Volltext Seite (XML)
No. 44 1307 Buchgewerbe Buchdruck e Buchbinderei ® ® 8 © 6 Steindruck e e e Buchhandel Eingesandte Werke finden Besprechung. Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme. Berufskrankheiten der Buchdrucker. In Nr. 36 der Papier-Zeitung befindet sich ein Artikel über Berufskrankheiten der Buchdrucker, in welchem den Buchdruckerei besitzern bezw. den Faktoren zum Vorwurf gemacht wird, für Reinhaltung der Arbeitsräume, für Waschgelegenheiten, Hand tücher usw. nicht hinreichend zu sorgen, und dass diese Unter lassungssünden mit Schuld tragen an den Krankheiten der Buch drucker, namentlich der Schwindsucht der Setzer. Ich muss leider aus meinen Erfahrungen bestätigen, dass in vielen Druckereien Zustände wie die geschilderten herrschen, kann aber glücklicherweise auch eine lange Reihe von Firmen nennen, in deren Arbeitssälen eine musterhafte Reinlichkeit und Ordnung besteht. Besonders die grösseren Leipziger Druckereien zeichnen sich hierin aus. Luft- und lichtreiche Räume mit guten Beleuchtungs- und Heizungs-Einrichtungen, eigene Garderobe zimmer, ausreichende Waschgelegenheit, zahlreiche Spucknäpfe, Papierkörbe, Kisten für Speisereste usw. zeugen dafür, dass die Druckereibesitzer das Wohl ihrer Arbeiter im Auge haben. Sind aber die betreffenden Geschäftsleiter nicht mit Strenge darauf bedacht, dass die Wohlfahrts-Einrichtungen ihrem Zwecke gemäss benutzt und in Ordnung gehalten werden, so herrscht in kurzer Zeit die grösste Unsauberkeit und Unordnung, hervor gerufen durch Nachlässigkeit und Gleichgiltigkeit der Arbeiter selbst. Es ist im allgemeinen nicht gerecht, für derartige Missstände stets die Geschäftsleitung verantwortlich zu machen. Wären die Arbeiter selbst ein wenig bestrebt, auf Ordnung und Reinlichkeit zu halten, dann würde Vieles besser sein. Oft bringt man den Wohlfahrts-Einrichtungen Misstrauen entgegen, benutzt sie ab- sichlich nicht, oder zerstört sie gar. Man ist immer sehr schnell bei der Hand mit den Worten: Für das Wohlbefinden der Ar beiter wird nichts gethan. Dass sie selbst dazu beitragen müssen, Reinlichkeit und Ordnung in Druckereien aufrecht zu erhalten, diesen Gedanken weist man von sich. Dafür mag der Faktor sorgen. Um den Staub aus den Sälen zu entfernen, ist öfteres Auswaschen der Arbeitsräume nothwendig. Ich lasse dasselbe alle 14 Tage vornehmen, Fensterbretter, Regale usw. müssen ebenfalls feucht abgewischt werden, damit der Staub fortgenommen wird. . Das Abfegen nützt sehr wenig und schadet viel. Der Staub wird dabei aufgewirbelt und lagert sich an anderer Stelle wieder ab oder wird verschluckt. Sind aber Fensterbretter und Regale mit Buchstaben, Regletten oder gar Zwiebelfischen belegt — was ich auf keinen Fall leide — dann ist das Abwischen erschwert oder gehindert, und es sammelt sich dort Staub an. Im Frühjahr und Herbst muss eine gründliche Reinigung der Lokalitäten vorgenommen werden, namentlich sollen Decken und Wände von Staub gesäubert, Regale und dergl. abgerückt werden, um den dahinter liegenden Staub entfernen zu können. Jeden falls wird man mir sagen, das habe viele Störungen des Geschäfts betriebes im Gefolge. Das kommt ganz darauf an, wie es ge schieht. Das Aufwischen des Setzersaales geschieht in unserer Druckerei alle 14 Tage Sonnabends nach Geschäftsschluss, die grosse Reinigung wird Sonntags vorgenommen: an einem Sonntag der Setzersaal, am nächsten der Maschinensaal usw. Hat man ein wachsames Auge und lässt überhaupt keine »Schmutzwinkel« aufkommen, die nie einen Besen sehen, dann ist es mit dem Staube garnicht schlimm. Man sollte die Arbeiter aber veranlassen, möglichst festes Schuhwerk zu tragen. Gefährliche Staubaufwirbler sind die sogenannten Cordpantoffeln, deren Sohlen beim Gehen »nachgeschlurrt« werden. Das Ausweissen oder Tünchen der Räume mindestens alle 2 Jahre trägt viel dazu bei, die Luft zu verbessern. Man sollte die Unbequemlichkeiten dieser Arbeit nicht scheuen. Die Kosten werden zum Theil durch Ersparnisse an der Beleuchtung wieder eingebracht. Sorgt man dafür, dass die Fenster von Zeit zu Zeit geputzt und die Bedürfniss - Anstalten in sauberem Zustande er halten werden, so wird jeder vernünftige Arbeiter einsehen, dass auch sein Wohlbefinden im Auge behalten wird, und dass es nuu an ihm selbst liegt, das Uebrige zu thun. In Grossstädten, wo jedes Quadratmeter Raum theuer bezahlt werden muss, sind oft die Arbeitsräume eng und schlecht gelegen, sodass es den be treffenden Inhabern manchmal beim besten Willen nicht möglich ist, diese Missstände abzustellen. Wo aber Gelegenheit geboten ist, Platz, Luft, Licht und Ordnung zu schaffen, da fehlt es oft nur an einer verständigen Anregung an geeigneter Stelle, um annehmbare Zustände herbeizuführen. C. M. Binden flachauflegbarer Bücher. Nachfolgendes soll als Ergänzung zum Aufsatz »Binden von Büchern«, Nrn. 34 und 35 der Papier-Zeitung, gelten. Dort widerlegte ich einige Vorschläge, die ein Bücherfreund zur Ver besserung des heutigen Buchbindeverfahrens machte. Heut will ich einige Verbesserungs -Vorschläge machen, die auf praktischen Versuchen und fachmännischen Erfahrungen beruhen. Die Frage, um welche es sich handelt, betrifft das flache Auf legen der Bücher. Man verlangt mit Recht, dass die Bücher nicht nur äusserlich geschmackvoll gearbeitet seien, sondern auch sich gut hantiren lassen. Ueber die zu verlangende Beschaffenheit des Einbandes herrschen freilich verschiedene Meinungen. Die fran zösischen Bücherliebhaber verlangen in der Regel einen festen, unbeweglichen Buchkörper, der sich — wenn man die Buchdeckel anfasst und gegeneinander schiebt — im Rücken möglichst wenig bewegt. Dieser Anforderung kann der Buchbinder nur durch einen hartgearbeiteten, stark überklebten Rücken des Buchkörpers ge nügen. Ist der Rücken aber stark überklebt, so zeigt er sich beim Oeffnen des Buches widerstrebend, und die Blätter des geöffneten Buches legen sich nicht flach nieder. Die französischen Bücher besitzer scheinen sich leicht über dieses Uebel hinwegzusetzen; die deutschen dagegen wollen ihre Bücher nicht nur in den Bücher schrank stellen, sondern sie wollen sie lesen und verlangen daher mit vollem Recht, dass man beim Lesen nicht durch aufsteigende Blätter gestört werde, kurz, dass sich die Bücher »flach auflegen«. Dieses flache Auflegen wird bei Kontobüchern durch den so genannten Sprungrücken so weit erreicht, dass der Erfolg zur Noth befriedigen kann. Nun wäre es das Einfachste, auch Druckwerke, die man heut in Halbfranz-, Leinen- oder Pappband bindet, gleich falls mit Sprungrücken - Einband zu versehen. Dem stellen sich aber Schwierigkeiten entgegen; denn: die Druckwerke müssten dann ebenso schwerfällig gebunden werden wie Kontobücher. Sie würden infolgedessen nicht mehr das zierliche Aussehen bekommen, welches man von unsern Halbfranz- und Leinenbänden verlangt. Die Pressvergoldung, welche heut eine so grosse Rolle bei der Buchdeckenverzierung spielt, wäre entweder nicht mehr oder nur sehr beschränkt anwendbar. Die Bücher müssten also mit der kostspieligen Handvergoldung verziert werden. Dadurch und in folge der zeitraubenderen Bindearbeit würden die Sprungrücken- Einbände sehr theuer werden. Jeder Fachmann aber weiss, dass die deutschen Bücherbesitzer keine hohen Preise für Einbände zahlen wollen, und so würde jeder Versuch schon an der Geld frage scheitern. Dazu kommen ferner Bedenken, die sich in tech- nischer Hinsicht bezüglich des wenig haltbaren Druckpapiers, der kleinen Buchformate u. dergl. aufdrängen. Eines schickt sich nicht für Alles. Ein kräftig federnder Sprungrücken kann zum baldigen Untergange eines kleinen, aus wenig haltbarem Druck papier bestehenden Buches führen. Die, Aufgabe würde also sein, auch ohne Anwendung von Sprungrücken-Einbänden flaches Aufliegen der Bücher zu erzielen. Ferner müssten — da der Mensch von alten Gewohnheiten nicht gern allzuweit und allzuplötzlich abweicht — die alten Einband- formen unserer Halbfranzbände, Leinenbände und Pappbände bei behalten werden. In Deutschland war man schon seit Jahrzehnten bestrebt, leichtauflegbare Einbände zu fertigen, und arbeitete deshalb die Rücken der Buchkörper nicht so hart, wie dies in Frankreich meist geschieht. Leider aber gab es und giebt es noch heut