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No. 44. PAPIER-ZEITUNG. 1305 Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren- Faches, welche Neues oder Bemerkens* werthes bieten, kostenfrei besprochen. Schachtel-Verbindungen der Kartonnagenfabrik Carl Deaschle, Göppingen (Württ.). Die uns eingesandten Proben sind in bekannter Weise durch aufgeheftete Blech-Ecken an den zusammenstossenden Kanten verbunden. Die Ecken sind etwa wie bei Küchen-Reibblechen hergestellt. In kurzen Abständen sind viereckige Löcher so in das Blech geschlagen, dass vier scharfe Zacken auf der andern Seite vortreten. Diese Zacken dringen beim Aufheften in die Pappe, legen sich dabei etwas um und geben eine sehr feste Ver bindung. Die Blechstreifen konnten bei dieser Art der Zacken bildung in gefälliger Form gehalten werden; sie sind an den Kanten gewellt, und gereichen, wie aus den vorliegenden Mustern hervorgeht, den feinsten Schachteln zur Zierde. Da allein die unansehnliche Form der Blech-Ecken sie bisher von der Ver wendung zu bessern Schachteln ausschloss, so kann es sein, dass diese neue Form willige Aufnahme findet. Lineale mit Lösch-Einlage. Für Schulzwecke fertigt R. Heine mann, Themar in Thüringen, Lineale aus Holz und aus Blech, bei denen eine mit Löschpapier bewickelte schmale Leiste auf der untern Seite eingeschoben werden kann. Diese Lösch-Einlage hat nicht nur den Zweck, der in ihrem Namen angedeutet ist, sondern bewirkt auch, dass die Lineale fester auf dem Papier liegen als glatte Lineale. Infolgedessen werden die Striche genauer. Die Ziehkanten bei diesen Linealen sind mit der für Schulzwecke nöthigen Sauberkeit bearbeitet. Zwei Sorten haben auf der breiten Oberfläche einen kleinen, mit Gummipfropfen ver schliessbaren Aufbau aus Blech, der zum bequemem Anfassen der Lineale dient und auch gleichzeitig als Behälter für Stifte und Federn benutzt werden kann. Papier-Ausstattung. Die Firma Hahne & Werninghaus, Doehren b. Hannover, bringt als vornehme Neuheit ihr Papier »Granit« in den Handel. Dasselbe wird in 10 Formaten und Sorten geliefert. Die Schachteln haben die Formen von Granitblöcken, sind mit ent sprechend graugemasertem Papier bezogen und mit dem Aufdruck »Granit« in Silberprägung versehen. Der Inhalt besteht aus Bogen oder Karten und Umschlägen aus bläulich grauem Papier, bei welchem die dem Granit eigene Maserung in Art der Wasser zeichen bewirkt wurde. Die Maserung erscheint in der Durchsicht hell und hebt sich in der Aufsicht durch etwas schwächere Färbung ab. Die Karten tragen Silberschnitt. Papier und Bogen sind mit Silberschnüren gebändert. Das Geschäftsbuch. Von C. Riefenstahl. [Schluss zu Nr. 43.] Aeussere Ausstattung. Zum Nachtheil und Verdruss der Fabrikanten gilt hier in Deutschland bei den Käufern der Geschäftsbücher die grösste Einfachheit; jeder Zierrath wird mit Misstrauen betrachtet. Grau und wieder grau ist die Losung. Verzierung vertheuere, ist der Glaube beim kaufenden Publikum. Schon aus diesem Grunde wird es dem Fabrikanten schwer, ja fast unmöglich, von der her gebrachten Art abzuweichen. »Der Kaufmann soll in seinem Geschäft keinen Luxus treiben«, heisst es. Ist Schönheit in allen Fällen Luxus? Erfreut sie nicht das Auge, belebt sie nicht die Arbeitslust? Wohl giebt es Ausnahmen; hier und da verlangt auch Jemand einen nicht nur festen, sondern auch markig ge diegenen und schön aussehenden Einband, ganz in Schweinsleder gebunden, mit kräftigen Bünden und Juchten besetzt und durch Linien verziert. Solcher Einband erfreut das Auge und verleiht dem Ansehen des Buches Wichtigkeit. Auch schon Bücher in einfach Schweinsleder, dasselbe schön abgedruckt, Rücken und Deckel mit schwarzen Kalbleder-Titeln versehen, den Schnitt roth gefärbt und geglättet, sind eine Zierde für jedes Kontor. So lässt sich noch Manches herstellen, was schön ist und doch dem Charakter des Geschäftsbuches entspricht. Dagegen sind einfache graue Moleskinbände, wenn sie oben und unten mit glatten Schweinslederstreifen besetzt sind, nicht gerade schön zu nennen; das weisse Leder will zu dem Grau nicht passen. Allerdings ist Schweinsleder das Haltbarste und in dieser Hinsicht sehr zu empfehlen, auch wird die Farbe des Leders mit der Zeit dunkler. Juchtenbesatz sieht schöner aus, das Juchtenroth steht vorzüglich zu Grau, aber die Oberhaut ist spröder und Beschädigungen sind leichter sichtbar; an Haltbarkeit dürfte es dem Schweinsleder nicht viel nachgeben. Ueber gewöhnliche Einbände lässt sich sagen: Im allgemeinen wird das Ansehen eines Buches durch Aufkleben von Bünden auf den Rücken erhöht, ist doch der Bund das Charakteristische eines Einbandes. Praktische Rücksichten aber sprechen wieder dagegen; denn einmal werden die Bünde durch das Scheuern auf den Pulten leicht unansehnlich, dann hindern sie, einen möglichst grossen Titel anzubringen; letzteres ist aber in allen Fällen erwünscht. Schon von weitem soll man erkennen, welches der Inhalt des Buches ist. Oft sind die Bücher oben an der Decke des Kontors auf Brettern aufgestellt, um noch lange Zeit zum Nachschlagen zu dienen; da ist es gewiss erwünscht, schon von unten auf den ersten Blick den Titel erkennen zu können. Die Bünde schützen zwar den tiefer liegenden Titel, aber dies geschieht auch durch Ein lassen der Titel in den sonst glatten Rücken. Ein schöner einfacher Einband ist ferner ein solcher mit breitem Moleskin-Rücken und ebensolchen Ecken, die Deckel mit dunkelgrünem Leinen bezogen. In der Regel werden die Deckel mit braunem Marmorpapier bezogen; ist es gutes Papier, welches unterfärbt ist und schönen nussbaumbraunen Maser trägt, so wirkt es besser als gewöhnliche Maserpapiere mit hellerem Ton. Auch hier liesse sich Wandel zur Verfeinerung des Geschmacks schaffen, wäre nicht die Gewohnheit hindernd. Bücher mit andern Bezügen sind schwer verkäuflich; z. B. hellgrauer Rücken und Ecken, mit schwarzem Chagrinpapier oder schwarzrothem Gustavmarmor be zogen, würden den Preis nicht wesentlich erhöhen und entschieden besser wirken. Am wenigsten schön und haltbar dürften grüne Leinenbezüge sein, diese sind nur bei dünnen Büchern mit Vortheil anzuwenden. — Grelle Farben, wie hochrother Rücken und Chamoisbezug oder hellgrüner Rücken mit braunem Kalikobezug, finden in Deutschland keinen Anklang, verkäuflich bleiben nur wenige gewohnte, möglichst monotone Bände. Lebhaftere Farben und zugleich geschmackvollere Einbände dagegen werden für den Export verlangt. Das Wesentlichste eines guten Geschäftsbuches wird immer bleiben: gutes Papier, saubere Liniatur, zweckentsprechender, dauerhafter Einband. Behandlung des Geschäftsbuches. In vielen Geschäften werden die Geschäftsbücher gewissenhaft und vorsichtig behandelt. Man hütet dieselben als das Werth- vollste, und noch lange, nachdem sie vollgeschrieben sind, sehen sie wie neu aus. Wie leichtfertig aber anderseits geht man in manchen Kontoren mit diesen Büchern um! Schwere Bücher werden hin- und her geworfen, auf den Fussboden gestossen, statt sie vorsichtig zu stellen. Beim Einstellen in das Geldspind werden die Kanten des Buches auf die scharfen eisernen Kanten des Spindes ge schlagen. Der obere Theil des Rückens oder der Deckel wird an den scharfen vorstehenden Scharnieren der Pultklappen zerrieben, dass bald die Stücken herunterhängen. Auch benutzt man wohl gar zum Trocknen des Geschriebenen anstatt eines Löschblattes Streusand, ein gefährlicher Feind jedes guten Geschäftsbuches; denn durch den Streusand wird nach und nach das Buch im Rücken stärker und geht schliesslich nicht mehr hinein. Für Leute, die in dieser Art mit den Büchern umgehen, giebt es kein Mittel und würde jeder Rath vergeblich sein. Erfreulicher Weise sind dies nur Wenige; die meisten Geschäftsleute halten ihre Bücher gut, lieb und werth, wie es der Bedeutung eines Geschäftsbuches entspricht. Einige begehen aber bei der Hand habung Fehler, die dem Buche nachtheilig sein müssen, und die sie gewiss vermeiden würden, wenn sie darauf aufmerksam ge macht werden. In den meisten Fällen lassen sich die Ursachen der durch falsche Behandlung beschädigten Bücher auf dieselben Fehler zurückführen. Einer der am meisten vorkommenden Fehler wird beim Umschlagen der Blätter gemacht. Wenn man die Seitenzahl sucht, so wird häufig nur eine Hand gebraucht, — je nachdem das Buch liegt, die linke oder rechte. — Diese Hand hat man ober halb des Buches; ist nun die Seitenzahl gefunden, so wird das Papier meistens umgeschlagen, indem man die Hand etwas nach dem Rücken zurückzieht, dabei reisst leicht der obere Theil des Papiers am Rücken, wo es gefalzt ist, ein. Es legen sich Ecken um, eine nach der andern, das Buch wird an dieser Stelle stärker und drängt schliesslich den Einband auseinander. Um die um gelegten Ecken legen sich später, selbst beim regelrechten Auf- und Zumachen, immer mehr Ecken, so dass an dieser Stelle gar- kein Halt mehr ist, und das Buch unrettbar zu Grunde geht. Beim Aufschlagen des Buches muss die Hand, die das Papier wendet, stets von der vordem Mitte aus die Bogen wenden. Sobald man sich an diesen Griff gewöhnt hat, geht dies ebenso