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Buchgewerbe Buchbinderei e ® Buchdruck ee ® ® Buchhandel ® ® @ Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung. Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme. Berliner Typographische Gesellschaft. Die Gesellschaft tagt von jetzt an im neuen Lokal Odd-Fellow-Hallen, Alte Jakobstrasse 128, nahe der Ritterstrasse. Die nächste ordentliche Sitzung findet am Mittwoch, 24. Mai 1893, abends 9 Uhr, statt und wir bitten die Herren Mitglieder um zahl reiches und pünktliches Erscheinen. Gäste sind willkommen. Tages-Qrdnwig: 1. Geschäftliches. 2. Ausstellung einerSammlung japanischer Farben drucke. 3. Vortrag des Herrn Schriftgiesserei-Besitzers Arndt: Ueber Signaturen. Berlin, 17. Mai 1893. Der Vorstand. Tiegeldruckpressen. Von Carl Müller, Leipzig. Im Laufe der achtziger Jahre bis auf die neueste Zeit hat der Bau und mit ihm die Formung der Tiegeldruckmaschinen so bedeutende Fortschritte gemacht, dass es nicht uninteressant ist, die Verbesserungen sowohl im System als an einzelnen Theilen eingehender Besprechung und Beurtheilung zu unterziehen. Im wesentlichen unterscheiden wir zwei Systeme: Tiegeldruck pressen mit schwingendem und Tiegeldruckpressen mit feststehen dem Fundament. Von den Maschinen der letztgenannten Art werden einige derart gebaut, dass das beim Druck senkrecht fest stehende Fundament erforderlichenfalls in eine waagerechte Lage gebracht werden kann, damit ohne Ausheben der Form Korrekturen ausgeführt werden können. Weiler’s Liberty. Die bedeutsamste Vertreterin der Maschinen mit schwingendem Fundament ist die Liberty - Maschine Fig. 1. Grundsatz dieses Fig. 1. Die Original-Liberty-Maschine. Systems ist das gleichzeitige Schwingen und Zusammentreffen von Fundament und Tiegel. Beim Zusammentreffen beider Flächen wird der Druck dadurch ausgeübt, dass mittels zweier Zug stangen die Achse, mit welcher das Fundament fest verkeilt ist, und diejenige, auf welcher der Tiegel befestigt ist, gegen ein ander gezogen werden. Die Zugstangen sind an einem Ende in Kurbelstellung auf den zu beiden Seiten der Tiegel -Achse sitzenden Scheibenrädern, am andern Ende auf der Fundament achse gelagert. Tiegel und Fundament stehen scharnierartig mit einander in Verbindung, und die Bewegung beider Theile ist dem Aufschlagen und Zuklappen eines Buches vergleichbar. Fig. 1 zeigt die Abbildung der Original-Liberty-Maschine von F. M. Weiler. Das Farbwerk an diesen Pressen beruht auf dem Grundsatz der Tischfärbung. Hinter dem Fundament ist eine drehbare Scheibe, der Farbtisch, gelagert, auf welchem mittels einer Heb- oder Leckwalze Farbe aufgetragen wird. Die Leck walze erhält die Farbe von der im Farbkasten sich bewegenden Fig. 2. Tiegeldruckpresse System Liberty im Augenblick des Druckes. Fig. 3. Tiegel und Fundament im Augenblick des grössten Ab standes. eisernen Duktorwalze. Die Auftrag walzen laufen in Schlitzlagern und erhalten ihre kreisende Bewegung durch Laufschienen, welche zu beiden Seiten des Drucktiegels ausserhalb des Rahmens an gebracht sind, und auf welchen beiderseits auf die Walzen-Achse geschobene Gleitröllchen rollen. Das Einfärben der Form erfolgt kurz vor dem Zusammengehen von Tiegel und Fundament. Während des Zusammengehens liegen die Auftragwalzen auf dem Farbtisch und nehmen von demselben Farbe ab, die dann beim Rückgänge der Form auf die Schrift übertragen wird. Die Walzen färben die Form also vor jedem Druck zweimal ein. Die Verreibung wird durch eine drehende Bewegung des Farbtisches unterstützt, ausserdem liefert die Fabrik Ergänzungsreiber für solche Fälle, wo mit schwer zu verreibenden Farben gedruckt wird. Diese Reiber sind Eisen walzen, welche in den Lagerschlitzen der Walzen ihren Platz finden und von den Walzen mitgenommen werden. Die drehende Bewegung der Reiberhülse wird durch ein auf der Spindel angeschnittenes Schneckengewinde zugleich zu einer nach rechts und links schiebenden gemacht. Die Original-Liberty besitzt auch die wohl an keiner neu gebauten Presse mehr fehlende Einrichtung zum Ausrücken des Drucktiegels, bezw. zum Abstellen des Druckes bei jeder beliebigen Stellung des Tiegels. Ausserdem können die Libertymaschinen Weiler’s mit einem Selbst-Ausleger versehen werden, auf den ich weiter unten zurückkommen werde. Weiler’s »National«, eine Presse für ganz leichte Arbeiten, von der man nicht die Leistungs fähigkeit der Original-Liberty verlangen darf, hat feststehendes, senkrechtes Fundament und genügt für kleine Arbeiten. Bei den ältern Maschinen der »Liberty Machine Works« und auch an den Pressen anderer Fabriken erfolgt die Verstellung des Drucktiegels dadurch, dass eine in der Mitte der Rückseite desselben befindliche Schraube gelockert werden muss, um das Verstellen der an den vier Ecken des Tiegels stehenden Schrauben zu ermöglichen. Jedermann, der an einer derartigen Presse gearbeitet hat, wird zugeben, dass die Veränderung der Druck stärke auf diese Weise oftmals viel Aerger verursacht. Oft war die eine Schraube zu wenig, die andere zu viel nach der gewünschten Richtung verdreht, der Tiegel stand schief, und es zeigten sich in folgedessen ungleichmässiger Druck, Schmitz oder andere Un annehmlichkeiten. Heute ist ein besseres Hilfsmittel gefunden: der Drucksteller, und mit diesem in Verbindung eine stets genau parallele Tiegelverstellung zum Fundament. Der Drucksteller ist nach dem Vorbilde der Gally-Presse konstruirt. Durch diesen Mechanismus ist es möglich, den Druck- tiegel noch kurz vor dem Druck abstellen zu können, auch kann man die Form im laufenden Gange durch An- und Abstellen mehrmals einfärben.