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Mo. 44 PAPIER-ZEITUNG. 1303 Wirkungen der neuen Zölle auf die französische Papier - Industrie. Zu unserer Mittheilung unter obiger Ueberschrift in Nr. 37, Seite 1108, wird uns aus Paris Folgendes geschrieben: Der in Nr. 37 angestellte Vergleich berechtigt zu keinerlei Schlüssen. Der Monat Januar 1892 war der letzte Monat der alten Handelsverträge, und die Einfuhr von Papier- und anderen Waaren nahm noch grösseren Umfang an, als sie schon während der zwei oder drei vorhergehenden Monate hatte. Alle Kaufleute machten während dieser kurzen Zeit grosse Käufe in Papieren, Kartonnagen, sowie in solchen Waaren, deren Zölle nach Ablauf der Verträge erhöht wurden. Es ist somit falsch, wenn die nachher eingetretene bedeutende Abnahme der Einfuhr von Papieren und Kartonnagen dem erhöhten Schutzzoll zugeschrieben wird. Ein richtiger Vergleich wird erst möglich, nachdem die grossen vor der Zoll-Erhöhung eingeführten Vorräthe erschöpft sein werden. Geschwefelte Papiere, papiers sulfurises, soll heissen Sulfitstoft' oder imitirt Pergament-Papier. Unter den an gleicher Stelle angeführten 412 644 kg Pappschachteln oder Kartons sollen wohl Cartons päte (graue Pappe), Strohpappe, Holz pappe verstanden sein. Die Ausfuhr hat sich zwar glücklicher Weise etwas gehoben, doch kann man auch diesen Fortschritt nicht den hohen Zöllen zuschreiben, wie es von den Schutzzöllnern geschieht, sondern nur den muthigen Anstrengungen unserer Papierfabrikanten. Die in der Mittheilung angeführte Zahl von 92 800 kg für die Einfuhr photographischer Papiere im Januar 1892 muss falsch sein, da dieses Papier im alten Tarif unter »verschiedene Papiere«, papiers de toute Sorte, eingereiht war. Es ist unbegreiflich, wie ein französisches Fachblatt die erwähnten grösseren Ein- und Ausfuhrzahlen der Wirkung der neuen Zölle zu schreiben kann, da diese viel eher eine Verminderung herbeiführen müssen, und die Wirkung dieser Zölle überhaupt noch nicht mit Sicher heit festgestellt werden kann. Erfindung des Sulfitverfahrens. In Nr. 38 druckten wir die Einleitung zur Gruppe Papier industrie im amtlichen Chicago-Katalog des Deutschen Reichs ab. Dieselbe ist vom Herausgeber dieses Blattes unterzeichnet und schreibt dem Professor Dr. Mitscherlich das Verdienst zu, das Sulfitverfahren, welches im Kochen von Holz mit doppelt schwefligsaurem Kalk besteht, zuerst brauchbar gestaltet zu haben. Infolge dieser Veröffentlichung ist uns ein Schreiben folgenden Inhalts zugegangen, welches wir auf Wunsch des Ein senders in der englischen Urschrift wiedergeben und die Ueber- setzung beifügen. Serra San Bruno, Calabria, Italy, Mai Ulst. 1893. seSraPsanprn.o H ^rn Carl Hofmann. . Calabria. Italic. . Editor of • Papier-Zeituny •. Berlin. Dear Sir! In No. 38 of yaur valuable journal you state that the practAcal deve- lopment of the Sulphite Process is mainly due to Professor Dr. Mitscherlich, which on investigation you will find is not correct. In »Papier-Zeitung« 1883, pg. 750 according to Mr. Th. Knösel Bergvik’s Cellulosa Mill, errected by myself and working my process,' was the first mill, which manufactured sulphite cellulose and I may add that large quantities of sulphite cellulose of good quality was shipped to Germany and used there long before Prof. Mit scherlich had sent out any pulp in the market. From. »Teknisk Tidskrift^ (Stockholm) for the 23d. of April, this year, Prof. Peter Klason in a most interesting article about the Chemical processes at the manufacture of sulphite cellulose state on good authority that the first sulphite cellulose was manufactured at the Bergvik Cellulosa Mill as early as the 3d of Octobre 1874 and that already the same and the following year la celhdose was shipped to England, Russland, Lübeck and Rotterdam and also used in Sweden in large quantities. When I the first time visited some German Paper Mills in very different parts of Germany, for to introduce these fibres, the Mitscherlich-Cellulose was not yet knoten in any of this mills. For to settle this question of priority it would be interesting to have a statement when Prof. Mitscherlich first did bring any quantity of la sulphite cellulose in the market. I may add that the Bergvik Cellulosa Mill to day use the same process as when first started atid the superior qual ity of the Cellulose manufactured there is well known in the market and the perfection of the process may be reell understood from that neither at the first or even now strainers m- pwrifiers of any kind are used and still the cellulose is particular clean arid used for superior qualities of papers. It may interest your readers to know that the first paper of good quality made of sulphite cellulose alone was manufactured for me at Mr. Drewsen’s Paper Mills at Lachendorf by Celle under my own super- vision by the manager Mr. Koenig and large quantities of my cellulose was afterwards regulary used at this mill. Your truly C. D. Ekman. Uebersetzung: Werther Herr! In Nr. 38 Ihres geschätzten Blattes sagen Sie, die praktische Ent wicklung des Sulfitverfahrens sei hauptsächlich Professor Dr. Mitscherlich’s Verdienst, was Sie bei Prüfung unrichtig finden werden. Nach Herrn Tb. Knösel’s Angabe, Seite 730 der Papier-Zeitung von 1883, war die von mir gebaute und nach meinem Verfahren arbeitende »Bergvik’s Cellulosa Mill« die erste, welche Sulfitstoff erzeugte, und ich kann bei fügen, dass grosse Mengen guten Sulfitstoffs von derselben nach Deutsch land geliefert und dort verarbeitet wurden, lange ehe Professor Mitscherlich Stoff auf den Markt brachte. In Teknisk Tidskrift (Stock holm) erschien am 23. April dieses Jahres ein sehr interessanter Aufsatz von Professor Peter Klason über die chemischen Umwandlungen beim Sulfitverfahren, worin auf Grund guter Kenntniss (good authority) mit- getheilt wird, dass der erste Sulfitstoff in der Bergvik Cellulosa Mill schon am 3. Oktober 1874 fabrizirt wurde, und dass in demselben und folgendem Jahre bester Sulfitstoff nach England, Russland, Lübeck und Rotterdam versandt und in grossen Mengen in Schweden verbraucht wurde. Als ich zum ersten Mal Papierfabriken in verschiedenen Theilen Deutschlands besuchte, um Sulfitstoff dort einzuführen, war Mitscherlich- Zellstoff noch in keiner derselben bekannt. Zur Entscheidung der Frage, wer zuerst die Erfindung machte, wäre eine Feststellung der Zeit von Interesse, wann Prof. Mitscherlich zuerst Mengen guten Sulfitstoffs auf den Markt brachte. Die Bergvik Cellulosa Mill arbeitet heute noch nach demselben Verfahren, mit dem der Betrieb eröffnet wurde, und die Vorzüglichkeit des dort erzeugten Stoffes ist im Markte bekannt. Wie gut das Verfahren arbeitet, geht aus dem Umstand hervor, dass weder anfangs noch jetzt Knotenfänge oder Reiniger irgend welcher Art dabei Verwendung fanden, obwohl der Zellstoff besonders rein ist und zu feinsten Papieren verarbeitet wird. Es mag auch von Interesse sein, dass das erste gute aus Sulfitstoff allein angefertigte Papier in Herrn Drewsen’s Papierfabrik zu Lachen dorf bei Celle unter meiner Aufsicht von dem Direktor Herrn Koenig angefertigt wurde, und dass nachher grosse Mengen meines Sulfitstoffs in der Fabrik regelmässig verarbeitet wurden. Ihr ergebener C. D. Ekman. Wir bestätigen Herrn Ekman' auf seinen Wunsch gern, dass er, soweit unsere Kenntniss reicht, zuerst mit doppelt schweflig saurer Magnesia kochte, während dies in der in Nr. 39 auszugs weise wiedergegebenen Dissertation von Streeb auch Mitscherlich zugeschrieben ist. Professor Dr. Mitscherlich schrieb uns vor einiger Zeit, dass er eine Geschichte seiner Erfindung vorbereite, und er wird daher imstande sein, den Angaben des Herrn Ekman andere entgegenzustellen. Die Fachwelt wird dann beurtheilen können, ob er, wie wir bisher annahmen, zuerst Sulfitstoff in grossen Mengen hergestellt hat, oder ob ihm Ekman durch Fa brikation mit doppelt schwefligsaurer Magnesia zuvorgekommen war. Braunwerden holzschlifffreien Druckpapiers. Auf die Mittheilung des Herrn J. Serog in Nr. 43 der Papier- Zeitung erwidere: Die Beobachtungen, dass schlecht und mangel haft aufgeschlossener Zellstoff das daraus gefertigte Papier unter Einwirkung der Luft, der Feuchtigkeit oder des Lichtes bräun lich färbt, ist zu alt, als dass die s. Zt. gemachten Angaben hätte machen können. Da jedoch das besagte Papier mit Phloroglucin in Alkohol und etwas Schwefelsäure keine röthliche Färbung zeigte, der Zellstoff also sehr gut aufgeschlossen war, so trifft diese Annahme nicht zu. Auffallend war in dem Papier der sehr grosse Eisengehalt, der nur seinen Grund in stark eisenhaltigem Fabri- kationswasser finden konnte. Es lagen also ganz aussergewöhn liche Verhältnisse vor, die mich zu der s. Zt. ausgesprochenen Annahme veranlassten. Die in Nr. 43 gemachten Angaben will ich gelten lassen für schlecht aufgeschlossenen Zellstoff. Für den von mir aufgeführten Fall ist es aber nöthig, das betreffende Papier, welches ich im Auge habe, zu kennen, ohne solches halte es nicht für möglich, meine Angaben als unrichtig hinzustellen. Ich beanspruche keineswegs das Recht der Unfehlbarkeit, bin dankbar für jede Aufklärung, und würde es sehr sein, wenn eine der nordischen Fabriken, die vielfach mit der Schwierigkeit des stark eisenhaltigen Fabrikationswassers zu kämpfen haben, die gemachten Erfahrungen mittheilen würde. Auf den Zusatz des D—, Chemiker, einzugehen, finde unnöthig, da in meiner Abhandlung von Ultramarin nur insoweit gesprochen habe, als solches zum Nuancieren des Papiers verwendet wird. Dass 20 g Ultramarin, auf 100 kg Stoff vertheilt, nicht soviel Schwefel enthalten, um besagte Bräunung zu erzeugen, versteht sich von selbst. Dr. E. Muth. Lumpen und Holzfasern. Die Harburger Handelskammer bemerkt in ihrem kürzlich erschienenen Jahresbericht für 1892: Der Verlauf des Geschäfts in Lumpen gestaltete sich im Vergleich zum Jahre 1891 recht ungünstig. Die Verarbeitung von Holz stoff und andern Surrogaten wird von Jahr zu Jahr grösser. In Amerika und England, den Haupt-Absatzplätzen für Papierlumpen, geht man ebenfalls immer mehr zu den genannten Surrogaten über.