einem Knopf schaltet die Auftragwalzen sofort in der Weise aus, dass dieselben nicht über die Form laufen. Colts Armory Presse, beziehbar durch Scheiter & Giesecke in Leipzig. Diese Presse ist nach denselben Grundsätzen gebaut wie die Gally, und ohne Zweifel eine sehr brauchbare Tiegeldruck-Ma schine. Als wesentliche Verbesserung gegenüber der Gally ist der Fortfall der die Bewegung des Tiegels unterstützenden Federn zu bezeichnen, deren Brechen stets den Betrieb der Presse in Frage stellte. Statt dieser Federn leitet ein am hintern Theil des Tiegels ausgesparter, genau der Tiegelbewegung angepasster Kurven schlitz a, in welchem eine Welle gleitet, die Führung des Tiegel stückes (Fig. 22). Um dem Tiegel eine möglichst grosse Ruhe pause und annähernd horizontale Lage zu geben, ist die Einrichtung der Zugstangen verändert. Die Welle, auf welcher die Excenter sitzen, ist dadurch gegen Durchbiegen oder Brechen gesichert, dass dieselbe nicht nur in den Ge stellwänden in Lagern ruht, sondern beide Lager sind in eins vereinigt, das von einer Gestell wand zur andern reicht und so die ganze Welle unterstützt. Der Tiegel hat in der Mitte noch Stellschrauben erhalten, auf denen er ruht, und welche Schutz gegen Zerspringen bei schwerem Druck bieten. Der Farbcylinder hat äusser der kreisenden noch seitliche Bewegung, um die Farbe- (on Fig. 23. Auftreten auf den in ein Tritt- 4 'm dazu ein Formhalter mit Tritthebel. des Rahmenhalters. Gallypressen war Schlüssel nöthig. gestell ausgehenden Hebel An den verreibung zu vervollkommnen. Die Befestigung der Form durch die Klaue a (Fig. 23) geschieht mittels des Fusses durch festes Bayrischer Buchdruckertag. Am Sonntag, 28., und Montag, 29. Mai d. J. fand in Würzburg die Jahresversammlung des Bayrischen Kreises des Deutschen Buchdrucker vereins statt. Von den Punkten der Tagesordnung rief der Antrag auf Einrichtung eines Ehren- und Schiedsgerichts für Angehörige der graphischen Stände lebhafte Aussprache hervor. Manches Klagelied über Preisschleuderei und allerlei unschöne Konkurrenzmanöver ertönte, und mancher pessimistische Zweifel wurde laut, doch wusste der Vorsitzende die Nützlichkeit des »Ehren- und Schiedsgerichts« aufs beste darzulegen und die Zweifler von seiner Ansicht zuüberzeugen, sodass der Antrag unter allseitigem Beifall angenommen wurde. Kempe, Nürnberg, gab der sichern Hoffnung Ausdruck, dass das Ehren- und Schiedsgericht eine gesuchte Instanz der Behörden in mancherlei Streit- fällen werde und insbesondere zur Hebung des Ansehens des Buchdruckerberufes wesentlich beitragen dürfte; die Gründung schaffe eine Vermittlung insbesondere auch zur Beilegung von Streitfällen zwischen Buchdruckerei- besitzen! und Lieferanten. Der weitere Antrag auf Schaffung einer schwarzen Liste für schlechte Zahler wurde ebenfalls mit Beifall genehmigt und dabei das Vorgehen und Verfahren des Schutzvereins der Papier-Industrie als mustergiltig hingestellt. Die schwarze Liste wird alle diejenigen Besteller enthalten, welche durch kein Mittel zur Zahlung ihrer Schule zu bringen sind. Diese Liste wird nur